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'Der allheilige Gott hat uns Menschen beschenkt'

24. Dezember 2006 in Weltkirche, keine Lesermeinung
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Bischof Marx, Bischof Mixa, Bischof Schraml, Bischof Küng, Bischof Müller, Bischof Hanke, Bischof Koch, Bischof Genn bei der Christmette - Updates möglich


Trier-Augsburg-St.Pölten (kath.net)
Weihnachten zeige, dass der Mensch in seinen Nöten nie allein ist und Gott seinen Sohn gesandt hat, damit sich der Mensch immer an seine Barmherzigkeit erinnere. Dies betonte Bischof Klaus Küng in seiner Predigt bei der Weihnachtsmette am 24. Dezember im Dom zu St. Pölten. Auch in dieser Nacht stoße das Licht auf Dunkelheit, wies der Bischof hin. Nur die Augen des Glaubens vermögen Gott und das Zeichen, ein Kind in der Krippe, zu erkennen.Die tiefe Weihnachtsfreude, so der Bischof, liege in der Erfahrung, dass durch Gottes Sohn Vergebung und innige Verbundenheit mit dem Vater, Freundschaft mit Gott und Friede auf Erden geschenkt werde.

Auch in der Kirche seien Helligkeit und Dunkelheit zu bemerken und eine bleibende Eigenschaft des wandernden Gottesvolkes bis ans Ende der Zeiten. Manchmal blühe das christliche Leben stärker auf, manchmal sei es von Lauheit und Niedergang bedroht, wies der Bischof hin. Doch auch dann sei Christus in der Kirche und durch sie wirksam, sagte er.

Der Bischof verglich in seiner Predigt die Hirten, die nach Bethlehem zogen, mit der Hinwendung der Menschen zu Christus: Ein Aufbruch zum Wesentlichen sei auch heute nötig, sagte er. Alle sollten wieder Hörende sein und still werden, Christus suchen und ins eigene Herz hineinhorchen. Alle Weisheit würde nichts nicht nützen, wenn nicht die Bereitschaft vorhanden sei, auf Gott zu hören und ihn aufzunehmen. „Zugang haben jene, die ein einfaches und demütiges Herz haben, auch Sünder und Schwache finden Zugang“, sagte der Bischof abschließend.

In seinen Weihnachtspredigten hat der Bischof von Augsburg und Militärbischof der Deutschen Bundeswehr, Walter Mixa, die katholischen Christen zu einem persönlichen „Glaubens-TÜV“ eingeladen. „Wie wir unsere Autos regelmäßig einer TÜV-Prüfung unterziehen, so braucht auch der Glaube des Einzelnen immer wieder eine Überprüfung“, sagte Mixa. Weihnachten oder andere kirchliche Feiern anlässlich einer Taufe, einer Erstkommunion oder einer Hochzeit im Familien- und Freundeskreis seien Gelegenheiten, sich selbst zu fragen: „Wer ist Jesus Christus für mich persönlich? Was bedeutet mir meine Taufe und die Überwindung des Bösen? Erwarte ich ganz konkret für mich ein ewiges Leben nach dem Tod?“. Der Augsburger Oberhirte forderte gleichzeitig in seiner Weihnachtsbotschaft alle Christen auf, sich persönlich wie im politischen Leben aktiv für den Lebensschutz ungeborener Kinder und eine Änderung des Abtreibungsrechts einzusetzen.

„Das Kind in der Krippe verpflichtet uns als Christen dazu, das Lebensrecht jedes Menschen uneingeschränkt zu gewährleisten“, sagte der Augsburger Oberhirte. Durch die Menschwerdung Gottes habe jeder Mensch, geboren oder ungeboren, eine unveräußerliche Würde. Seit der Staat die schützende Hand seiner Rechtsordnung über den ungeborenen Kindern zurückgezogen habe, sei der „Kindermord des Herodes“ eine „tägliche schaurige Normalität in unserer Gegenwart“, sagte Bischof Mixa. Die Christen in Deutschland müssten Politiker und Ärzte immer wieder daran erinnern, dass die straflose Tötung ungeborener Kinder „unsere Rechtsordnung zu einer Unrechtsordnung“ mache, die als „moralische Hypothek auf unserem Volk laste“ und gegen die Christen aktiv aufstehen müssten. „Jeder Verantwortliche in Regierung und Parlament, der nicht für den uneingeschränkten Schutz des Lebens eintritt, muss wissen, dass er nicht länger auf die Unterstützung von Christen bauen kann“, so Mixa wörtlich. Zugleich rief der Bischof zur generösen Hilfe zugunsten von Müttern und Kindern in Not auf: „Wer sein Herz, sein Haus oder seinen Geldbeutel gegenüber Müttern und Kindern in Not verschließt, der muss sich im Klaren sein, dass er Jesus Christus selbst an seiner Tür und an seinem Herzen abweist“, sagte der Bischof in Anspielung auf die Herbergssuche der Heiligen Familie in Bethlehem. Die Kirche als Ganzes müsse noch viel stärker eine „große Bewegung für das Leben sein“.

