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Das Ende in Limburg – Versuch einer Bewertung

28. März 2014 in Kommentar, 42 Lesermeinungen
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Mir gefällt nicht, dass die Journaille in Richtung Tebartz-van Elst noch nachtritt. Mir gefällt aber auch nicht, dass der Bischof bisher kein Wort der Reue gegenüber jenen hat, die wie Löwen für ihn gekämpft haben. Gastkommentar von Felix Honekamp


Limburg (kath.net/Papsttreuer Blog) Als Hobbyblogger mit einem regulären Beruf steht man ab und an vor der Priorisierungsfrage, ob man bestimmte Dokumente lesen möchte oder nicht. Für einen „Papsttreuen Blog“ gehört es sich natürlich, zumindest alle wichtigen vom Papst verfassten Dokumente durchzugehen und zu besprechen, Enzykliken und Apostolische Schreiben vorneweg, Predigten und andere Texte eher bei Bedarf. Nun geht in der deutschen Kirchen- und Medienlandschaft schon seit Monaten das Gespenst des „Limburger Untersuchungsberichts“ um, der just gestern vorgelegt wurde. Auf nicht weniger als 108 Seiten sind dort Hergang und gegebenenfalls Versäumnisse beim Bau auf dem Limburger Domberg dokumentiert.

Zusammen mit der Annahme des Rücktrittsgesuchs des bisherigen Bischofs von Limburg, Franz-Peter Tebartz-van Elst, und dessen Begründung kommentieren nun wieder alle gerade so, wie es ihnen passt: Die einen weisen auf die Verantwortung des angeblichen „Protz-Bischofs“ hin, die anderen auf die Verantwortung der Kirchengremien, die, wenn sie denn nicht eingeweiht waren, sich doch zumindest vorhalten lassen müssen, sich haben ausbooten zu lassen, bevor sie im letzten Herbst in die mediale Offensive gegangen sind. Und auch der Bischof selbst hat es sich nicht nehmen lassen, auf ebenfalls nicht wenigen vier Seiten eine Stellungnahme zum Bericht der Prüfungskommission abzugeben.

Und mir stellt sich die Frage: Muss ich das alles lesen? Und meine – zugegeben zögerliche – Antwort darauf lautet: Nein!

Den Untersuchungsbericht habe ich „angelesen“ und komme zu dem Schluss, dass mir eine Interpretation hinsichtlich Schuld und Verantwortung einzelner Beteiligter schwer fallen wird. Da helfen auch keine 108 Seiten weiter, in denen Einzelverfehlungen aufgeführt sind, deren Tragweite mir nicht klar ist und von denen ich noch weniger sagen kann, ob sie denn so etwas wie eine moralische Schuld, eine notwendige Verantwortungsübernahme oder nur das fehlende Einhalten eines kleinteiligen Verwaltungsaktes darstellen.


Die Interpretationen, auch durchaus treuer Katholiken, die sich hinter Tebartz-van Elst stellen, lautet aber recht einhellig, dass er – zwar nicht alleine, aber doch – Verantwortung trägt für die Kostensteigerungen im Bauprojekt, auch daran, dass diese über lange Zeit eher verdeckt, um nicht zu sagen verschleiert wurden. Sein Übriges tut dazu, dass der Bischof – man mag über die Bedeutung streiten –, in der Frage nach dem 1.-Klasse-Flug nach Indien nicht nur die Unwahrheit gesagt, sondern sich auch gegen den Nachweis gewehrt hat und sich am Ende nur gegen eine Zahlung von 20.000 Euro vor einer weiteren strafrechtlichen Verfolgung schützen konnte.

