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Nix wie weg hier

5. August 2014 in Kommentar, 38 Lesermeinungen
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Vertrauensverlust als Grund für Kirchenaustritte? Dies ist ein Aspekt, den ich schlicht nicht nachvollziehen kann. Auch wenn diese Interpretation von der Mehrheit der deutschen Bischöfe vertreten wird, teile ich sie nicht. Von Peter Winnemöller


Bonn (kath.net/katholon.de) Raus aus der Kirche, so lange es noch geht. So könnte man die neueste Austrittswelle auffassen. Konnte man die Zahlen des vergangenen Jahres noch auf die Vorgänge in und um Limburg schieben, so muß in diesem Jahr die direkte Erhebung der Kirchensteuer auf Kapitalerträge herhalten.

KNA meldet heute schon mal die eine Gewinnwarnung der katholischen Mitgliederbehörde: Die Austritte dürften sich noch deutlich oberhalb der Limburger Welle bewegen. Da sieht man es mal wieder. Der eigene Geldbeutel ist den Menschen doch immer noch am nächsten. Näher noch als Schatztruhen unter bischöflichen Schemeln.

Erst vor wenigen Wochen waren die Zahlen aus dem Jahr 2013 veröffentlicht worden. 178.000 Kirchenaustritte waren dort vermeldet worden. Das sind 60.000 mehr als im Vorjahr. Nun soll also diese Zahl noch einmal erneut ansteigen. Im Juli 2015 allerdings werden wir sehen, ob sich der Trend, der sich im ersten Halbjahr wohl abzeichnet fortgesetzt haben wird.

Im Juli bei Veröffentlichung der Zahlen war von Vertrauensverlust die Rede. Ein Aspekt, den ich schlicht nicht nachvollziehen kann und mithin eine Interpretation – auch wenn sie von der Mehrheit der Bischöfe in D vertreten wird – die ich nicht teile.

Ein anderer Blick kann vielleicht verstehen helfen, woher die hohen Austrittszahlen kommen. Dabei zu unterscheiden nach Grund und Anlaß. Sicher ist es richtig, daß der konkrete Anlaß (Bau eines Bischofshauses, Kirchensteuer auf Kapitalerträge etc.) jeweils richtig erkannt und benannt sind.


Das ist aber nicht der Grund für den Austritt aus der Kirche. Kein Mensch tritt wegen der paar Kröten Kirchensteuer, die sich darüber hinaus auch noch einkommensteuermindernd auswirken, aus der Kirche aus.

Im Jahr 1990 gingen an jedem Sonntag im Durchschnitt 6,187 Mio Katholiken in die Sonntagsmesse. Der Kirche gehörten in dem Jahr 28,25 Mio Katholiken an. Diese Zahlen haben sich wie folgt verändert: Im vergangenen Jahr haben 2,6 Millionen Katholiken regelmäßig die Sonntagsmesse besucht.

Entwicklung der Sonntagsmessbesucher seit 1990:



Die Anzahl der Katholiken in Deutschland beläuft sich auf 24,17 Mio. Man sieht sehr deutlich die überproportionale Abnahme der Sonntagspraxis.

Entwicklung der Katholikenzahlen seit 1990:



Es sind gerade mal noch 10,8 % der Katholiken, die zumindest einmal pro Woche Kontakt mit ihrer Gemeinde, d.h. mit der Kirche haben. Wendet die Sicht einmal, so sind es 89,2% der Katholiken, die Informationen über die Kirche aus zweiter oder dritter Hand bekommen, weil sie keinerlei Kontakt zur Kirche haben. Wer sich die öffentliche Berichterstattung über die Kirche anschaut, kann direkt herleiten, wie die Sicht dieser Menschen mehrheitlich auf die Kirche aussehen muß. Kurz knapp: Katastrophal.

Die schon oft erwähnten 40 Jahre ausgefallener Katechese und der nach der Würzburger Synode zur Unkenntlichkeit deformierte Religionsunterricht tun ein übriges, um ein mißverständliches bis völlig verzerrtes Bild von der Kirche zu generieren. Was bleibt ist ein Haufen Spitzenröckchenträger, die mit nichts anderem beschäftigt sind, als den Leuten das Geld aus der Tasche zu ziehen und sich selbst ein feines Leben zu machen, während sie den Menschen alles verbieten, was Spaß macht.

Wer als Katholik der Kirche nicht mehr begegnet, der begegnet Jesus nicht mehr. So einfach läßt es sich auf eine Formel bringen. Der Glaube der Kirche ist eben nicht ein Ansammlung von Regelungen, die zu befolgen sind. Der Glaube der Kirche ist Begegnung mit Jesus Christus. Dieser hat sich festgelegt und auf dem Fundament der Apostel diese Kirche gegründet und dem Petrus die Schlüsselgewalt übereignet. Die Päpste der vergangenen Jahrzehnte wurden nicht müde genau diese Begegnung mit Jesus Christus zu verkündigen.

Die Botschaft kommt in unserem Land nicht bei den Menschen an, weil wir keine Kommunikationskanäle mehr haben, um sie zu transportieren. Weltliche Medien sind dafür systematisch ungeeignet, denn die Welt haßt die Kirche.

So lange also die Verkündigung nicht ihren Weg zu den Menschen findet, so lange Bischöfe bei Kirchenaustrittszahlen von Vertrauenskrise reden und Einnahmekrise meinen, so lange wird sich des Exodus der Katholiken aus der Kirche mit jetzt zunehmender Geschwindigkeit fortsetzen.

Ginge es um Vertrauen, das muß ich mal deutlich bekennen, dann wäre ich schon längst nicht mehr Mitglied der Kirche. Es geht um das ewige Heil und darum, nur darum bin ich Mitglied in dieser Kirche. Mir ist es egal, wie groß bischöfliche Palais und Kutschen sind, so lange die Knaben mit den spitzen Hüten bitteschön authentisch und offensiv das Evangelium verkünden und dazu alle verfügbaren Kanäle nutzen.

Erspart mir bitte den Quatsch von der Vertrauenskrise, wenn es sich doch in Wirklichkeit um nichts anderes als eine der schlimmsten Glaubenskrisen in Europa seit Jahrhunderten handelt.

Foto Peter Winnemöller

Foto Winnemöller (c) kath.net/Michael Hesemann


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