Zu Jesus Christus gibt es keine Alternative - Bischof Marx am Heiligen Abend: Für einen Neuaufbau christlicher Lebenskultur

„Wir brauchen keine Verwässerung des christlichen Glaubens durch Anpassung, sondern wir brauchen einen Neuaufbau christlicher Lebenskultur, die ausstrahlt." Das hat der Trierer Bischof Reinhard Marx am Heiligabend in der Christmette im Trierer Dom betont. In seiner Predigt machte Bischof Marx deutlich, dass die Heilige Nacht vor allem ein Aufruf an die Christen selbst sei, in einer immer stärker multireligiösen und säkularen Welt die Alternative einer christlichen Zivilisation und Kultur zu zeigen.

„Dazu gehört der Mut zum Nonkonformismus, zu einem Lebensstil und einer Lebenskultur, die sich nicht einfach nach Meinungsumfragen richtet, sondern nach dem Evangelium und der Erfahrung und der Erkenntnis, die aus dem Glauben kommen", sagte der Trierer Bischof. Zwar könne es sein, dass die Kirche in Deutschland zu einer kleineren Gemeinschaft werde. Das müsse aber nicht bedeuten, dass sie weniger wirksam sei: „Es kommt auf die eigene ’mentale Verfassung’ an."

Angesichts der Tatsache, dass sich heute viele Menschen die Frage stellten, ob die Epoche einer christlichen Kultur in Europa, 1700 Jahren nach der konstantinischen Wende, zu Ende gehe, betonte der Trierer Bischof, dass die Folgen gravierend für das Zusammenleben und die europäische Zivilisation wären. Notwendig sei, dass die Kirche „den Glauben an das Kind von Bethlehem, an den gekreuzigten Jesus von Nazareth mit ganz neuer Überzeugungskraft" bezeuge. Bischof Marx: „Die Botschaft der Heiligen Nacht hat sich bewährt, sie zeigt uns: Mit Jesus und seiner Botschaft steigt unsere Lebensqualität und unser Lebensniveau. Er ist nicht ersetzbar. Mit ihm zusammen zu sein, tut unserem Leben gut, persönlich, in der Familie, in unseren Dörfern und Städten, in unserem Land. Wo seine Botschaft und sein Anspruch ausfallen, tritt in der Regel nichts Gleichwertiges an die Stelle." Auch deshalb, so sagte der Bischof, wehrten sich die Christen dagegen, dass der Glaube und seine Symbole aus dem öffentlichen Bereich verdrängt würden, dass der Glaube zur reinen Privatangelegenheit werde, der keine öffentliche Relevanz mehr haben solle. „Auch einer Gesellschaft tut es gut, die Botschaft der Bergpredigt zu hören und sich dem Anspruch Jesu von Nazareth zu stellen", sagte der Trierer Bischof.

Im Blick auf die Heilige Nacht vor 2000 Jahren in Bethlehem unterstrich Bischof Marx, dass in dieser Nacht „in Jesus Christus das Licht über unserem Leben aufgegangen ist, das niemand auslöschen kann." Nicht die damalige öffentliche Meinung in Jerusalem habe Recht behalten, sondern die kleine Gruppe im Stall von Bethlehem und die einfachen Leute, die Hirten, die ihre Angst und Vorbehalte überwunden hätten und vor dem Kind in der Krippe das Knie gebeugt hätten. Bischof Marx: „Also: Fürchtet euch nicht, habt Mut!"

Bischof Müller: "In der Hilflosigkeit des Jesus-Kindes in der Krippe sehen wir das Zeichen der alles erlösenden Allmacht Gottes"

Die Predigt des Bischofs von Regensburg im Wortlaut:

Wie oft haben wir schon Weihnachten gefeiert. Jedes Jahr hören wir die Botschaft von der Geburt des Erlösers im Stall von Bethlehem, singen unser beliebtestes deutsches Weihnachtslied von der Stillen und Heiligen Nacht. Und zu Hause versammeln wir uns im Kreis unserer Lieben um das Krippelein und freuen uns auf die Geschenke unter dem schön geschmückten Christbaum.

Und immer neu tun sich tiefe Schichten unserer Seele auf. Unser Herz spürt in dieser Heiligen Nacht das Einmalige und Besondere des Weihnachtsevangeliums. Auch wenn wir erwachsen sind, erfasst uns das Gefühl einer kindlichen Sehnsucht und wir wissen uns geborgen in der Liebe Gottes: Ja, wir dürfen das Reich Gottes aufnehmen wie ein Kind. Wir heißen Kinder Gottes und sind es. Der Evangelist Johannes verspricht uns angesichts der Fleischwerdung des WORTES, der Geburt des Sohnes Gottes als Mensch, nämlich unseres Herrn Jesus Christus: „... allen aber, die ihn aufnahmen, gab ER Macht, Kinder Gottes zu werden“ (Joh 1, 12). Vordergründiges sentimentales Ergriffensein darf sich ruhig vertiefen, zur innersten Erfahrung, dass wir Gott ergreifen und betasten und sehen können, so wie wir selbst ergriffen worden sind und wie unser Leben und Denken offen daliegt vor den Augen unseres Schöpfers.

Bei alldem stellen wir fest: Die Weihnachtsbotschaft gründet in der Tatsache, dass Jesus wirklich geboren worden ist aus der Jungfrau Maria und dass sie ihn empfangen hat aus dem schöpferischen Wirken des Heiligen Geistes Gottes: „und darum wird das Kind, das aus dir geboren wird, heilig und Sohn Gottes genannt werden“ (Lk 1, 35) – so hat es der Engel des Herrn bei Mariä Verkündigung im Auftrag Gottes des Vaters unseres Herrn Jesus Christus verheißen.

