Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Der moralische Tiefpunkt des Friedrich Merz
  2. Das große CDU-Chaos ODER wenn ein angebliches Plagiat schlimmer als Abtreibung im 9. Monat ist!
  3. Vatikan führt neue Umweltschutz-Messe ein
  4. Herr Bätzing, haben Sie in solchen dunklen Stunden wirklich keine anderen Sorgen?
  5. CDU-/CSU-Fraktion will Wahl von Brosius-Gersdorf zur Bundesverfassungsrichterin verschieben!
  6. Syrer schlug Küster mit 1,6 Meter langem Kruzifix nieder
  7. Bayerische Verwaltungsgerichtshof: Kreuz in bayerischer Schule verletzt Glaubensfreiheit
  8. Priestermangel: Bischof hebt Sonntagspflicht teilweise auf
  9. Richterwahl am Bundesverfassungsgericht: Wie CDU und CSU ihre Grundwerte aufs Spiel setzen
  10. Unterstützung der CSU für SPD-Kandidatin am Bundesverfassungsgericht möglich
  11. Voderholzer und Oster an Merz: "Es darf in Deutschland nie wieder Menschen zweiter Klasse geben."
  12. ChatGTP liefert Witze über Jesus und das Christentum, aber nicht über Mohammed und Islam
  13. Das "...hat mit den Grundsätzen der Christdemokratischen Partei Deutschland nichts mehr zu tun"
  14. Papst-Vertrauter deutet an, dass Leo XIV. im Herbst im Führungsteam viele Personen austauschen wird
  15. NDR-Format ‚Zapp‘ erklärt konservatives Denken mit Gehirnanomalie und geringer Bildung

Hier dokumentiert sich der groteske Aufstand theologischer Zwerge

17. Februar 2011 in Interview, 70 Lesermeinungen
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


'Einige Bischöfe haben sich bereits mutig geäußert. Andere sind in Deckung gegangen' – Kath.net-Exklusivinterview mit dem Dominikanerpater Prof. Wolfgang Ockenfels, Ordinarius der Theologischen Fakultät Trier. Von Petra Lorleberg


Trier (kath.net/pl)
Kath.net: Herr Professor Ockenfels, Sie haben die „Petition Pro ecclesia“ unterzeichnet, nicht aber das Theologenmemorandum „Kirche 2011: Ein notwendiger Aufbruch“. Warum?

Prof. Ockenfels: Das Memorandum ist nur noch peinlich. Dieses verschrobene Pathos, diese Ansammlung banaler Phrasen, diese maskenhaft erstarrte Protesthaltung, die schon in den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts komisch wirkte. Darauf kann man eigentlich nur noch satirisch reagieren. Hier dokumentiert sich der groteske Aufstand theologischer Zwerge, die sich als Koryphäen aufspielen. Die frühere internationale Reputation deutscher Theologie ist dahin. Einige der besten römisch-katholischen Theologen finden man heute unter den nichttheologischen Laien, also Leuten wie Spaemann, Matussek, Lütz und Kissler. Mit denen fühle ich mich weit stärker verbunden als mit den verkrachten 68er Theologen und manchen windelweichen Bischöfen. Das gibt Anlaß, über Nutzen und Nachteil der heutigen Theologie für die Kirche neu nachzudenken.

Kath.net: Die katholische Kirche im deutschsprachigen Raum ist, und da sind sich die beiden Unterschriftsaktionen wohl einig, zweifellos in der Krise. Wird jeweils nur eine andere Therapie verordnet oder unterscheidet sich bereits die Diagnose?

