Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Die Liebe als oberste Regel. Über die Kirche, Synodalität und Demut
  2. Bemerkenswert großer Andrang bei „Alter Messe“ im Petersdom - Kard.-Burke-Predigt in voller Länge!
  3. In Geist und Wahrheit. Sechzig Jahre ‚Nostra aetate‘. Der Durst Gottes nach dem Menschen
  4. „Wie Leo still und leise Franziskus korrigiert“
  5. Benjamin Leven: „Was läuft schief in einer Kirche, die sich vor Zulauf fürchtet?“
  6. Wir predigen den heiligen Klimawandel
  7. Eklat durch NS-Vergleich gegenüber Israel bei interreligiösem Kongress in Rom
  8. Vatikanankündigung: Neues Dokument „Mater Populi Fidelis“ wird am 4.11. veröffentlicht
  9. Keine Religion hat derzeit einen so hohen Blutzoll zu zahlen wie das Christentum
  10. 'Wir müssen Halloween wieder katholisch machen'
  11. Hoffnung, die nicht weiß. Nikolaus von Kues als Lehrer des Glaubens, der ‚bekehrten Unwissenheit‘
  12. Microsoft-Gründer Bill Gates hat genug von Klima-Angstmache
  13. Designierter Präsident der Georgetown University lehnt Lehre der Kirche über Homosexualität ab
  14. Evangelische Landeskirche in Württemberg: Gleichgeschlechtliche „Ehe“ verfehlt Zweidrittelmehrheit
  15. „Eine Kernfrage für Peter Seewald ist: Warum tun wir uns so schwer, an unser Lebensende zu denken?“

"Das erbärmliche Schweigen"

2. August 2021 in Kommentar, 58 Lesermeinungen
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


Die "Bild am Sonntag" berichtet über einen katholischen Pfarrer im deutschen Flutkatastrophengebiet, der nicht mehr beten kann und mit Gott nicht mehr redet. Nicht nur die Leser sind erstaunt - Ein kath.net-Kommentar von Peter Hahne


Berlin (kath.net)

Leser fragen sich heute: Wo bleiben eigentlich die Bischöfe in solch einem Fall? Ja, wo sind sie überhaupt in dieser Katastrophe? Das Flutkatastrophen-Gebiet sei doch eine Hochburg des Katholizismus. Und selbst Margot Käßmann, sonst dem Zeitgeist wohl zugetan, ist erstaunt: Ob es denn dem Herrn Kollegen noch nichtmal zum Psalm 23 gereicht hätte. So die Bild am Sonntag. Die hatte das Ganze überhaupt erst ins Rollen gebracht mit einer Balkenüberschrift auf der Titelseite: „Pfarrer: ich rede nicht mehr mit Gott.“ Eine Woche lang habe ich überlegt, ob man das thematisieren soll. Ich fasse es einfach nicht, wie jemand so denken, ja vor allem reden kann.

Natürlich gibt es Momente, wo man mit Jesus Christus schreien möchte: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?!“. Doch als Christ weiß man doch aus der Heiligen Schrift, was danach kam, die letzten Worte Jesu am Kreuz, Worte der Gewißheit in allem Zweifel und der Zuflucht im größten Elend: „Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist“. Ihm kann ich mein Leben, mein Schicksal, ja sogar meinen Unglauben bringen. Weiß das alles der Herr Pfarrer nicht, Seelsorger in dem meist betroffenen Ort des Katastrophengebietes. „Beten Sie?“ fragt die Reporterin. Antwort: „Nein, ich rede im Moment gar nicht mit Gott…. Die Worte, die ich sonst gebraucht habe, passen nicht.“ Ich wäre hier der Letzte, der einen Stab über diesem armen Mann brechen würde. Nein, wir alle können in eine solche Lage kommen.


Doch genauso wenig, wie ein Kanzlerkandidat, wenn er jemals als Autorität ernst genommen werden will, mitten in den Trümmern des Elends lachen darf, so darf um alles in der Welt ein Pfarrer so etwas öffentlich nicht sagen. Denn der Zeitung, der meist gelesenen Sonntagszeitung Europas, ging es ja darum, die Menschen zu trösten. Deshalb der Anruf beim Pfarrer. Ich fasse es immer noch nicht. Er habe am Telefon geweint, hieß es. Ja, das verstehe ich. Aber ich kenne auch das Lied von Julie Hausmann, das aus tiefster Not geboren ist: „Wenn ich auch gleich nichts fühle von deiner Macht, du führst mich doch zum Ziele, auch bei der Nacht. So nimm denn meine Hände….“