Durch einen Erlass des römischen Kaisers Augustus werden Maria und Joseph zur Volkszählung in die Vaterstadt Josephs nach Bethlehem geführt. Dort in der Stadt Davids, aus der der Messias und Retter des Gottesvolkes Israel erwartet wird, sollte sich der Tag der Niederkunft Marias erfüllen.

„Maria gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war.“ (Lk 2,7). Diese Auskunft des Evangelisten Lukas mag uns an die Worte des Johannesevangeliums erinnern: „ER kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf“ (Joh 1, 11). Doch der Evangelist fährt fort: „Allen aber, die ihn aufnahmen, gab ER Macht, Kinder Gottes zu werden, allen, die an seinen Namen glauben, die nicht aus dem Blut, nicht aus dem Willen des Fleisches, nicht aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind.“ (Joh 1,13).

Stellvertretend für alle, welche die Botschaft des Engels mit froher Gläubigkeit aufnehmen, stehen die Hirten auf den Feld. Nicht zu den Weisen und Klugen oder solchen, die sich dafür halten oder von den Menschen dafür gehalten werden, sondern zu den Kleinen und Unmündigen tritt der Engel des Herrn. Es sind nicht die menschlichen Gedankenblitze, die der Sinnsuche Orientierung geben, sondern der Glanz, der von Gottes Herrlichkeit ausgeht. Gott erleuchtet die Augen unseres Geistes und Herzens.In der Begegnung mit Gott wird der Mensch aus all seinen vertrauten Bindungen und Absicherungen herausgerissen. Doch die Furcht weicht der „großen Freude, die allem Volke zuteil werden soll: Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren: Er ist der Messias, der Herr.“ (Lk 2, 11).

Das Zeichen für diese Offenbarung Gottes als Retter der ganzen Menschheit in Jesus Christus empfinden viele Menschen als Skandal bis zum heutigen Tag: Ein Kind in Windeln, in einer Futterkrippe liegend; das soll unser Schöpfer und Erlöser sein? Haben wir uns die Herrlichkeit Gottes nicht ganz anders vorgestellt? Wohnt Gott nicht jenseits aller Grenzen der Welt und entzieht er sich nicht allen Vorstellungen? Er kann doch allerhöchstens als „der Ganz andere“ erahnt werden? Gott im Menschen, gar noch in einem gerade geborenen hilflosen Kind, das nur schreit, gestillt und trockengelegt werden will? Ja so ist es.

Einst stellte Jesus ein Kind in die Mitte seines Jüngerkreises und sagte: „Nur wer das Reich Gottes aufnimmt, wie dieses Kind, kann auch hineingelangen.“ Verachten wir nicht die Kleinen, denn ihnen gehört das Himmelreich. Denn in der Hilflosigkeit eines Kindes hat der ewige Gott uns seine Rettung zugesagt. Aber darum sind auch wir von ihm gerettet und von seiner Liebe umfangen schon vom Mutterleib und Kindesbeinen an bis ins hohe Alter, in Freuden und Schmerzen, in den Höhepunkten und Tiefpunkten, bei Hochzeiten und Tiefschlägen, in Kummer und Freude.

Was ein Kind vermag, habe ich erfahren dürfen als mir dessen Tante immer wieder vom Leidensweg des kleinen Jonas schrieb, der mit drei Jahren an Krebs erkrankte und nach geduldig ertragener Behandlung vor kurzem mit fünf Jahren verstorben ist: Auf seinem Sterbebildchen sind die Abschiedsworte an seine Eltern gedruckt: „Meine lieben Eltern, ich danke euch so tausendmal, dass ihr mich mit einer solchen Hingabe gepflegt habt und immer für mich da ward. Ich habe euch unendlich lieb und werde immer bei euch bleiben.“ Welch eine Liebe und Glaubenskraft gehen von einem solchen Gotteskind aus. Wenn in dem Kind Jesus, dem Sohn Marias, uns der ewige Sohn Gottes begegnet, der alle Endlichkeit und den ganzen Jammer unseres kurzen Erdendasein angenommen hat, dann wissen wir um den Triumph Gottes in der Welt über Sünde und Tod. Sein Friede ist stärker als alle Zerstörung, sein Licht vertreibt alle Finsternis, seine Gnade ist unendlich aufbauender als die niederreißende Macht der Sünde: „Denn meine Augen haben das Heil geschaut, das du, Gott, allen Völkern bereitet hast: ein Licht zur Erleuchtung der Heiden und Herrlichkeit für dein Volk Israel“ (Lk 2,30-32) – so betet Simeon bei der Darstellung Jesu im Tempel.

Kehren wir zurück zum Jesus-Kind in der Krippe von Bethlehem. In seiner Hilflosigkeit als Mensch sehen wir das Zeichen der alles erlösenden Allmacht Gottes. Vereinen wir uns mit dem Engel des Herrn und der großen Schar des himmlischen Heeres zum Gotteslob - auf dass unser Leben für die Mitmenschen zum Zeichen und Licht werde, hinführend zu Jesus, den Heiland, den Retter und Messias: „Verherrlicht ist Gott in der Höhe und auf Erden ist Friede bei den Menschen seiner Gnade“ (Lk 2, 14).

