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Venezuela: „Entweder tötet uns Covid-19 oder der Hunger“

29. Juli 2020 in Weltkirche, 7 Lesermeinungen
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Die Wirtschaft ist gelähmt, es gibt keine funktionierende Industrie und Landwirtschaft mehr. Für Venezuela beginnt eine Zeit der Hungersnot. Von Maria Lozano und Tobias Lehner


Wien-München (kath.net/KIN)

„Jeden Tag geht es uns schlechter. Die Wirtschaft ist gelähmt, es gibt keine funktionierende Industrie und Landwirtschaft mehr. Für Venezuela beginnt eine Zeit der Hungersnot.“ Bischof Polito Rodríguez Méndez spricht gegenüber dem weltweiten katholischen Hilfswerk „Kirche in Not“ Klartext. Seit vier Jahren leitet er die Diözese San Carlos de Venezuela, etwa 250 Kilometer von der Hauptstadt Caracas entfernt. Schwierig war die Lage in seiner Amtszeit immer: wirtschaftliche Misere, Inflation, politische Unsicherheit, Massenabwanderung. Auch die kirchliche Arbeit hat im sozialistisch geführten Venezuela mitunter einen schweren Stand.

Doch jetzt steht das Land einer Misere gegenüber, die es noch weiter an den Abgrund führt: Corona und die Folgen. Menschen haben wegen der Einschränkungen ihre Einkünfte verloren – und jetzt wird alles noch teurer, erklärt der Bischof: „Eine Familie hat umgerechnet etwa drei oder vier US-Dollar im Monat zur Verfügung. Ein Karton Eier kostet zwei und ein Kilo Käse drei Dollar. Früher waren die Menschen arm, jetzt sind sie nicht mehr überlebensfähig.“ Im Bundesstaat Cojedes, zu dem San Carlos gehört, lebten viele Menschen ausschließlich von Mangos, die dort angebaut werden. „Es ist unmöglich, so weiterzumachen“, beklagt Méndez.

Soziale Zustände wie in Krisenländern Afrikas


Eine kürzlich veröffentlichte Studie der unabhängigen Statistikplattform „Encuesta Nacional de Condiciones de Vida“ („Nationale Befragung zu den Lebensbedingungen“) gießt die Dramatik in Zahlen: 96 Prozent der Haushalte in Venezuela leben demnach in Armut. 79 Prozent seien nicht mehr in der Lage, die Kosten für grundlegende Lebensmittel zu zahlen. Die soziale Not in Venezuela übertreffe die der lateinamerikanischen Nachbarn bei Weitem. Das Land habe sich der Situation afrikanischer Staaten angenähert.

Wie Bischof Méndez gegenüber „Kirche in Not“ erklärte, hätten viele Menschen sich bislang dadurch über Wasser halten können, weil ihnen Angehörige aus dem Ausland Geld überwiesen. Schätzungsweise fünf Millionen Venezolaner arbeiten in anderen Staaten Südamerikas. Doch nun hätten auch diese wegen der Corona-Krise häufig ihre Arbeit verloren, und die Überweisungen seien um rund ein Viertel zurückgegangen. „Neulich traf ich einen Priesterseminaristen. Er weinte. Seine Eltern hatten ihre Arbeit verloren. Sie haben nichts mehr zum Leben und können auch ihren Sohn nicht mehr unterstützen“, erzählt der Bischof bewegt.

Dass sich jetzt zahlreiche Arbeitsmigranten auf den Weg zurück in die Heimat machten, verschärfe die Lage noch und erhöhe die Angst vor einer Ausweitung der Covid-19-Erkrankungen. Einige Grenzregionen seien deshalb geschlossen und isoliert. „Die Menschen versuchen jetzt, auf illegalen Pfaden ins Land zu kommen. Einige laufen bis zu drei Wochen über Bergpfade“, schildert Méndez. Wer es ins Land schafft, wird in Quarantäne-Stationen untergebracht – mit furchtbaren Zuständen: „Es mangelt an Toiletten und Hygiene. Viele Menschen denken deshalb, dass die Quarantäne nicht sicher ist und verstecken sich. All das zieht schwerwiegende Folgen nach sich.“

„Plagen Ägyptens sind nichts im Vergleich mit dem, was wir durchmachen“

Als wäre das nicht schon schlimm genug, sucht derzeit auch noch eine Würmerplage zahlreiche Bundesstaaten Venezuelas heim, darunter auch Cojedes. Zahlreiche Bananenplantagen und Viehweiden sind nahezu vernichtet. „Die Plagen Ägyptens in der Bibel sind gar nichts im Vergleich mit dem, was wir durchmachen. Die Situation ist sehr deprimierend. Die Zahl der Selbstmorde hat zugenommen“, stellt der Bischof fest. Er gibt zu, dass er in seinen Gebeten mit Gott hadert. Aber er fügt hinzu: „Vor allem bitte ich ihn um Barmherzigkeit, denn das alles können wir nicht allein ertragen. Gott liebt sein Volk, er wird uns nicht alleinlassen. Auch die Kirche wird die Menschen nicht alleinlassen.“