Ockenfels: Der Hund liegt natürlich schon in der Diagnose begraben. Das Memorandum ist nicht einmal in seiner Analyse zutreffend. Es schwimmt auf der Oberfläche allzu gewöhnlicher Vorurteile. Die Ursache der Krise, nämlich der massenhafte Glaubensabfall in den „westlichen“ Ländern, wird überhaupt nicht erörtert. Woher kommt die mangelnde Erlösungsbedürftigkeit? Und woher kommen die sexuellen Missbrauchsfälle in der Kirche? Sie derart hochzuspielen und sie mit dem Zölibat, mit einer „rigorosen“ Sexualmoral der Kirche in Zusammenhang zu bringen, zeugt von Ignoranz, und leider auch von Infamie. Das hat mit empirischer Analyse nichts zu tun. Die darauf aufbauende „Therapie“ verstärkt nur noch das Übel, das es zu beseitigen gilt.


Kath.net: Sind Ihrer Einschätzung nach die innerkatholischen Auseinandersetzungen im Tonfall schärfer geworden?

Ockenfels: Ich kann nur hoffen, dass man langsam Klartext zu reden lernt. Dieses psychologisierende Gesäusel, diese gestelzten Pathosformeln, diese dialektische Doppeldeutigkeit: Das alles ist inzwischen zu einem großen Ärgernis geworden, zu einem Problem kirchlicher Glaubwürdigkeit. Man weiß bei der Kirche in Deutschland kaum mehr, woran man ist. Wie in der Politik drückt man sich vor klaren Entscheidungen.

Kath.net: Woran könnte dies liegen?

Ockenfels: Wir werden sehen: In Zeiten der Krise sehnen sich viele nach Klarheit und Wahrheit. Das Verschwommene überzeugt nicht, sondern desorientiert und frustriert. Wir leben, auch gesellschaftlich und politisch, in Zeiten der Entscheidung: Entweder – oder? Man kann nicht gleichzeitig katholisch, protestantisch oder muslimisch sein.

Kath.net: Welche Reaktion würden Sie sich von den Bischöfen in Hinblick auf das Theologenmemorandum erhoffen?

Ockenfels: Sie sollen sich endlich einmal klar äußern. Und zwar gemeinsam, in Abgrenzung zu jenen Opportunisten, die sich immer noch Vorteile erhoffen, wenn sie sich anti-römisch positionieren. Einige Bischöfe haben sich bereits mutig geäußert. Andere sind in Deckung gegangen, vielleicht fürchten sie eine staatskirchenrechtliche Minimierung von Privilegien.

Kath.net: Und von den katholischen Laien?

Ockenfels: Die sind eine große Hoffnung. Heute sind es die katholisch gläubigen Laien, die die Kirche in Europa stützen, nicht etwa die Theologen an staatlichen Fakultäten. Viele Staatstheologen haben sich bequem in die beamtenrechtlichen Versorgungsansprüche eingenistet. Ihre Treuepflicht erfüllen sie eher dem Staat gegenüber als zugunsten der Kirche. Die gläubigen Laien sind der Kirche gegenüber oft wesentlich loyaler. Nicht selten sind sie auch theologisch kompetenter als die professionellen Theologen.

Kath.net: Apropos Laien: Glaubt man der Berichterstattung der öffentlichen Medien, so scheint es ausschließlich Laien zu geben, welche deutliche Veränderungen im Sinn des Theologenmemorandums fordern, dagegen seien die Bischöfe und die kirchliche Hierarchie die festbetonierten Bremser. Entspricht dies Ihren Einschätzungen des faktischen kirchlichen Lebens?

Ockenfels: Überhaupt nicht. Oft ist das Gegenteil der Fall. Einige Laien wollen sogar noch päpstlicher sein als der Papst. Unser guter alter Papst ist übrigens viel dynamischer und geistig lebhafter als unsere Repräsentanten des theologischen Fortschritts. Es soll auch Bischöfe geben, die in der Pose des Progressiven greisenhaft erstarrt sind und dringend der Führung bedürfen. Die wirkliche Avantgarde der Kirche sehe ich vor allem in ihren neuen geistlichen Bewegungen, in denen gläubige Laien den theologischen Ton angeben. Ich spreche hier nicht von jenen laienhaften Berufskatholiken, die sich in einem „Zentralkomitee“ mächtig aufplustern. Die bringen es fertig, die „evangelischen Räte“ Jesu, zu denen auch die Ehelosigkeit gehört, mit einer basisdemokratischen Räterepublik zu verwechseln.

