Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Roma locuta - causa (non) finita?
  2. Nach Protesten Schluss mit 'Helnwein-Kunst' im Wiener Stephansdom
  3. Good News in den USA: Tausende kommen zu eucharistischer Anbetung
  4. Armin Laschet (CDU) zur Coronapolitik: „Wir hätten unterschiedliche Meinungen anders anhören müssen“
  5. Werden Sie Schutzengerl für kath.net für mindestens 2024 und 2025!
  6. Lebensschutzorganisation gibt Wahlempfehlung für Donald Trump
  7. Staunen in Frankreich: Die Zahl jugendlicher Taufbewerber steigt massiv an
  8. Als Johannes Paul II. und die Gottesmutter von Fatima den Kommunismus besiegten
  9. Die protestantische Missbrauchsstudie entlarvt die Strukturthesen des Synodalen Wegs als unhaltbar
  10. Serie ‚Pauline’ erzählt Romanze zwischen einer 18-jährigen und dem Teufel
  11. Zweifel an Spekulationen um Predigt-Auslassung des Papstes
  12. Neuer Nuntius in Italien sieht Religionsfreiheit im Westen bedroht
  13. Der Synodale Weg liegt an der Leine
  14. 14 Jahre nach Geständnis: Belgischer Skandalbischof Vangheluwe jetzt endlich laisiert
  15. Jüdischer Podcaster: Liturgiereform war ‚vielleicht ein großer Fehler’

Von „Schmetterlingen im Bauch“ zum „Denken des Unvordenklichen“

11. November 2021 in Buchtipp, keine Lesermeinung
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


Leseprobe 3 aus dem Buch "Hineingenommen in die Liebe" von Helmut Müller


Vallendar (kath.net)

Leseprobe 3 - von Helmut Müller

Dazwischen ist mir der liebe Gott zwei Mal abhanden gekommen, aber ich nicht ihm. Wie ich drei Mal katholisch wurde war jahrelang der bevorzugte Titel meines Buches aber ich fühlte mich Hineingenommen in die Liebe und zwar vom Taufbecken in Bubach (1952) über Schmetterlinge im Bauch am Saarbrücker Hauptbahnhof (1972, S. 69) bis zum Nachdenken über das Unvordenkliche im Denken in Marburg (2006, S. 128).

 

Für Leute, die Bücher von hinten anfangen zu lesen

Drei mal katholisch? Einmal Hineingenommen in die Liebe und zwei Mal fast wieder herausgefallen? Wie das? Nun, einmal wurde ich schlafend in das Katholische hineingetauft, oder hatte ich mich damals schon schreiend dagegen gewehrt? Das weiß niemand mehr. Und dann ist es zwei Mal ganz typisch nachkonziliar wieder verloren gegangen, einmal nach und nach unmerklich verdunstet und das andere Mal hat es sich durch kritische Dauerreflexion zersetzt und fast aufgelöst. Wie ich es aber dreimal geworden bzw. wieder geworden bin, davon erzählt das Buch. Ich erlaube mir von Ereignissen zu sprechen, die zum Teil fast 70 Jahre her sind und einige so überwältigend für mich waren, dass ich seit deren Erlebnis eigentlich permanent unter dem Druck stand, damit an die Öffentlichkeit zu gehen.

 

Ich habe es die letzten 50 Jahre ausgehalten es nicht zu tun. Was sollen die Leute von mir denken? Vor allem die Freunde oder Bekannten. Wie werden sie damit umgehen? Aber ich bin jetzt zu der Auffassung gekommen, dass diese Erlebnisse so bemerkenswert sind, dass sie nicht nur meine Erlebnisse sind, sondern zu den Erlebnissen gehören, die die Verwerfungen in der katholischen Kirche einmal mehr offensichtlich machen. Kirche ist ja nach Johann Baptist Metz u. a. Erzähl- und Erinnerungsgemeinschaft. In dieser Zeit ist mein Leben mehrmals aus der Spur geraten, aber diese Erlebnisse haben es auch immer wieder in der Spur gehalten. Ist nicht vielleicht eine ganze Generation aus der Spur geraten und die Katholische Kirche in Segmenten, irgendwie doch leidlich, drin geblieben? Kann man die Krise vielleicht auch einmal so sehen? Die Struktur ist im Wesentlichen heil geblieben, aber sehr viele darin, alle Stände betreffend, aus der Spur geraten? Vielleicht auch der Papst? Bisher konnte ich allem, was aus dem Vatikan kam, folgen, auch wenn seit dem Pontifikat von Papst Franziskus, die gewohnte Klarheit zu wünschen übrig lässt. Jedenfalls kann ich auch dem, was aus Santa Marta gelehrt wird folgen, zumal wenn nicht weit weg, klarere Argumente aus dem Kloster Matri Ecclesiae ohne Amtsautorität noch zu hören sind. Aber ein anderer Ort, der apostolische Palast ist verwaist.


 

Oder bin ich selbst aus der Spur geraten oder in einer geblieben in der keiner mehr mitgeht? Ich glaube zwar Gott gefunden zu haben, aber bin ich nicht einsamer geworden, weil immer weniger ihn so suchen oder er sich so finden lässt, wie ich glaube ihn gefunden zu haben? Glaube stiftet doch Gemeinschaft? Auch wenn es in der Hl. Schrift gewichtige Stellen gibt, die zeigen dass es auch anders sein kann: „Von deiner Faust gepackt sitze ich einsam“ (Jer. 15,17). Oder „Ich bin nicht gekommen den Frieden zu bringen, sondern das Schwert“ (Mt 10,34). Selbst die „Hausgenossen“ werden zu Feinden (vgl. Mt, 10, 36). Sollte das das Resultat sein, wenn man glaubt Gott gefunden zu haben, aber dann die engsten Freunde und Angehörigen zu verlieren droht?

