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Weisheit ohne Gottesfurcht?

12. März 2023 in Spirituelles, 2 Lesermeinungen
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Oder: Das Ringen um den falschen Sinn. Gastbeitrag von Martha von Jesensky.


Zürich (kath.net) Im Buch Kohelet der Heiligen Schrift, verfasst von Kohelet selbst im 3. Jahrhundert vor Christus, lesen wir: „Nicht im Menschen gründet das Glück, dass er essen und trinken und durch seinen Besitz das Glück selbst kennenlernen kann. Ich habe vielmehr beobachtet, dass dies von Gottes Verfügung abhängt. Denn wer hat zu essen, wer weiss zu geniessen, wenn nicht ich? Aber es gibt Menschen, denen Gott wohlwill. Es sind die, denen er Wissen, Können und Freude geschenkt hat. Und es gibt Menschen, deren Leben verfehlt ist. Es sind diejenigen, die er mit dem Geschäft beauftragt hat, zu sammeln und zu horten und dann alles denen zu geben, denen er wohlwill …“ (Koh. 2,24-26)

Das hier Gesagte hat weder mit existenzphilosophischen Gedankengut, noch mit kritischer Auseinandersetzung gängigen Meinungen zu tun, wie wir es heute kennen, sondern mit der Erfahrungsweisheit eines gottesfürchtigen Mannes, von dem wir lernen könnten, Gottes Weisungen besser zu verstehen. Unter anderem auch, dass Bildung ohne Glauben nicht das wahre Glück sein kann.

Beispiel

Die bekannte Dramatikerin und Schriftstellerin Hélène Cixorus (geboren 1937), sagt: „Für mich gibt es keine Woche ohne Shakespeare, Montaigne oder Kafka“. Auf die Frage des Journalisten V. S. Vukadinovic, „Was ist die grösste Freude am Schreiben?“, antwortet sie: „Ehrlich gesagt weiss ich nicht, ob Schreiben eine Freude ist. Eher eine Erleichterung. Und ein ständiger Beweis dafür, am Leben zu sein und denken und entdecken zu können (…) Man muss an das glauben, was man selbst entdeckt hat, und es verteidigen.“ Weiter sagt sie: grosse Literatur braucht lang, bis sie überhaupt etwas erwirkt. Denken wir an Stendhal, der zu Lebzeiten nicht gelesen wurde und sich in den 1850- Jahren damit tröstete, in den 1880-er Jahren gelesen zu werden. Das geschah aber erst in den 1920-er Jahren. Und schauen wir die grossen Werke von Proust und Kafka an; auch die haben sich mit ähnlichen Verzögerungen entfaltet. Und über den bekannten französischen Philosophen Jacques Derrida, Begründer der sogenannten „Dekonstruktion“, mit dem sie, Hèléna Cixous zeitlebens eng verbunden war, sagt sie: „Kurz vor seinem Tod, sagte mir Derrida: ‚Wenn ich tot bin, bin in zwei Monaten vergessen.“ (Interview mit Vojin Sasa Vukadinovic, Schweizer Monat 1103 Februar 2023 / Politik und Wirtschaft)


Hinweis: Der Begriff „Destruktion“ bezeichnet eine philosophische Geistesströmung, bei der es um Verzerrung, Abbau und Zerstörung der Texte von Denkern früherer Generationen geht. Dazu gehören auch die Texte der Heiligen Schrift, die nach Derrida nicht dem ursprünglichen Sinn ihrer Entstehungsgeschichte entsprechen, da ihre Bedeutung und Wahrheitsgehalt nachträglich von anderen Autoren konstruiert wurde. Deshalb benötigen sie, so Derrida, eine Revision, sprich Destruktion.

Im Folgenden ein Beispiel aus dem Alltag; vor Kurzem sprach ich nach dem Gottesdienst mit einer Lektorin über den Inhalt der aktuellen Tageslesung. Ganz spontan sagte sie, sie glaube nicht an den göttlichen Ursprung dieser Texte, weil sie ja nur von Menschen verfasst worden sind.

Hier werden also von Propheten und Aposteln überlieferte Weisungen nicht oder nur teilweise geglaubt, und je nach aktueller Befindlichkeit und Wissensstand der Persönlichkeit „dafür“ oder „dagegen“ bewertet. Auch eine Art von Destruktion.

Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass der frühere Bildungsminister Frankreichs Jean-Michel Blanquer, ganze wissenschaftliche Gremien gegen Derrida und seine Lehre finanzierte mit der Begründung, „Destruktion sei eine Hexerei und man muss die französischen Schüler davor bewahren.“ (Vgl. Hélèna Cixous im gleichen Interview) - Soviel zu diesem Thema.

