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Er sah ihn und hatte Mitleid - Christus der barmherzige Samariter

13. Juli 2025 in Aktuelles, 2 Lesermeinungen
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Erste Heilige Messe eines Papstes in Castel Gandolfo seit zwölf Jahren. Papst Leo XIV. über den barmherzigen Samariter. ‚Ich muss ein Liebender werden, einer, dessen Herz der Erschütterung durch die Not des anderen offensteht‘. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) Am 15. Sonntag im Jahreskreis feierte Papst Leo XIV. die Heilige Messe in der Päpstlichen Pfarrei San Tommaso da Villanova in Castel Gandolfo. Es war die erste Messe eines Papstes an diesem Ort seit dreizehn Jahren: „Ich freue mich sehr, gemeinsam mit euch diese Eucharistie zu feiern, und begrüße alle Anwesenden, die Pfarrgemeinde, die Priester und Ordensleute sowie die zivilen und militärischen Autoritäten“. In seiner Predigt legte der Papst das Evangelium von der Begegnung Jesu mit dem Gesetzeslehrer (Lk 10,25–37) aus – das Gleichnis vom barmherzigen Samariter.

Die Auslegung des Evangeliums verband Leo XIV. mit dem grundlegenden Aufruf zu einem Blick, der nicht vorübergeht, und zu einem Herz, das sich verwandeln lässt: „Diese Erzählung fordert uns auch heute noch heraus“, so der Papst, „sie hinterfragt unser Leben, erschüttert die Ruhe unseres eingeschlafenen oder unaufmerksamen Gewissens und provoziert angesichts der Gefahr eines bequemen Glaubens, der sich mit der äußeren Befolgung des Gesetzes zufriedengibt, aber unfähig ist, so mitfühlend zu empfinden und zu handeln wie Gott“.

Im Zentrum der Auslegung stand das Mitleid, das sich in der Blickrichtung des Herzens zeigt. Der Papst betonte: „Tatsächlich steht das Mitleid im Mittelpunkt des Gleichnisses. Und wenn es stimmt, dass es in der Erzählung des Evangeliums durch die Handlungen des Samariters beschrieben wird, dann ist das Erste, was der Text hervorhebt, der Blick“. Er hob den Kontrast zwischen dem Verhalten des Priesters und des Leviten einerseits – „Er sah ihn und ging vorüber“ – und dem des Samariters andererseits – „Er sah ihn und hatte Mitleid“ – besonders hervor. Daraus folgte die zentrale Deutung: „Der Blick macht den Unterschied, denn er drückt aus, was in unserem Herzen ist: Man kann sehen und vorübergehen oder sehen und Mitleid empfinden“.


„Sehen, ohne vorüberzugehen, unsere geschäftige Eile anhalten, zulassen, dass das Leben des Anderen, wer auch immer er sei, mit seinen Bedürfnissen und Leiden mein Herz aufbricht. Das macht uns füreinander zu Nächsten, schafft echte Geschwisterlichkeit, reißt Mauern und Zäune ein. Und schließlich schafft sich die Liebe Raum und wird stärker als das Böse und der Tod“: Papst Leo XIV. zeichnete sodann die Kontur eines Blickes, der das Herz durchdringt: „Es gibt einen oberflächlichen, abgelenkten und flüchtigen Blick, der so tut, als würde er nicht sehen, der sich also von der Situation nicht berühren oder ansprechen lässt; und dann gibt es ein Sehen mit den Augen des Herzens, mit einer Empathie, die es uns ermöglicht, uns in die Situation des anderen hineinzuversetzen und innerlich Anteil zu nehmen“. An diesem Punkt wandte sich der Papst der theologischen Tiefenstruktur des Gleichnisses zu. Der barmherzige Samariter sei nicht nur ein moralisches Beispiel, sondern zunächst ein Bild Christi selbst: „Der barmherzige Samariter ist in der Tat in erster Linie ein Bild Jesu, des ewigen Sohnes, den der Vater in die Geschichte gesandt hat, eben weil er voll Erbarmen und Mitleid auf die Menschheit geschaut hat und nicht vorübergegangen ist“.

