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Edith Stein – Ave, Crux, spes unica. Es gibt kein Europa ohne das Kreuz

9. August 2024 in Aktuelles, keine Lesermeinung
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Benedikt XVI.: wer betet, wird nie die Hoffnung verlieren, auch wenn er sich in schwierigen und, menschlich betrachtet, aussichtslosen Situationen befindet. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) 9. August, Festtag der heiligen Teresia Benedicta a Cruce, Edith Stein (1891-1942).

Edith Stein wurde am 12. Oktober 1891 in Breslau in Deutsch-Schlesien als elftes Kind eines sehr religiösen jüdischen Ehepaares geboren. Von Kindheit an zeigte Edith eine lebhafte und brillante Intelligenz. Unmittelbar nach ihrem Abitur im Jahr 1911 schrieb sie sich an der Fakultät für Germanistik, Geschichte und Psychologie der Universität Breslau ein. Während dieser Zeit entdeckte sie die phänomenologische Bewegung von Edmund Husserl (1859-1938) und wechselte 1913 an die Universität Göttingen, um seine Vorlesungen zu besuchen.

Nach ihrer Bekehrung folgte sie der Einladung seitens des deutsch-polnischen Jesuiten Erich Przywara (1889-1972) zum systematischen Studium der Lehre und des Werks des heiligen Thomas von Aquin (ca. 1225-1274), dessen „Quaestiones disputatae de Veritate – Über die Wahrheit“ sie ins Deutsche übersetzte.

Ihre Begegnung mit den Mystikern führte sie zum kontemplativen Leben im Karmelitenorden, doch konnte sie ihre Berufung erst 1933 verwirklichen, als sie durch die Einführung der Nürnberger Rassengesetze aus dem Schuldienst entfernt wurde und ihr geistlicher Vater Raphael Walzer O.S.B. (1886-1966), Erzabt von Beuron, sie nicht mehr zurückhielt.

Am 2. August 1942 um fünf Uhr nachmittags wurde Edith Stein zusammen mit ihrer Schwester Rosa aus dem Kloster geholt, und ein Zeuge hörte, wie sie zu ihrer Schwester sagte: »Komm, lass uns für unser Volk gehen«. Am 7. August wurden sie einem Transport zugeteilt, der noch am selben Tag nach Auschwitz-Birkenau fuhr und zwei Tage später eintraf. Es war nicht möglich, den Zeitpunkt von Ediths Tod nach ihrer Ankunft in Auschwitz mit Sicherheit zu bestimmen, aber es ist wahrscheinlich, dass sie sofort für die Gaskammer bestimmt war.

Papst Johannes Paul II. hat sie mit seinem Motu proprio „Spes Aedificandi“ vom 1. Oktober 1999 zur Mitpatronin Europas neben der heiligen Brigitta von Schweden und der heiligen Katharina von Siena ernannt.


***

„Am 6. August des nachfolgenden Jahres sagte Edith Stein drei Tage vor ihrem dramatischen Lebensende zu einigen Mitschwestern im holländischen Kloster Echt: »Ich bin auf alles gefaßt. Jesus ist auch hier mitten unter uns. Bisher konnte ich sehr gut beten und aus vollem Herzen ausrufen: ›Ave, Crux, spes unica‹«. Zeugen, die dem schrecklichen Massaker entkommen konnten, erzählten, daß Teresia Benedicta a Cruce, mit dem Gewand einer Karmelitin bekleidet, dem Tod selbstbewußt entgegenging. Sie unterschied sich dabei durch ihre friedvolle Haltung, ihre Gelassenheit und ihr ruhiges und aufmerksames Verhalten gegenüber den Bedürfnissen all ihrer Mitmenschen. Das Gebet war das eigentliche Geheimnis dieser heiligen Mitpatronin Europas, die »auch nachdem sie im Frieden des kontemplativen Lebens bei der Wahrheit angekommen war, das Geheimnis des Kreuzes bis zum Letzten leben [mußte]« (Apostolisches Schreiben Spes aedificandi; in O.R. dt., Nr. 42, 15.10.1999, S. 8,8)“.

Benedikt XVI., zur Generalaudienz am 13. August 2008:

Nach meiner Rückkehr aus Brixen, wo ich einige erholsame Tage verbringen konnte, freue ich mich über diese Begegnung mit euch. Ich grüße euch, liebe Bewohner von Castel Gandolfo, und euch, liebe Pilger, die ihr mich heute hier besuchen kommt. Erneut möchte ich allen danken, die mich freundlich aufgenommen und den reibungslosen Ablauf meines Aufenthaltes in den Bergen gewährleistet haben. Es waren Tage der Ruhe und Entspannung, in denen ich nicht aufgehört habe, dem Herrn all jene anzuempfehlen, die sich meinen Gebeten anvertrauen.