Im Wortlaut: Predigt Diözesanbischof Wilhelm Schraml bei der Christmette 2006

Was macht eigentlich das Faszinierende und das uns im Innersten so tief Berührende der Heiligen Nacht aus? Wir können doch nicht einfach sagen, das alles sei nur Tradition. Zugegeben, vieles, was wir in den vergangenen Stunden daheim in unserer Familie oder im Kreis von Freunden getan haben, haben wir wirklich gern. Wir sind für diese Nacht, für dieses Fest, dankbar. Denn kein Fest bewegt die Menschen tiefer als Weihnachten, keines bedeutet mehr für die menschlichen Beziehungen, keines hat einen tieferen Sitz im Leben.

Machen wir einmal die Gegenprobe: Ein Leben ohne die großen Feste des Kirchenjahres, ein Leben nur in der Alltäglichkeit von Produktion und Konsum, diese Vision dürfte uns erschrecken. Nein, wir sind von Herzen dankbar für dieses Fest, für diese Nacht, die sich von allen anderen Nächten des Jahres unterscheidet. Unsere Teilnahme an der Feier der Christmette will das alles zum Ausdruck bringen.

Aber was ist nun die Botschaft, die uns in dieser Nacht erreichen möchte?

Die meisten von uns kommen heute aus einer häuslichen Feier, bei der wir uns gegenseitig beschenkt haben. Der Brauch des Schenkens und des Sich-beschenken-Lassens ist etwas großartig Menschliches. Geschenke sind mehr als nur Sachwerte. Im weihnachtlichen Brauch des Schenkens und des Beschenktwerdens wird etwas deutlich, was uns die Botschaft und das Geheimnis dieser Heiligen Nacht aufschließen kann: das Wunder der gegenseitigen Annahme.

Das Geschenk will ja dem Beschenkten zunächst einmal sagen: Ich freue mich, dass du da bist. Ich nehme dich an, so wie du bist. Und wer etwas geschenkt bekommt, der spürt, ob etwas von Herzen kommt oder dahinter sich eine berechenbare Absicht verbirgt.

Und das eben ist die Botschaft dieser Heiligen Nacht: Der allheilige Gott hat uns Menschen beschenkt, nicht mit einem Sachwert. Er schenkt uns seinen Sohn Jesus Christus. Und in ihm schenkt er uns sich selbst, sein göttliches Leben. Wenn uns Gott so annimmt, bedeutet das nicht, dass er zu uns, so wie wir sind, einfach ja sagt. Die Zuwendung Gottes zu uns ist zunächst einmal ein sich Herabbeugen, ein Hinabsteigen, um dann sich emporheben zu lassen in sein göttliches Leben.

Das Christentum kennt letztlich nur ein Wunder: dass der große Gott sich klein macht, um uns durch Jesus Christus groß zu machen: Menschwerdung und Auferstehung Jesu – und in seiner Auferstehung unsere Auferstehung! Das ist die Mitte des christlichen Glaubens, das ist das unfassbare Wunder dieser Heiligen Nacht, das uns staunen und anbeten lehrt.

Gott schenkt uns nicht seinen Sohn, damit wir bleiben, was wir sind. Er schenkt uns seinen Sohn, damit er uns mit hinaufnehme zu sich, in sein Leben; in das, was unser menschliches Herz eigentlich ersehnt: in die ewige Freude. Weihnachten und seine Botschaft will uns der Schlüssel sein, der unser Leben aufschließt und es öffnet auf Gott hin. Jesus ist gekommen, um uns göttliches Leben zu schenken, um uns emporzuheben aus der Finsternis in das Licht des ewigen Gottes.

Vollziehen wir Gott gegenüber die einfachste Geste, die uns gerade an Weihnachten so selbstverständlich ist: die Hand aufzuhalten und das Herz zu öffnen, das Geschenk Gottes anzunehmen und dann zu sagen: „Dank dir Gott für deinen Sohn! Dank dir für den Weg zum Leben, den du mir in dieser oft verworrenen und orientierungslosen Welt aufzeigst. Dank dir, Gott, für deine Liebe, mit der du mich gesucht hast und immer wieder aufs Neue suchst.“

Wenn wir so sprechen können, dann sind wir auf einem guten Weg, die Mitte dieser Heiligen Nacht zu begreifen. Dann wird aus der Tradition echtes Leben und aus frommen Gefühlen Umkehr zu Christus. Dann wird uns jener Friede des Herzens zuteil, den die Engel auf den Feldern von Bethlehem den Hirten verkündet haben, weil wir in der Gnade und in der Huld Gottes stehen. Gott schenke Ihnen eine frohe und glückselige Feier der Christgeburt unseres Herrn und Gottes in Jesus Christus, dem göttlichen Kind von Bethlehem.

Bischof Gregor Maria Hanke: "Gottes Ja zu dieser Welt" Weihnachtspredigt des Eichstätter

"Jesu Geburt ist das leuchtende Zeichen Gottes im Dunkel der Welt". Dies betonte der Bischof von Eichstätt Gregor Maria Hanke OSB in seiner Weihnachtspredigt am Heiligen Abend im Eichstätter Dom. Gott habe die Trennlinie zwischen Himmel und Erde aufgehoben.

"Er, der Ferne und Unnahbare, geht auf den Menschen und auf die Welt zu, um ein naher Gott zu sein". Weihnachten stehe für das "Ja Gottes zu dieser Welt". Die Weihnachtsbotschaft befreie den Menschen von Verkrampfung und Zwang und verleihe ihm zugleich Würde, sagte der Eichstätter Bischof bei der vom Bayerischen Rundfunk live übertragenen Christmette.