Diese heilsgeschichtliche Deutung verband der Papst mit einem Rekurs auf die Vätertheologie, insbesondere auf Augustinus: „Der Herr Jesus Christus bezeichnet sich selbst als jenen [barmherzigen Samariter], der dem halbtot Daliegenden zu Hilfe kam, als er auf dem Weg von Räubern verwundet und liegen gelassen worden war“ (De doctrina christiana, I, 30.33). Aus dieser Christozentrik ergab sich eine geistliche Konsequenz: Wer Christus nachfolgt, muss sich in seinem Innersten verwandeln lassen, um wie er zu sehen, zu handeln und zu lieben, denn: „Da Christus die Offenbarung eines barmherzigen Gottes ist, bedeutet an ihn zu glauben und ihm als seine Jünger zu folgen, sich verwandeln zu lassen, damit auch wir zu diesen seinen Gefühlen fähig werden: damit wir ein Herz haben, das sich anrühren lässt, einen Blick, der sieht und nicht vorüberschweift, zwei Hände, die helfen und Wunden lindern, starke Schultern, die die Last der Bedürftigen tragen“.

In Verbindung mit der ersten Lesung des Sonntags aus dem Buch Deuteronomium (Dtn 30,10–14) erinnerte Leo XIV. daran, dass das Gebot Gottes „nicht fern und nicht unerreichbar“ ist, sondern bereits „in deinem Herzen“ geschrieben steht. Die Bekehrung zu Gott beginne mit der Rückkehr zum eigenen Herzen, in dem Gott das Gesetz der Liebe eingeschrieben habe: „Wenn wir im Innersten unseres Lebens entdecken, dass Christus uns als barmherziger Samariter liebt und für uns sorgt, werden auch wir dazu bewegt, ebenso zu lieben, und wir werden barmherzig wie er“.

In seiner gesellschaftlichen Auslegung des Gleichnisses dehnte der Papst den Blick aus auf die Not der heutigen Welt: „In unserer Zeit ist der Weg, der von Jerusalem hinunter nach Jericho führt, eine Stadt, die unter dem Meeresspiegel liegt, der Weg all jener, die in Unheil, Leid und Armut versinken; […] der Weg vieler Völker, die entblößt, ausgeraubt und geplündert wurden, Opfer unterdrückender politischer Systeme, einer Wirtschaft, die sie in die Armut zwingt, des Krieges, der ihre Träume und ihr Leben zerstört“. Vor diesem Hintergrund stellte Leo XIV. eine Gewissenserforschung in den Raum: „Was tun wir? Sehen wir weg und gehen weiter, oder lassen wir uns wie der Samariter ins Herz treffen? Manchmal begnügen wir uns damit, einfach unsere Pflicht zu tun, oder wir betrachten nur diejenigen als unsere Nächsten, die zu unserem Umkreis gehören, die genauso denken wie wir, die dieselbe Nationalität oder Religion haben; aber Jesus kehrt diese Sichtweise um, indem er uns einen Samariter vor Augen stellt, einen Fremden und Ketzer, der sich zum Nächsten dieses verwundeten Mannes macht. Und er verlangt von uns, dasselbe zu tun“.

Im Anschluss zitierte er ausführlich seinen Vorgänger Benedikt XVI., der in Jesus von Nazareth (S. 237) geschrieben hatte: „Der Samariter, der Fremde, macht sich selbst zum Nächsten und zeigt mir, dass ich von innen her das Nächster-Sein erlernen muss und dass ich die Antwort schon in mir trage. Ich muss ein Liebender werden, einer, dessen Herz der Erschütterung durch die Not des anderen offensteht“. Diese innere Bereitschaft zur Erschütterung bezeichnete Papst Leo XIV. als Kern christlicher Existenz: „Sehen, ohne vorüberzugehen, unsere geschäftige Eile anhalten, zulassen, dass das Leben des Anderen, wer auch immer er sei, mit seinen Bedürfnissen und Leiden mein Herz aufbricht. Das macht uns füreinander zu Nächsten, schafft echte Geschwisterlichkeit, reißt Mauern und Zäune ein. Und schließlich schafft sich die Liebe Raum und wird stärker als das Böse und der Tod“.

Zum Abschluss rief der Papst dazu auf, sich vom Wort Christi persönlich treffen zu lassen: „Liebe Brüder und Schwestern, schauen wir auf Christus, den barmherzigen Samariter, und hören wir auch heute auf seine Stimme, die zu jedem von uns sagt: ‚Geh und handle genauso‘“.

Mit dieser Predigt verband Papst Leo XIV. eine geistliche Tiefenschau mit konkreter Erschließung für die Gegenwart. Ohne Rhetorik der Anklage oder Ideologie der Veränderung verweist er auf die Wandlung des Blickes als Ausgangspunkt jeder echten Revolution der Liebe. Das Evangelium wird so zur Schule der Umkehr, in der man sieht – und nicht vorübergeht.

 


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