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Die drei Sprachen. Nicht nur Noten, sondern vor allem wieder Gesichter

28. Mai 2021 in Aktuelles, 2 Lesermeinungen
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Franziskus, die Schule und die aktuelle Problematik. Die Gefahr, uns zu verschließen und die Realität immer durch einen Filter zu sehen, der unsere Freiheit nur scheinbar vergrößert. An die Kinder der digitalen Gesellschaft. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) Langsam und den Auflagen des italienischen sanitären Regimes entsprechend hat Papst Franziskus nunmehr wieder begonnen, (kleine) Gruppen in Audienz zu empfangen (lustigerweise verbunden mit einem fiktiv und gespielt anmutenden „social distancing“, man denke nur an die Generalaudienzen im Damasus-Hof). Dabei kann es dann vorkommen, dass auch Termine „nachgeholt“ werden, die im letzten Jahr aufgrund der sogenannten Pandemie ausfallen mussten. So auch am 22. Mai. 2021.

Franziskus begrüßte in der Sala Clementina des Apostolischen Palastes die Leiter und Schüler des Instituts „Ambrosoli“ in Codogno (Lodi). Das Institut ist das, was man im deutschsprachigen Raum eine erweiterte und differenzierte Berufsschule nennen würde. Dieses Treffen hätte im Februar letzten Jahres stattfinden sollen, wozu es dann durch den Ausbruch der sogenannten Corona-Epidemie und dann Pandemie nicht kommen konnte. Die Gruppe der Schule von Codogno wurde vom „vielleicht bekanntesten Bürger“ der Stadt, Erzbischof Rino Fisichella, Präsident des Päpstlichen Rates für die Neuevangelisierung, zum Papst begleitet.

Dieser erklärte, dass er gern auf das Ansinnen der Audienz eingegangen sei, da die Schule im Zusammenhang mit dem aktuellen schwierigen Prozess ein Zeichen der Hoffnung darstelle. Dies zunächst einmal, weil es um Schule gehe, also um einen Bildungsort schlechthin. Zweitens speziell, weil es sich um eine Fach- und Berufsschule handle, die also junge Menschen direkt auf die Arbeit vorbereite. Gerade die Arbeit sei eines der Opfer dieser Pandemie.


In diesen Monaten, so Franziskus, „habe ich Nachrichten über mehrere sehr positive Erfahrungen erhalten, die von Gruppen von Lehrern und Schülern in Italien und in anderen Ländern gemacht wurden. Erfahrungen, die zeigen: wenn die Generativität der Lehrer auf die ‚Träume’ der Schüler trifft, gibt es keinen Virus, der sie aufhalten kann“.

Das Institut „Ambrosoli“ betone insbesondere die Verbindung zwischen Lernen und Tun, zwischen Studium und Tätigsein, zwischen dem „Kopf“ und den „Händen“. Eines fehle noch: das Herz: „die drei Sprachen: die des Kopfes, die des Herzens und die der Hände. Um zu jener Kohärenz zu gelangen, bei der man denkt, was man fühlt und tut, bei der man fühlt, was man denkt und tut, bei der man tut, was man fühlt und denkt“. Diese drei Dimensionen müssten in der Schule immer zusammenwirken, so wie sie in der Person, auf dem Weg des Lebens verbunden seien.

Der Papst ging dann auf die schwere Problematik der Isolierung der Schüler und der Abwesenheit sozialer Beziehungen aufgrund der geschlossenen Schulen und des Fernunterrichts ein. In Italien nennt man das „DAD“, ein Akronym, das für „Didaktik auf Distanz“ steht. Die Dimension der Beziehung unter den Schülern und auch zu den Lehrern habe während der langen Monate des Fernunterrichts gelitten: „Nun wünsche ich euch, dass ihr diese wieder voll aufnehmen könnt“.

Es solle jedoch aus diesem Mangel auch gelernt werden: „dass diese negative Erfahrung euch in gewissem Sinne etwas lehren könne, nämlich die Bedeutung realer, nicht virtueller, zwischenmenschlicher Beziehungen. Ihr Jungs und Mädels seid Kinder der digitalen Gesellschaft, die uns neue Wege des Wissens und der Kommunikation eröffnet hat. Aber wir wissen inzwischen sehr gut, dass die Gefahr besteht, uns zu verschließen und die Realität immer durch einen Filter zu sehen, der unsere Freiheit nur scheinbar vergrößert“.

Die Erfahrung der Pandemie mit dieser „Abstinenz“ von Freundschaftsbeziehungen solle die jungen Menschen zu einem größeren kritischen Sinn im Umgang mit den Instrumenten des digitalen Zeitalters anregen, damit sie solche blieben: „Instrumente, die unserer Intelligenz und unserem Willen unterliegen“.

Abschließend unterstrich Franziskus, dass die Jugend nicht „die Zukunft“ sei, sondern „die Gegenwart“, die zur „Zukunft“ werde: „Ihr seid die Gegenwart in der Gesellschaft. Ohne die jungen Menschen ist eine Gesellschaft fast tot“.

Das Schuljahr 2020/2021 endet in Italien im Allgemeinen Anfang Juni. Dazu wünschte der Papst den Schülern alles Gute: „dies nicht nur auf der Ebene von Noten [voti], sondern auch und vor allem auf der Ebene von Gesichtern [volti]“.

 

Foto: (c) www.vatican.va/L'Osservatore Romano

 


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