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Unser heiliger Vater Johannes Paul II.

26. April 2014 in Spirituelles, keine Lesermeinung
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„Johannes Paul II. war ein Mann des starken Glaubens. Kein Kirchenpolitiker, kein Taktiker, sondern ein Fels des Glaubens. Ich bin sicher, dass der felsenfeste Glaube das Geheimnis seiner historischen Wirkmächtigkeit war.“ Von Pater Karl Wallner


Vatikan (kath.net) „Die Stärkung, die dieser Papst der Kirche geben wollte, war vor allem die Stärkung im Glauben.“ Dies schreibt der Zisterzienserpater Karl Wallner über Papst Johannes Paul II. Der bekannte Theologieprofessor, Buchautor und Rektor der „Phil.-Theol. Hochschule Benedikt XVI. Heiligenkreuz“ hat selbst auf seinem Weg in die Berufung entscheidende Impulse durch den polnischen Papst empfangen. Die katholische Internetzeitung KATH.NET erinnert anlässlich der Heiligsprechung des 2005 verstorbenen Papstes an diesen Beitrag der KATH.NET-Serie „Warum Johannes Paul II. ein Heiliger ist“, der bereits vor der Seligsprechung im Jahr 2011 erstmals veröffentlicht worden war:

Johannes Paul II. ist deshalb ein Heiliger, weil er sich ganz der Gnade Gottes ausgeliefert hat. „Heilig“ ist ja die Grundeigenschaft Gottes, Gott allein ist heilig. „Tu solus sanctus“, preisen wir unseren Herrn im Gloria. Heilig wird der, der den heiligen Gott in sich wirken lässt. Der Schlüssel zur Heiligkeit von Karol Wojtyla ist sein Wahlspruch „Totus tuus“. Er bezog das „Ganz Dein“ auf Maria. Wer sich bewusst Maria übergibt, der wird geheimnisvoll hineingenommen das „Fiat“ der Gottesmutter, die sich wie kein anderer Mensch Gott ausgeliefert hat. Und wie das Fiat Maria bis unter das Kreuz führte, so führte das Totus Tuus Karol Wojtyla über den Weg des Papstthrons auch ganz konkret unter das Kreuz eines langen öffentlichen Krankseins und Sterbens.

Heilig ist, wer den heiligen Gott in sich zur Wirkung kommen lässt. Gleich vorweg: Mit Passivität hat diese Selbstauslieferung an Gott nichts zu tun, im Gegenteil. Jesus geht in einem Gleichnis scharf mit denen ins Gericht, die ihre Talente vergraben (Mt 25,14-30; Lk 19,11-27). Und Johannes Paul II. hat mit den Talenten, die Gott ihm gab – die mystische Tiefe einer slawischen Seele gepaart mit intellektueller Brillanz und unerschütterlicher Willenskraft – regelrecht gewuchert.

Wenn ich auf YouTube das Video von der Wahl Johannes Pauls II. am 16. Oktober 1978 anschaue, kommen mir heute noch die Tränen. Ich war damals 15 Jahre und mit diesem Tag begann meine Glaubenserweckung. Zunächst war es Neugierde für einen Menschen, der die Medien in den Bann schlug. Wer nur mehr den alten, schwachen Papst kannte, der kann sich gar nicht vorstellen, wie dieser 58-jährige „Athlet Gottes“ am Anfang die Gangways hinunterstürmte, mit kräftiger Stimme predigte, für Gott und das Evangelium warb und betete.

Als er an jenem Oktoberabend des Jahres 1978 die Bühne der Weltöffentlichkeit betrat, verblassten für mich auf einmal all die anderen Stars und Idole, denen ich meine jugendliche Bewunderung geschenkt hatte. Ich erinnere mich noch, wie gebannt ich die Amtseinführung des Papstes im Fernsehen verfolgte: „Non avete paura! Habt keine Angst! Öffnet die Türen für Christus!“ Das saß!


In den ersten kurzen Jahren bis zum Attentat vom 13. Mai 1981 war Johannes Paul II. der „Eilige Vater“, der die Menschen mit seiner Dynamik faszinierte. Dieser Papst war ein personifiziertes Event, ein pontifikales Medienereignis. Er stellte alle Superstars locker in den Schatten und sorgte dafür, dass Kirche und christlicher Glaube auch in der säkularisierten Welt plötzlich nicht mehr zu übersehen waren. Ich erinnere mich, dass ich im Gymnasium im Deutschunterricht (nicht im Religionsunterricht!) Referate über seine ersten Reisen nach Mexiko hielt… Mir wurde dann bald klar, dass seine Ausstrahlung auf einem Leuchten von innen her beruhte. Das war nicht Schauspielerei oder Medieninstinkt, sondern ich erkannte, dass dieser Papst wie ein Fenster auf Gott hin war.

Meine Teenager-Begeisterung für „Johannes Paul der Zweite – wir stehn an deiner-Seite“ war ein Grund, warum ich mich einer marianischen Jugendgruppe anschloss, beten lernte, zu einer tiefen Beziehung zu Gott fand, sodass Er mich dann zum Priestertum und in den Ordensstand berufen konnte. Als ich 1982 Kloster eintrat, wünschte ich mir den Ordensnamen „Karl“, weil das der Taufname des Papstes war, den ich bewunderte, verehrte und liebte.