 

Wie wird es weiter gehen? Ich habe eine nicht geringe Angst, bloß dem Geschichtswillen Gottes folgen zu müssen. Das ist nicht bloß der dialektisch agierende Weltgeist Hegels, der den christlichen Gott gegenwärtig oft zahnlos und nur lieb in die Etappe verweist, sondern das ist bisweilen der zornige Gott Israels, der auch noch ins neue Testament hinüberschwappt (z. b. Röm 1,18; Apk 16, 1 – 21). Dieser Gott hält weiter die Zügel in der Hand. Gerade jetzt in Zeiten der Pandemie (oder ist es eine Pandämonie?) macht er uns, verstanden als purer Zulassungswillen, bzw. Geschichtswillen rund um den Globus erheblich zu schaffen. Gleichzeitig glauben wir aber an seinen unverbrüchlichen Heilswillen, der uns zugesagt ist und Hausgenossen und Freunde wiedervereint.

 

M. W. an einer einzigen Stelle in der Hl. Schrift werden „beide Willen“ nacheinander genannt: „Wahrhaftig, verbündet haben sich in dieser Stadt gegen deinen heiligen Knecht Jesus, den du gesalbt hast, Herodes und Pontius Pilatus mit den Heiden und den Stämmen Israels um alles auszuführen, was deine Hand und dein Wille im voraus bestimmt haben [Geschichtswille!]. Doch jetzt, Herr, sieh auf ihre Drohungen und gib deinen Knechten die Kraft, mit allem Freimut dein Wort zu verkünden. Streck deine Hand aus, damit Heilungen und Zeichen und Wunder geschehen durch den Namen deines heiligen Knechtes Jesus [Heilswille!]. (Apg 4, 27 – 30).

 

In der Kirchengeschichte hat dieser Gott all zu oft auch unseren Willen zugelassen wie den von Herodes und Pontius Pilatus in der Apostelgeschichte beschrieben, und so ist mit kirchlichem Segen sehr viel schief gelaufen, was offensichtlich nicht dem Heilswillen Gottes entsprechen konnte. Das wäre schon der Fall, wenn in einem Pontifikat Kontinuität und Kontext von Lehraussagen zu früheren Pontifikaten irritierend wären. Dann wäre ich in meinem Gewissen so einsam, wie ich es nicht sein möchte.

 

Seit Jahrzehnten bedrängt es mich allerdings wie Paulus: „Weh mir, wenn ich das Evangelium (in meinem Falle die Merkwürdigkeiten in meinem Leben) nicht künde.“ Und noch mal mit Paulus: Seine Rede auf dem Areopag vor Gebildeten war nahezu wirkungslos. Meine jahrzehntelange universitäre Lehre ebenso. Weisheit hat nichts gebracht, jedenfalls meine nicht, vielleicht bringt die Torheit etwas, dieses Buch geschrieben zu haben. Das hoffe ich.

 

kath.net Buchtipp
Hineingenommen in die Liebe – aber spüren wir sie auch im orbis catholicus?
Von Helmut Müller
Taschenbuch, 250 Seiten, 1. Auflage
Christiana-Verlag 2021
ISBN: 9783717113355
Preis: Euro 10,30


Bestellmöglichkeiten bei unseren Partnern:


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu

Glaube

  1. Bischof Strickland: Wir müssen dem Beispiel der Heiligen und Märtyrer folgen
  2. Mexikanischer ‚Dubia’-Kardinal: Synode hat keine lehramtliche Autorität
  3. Gibt es Außerirdische?
  4. Erzbischof Cordileone: Katholiken kennen ihren Glauben zu wenig
  5. ‚Untergräbt die katholische Lehre’ – Kardinal Burke warnt vor ‚populistischer Rhetorik’
  6. ‚Du und ich müssen aufhören uns dafür zu entschuldigen, dass wir katholisch sind’
  7. Nobelpreisträger Zeilinger: "Ich habe schon immer an Gott geglaubt"
  8. Mehrheit junger Franzosen glaubt an Gott
  9. Bischof Strickland wirft Papst Franziskus ‚Unterhöhlung des Glaubensgutes’ vor
  10. US-Kardinal McElroy erneut für Öffnung des Diakonats für Frauen






Top-15

meist-gelesen

  1. Werden Sie Schutzengerl für kath.net für mindestens 2024 und 2025!
  2. KOMMEN SIE MIT! EINMALIGE REISE - 13. Oktober 2024 in Fatima + Andalusien!
  3. Oktober 2024 mit kath.net in MEDJUGORJE
  4. Fastenspende für kath.net - Vergelt's Gott!
  5. Roma locuta - causa (non) finita?
  6. Kard. Müller: "Die Deutsch-Synodalen liegen völlig falsch, sind Opfer der eigenen Propagandatricks"
  7. Nach Protesten Schluss mit 'Helnwein-Kunst' im Wiener Stephansdom
  8. Der Synodale Weg liegt an der Leine
  9. Zweifel an Spekulationen um Predigt-Auslassung des Papstes
  10. Oasen in der Wüste. Von der ‚Volkskirche‘ zur ‚Gemeindekirche‘
  11. Als Johannes Paul II. und die Gottesmutter von Fatima den Kommunismus besiegten
  12. Serie ‚Pauline’ erzählt Romanze zwischen einer 18-jährigen und dem Teufel
  13. Die protestantische Missbrauchsstudie entlarvt die Strukturthesen des Synodalen Wegs als unhaltbar
  14. Good News in den USA: Tausende kommen zu eucharistischer Anbetung
  15. 14 Jahre nach Geständnis: Belgischer Skandalbischof Vangheluwe jetzt endlich laisiert

© 2024 kath.net | Impressum | Datenschutz