Karl Carstens, einer der großen unter den Bundespräsidenten (typisch, dass er vergessen ist), erzählte mir als blutjungem Reporter einst, wie er durch das Zeugnis seiner Frau Veronika zum lebendigen Glauben an Jesus Christus gekommen ist. Sie war eine angesehene Ärztin. Und dann sein Rat an den Jungspund: „Christen müssen immer identifizierbar bleiben, egal ob Schüler oder Lehrer, ob Ärztin oder Hausfrau.“ Und es würde die Zeit kommen, dass das Evangelium nicht mehr von Kanzeln und Funktionären zu den Leuten gelangt: „Es ist der normale Mensch in seinem Alltag, der Jesus bezeugen wird und die Menschen zum Glauben ruft. Wie es die Bibel sagt: Wenn der Klerus verstummt, schreien die Steine.“ Und wie die schreien! Da ist der Tiefbau-Unternehmer, der einen ganzen Landstrich vor dem Untergang bewahrte. Er zog unter Lebensgefahr den „Stöpsel“ einer Talsprerre: „Ich habe gebetet, ich habe mich segnen lassen. ich wußte: Gott hilft mir.“

Was für ein Zeugnis! Oder der Feuerwehrmann, der sich in reißender Flut an ein steinernes Grabkreuz klammerte, sechs lange Stunden: „Das Kreuz von Jesus hat mir das Leben gerettet.“ Das Kreuz, das der zeitgeistliche Oberklerus in Jerusalem verleugnet hat! Ja, es ist die Stunde der „Laien“. Eine tief gläubige Frau aus Ahrweiler berichtet, wie einzig ihr Haus in der ganzen Straße von allem Schaden bewahrt blieb. Einzig und allein. „Wir leben mit Jesus. Und er läßt uns nicht im Stich.“ Glaube ist keine Leid-Verhinderungs-Versicherung. Das ist wahr. Und Gott macht das Leid vielleicht nicht erklärlicher. Aber auf jedenfall erträglicher. Trost heißt: Gegenwart Gottes im Leid.

Diese Lektion will ich neu wieder lernen. Vielleicht tut es ja auch der Pfarrer aus dem Katastrophengebiet. Ach so: in einem stimme ich ihm zu. Er sagte der Bild am Sonntag: „Mit Kirche habe ich momentan nichts am Hut. Das Allerletzte, woran ich gerade denke, ist das System Kirche. Gehen Sie davon aus, dass ich für den Laden Kirche gerade gar nichts mache.“ Klar, der beschäftigt sich auf seinen synodalen Irr- und Holzwegen ja auch gerade mit viel Wesentlicherem, mit Gender, Liturgie-Verboten, Schlepper-Schiffen, Pseudo-Rücktrittsangeboten, der Zerstörung der kleinen, effektiven pastoralen Einheiten etc pp. Ja, das alles ist erbärmlich. Des Erbarmens (und der Fürbitte) würdig. So wie jener Pfarrer, der nicht mehr beten kann.

 

BUCHTIPP

Peter Hahne

Leid - Warum lässt Gott das zu? 

160 Seiten

 

 

 

 


Bestellmöglichkeiten bei unseren Partnern:


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu







Top-15

meist-gelesen

  1. Bemerkenswert großer Andrang bei „Alter Messe“ im Petersdom - Kard.-Burke-Predigt in voller Länge!
  2. „Wie Leo still und leise Franziskus korrigiert“
  3. ISLAND-REISE - SOMMER 2026 - Eine Reise, die Sie nie vergessen werden!
  4. Benjamin Leven: „Was läuft schief in einer Kirche, die sich vor Zulauf fürchtet?“
  5. Wir predigen den heiligen Klimawandel
  6. Karmeliter bauen gotisches Kloster in den Rocky Mountains
  7. Konvertierter Ex-Anglikaner Nazir-Ali sagt neue Welle von Konversionen voraus
  8. Die Liebe als oberste Regel. Über die Kirche, Synodalität und Demut
  9. Zahl der Theologiestudenten in Passau in drei Jahren versiebenfacht - Von 21 auf 140 Studienanfänger
  10. Evangelische Landeskirche in Württemberg: Gleichgeschlechtliche „Ehe“ verfehlt Zweidrittelmehrheit
  11. Keine Religion hat derzeit einen so hohen Blutzoll zu zahlen wie das Christentum
  12. „Eine Kernfrage für Peter Seewald ist: Warum tun wir uns so schwer, an unser Lebensende zu denken?“
  13. Der Vatikan veröffentlicht neues Apostolisches Schreiben "Gravissimum educationis"von Leo XIV.
  14. Alles, was Gott will, ist deine Ehrlichkeit“
  15. Euthanasie in Kanada: Menschen mit Behinderung haben mittlerweile Angst vor dem Gesundheitssystem

© 2025 kath.net | Impressum | Datenschutz