In der Gestalt von Johannes Paul II. leuchtete noch etwas auf: die Heiligkeit des Vaterseins. Papst kommt ja von „Papa“, also „Vater“. Und der Titel „Heiliger Vater“ ist nur einer von vielen Vatertiteln, die wir in der Kirche haben. So wird ja jeder Ordensmann „Pater“ genannt, im Englischen ist heißen alle Priester „Father“, in der Ostkirche nennt man sie „Popen“; der Titel „Abt“ kommt vom hebräischen „Abba“, im Französischen ist jeder Priester ein „abbé“ und so weiter. Wenn wir in der Kirche jemanden als „Vater“ titulieren, dann muss er an sich kein Heiliger sein, - nicht einmal der „Heilige Vater“. Es gab ja leider viele Päpste, die keineswegs heilig waren und trotzdem mit Recht so tituliert wurden, da es hier um eine Funktion geht. „Heiliger Vater“ beschreibt die amtliche Aufgabe des Bischofs von Rom: Er soll „wie ein Vater“ die Gläubigen zur Heiligkeit zu führen. „Weide meine Schafe!“ (Joh 21,16ff), sagt Jesus dem Petrus. Papst-Sein bedeutet, einen väterlichen Dienst auszuüben, der der Einheit der Kirche dienen und zur Heiligkeit der Gläubigen führen soll.

Seit dem 16. Oktober 1978 war Karol Wojtyla „Heiliger Vater“.

Nach Paul VI., dem leider so unbedankten großen Konzils- und Leidenspapst, und nach dem lächelnden 33-Tage-Papst Johannes Paul I. beeindruckte er sofort durch Vitalität und Entschlossenheit. Dazu war er sensationellerweise ein Papst, der „aus einem fernen Land“ kam, weil ja der Eiserne Vorhang damals die kommunistischen Diktaturen von der freien westlichen Welt abschnitt.

Die Stärkung, die dieser „Papa“ der Kirche geben wollte, war vor allem die Stärkung im Glauben. Zu Petrus hatte Christus einst gesagt: „Ich habe für dich gebetet, dass Dein Glaube nicht erlischt!“ und ihm den Dienst aufgetragen, die Brüder zu stärken (Lk 22,32).

Johannes Paul II. war ein Mann des starken Glaubens. Kein Kirchenpolitiker, kein Taktiker, sondern ein Fels des Glaubens. Ich bin sicher, dass der felsenfeste Glaube das Geheimnis seiner historischen Wirkmächtigkeit war. Jesus sagt ja: „Wenn euer Glaube nur so klein wie ein Senfkorn wäre, könntet ihr Berge versetzen!“ (Mt 17,20parr)

Die weltumwälzenden Ereignisse des Jahres 1989 wären ohne die Felsenhaftigkeit von Johannes Paul II. nicht möglich gewesen. Und das gilt auch für den Binnenraum der Kirche: Die Erneuerung, die unter seinem 26-jährigen Pontifikat begann oder stärker wurde, war eine Erneuerung aus der Heiligkeit. Er hat uns gelehrt, dass die Kirche nur lebendig und ausstrahlend ist, wenn jeder von uns in der Hingabe an die Wirklichkeit Gottes lebt!

In seinem Wappen stand das Kreuz für den Sohn, der sich ganz Gott dem Vater hingibt; das M für Maria, die sich dienend Gott hingeschenkt hat; und das „Totus Tuus“, das „Ganz Dein“ müssen wir als Aufforderung an uns lesen, uns selbst ganz hinzugeben. Mögen Heraldiker dieses Wappen als zu schlicht kritisiert haben, es ist doch bleibend das programmatische „Logo“ für die Erneuerung der Kirche auf ihrem Weg in das 21. Jahrhundert.

Johannes Paul II. war wirklich ein Heiliger; er war unser „Papa“. Ich durfte ihn kurz vor seinem Tod bei einer Privataudienz für 120 Professoren und Studenten unserer Hochschule in der Sala Clementina im Vatikan erleben. Er war erschöpft, krank, entäußert. Mir fiel das Jesajawort ein: „Ein Mann der Schmerzen, mit Krankheit vertraut…“ (Jes 53,3)

Es gab Zeiten, da bestand seine Heiligkeit in der Unermüdlichkeit der Tat, im Wuchern mit den Talenten: die vielen Reisen, die Empfänge, die Ansprachen… Doch dann war die Zeit gekommen, da hat Gott Schwäche und Krankheit über ihn verfügt hat. Wenn man den schon gehunfähigen Papst herumschob, musste man unwillkürlich an die Verheißung Christi an Petrus denken: „Wenn du aber alt geworden bist, wirst du deine Hände ausstrecken und ein anderer wird dich gürten und dich führen, wohin du nicht willst.“ (Joh 21,18)

Und Johannes Paul II. ließ sich von Gott verfügen, bis ins Leiden und ins Sterben. Sein Tod am 2. April 2005 war dann seine wichtigste Predigt, die Milliarden Menschen erreichte. Das „Totus tuus“, die Selbstübergabe an Gott als letzter Sinn des menschlichen Lebens strahlte in diesen Stunden seines Sterbens über der ganzen Welt auf. „Lasst mich ins Haus meines Vaters gehen!“ waren seine letzten Worte.

Die Millionen vorwiegend jungen Menschen, die schließlich am Leichnam des Heiligen Vaters vorüberzogen sowie das „Santo Subito“ bei seinem Begräbnis am 8. April 2005 waren die öffentliche Anerkennung der Macht der göttlichen Gnade. Gott allein ist heilig und Gott allein macht heilig. Es war offensichtlich, dass hier Gott durch einen Menschen, der sich ihm ganz hingab, mächtig gehandelt hatte.

In Johannes Paul II. erkannten besonders die jungen Leute den Stellvertreter des Guten Hirten, „der sein Leben hingibt für die Schafe“ (Joh 10,11). Und mir klingen die Worte im Ohr, die Erzbischof James Francis Stafford 1997 auf dem Weltjugendtreffen in Paris vor 1,2 Millionen Jugendlichen an den Papst richtete: „Durch Sie, Heiliger Vater, erkennen wir, was es heißt, einen heiligen Vater zu haben!“

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