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Auf dem linken Auge blind

28. Februar 2025 in Kommentar, 24 Lesermeinungen
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Der Linksdrall der deutschen Kirchenoberen wird in der Wahlnachlese einmal mehr deutlich. Kommentar des evangelischen Pfr. Jürgen Henkel


Selb-Berlin (kath.net) Die Bundestagswahl ist gelaufen. Die beiden Lieblingsparteien der deutschen Kirchenoberen – SPD und Grüne – wurden maximalst abgestraft und erlitten massive Verluste. Die Union aus CDU und CSU ist allein schon doppelt so stark wie diese beiden früheren Ampelparteien zusammen. Und die AfD, die personifizierte Partei des Gottseibeiuns für die Kirchenleitungen, hat sich auf 20,8 Prozent glatt verdoppelt.

Erwartungsgemäß fließen bei den Kirchenspitzen die Tränen über diesen „Rechtsruck“ beim Wahlvolk, das nun einmal partout nicht so wählen will wie sich das die Kirchenoberen wünschen. Die Wählerschelte wird begleitet von larmoyanter Wehklage wie etwa von Landesbischof Friedrich Kramer (Evangelische Kirche in Mitteldeutschland), wonach die Kirchen mit ihren „Warnungen“ die Wähler nicht mehr erreicht hätten.

Vielleicht aber wollen die Wählerinnen und Wähler sich von den Kirchen ja gar nicht warnen lassen, sondern schlicht wählen, wen sie wollen. Das nennt sich üblicherweise Demokratie. Vielleicht ist auch den Kirchenoberen zu empfehlen, sich ein anderes (Kirchen)Volk zu wählen, wie das einst schon Bertolt Brecht der DDR-Führung vorgeschlagen hat. Doch diese Abstimmung für ein neues Kirchenvolk geschieht derzeit schon seitens der Kirchenmitglieder mit den Füßen in Form von hunderttausenden von Kirchenaustritten pro Jahr.


Am meisten machen den Kirchenoberen, die sich nun nach der Wahl geäußert haben, natürlich die Ergebnisse der AfD zu schaffen. Von der EKD-Ratsvorsitzenden, Bischöfin Kirsten Fehrs (Hamburg), über Landesbischof Kramer (Magdeburg) und den Paderborner Erzbischof Udo Markus Bentz bis hin zum Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing (Limburg) reicht die Phalanx der Kritiker des Wahlergebnisses, die in der hohen Zahl der AfD-Wähler eine Gefahr für die Demokratie diagnostizieren (Zusammenfassung bei „idea Spektrum“, Nr. 9/2025, S. 6-7).

Sie können es offenbar nicht lassen. Der Linksdrall der deutschen Kirchenoberen wird in der Wahlnachlese einmal mehr deutlich. Da ist einerseits die Trauer, dass trotz der kirchlichen Wahlempfehlungen für Rot und Grün diese beiden Parteien nun abgewählt wurden. Dabei wird die SPD wohl weiter mitregieren wie fast immer in den letzten Jahrzehnten. Und die AfD hat aufgrund der im Grundgesetz nicht vorgesehenen Brandmauer ohnehin keine Chance auf Regierungsbeteiligung. Allerdings muss die künftige Ex-Außenministerin A. Baerbock ihren Friseur und ihre Visagisten demnächst wieder aus eigener Tasche bezahlen. Da ging es nach Medienberichten um etwa 120.000 Euro pro Jahr auf Kosten der Steuerzahler. Für einfache Bundestagsabgeordnete ist dieser Service nicht vorgesehen.

Doch es (ver)stört an den Wahlkommentaren der deutschen Kirchenoberen vor allem, was nicht problematisiert wird: das Wahlergebnis der Linken, also der Nachfolgepartei der SED, die mit 8,8 Prozent in den Bundestag einzieht, und des BSW, die gerade einmal 0,03 Prozent vom Einzug in den Bundestag trennen. Wenn fast 14 Prozent der Deutschen die Kommunisten und die Nachfolgepartei der SED wählen, dann ist das mindestens ebenso bedenklich wie die hohen Wahlergebnisse der AfD – und natürlich auch eine Aussage über den Geschichtsunterricht in Deutschland. Echo der Kirchenoberen dazu: Null!

Da geht es einerseits um die Privatpartei der Linkspopulistin Sarah Wagenknecht, die früher in der PDS zur „Kommunistischen Plattform“ zählte, nicht weniger unappetitlich als Björn Höckes „Flügel“ in der AfD. Und es geht um „Die Linke“ mit ihrer von den Medien schon wieder maßlos gehypten Spitzenkandidatin Heidi Reichinnek. Diese hielt vor kurzem die mit Abstand aggressivste und demagogischste Rede bei der Debatte im Deutschen Bundestag zur Abschaffung des Paragraphen 218 kurz vor Torschluss der Ampel. Sie rief – nein brüllte – in den Plenarsaal hinein, dass nun endlich dafür gesorgt werden müsse, dass Frauen völlig ungehindert und gesetzlich uneingeschränkt abtreiben dürfen.

BSW und „Die Linke“ sind (wie Grüne und SPD auch) vehemente bis militante Propagandisten des „Menschenrechts auf Abtreibung“, also auf vorgeburtliche Kindstötung als Teil der „medizinischen Grundversorgung“. Zum Wahlerfolg dieser Parteien und Personen gibt es kein Wort der Bischöfe und Kirchenspitzen. Sie sind eben auf dem linken Auge blind.

Der Autor, Dr. Jürgen Henkel, ist Gemeindepfarrer der Bayerischen Landeskirche in Selb (Oberfranken), Professor h. c. an der Universität Babeş-Bolyai in Klausenburg/Cluj-Napoca (Rumänien) und Schriftleiter der Zeitschrift „Auftrag und Wahrheit. Ökumenische Quartalsschrift für Predigt, Liturgie und Theologie“.

 


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