Auch seine Diözese versucht den Menschen karitativ wie geistlich beizustehen. Während des Corona-Beschränkungen werde viel Seelsorgearbeit in den sozialen Netzwerken fortgesetzt, heilige Messen werden auch per Radio übertragen. „Wir haben den Menschen in den vergangenen Jahren viel helfen können“, betont Méndez. „Ich spreche dabei nicht nur von der humanitären Hilfe, sondern auch von der Stärkung der ganzen Person, dem Kampf gegen Korruption, Hilflosigkeit und Apathie. Denn auch das führt zur Verarmung der Bevölkerung.“

„Wir müssen um internationale Hilfe bitten“

„Kirche in Not“ unterstützt die Kirchen Venezuelas seit Langem, aktuell mit etwa 80 Einzelprojekten. Eine große Rolle spielen dabei auch Mess-Stipendien, freiwillige Gaben für die Feier der heiligen Messe in einem bestimmten Anliegen. Sie kommen Priestern zugute, die keinerlei Einkommen haben und dienen häufig dazu, auch Aktivitäten in den Gemeinden zu finanzieren. Viele Pfarreien führen Armenspeisungen durch und sind zentrale Anlaufstellen für Bevölkerung.

Allein diese Hilfe von außen könne die Krise Venezuelas lindern, ist Bischof Méndez überzeugt. Die Hoffnung in die Politik hat er verloren. „Wir wollen keine staatlichen Interventionen, erst recht keine bewaffneten Einsätze. Aber wir müssen um internationale Hilfe bitten, weil wir sonst keine Wahl haben: Entweder tötet uns Covid-19 oder der Hunger.“

Foto: Frau in Venezuela beim Gebet in einer Kirche. © Kirche in Not


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Lesermeinungen

 SalvatoreMio 30. Juli 2020 
 

Sozialistisches System

Die Beiträge hier stören mich! Seit mindestens 1 Jahr kann man Furchtbares hören über die Leiden der Menschen in Venezuela, und dass sie nicht weiterwissen; es wurde in unserer Kirche auch ein Gebetsaufruf aus diesem Land verlesen. - Ganz egal, ob das Wirtschaftssystem der Auslöser war für das Elend: in dieser Situation sind die Menschen dort einfach Mitmenschen, auch unabhängig von ihrem Konfession. Sie haben Hunger, sind verzweifelt, krank und noch mehr. In diesem Elend über "Systeme" reden, wird für Betroffene wie Kälte und Hohn klingen.


0
 
 bücherwurm 30. Juli 2020 

@Andrzej123: Ah, danke für Ihre Klarstellung!!

Dann war mir Ihre Bemerkung offenbar in den falschen Hals gerutscht! Ich bitte Sie um Entschuldigung für meine ungerechtfertigte Reaktion!


1
 
 Andrzej123 30. Juli 2020 
 

@Bücherwurn: Es war keine Kritik

im Gegenteil:
Ich finde es richtig, dass Sie bzw Kirche in Not eine andere Überschrift gewählt haben als viele andere, wie zB:
https://aleteia.org/2020/07/23/the-plagues-of-egypt-are-nothing-compared-to-what-venezuela-is-going-through-now/


2
 
 Ulrich Motte 30. Juli 2020 
 

Winrod

Strikter Sozialismus tötet eben auch ohne Waffen!
Und aus der deutschen Linkspartei kam die Aussage, in Venezuela sei viel erreicht worden...
Und Juso-Chef Kevin Kühnert forderte die Sozialisierung von BMW!


1
 
 bücherwurm 30. Juli 2020 

@Andrzej123: Ihre Kritik an uns ist ungerechtfertigt, informieren Sie sich das nächste Mal!

Es handelt sich schlicht um die Überschrift des Beitrags, wie er uns erreicht hat. Quelle:

www.kirche-in-not.de/allgemein/aktuelles/venezuela-entweder-toetet-uns-covid-19-oder-der-hunger/


1
 
 Andrzej123 30. Juli 2020 
 

"Plagen Ägyptens

sind nichts im Vergleich mit dem, was wir durchmachen.“

Sind das Worte eines Priesters bzw Bischofs?

Trotz hoher nomineller "Katholizität" in Venezuela ist inzwischen auch dort von einer "restlichen katholischen Kirche" die Rede.

Ich sehe da eine Verbindung.

Mit dem o.g. Spruch wurde der Bischof meist in den Headlines zitiert.
Kath.net war dabei offenbar nicht wohl und wählte eine andere Überschrift.


0
 
 Winrod 29. Juli 2020 
 

Und wieder ein Beispiel,

wohin ein sozialistisches System ein Volk führt.


4
 

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