Jesu Menschwerdung zeige, dass Gott die Welt als sein Eigentum begreife, für das er Sorge trage. "Was immer sich ereignet, all unsere Freuden und Leiden, ja unsere Lebensgeschichte und wir selbst gehören letztlich nicht uns, sondern sind sein Eigentum." Als Gottes Eigentum sei dem Menschen eine Würde eigen, die nicht aus seinem Können und seiner Kompetenz herrührt. Gottes Menschwerdung mache Mut, das Leben aus der Haltung einer Leichtigkeit zu gestalten, im Glauben daran, "dass er auch heute noch in sein Eigentum kommt und es mit göttlichem Licht erfüllen will", so Bischof Hanke.

Oft verenge sich jedoch das Leben, Gleichgültigkeit ziehe auf, Lustlosigkeit und Resignation. Manchmal lägen nur geringfügige Ursachen zugrunde, die das Leben dunkel einfärben: zuviel Arbeit und Stress, das Aufeinanderstoßen unterschiedlicher Mentalitäten.

Der Bischof erinnerte auch an die schweren Lasten, die viele Menschen zu tragen haben: die Trennung von einem lieb gewordenen Menschen, die Erfahrung von Einsamkeit und Krankheit. Gerade in diese Situationen verkünde der Engel des Hirtenfeldes: Ihr habt Anlass zur Freude. Darum gelte auch heute: "Gott ist mitten unter uns, daraus schöpfen wir Hoffnung". Der Weg zur wahren Freude sei der Weg, den Jesus Christus gegangen ist, der sich entäußerte und den Menschen gleich wurde. Die "Logik der Weihnachtsbotschaft" besage: "Freude erwächst aus Selbstlosigkeit und Hingabe".

Den Gläubigen im Dom und an den Rundfunkgeräten wünschte der Bischof von Eichstätt: "Die weihnachtliche Haltung, selbst Freude zu spenden und so dem Mensch gewordenen Gottessohn Raum zu geben, sei das ganze Jahr über in uns lebendig".

Die Weihnachtsbotschaft schließt nach den Worten von Bischof Gregor Maria Hanke das Tor auf, "hinter dem sich der Weg in die Freiheit der Kinder Gottes auftut, ein Weg, der einmündet in Gott". In seiner Predigt beim Pontifikalgottesdienst am ersten Weihnachtstag im Dom bezeichnete der Bischof die Geburt Jesu als Hoffnungszeichen für alle Menschen. "In der Geburt Jesu tut Gott unwiderruflich seinen Entschluss kund, Trennwände niederzureißen und den Menschen zu heilen. Daher feiern wir Christen voll Freude das Geburtsfest des Gotteskindes."

Das Leben des Menschen sei von Mauern beengt: Gegenseitiges Misstrauen, die Angst der einen, zu kurz zu kommen, die Unzufriedenheit der anderen, zu viel geben zu müssen. Die gesellschaftliche Atmosphäre sei geprägt von diesen Strömungen, die auch im familiären Miteinander und am Arbeitsplatz immer wieder zu schaffen machen.

In diese Situation hinein verheiße die Weihnachtsbotschaft allen Menschen Hoffnung. "Gott begibt sich durch seine Menschwerdung in die Lage des Menschen, um zu heilen und den alten Adam in den neuen zu wandeln". Er trete im Szenarium dieser Welt als Mittragender auf, als Mitleidender, als Mittrauernder, schließlich als Gekreuzigter und Auferstandener. Die Weihnachtsbotschaft verkünde: In der Menschwerdung und Geburt des Gottessohnes in Betlehem beginnt die Befreiungsgeschichte des Menschen.

Die Predigt von Bischof Kurt Koch in der Christmette im Wortlaut:

„Wenn wir selbst Ochs und Esel werden, dann kann frohe Weihnacht werden“, stellte der designierte Vorsitzende der Schweizer Bischofskonferenz in der Christmette 2006 fest.

Hinter den beiden genannten Tieren verberge sich die Kirche, „der in der Heiligen Nacht die Augen aufgehen, so dass sie im Kind in der Krippe den ewigen Gott erkennen kann. Lassen wir uns also auch in dieser Weihnachtsnacht von den Tieren zur Krippe locken, um in diesem Kind dem Geheimnis Gottes und dem Geheimnis unseres Lebens inne zu werden. Und wenn wir die uns so vertrauten Figuren von Ochs und Esel in die Krippe stellen oder sie betrachten, wollen wir Gott bitten, dass er unserem Herzen jene Einfachheit schenkt, die nötig ist, um im Kind in der Krippe die Allmacht der Liebe Gottes zu entdecken.“