Und es sind wirklich sehr viele, die mir schreiben und mich bitten, für sie zu beten. Sie teilen mir ihre Freuden mit, aber auch ihre Sorgen, ihre Lebenspläne, ihre Probleme in der Familie und am Arbeitsplatz, die Erwartungen und Hoffnungen, die sie im Herzen tragen, sowie ihre Ängste im Hinblick auf die Ungewißheiten, denen die Menschheit in diesem Moment ausgesetzt ist. Ich kann euch zusichern, daß ich eines jeden einzelnen gedenke, vor allem in der täglichen Feier der heiligen Messe und im Gebet des Rosenkranzes.

Ich weiß, daß der erste Dienst, den ich der Kirche und der Menschheit erweisen kann, im Gebet besteht. Im Gebet lege ich nämlich vertrauensvoll jenes Amt in die Hände des Herrn, das er selbst mir anvertraut hat, zusammen mit den Geschicken der gesamten kirchlichen und zivilen Gemeinschaft.

Wer betet, wird nie die Hoffnung verlieren, auch wenn er sich in schwierigen und, menschlich betrachtet, aussichtslosen Situationen befindet. Dies lehrt uns die Heilige Schrift und dies bezeugt uns die Geschichte der Kirche. Wie viele Beispiele ließen sich anführen für Situationen, in denen gerade das Gebet den Heiligen und dem christlichen Volk auf ihrem Weg Halt gegeben hat!

Unter den Zeugnissen unserer Zeit möchte ich jene beiden Heiligen erwähnen, deren Gedenktage wir in diesen Tagen feiern: Teresia Benedicta a Cruce, Edith Stein, deren Fest wir am 9. August begangen haben, und Maximilian Maria Kolbe, dessen wir morgen, am Vortag des Hochfestes der Aufnahme der allerseligsten Jungfrau Maria in den Himmel, gedenken werden. Beide haben ihr irdisches Leben im Konzentrationslager Auschwitz mit dem Martyrium beschlossen. Ihr Leben könnte als Niederlage erscheinen, doch gerade in ihrem Martyrium erstrahlt der Glanz jener Liebe, die alle Finsternis des Egoismus und des Hasses überwindet. Dem hl. Maximilian Kolbe werden folgende Worte zugeschrieben, die er angesichts der damals wütenden nationalsozialistischen Verfolgung gesagt haben soll: »Der Haß ist niemals eine kreative Kraft, das kann allein die Liebe sein.« Und ein heroischer Beweis dieser Liebe war die hochherzige Hingabe seiner selbst an Stelle eines Mithäftlings. Diese Selbsthingabe fand ihren Höhepunkt in seinem Tod im Hungerbunker am 14. August 1941.

Am 6. August des nachfolgenden Jahres sagte Edith Stein drei Tage vor ihrem dramatischen Lebensende zu einigen Mitschwestern im holländischen Kloster Echt: »Ich bin auf alles gefaßt. Jesus ist auch hier mitten unter uns. Bisher konnte ich sehr gut beten und aus vollem Herzen ausrufen: ›Ave, Crux, spes unica‹«. Zeugen, die dem schrecklichen Massaker entkommen konnten, erzählten, daß Teresia Benedicta a Cruce, mit dem Gewand einer Karmelitin bekleidet, dem Tod selbstbewußt entgegenging. Sie unterschied sich dabei durch ihre friedvolle Haltung, ihre Gelassenheit und ihr ruhiges und aufmerksames Verhalten gegenüber den Bedürfnissen all ihrer Mitmenschen. Das Gebet war das eigentliche Geheimnis dieser heiligen Mitpatronin Europas, die »auch nachdem sie im Frieden des kontemplativen Lebens bei der Wahrheit angekommen war, das Geheimnis des Kreuzes bis zum Letzten leben [mußte]« (Apostolisches Schreiben Spes aedificandi; in O.R. dt., Nr. 42, 15.10.1999, S. 8,8).

»Ave Maria!«: diese letzte Anrufung hatte der hl. Maximilian Kolbe auf den Lippen, als er demjenigen, der ihn mit einer Phenol-Injektion töten sollte, den Arm entgegenstreckte. Es ist bewegend festzustellen, wie die demütige und vertrauensvolle Zuflucht zur Muttergottes stets eine Quelle des Mutes und der inneren Ruhe ist. Während wir uns auf die Feier des Hochfestes Mariä Himmelfahrt vorbereiten, das in der christlichen Tradition eines der beliebtesten Marienfeste ist, erneuern wir unsere Weihe an jene Frau, die vom Himmel aus mit mütterlicher Liebe unablässig über uns wacht. Dies bringen wir in dem uns so vertrauten Gebet des »Gegrüßet seist du, Maria« zum Ausdruck, in dem wir sie anflehen, für uns zu bitten »jetzt und in der Stunde unseres Todes«.

 


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