Der Rückzug des Bischofs aus Limburg geht also offenbar schon in Ordnung und der vom Papst festgestellten Tatsache, dass es „in der Diözese Limburg zu einer Situation gekommen ist, die eine fruchtbare Ausübung des bischöflichen Amtes durch S.E. Mons. Franz-Peter Tebartz-van Elst verhindert“, kann man ebenso wenig widersprechen wie dem Umstand, dass auch hierfür der Bischof zumindest Teilverantwortung trägt. Über die restlichen Verantwortlichen wird noch zu reden sein, wenn man auch befürchten darf, dass die sich einer Verantwortungsübernahme nach dem Rückzug des Bischofs entziehen können – wer wird sie schon, von medialem Trommelfeuer begleitet, anklagen?

Tragisch ist daran allerdings, dass mit Bischof Tebartz-van Elst ein Mann die deutsche Bischofslandschaft verlässt, die für papsttreue Katholiken eine sichere Bank war. Ein Grund, warum er in großen Teilen der Limburger Priesterschaft nicht gut gelitten war, ist sicher seine Treue zu Rom – vor allem auch im Kontrast zu seinem eher liberalen Vorgänger. Und so gibt es auf der anderen Seite nicht wenige, die auch jetzt noch, nach der Feststellung moralischer und möglicherweise kirchenrechtlicher Verantwortung, davon sprechen, dass die linke Medienmeute einen konservativen Bischof „abgeschossen“ habe.

Da ist sogar was Wahres dran: Andere Bischöfe, die sich Sitze für weit mehr Geld in die Landschaft gestellt haben, bleiben bislang unbehelligt. Aber es ist eben auch nicht die ganze Wahrheit. Denn die einfache Frage lautet, ob sich die Wertung dessen, was in Limburg passiert ist, besser darstellen würde, wenn sie vom kirchenfeindlichen Spiegel oder einer außer Kontrolle geratenen Mannschaft beim Focus nicht ans Licht gezerrt worden wäre? Das elfte Gebot „Du sollst dich nicht erwischen lassen“ als Maßstab? Wohl nur eine rhetorische Frage!

Ja, die deutschen Medien messen mit zweierlei Maß. Sie haben Tebartz-van Elst auch mit gezielten Falsch- und Desinformationen und mindestens fahrlässigem Umgang mit Gerüchten, gejagt. Aber bedeutet das, dass die Dinge, die nun nachgewiesen auf dem Tisch liegen und die zu der Annahme des Rücktrittsangebots des Bischofs geführt haben, dadurch besser, gemildert werden? Ein deutscher Bischof, egal ob liberal oder konservativ, der zumindest einen kreativen Umgang mit der Wahrheit pflegt, der kann auch für papsttreue Katholiken nicht tragbar sein und wenn er noch so hinter der kirchlichen Lehre steht – so wenig tragbar übrigens wie Priester und Bischöfe, die das nicht tun und sich aber nichts zu schulden kommen lassen!

Mir gefällt nicht, wenn die Journaille jetzt noch nachtritt, nachdem der Bischof bereits den Rückzug angetreten hat, mir gefällt aber auch nicht, dass der Bischof bislang – nach meiner Kenntnis – seinen Gläubigen im Bistum noch nicht einmal mit Worten der Reue, des Bedauerns, gegenüber getreten ist. Auch nicht denen, die wie die Löwen für ihn gekämpft haben, weil sie von seiner – moralischen wie rechtlichen – Unschuld überzeugt waren.

Man kann es vielleicht auch so wenden: Ein papst- und lehramtstreuer Bischof hat in dieser Angelegenheit versagt und es wird sicher Bestrebungen geben, das auf papst- und lehramtstreue andere Bischöfe und Gläubige abfärben zu lassen. Ob der ganze Vorgang zu einem tatsächlichen Versagen der Papst- und Lehramtstreuen in diesem Land gedeutet werden kann, wird sich an deren Umgang mit dem Thema erweisen. Ich selbst lag in der Beurteilung des Bischofs sicher mehr als einmal falsch, aber wer heute noch davon spricht, dass der Bischof lediglich abgesägt wurde, der schadet der Wahrheit der kirchlichen Lehre sicher mehr als der Bischof selbst!

Pressekonferenz Bistum Limburg:


Foto (c) Felix Honekamp


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