Wenn wir uns in schwierigen Situationen befinden oder überhaupt nicht mehr weiter wissen, pflegen wir zu sagen, dass wir wie ein Esel vor dem Berg stehen. Wie Esel könnten wir uns auch vor dem großen Berg des Geheimnisses von Weihnachten vorkommen, das uns Gottes Weise seiner Allmacht nahe bringen will. Wahrscheinlich fällt es uns leicht, einem fernen Gott die Allmacht zuzugestehen, dass er die Statik und Mechanik des Weltalls und das Ganze der Welt irgendwie bewegt. Doch Gottes Weise seiner Allmacht, die sich an Weihnachten offenbart, zeigt sich am sichtbarsten im Kind in der Krippe. Seine Weise der Allmacht ist die Weise der Liebe, die darin besteht, dass er sich so klein machen kann wie ein Kind und dass er deshalb jeden von uns kennt, dass ihm unsere Lebensschicksale nicht gleichgültig sind, sondern dass er jeden einzelnen beim Namen ruft. Zwischen diesen beiden Weisen von Gottes Allmacht besteht ein tief greifender Unterschied, der auch für uns Konsequenzen hat: Während wir die Allmacht der Mechanik einfach zur Kenntnis nehmen können, können wir die Allmacht der Liebe Gottes nicht bedenken, ohne von ihr im Innersten berührt zu werden und zu spüren, dass mit unserem Leben etwas geschieht. Es geschieht nämlich nichts weniger als ein grosser Tausch. Der heilige Augustinus hat ihn in die an uns Menschen adressierten Worte gefasst: „Du wolltest Gott sein, obwohl du Mensch warst, und gingst so verloren. Er (Christus) wollte Mensch werden, obwohl er Gott war, um wiederzufinden, was verloren war“ (Augustinus, Sermo 188, 3).

Ochs und Esel bei der Krippe

Ist dieses Tauschwunder nicht so groß, dass wir gleichsam wie Esel vor dem Berg stehen? Liegt hier vielleicht der Grund, dass wir Menschen die Tiere bei der Weihnachtskrippe, vor allem Ochs und Esel, so gerne haben und mit besonderer Vorliebe in die Krippe stellen? Dies erstaunt umso mehr, als diese Tiere in den Weihnachtsevangelien überhaupt nicht vorkommen. Da ist nur davon die Rede, dass Maria ihr neugeborenes Kind in Windeln wickelte und in eine Krippe legte und dass in dieser Gegend Hirten bei ihrer Herde Nachtwache hielten. Von Ochs und Esel ist aber keine Spur zu sehen. Dennoch ist für viele Menschen Weihnachten eigentlich nicht denkbar ohne Ochs und Esel bei der Krippe. Sie scheinen sogar wichtiger zu sein als Maria und Josef, die doch zweifellos ins Zentrum des Geschehens gehörten. Ist dies nicht eine seltsame Vorstellung des Weihnachtsgeschehens?

Wenn wir aber in die Geschichte der christlichen Bildkunst schauen, können wir eine erfreuliche Feststellung machen: Lange bevor die Schafe der Hirten auf den Weihnachtsdarstellungen zu sehen sind, fehlen auf keinem der ältesten christlichen Weihnachtsbilder Ochs und Esel. Die ältesten Darstellungen von Weihnachten zeigen zudem nicht Maria und Josef, sondern nur das Kind in der Krippe, umrahmt von Ochs und Esel. Dabei ist es nicht die Volksfrömmigkeit, die Ochs und Esel erfunden haben. Diese Tiere sind vielmehr vom Alten Testament her an die Krippe Jesu gekommen. Von ihnen heißt es im Prophetenbuch Jesaja: „Der Ochse kennt seinen Besitzer und der Esel die Krippe seines Herrn; Israel aber hat keine Erkenntnis, mein Volk hat keine Einsicht“ (1,3).

Diese Worte haben die Kirchenväter dahingehend gedeutet, dass die beiden Tiere bei der Krippe auf das Neue Volk Gottes, die Kirche aus Juden und Heiden, voraus verweisen, die eben nicht wie der Esel vor dem Berg steht, die vielmehr im Kind in der Krippe ihren Herrn erkennt. Ochs und Esel machen damit auf die universale Bedeutung von Weihnachten für alle Menschen aufmerksam, die im Mittelpunkt der heutigen Lesung steht: „Die Gnade Gottes ist erschienen, um alle Menschen zu retten.“ Das Kind in der Krippe ist deshalb nicht einfach ein Kind wie viele andere auch. Dieses Kind geht vielmehr alle Menschen an, weil in ihm Gott selbst gegenwärtig ist. Ochs und Esel stehen staunend vor dem Weihnachtsgeheimnis, dass Gott so groß ist, dass er sich ganz klein machen kann, und so allmächtig, dass er sich uns in der ganzen Wehrlosigkeit seiner Liebe schenken kann und in einem Kind Mensch wird. Denn im Kind in der Krippe ist die Wehrlosigkeit der Liebe Gottes am deutlichsten erfahrbar: Gott kommt ohne Waffen; denn er will uns Menschen nicht von außen erobern, sondern von innen gewinnen und von innen her umwandeln.

Ihre ganze Brisanz erhalten die beiden Tiere aber erst von der Tatsache her, dass der Prophet Jesaja in ihnen das positive Gegenbild zum Volk Gottes erblickt, über das Gott durch den Mund des Propheten urteilt und klagt: „Mein Volk hat keine Einsicht“; „die verkommenen Söhne haben den Herrn verlassen, den Heiligen Israels haben sie verschmäht und ihm den Rücken gekehrt.“ Während der Ochs seinen Besitzer und der Esel seine Krippe kennt, fehlt es demgegenüber dem Volk an der wahren Erkenntnis Gottes. Geradezu kopfschüttelnd steht Gott vor dem Verhalten der Menschen, das deshalb ganz unverständlich ist, weil kein Ochse und kein Esel jemals das ihnen in der Krippe bereitete Futter verweigern würden – im Unterschied zu den Menschen, die so oft das „Futter“ des Wortes Gottes übersehen und es ablehnen.