Kath.net: Welche Entwicklungen erhoffen Sie für die katholische Kirche im deutschsprachigen Raum kurz- und mittelfristig?

Ockenfels: Wunderbar wäre es, wenn Papst Benedikt bei seinem Deutschlandbesuch den Kleinglauben aufrichten, den Glaubenshorizont erweitern und die lähmende Resignation überwinden könnte. Der Blick auf die Weltkirche befreit uns von Kleinkariertheit und Selbstbezogenheit. Wir leben in gefährlichen Zeiten, und die Bedrohungen wachsen weltweit. Es sind Zeiten der Prüfung und der Bewährung des Glaubens. Vielleicht ist es gerade diese Not, die uns wieder das Beten lehrt, und den Mut zum öffentlichen Bekenntnis herausfordert.

Kath.net: Herzlichen Dank für Ihre Stellungnahme!

Der Dominikanerpater Professor Wolfgang Ockenfels hat den Lehrstuhl für Christliche Sozialwissenschaft an der Theologischen Fakultät Trier inne. Ockenfels ist u.a. Chefredakteur der Zeitschrift „Die Neue Ordnung“, Consultor des „Päpstlichen Rates Justitia et Pax“ in Rom und Kuratoriumsmitglied des Forums Deutscher Katholiken.


NEU: Kath.Net bei Twitter

Petition Pro Ecclesia

Kathpedia: Wolfgang Ockenfels

Kathpedia: Theologenaufstand

Diskussion im Forum


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu

Theologie

  1. US-Theologe: Es ist nicht katholisch, wenn man ständig das Lehramt kritisiere
  2. ‚Veritatis splendor – der 30. Jahrestag einer vergessenen Enzyklika’
  3. Knalleffekt am Aschermittwoch: Vier Synodale verlassen den "Deutsch-Synodalen Irrweg"
  4. Roma locuta causa finita
  5. Es reicht
  6. Liebe kann wachsen
  7. Ratzinger-Preis 2021 für zwei in Österreich lehrende Theologen
  8. Das Mahl des Lammes
  9. Etatismus, Globalismus, Ökologismus: die Ideologien, die den Menschen töten
  10. Kardinal Zens Beitrag zur Konzils-Debatte: Wirken Gottes in der Kirche






Top-15

meist-gelesen

  1. Der moralische Tiefpunkt des Friedrich Merz
  2. Papst-Vertrauter deutet an, dass Leo XIV. im Herbst im Führungsteam viele Personen austauschen wird
  3. Herr Bätzing, haben Sie in solchen dunklen Stunden wirklich keine anderen Sorgen?
  4. Kirchensteuer – die wunderbare Geldvermehrung
  5. Das große CDU-Chaos ODER wenn ein angebliches Plagiat schlimmer als Abtreibung im 9. Monat ist!
  6. Sommerspende für kath.net - Eine Bitte an Ihre Großzügigkeit!
  7. "Ich appelliere angesichts der bevorstehenden Wahl an alle Abgeordneten des Deutschen Bundestags!"
  8. Voderholzer und Oster an Merz: "Es darf in Deutschland nie wieder Menschen zweiter Klasse geben."
  9. Richterwahl am Bundesverfassungsgericht: Wie CDU und CSU ihre Grundwerte aufs Spiel setzen
  10. Vatikan führt neue Umweltschutz-Messe ein
  11. Blair und Brooke und ihre Rosenkränze
  12. Syrer schlug Küster mit 1,6 Meter langem Kruzifix nieder
  13. CDU-/CSU-Fraktion will Wahl von Brosius-Gersdorf zur Bundesverfassungsrichterin verschieben!
  14. Papst Leo XIV. und die Herz-Jesu-Verehrung
  15. Bayerische Verwaltungsgerichtshof: Kreuz in bayerischer Schule verletzt Glaubensfreiheit

© 2025 kath.net | Impressum | Datenschutz