Philosophische Denkmodelle

Der weltweit bekannte Philosoph Jürgen Habermas (93), hat zu seinem 90. Geburtstag sein Hauptwerk Zur Geschichte der Philosophie (1‘752 Seiten!) veröffentlicht. Er schliesst in der Tradition des Geistesgrössen G. Wilhelm Friedrich Hegel (1770-1831) sein Werk ab, das, wie bei Hegel auf das eigene Denken zuläuft. Habermas deutet die Geschichte der Menschheit, wie Hegel, als einen kollektiven Lernprozess, angetrieben von Widersprüchen zwischen Wissenschaft und traditionellen Werten, insbesondere der christlichen. Er anerkennt die Schöpfungsgeschichte Gottes nicht an, weil das Denken, so Habermas, im Laufe der Geschichte Lernprozesse durchlaufen hat, hinter die „es nicht mehr zurückfallen könne.“ Wir können hinter diesem Lernprozess der Menschheit nicht „nostalgisch“ zu Generationen früherer Denker, wie Thomas von Aquin zurückkehren, weshalb der Glaube ein „religiöser Sitzenbleiber“ ist. Der christliche Glaube hat es nicht geschafft, sich in die gegenwärtige Zeit zu versetzen, so Habermas. (Vgl. DIE ZEIT / 7. November 2019)

Vor diesem Hintergrund wird klar, warum Habermas (übrigens auch der aktuelle Vizekanzler Deutschlands, Robert Habeck) in vielen Interviews seine religiöse Gesinnung offenlegt: „Ich bin religiös nicht musikalisch“. Und Habeck sagt, er hätte schon zu viele philosophische Bücher gelesen, um glauben zu können.

Der geistige Darwinismus

Hier stellt sich für mich die Frage: Haben wir mit solchen Denksystemen nicht mit einem evolutionsbedingten geistigen Darwinismus zu tun? Als Charles Darwin (1809-1892) auf dem Höhepunkt seiner Karriere war und oft über seine religiösen Ansichten befragt wurde, lautete seine Standardantwort: „Ich bedauere Ihnen mitteilen zu müssen, dass ich die Bibel nicht für das Wort Gottes halte und dass ich deshalb auch nicht an Jesus Christus als Sohn Gottes glaube.“ (Quelle: Guido J. Braem, 2009, S. 401,Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek)

Wie hat die wissenschaftliche Elite dazumal reagiert? Im November 1877 war die Universität Cambridge endlich bereit, Darwins Evolutionsideen anzuerkennen. Fast zwanzig Jahre nach dem Erscheinen des Origin of Species waren viele Professuren an namhaften Universitäten mit Anhängern der Darwin’schen Theorie besetzt. Die feierliche Ehrung für Darwins Forschungen fand am 17. November in einem völlig überfüllten Senatshaus statt. Die Menge jubelte Darwin zu, was er in vollen Zügen genoss. Der Laudator sprach von den Verdiensten, die Darwin erworben hatte. Er vergass aber nicht klarzustellen, dass die erschienen Würdenträger „mit dem unschönen Stamm der Affen“ auch nicht das Geringste zu tun haben wollten. (Quelle: ebenda siehe oben /S. 398)

In der folgenden Zeit, als Darwin älter und kränker wurde, dazu noch von harten Schicksalsschlägen getroffen (unter anderem starb seine Lieblingstochter Annie mit 10 Jahren an Tuberkulose), erkannte er, dass in seiner Theorie, noch etwas fehlte, was er nicht erklären konnte. Die christliche Hoffnung auf das ewige Leben. Das hat ihm schwer zugesetzt, insbesondre nach dem Tod seiner Tochter. Er wurde depressiv. Was er unter Hoffnung verstand, drückte er so aus: „Der Mensch kann stolz darauf sein, dass er an die Spitze des organischen Stufenleiter gelangt ist; und die Tatsache, dass er in dieser Weise emporgestiegen ist, statt ursprünglich schon dahingestellt worden zu sein, kann ihm die Hoffnung verleihen, in der fernen Zukunft eine noch höhere Bestimmung zu erfüllen.“ (Quelle: ebenda siehe oben S. 370)

Nun eine dieser „fernen Zukunft“ ist bereits Wirklichkeit geworden. Die künstliche Intelligenz (KI). Sie ist ein Teilgebiet der Informatik und versucht unsere Denkweise, Entscheidungen und Handlungen nachzubilden. Aber auch sie kann nicht das ewige Leben geben, weil dieses Leben nur mit christlicher Hoffnung möglich ist.

Darum sagt Jesus: Suchet zuerst das Reich Gottes, alles andere wird euch dazugegeben. (Vgl. Matthäus 6,33) Das ist realisierbar, weil Gott in uns die Sehnsucht nach seinem Reich ins Herz gelegt hat. (Ezechiel 36 u. ff) Mehr noch: Wir sollen nach Heiligkeit streben, denn wie Gott sagt „seid heilig, denn ich der Herr, euer Gott, bin heilig.“ (Vgl. 3. Mose und Jesaja 6,3)

Freilich: Das ist eine andere Form von „Evolution“. Ihre Vollendung findet in der Versenkung der Liebe Gottes statt, wo das Ringen um nicht lebenspendende Theorien aufhört.

Dr. phil. Martha von Jesensky (Foto) ist Religionspsychologin und praktizierende Katholikin. Die Schweizerin führte lange eine eigene Praxis in Zürich, ihren (Un-)Ruhestand verbringt sie in Matzingen TG.

Foto (c) Martha von Jesensky


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Lesermeinungen

 girsberg74 12. März 2023 
 

Dies zu lesen,

einfach nur zu lesen - und es geht einem besser !


0
 
 Hängematte 12. März 2023 
 

Was hat Darwin von all seinem Wissen gehabt.

Es konnte ihn nicht wirklich über den Tod seiner Lieblingstochter trösten. In Wirklichkeit hatte er auch keine Perspektive für ei Leben nach dem Tod. In der Tatsache war er ein Nihilist. Sein Weg hat ihn ins Nichts geführt.
Da ist das einfachste Mütterlein glücklicher, das an den liebenden Gott glauben kann.


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