Wie Ochs und Esel den Herrn erkennen

Ochs und Esel verweisen damit auf die Unwirtlichkeit der Geburt Jesu und sie zeigen, wer ihn damals nicht erkannt hat. Wer ihn nicht erkannte, dies war Herodes, der selbst dann nichts begriffen hat, als ihm von dem Kind in der Krippe erzählt wurde, der vielmehr von seiner Herrschsucht verblendet war. Wer damals nicht erkannte, das war ganz Jerusalem mit Herodes, das sich von der Geburt des Kindes in Betlehem in seiner wohlanständigen Bürgerlichkeit nicht stören lassen wollte. Und wer damals nicht erkannte, das waren die gelehrten Herren, die Spezialisten der Schriftauslegung, die zwar die richtige Bibelstelle zitieren konnten, die aber dennoch nichts von dem begriffen, was in Betlehem geschehen ist.

Wer im Kind in der Krippe hingegen die Gegenwart Gottes selbst erkannte, dies waren nicht die genannten renommierten Leute, sondern dies waren Ochs und Esel, nämlich die Hirten auf dem Felde, die Magier, die von fernen Welten gekommen sind, und natürlich an erster Stelle Maria und Josef. Dies ist kein Zufall; denn „im Stall, wo das Kind Jesus ist, da sind die feinen Leute nicht, da sind eben Ochs und Esel zu Hause“ (Benedikt XVI. / J. Ratzinger, Der Segen der Weihnacht, Vatikan 2005, 69).

Ochs uns Esel stellen nun freilich auch uns die Frage, wie es um uns steht und in welchen Gestalten der Weihnachtsgeschichte wir uns wieder erkennen? Nehmen wir das Wunder der Weihnacht wahr wie Maria und Josef? Erkennen wir wie die Hirten das Zeichen, das die Engel ihnen ankündigen: „Ihr werdet ein Kind finden, das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt“? Gehen auch uns wie den Magiern aus dem Osten angesichts des Kindes in der Krippe die Augen auf, so dass wir nur noch mit Anbetung antworten können?

Oder sind wir vielleicht deshalb umgekehrt vom Stall so weit entfernt, weil wir uns allzu sehr „in Jerusalem“, eingehaust in unseren Lebenspalästen, aufhalten? Verschließen wir uns gegenüber dem Wunder der Weihnacht deshalb, weil wir wie Herodes allzu sehr mit uns selbst beschäftigt sind und weil unsere Selbstherrlichkeit die Herrlichkeit Gottes in der Schutzlosigkeit seiner Liebe verbirgt und verdrängt? Haben wir vielleicht wie die Bibelkundigen damals verschlossene Augen, weil wir das Wort der Schrift nur als Wort der Vergangenheit entgegennehmen, mit dem wir uns intelligent beschäftigen können, jedoch nicht als Wort der Gegenwart, das in unser Leben hinein spricht und unser Herz berührt?

Alle diese Fragen lassen sich bündeln in der entscheidenden Rückfrage, wem das Wort des Propheten Jesaja heute gilt: „Der Ochse kennt seinen Besitzer und der Esel die Krippe seines Herrn; Israel aber hat keine Erkenntnis, mein Volk hat keine Einsicht.“ Wer ist heute dieses „Volk“, über das Gott so hart urteilt? Und wer ist heute Ochs und Esel? Damit wird vollends deutlich, warum Ochs und Esel beim Kind in der Krippe verweilen. Sie stehen deshalb an der Krippe, um uns Menschen verstehen zu helfen, was in Betlehem geschehen ist. Wie es offensichtlich für einen sturen Ochsen und für einen dummen Esel sehr leicht ist zu wissen, wohin sie gehören und wo sie etwas zum Fressen finden, so möchten sie auch uns Menschen die Augen öffnen, um im Kind in der Krippe den Herrn zu erkennen und dem Geheimnis von Betlehem zu begegnen.

Es ist von daher kein Zufall, dass in mittelalterlichen Weihnachtsdarstellungen die beiden Tiere menschliche Gesichter erhalten und verehrend vor dem Geheimnis des Kindes in der Krippe stehen und sich zu ihm hin beugen. Hinter diesen Tieren verbirgt sich nun vollends die Kirche, der in der Heiligen Nacht die Augen aufgehen, so dass sie im Kind in der Krippe den ewigen Gott erkennen kann. Lassen wir uns also auch in dieser Weihnachtsnacht von den Tieren zur Krippe locken, um in diesem Kind dem Geheimnis Gottes und dem Geheimnis unseres Lebens inne zu werden. Und wenn wir die uns so vertrauten Figuren von Ochs und Esel in die Krippe stellen oder sie betrachten, wollen wir Gott bitten, dass er unserem Herzen jene Einfachheit schenkt, die nötig ist, um im Kind in der Krippe die Allmacht der Liebe Gottes zu entdecken.

Als Lasttiere Gottes leben

Wenn wir selbst Ochs und Esel werden, dann kann frohe Weihnacht werden. Doch damit nicht genug. Wer im Kind in der Krippe Gott selbst begegnet, der kann das größte aller Geschenke unmöglich für sich behalten. Dies wäre jene Selbstgenügsamkeit, die nicht nur etwas am Glauben verfehlt, sondern den Glauben selbst. Wir sind nur dann weihnächtliche Ochs und Esel, wenn wir wie diese mit unseren staunenden Gesichtern unsere Mitmenschen auf das Wunder in der Krippe hinweisen und wenn wir das Kind in der Krippe, in dem uns „Emmanuel“, ein Gott zum Anfassen und zum Du-Sagen, begegnet, zu den Menschen tragen.

Wir müssen also Ochs und Esel noch in einem weiteren Sinn werden. Denn diese beiden Tiere haben Kraft und investieren ihre Lebensenergie sowohl im Ziehen von landwirtschaftlichen Geräten als auch im Tragen von schweren Lasten. Vor allem der Esel ist ein geeignetes Lasttier. Die Last, die wir als heutige Weihnachtsesel zu tragen haben, ist freilich sehr gewichtig und dennoch leicht. Denn Gott, der Schöpfer von uns Menschen, ist selbst Geschöpf, ist Mensch geworden, um uns mit seiner Herrlichkeit nicht zu erdrücken, sondern uns in Demut und Niedrigkeit auf unseren Lebenswegen zu begleiten. Damit unsere menschliche Schwäche stark werden kann, hat sich Gottes Stärke schwach gemacht. Gott, der die ganze Welt geschaffen hat, liegt in einer Krippe, damit wir ihn auf gleicher Augenhöhe erkennen und leicht zu den Menschen tragen können. Dies ist die weihnächtliche Weise der Allmacht Gottes.

Christen, denen Weihnachten wirklich zu Herzen geht, sind berufen, Lasttiere Gottes in der heutigen Welt zu werden. Auch dazu laden Ochs und Esel ein, und dazu fordern sie heraus, wenn wir die Krippe und die sie umrahmenden Tiere ernst nehmen. Betrachten wir auch in dieser Hinsicht die Weihnachtskrippe und übersetzen wir sie in unser Leben, wozu uns der Heilige Augustinus aufruft, der selbst ein lange Zeit seines Lebens zum „Volk ohne Einsicht“ gehört hat, der sich dann aber immer mehr in Ochs und Esel wieder gefunden und von ihnen jene Demut gelernt hat, ohne die man Weihnachten nicht verstehen kann. Wiederum zu uns Menschen gewendet, sagt Augustinus:

„Betrachte die Futterkrippe: Schäme dich nicht, Gottes Lasttier zu sein; du wirst Christus tragen und unterwegs nicht irregehen; er selbst wird auf dir reiten, er, dein Weg.

So soll der Herr auf uns reiten und uns führen, wohin er will; sein Lasttier wollen wir sein, nach Jerusalem lasst uns gehen. Er bedrückt uns nicht, sondern erhebt uns; wenn er uns führt, werden wir nicht irregehen.

Von ihm geleitet, wollen wir gehen zu ihm, damit wir uns mit ihm, der heute als Kind geboren wurde, in Ewigkeit freuen“ (Augustinus, Sermo 189, 4). Amen.

Predigt von Bischof Genn - Heiligabend, 24. Dezember 2006

Das Unfassbare verstehen: dass Gott Mensch geworden ist. Für Ruhrbischof Dr. Felix Genn ist das dann zu fassen, wenn man sich gerade am Weihnachtsfest traut, diesen klein gewordenen Gott, diesen Menschen Jesus zu suchen, ein „Vielleicht könnte es doch wahr“ sein über die Lippen zu bringen und einmal in die Szene von Bethlehm hineinzuschauen. „Sie ,riecht‘ nach Gnade und duftet nach Liebe“, sagte Genn in seiner Predigt in der Christmette im Essener Dom. „Nehme ich sie auf, dann kann ich nicht mehr so tun, als bewege sich die Welt nur um mich, als müsse alles um mich kreisen. Sie lenkt meine Lebensschritte auf einen Weg des Friedens“, so der Bischof weiter. Die Gnade Gottes, die in Jesus erschienen sei, könne dazu erziehen, in großer Gelassenheit, gerecht, weise und in der Leichtigkeit der Hoffnung zu leben.

Der Mensch, so der Bischof weiter, könne von dieser Art Gottes so bewegt werden, „dass er niederfällt und anbetet - nicht in die Knie gezwungen wird, sondern in einer inneren Freiheit der Wahrheit zustimmt und sagt:
Vor dieser Größe Gottes, die sich so klein macht, neige ich mich. Sie macht sich klein, nicht mich. Sie macht mich, den Menschen, groß.“

Der Ruhrbischof wünschte allen an diesem Weihnachtsfest, dass sie etwas mehr fassen können, was Gott den Menschen in Jesus geschenkt habe. „Ich wünsche Ihnen, dass so Ihre Lebensschritte auf dem Weg des Friedens gelenkt werden.“ Genn rief am Heiligen Abend dazu auf, die Bischöfliche Aktion Adveniat zu unterstützen. Das Hilfswerk der Katholischen Kirche für Lateinamerika nehme sich in diesem Jahr besonders der Migranten und ihrer Familien an, die ihr Land verlassen müssen, weil sie keine Arbeit finden. Wer glaube, all dieses Helfen sei nur ein Tropfen auf den heißen Stein und ändere die Verhältnisse nicht, solle auf das Kind in der Krippe schauen.



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