Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Bischof Timmerevers will ‚neues Denken‘ der Kirche beim Gender-Thema
  2. Basiert 'Traditionis Custodes' von Franziskus auf einer Lüge?
  3. ‚Maria pride den Mantel aus‘ – Wie die 'Katholischen Jugend' der Diözese Linz Maria verhöhnt
  4. Der Traum vom gemeinsamen Ostern – Chancen und Probleme
  5. Vermutlich hat sich Gott geirrt
  6. Kardinal Burke: Zusammenhang lehrinhaltlicher und moralischer Irrtümer mit liturgischem Missbrauch
  7. Synodalismus ist die Folge eines theologischen Irrtums
  8. Vatikanstaat will bis 2030 komplett auf Elektroautos umsteigen
  9. „Dieser Erwählung und Berufung könnt ihr nur mit der bedingungslosen Bereitschaft entsprechen…“
  10. Anselmianum distanziert sich vom Hauptautor von ‚Traditionis Custodes‘
  11. Missbrauchsvorwürfe: Abt von westschweizer Kloster tritt zurück
  12. Deutsches Familienministerium fördert Verein, der zum Mord an ‚reichen Menschen‘ aufruft
  13. Deutsches Bildungs- und Familienministerium schafft Gender-Sternchen und großes Binnen-I ab!
  14. Erneuert Euer ‘JA zu Gott und seinem heiligen Volk’
  15. „Wir waren schon zum Tode verurteilt, bevor die Atombombe erfunden wurde“

Studie: Psychiater besorgt über "Sterbehilfe" bei psychisch Kranken

15. September 2020 in Prolife, 2 Lesermeinungen
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


Veraltetes Wissen von Ärzten und Gesetzgebern über Therapiemöglichkeiten bei Persönlichkeitsstörung


Wien (kath.net/Imabe) Mangelnde Kompetenz und Überforderung angesichts von komplexen Krankheitsbildern bei psychischen Erkrankungen kann dazu führen, dass sich Ärzte und Therapeuten mit vermeintlichen Tötungswünschen ihrer Patienten solidarisieren statt sie weiter zu behandeln. Zu diesem besorgniserregenden Ergebnis kommt eine aktuelle, in Borderline Personality Disorder and Emotion Dysregulation publizierte Studie (2020: 7 (15) https://doi.org/10.1186/s40479-020-00131-9).

Das Autorenteam aus 11 Ländern rund um den Psychiater Lars Mehlum vom National Centre for Suicide Research and Prevention der Universität Oslo beobachtet mit Sorge die Entwicklung der Beihilfe zum Suizid und Tötung auf Verlangen für Menschen mit psychischen Erkrankungen (Personality disorder – PD). Im sog. Expertise Center for Euthanasia in Amsterdam wurden 75 Prozent der Tötungen auf Verlangen bei Patienten mit psychischen Erkrankungen durchgeführt (vgl. Bioethik aktuell, 4.6.2020)

Acht Länder weltweit haben Beihilfe zum Suizid legalisiert, davon fünf auch Tötung auf Verlangen (EAS=Euthanasie/Assisted Suicide). In sechs dieser Länder können auch Menschen mit psychischen Erkrankungen EAS in Anspruch nehmen, wenn sie den Wunsch danach äußern sowie ihre Leiden „unerträglich“ und „ohne Aussicht auf Besserung“ sind. In fünf Ländern ist EAS sogar bei Kindern und Minderjährigen erlaubt.


Nach Analyse der vorhandenen Daten zeigen die Autoren „ernsthafte Bedenken hinsichtlich der in immer mehr Ländern auftretenden Praxis, Menschen mit Persönlichkeitsstörungen die EAS zu erleichtern“. Die Vorstellung von Persönlichkeitsstörungen (PD) als „unbehandelbarer“ Zustände und „ohne Aussicht auf Besserung“ beruhe auf "veraltetem Wissen über den Stand der PD-Behandlung". Oft gebe es fehlerhafte Annahmen über die zugrunde liegende Psychopathologie sowie kaum Wissen über aktuelle Behandlungsmethoden, insbesondere bei Borderline-Persönlichkeitsstörungen, kritisieren die Psychiater. Co-Autor ist u.a. der Psychoanalytiker Stephan Doering, Vorstand der Universitätsklinik für Psychoanalyse und Psychotherapie der MedUni Wien.

In den Niederlanden wiesen in der Gruppe der psychiatrischen Euthanasie-Fälle 52% der Patienten Persönlichkeitsstörungen oder -schwierigkeiten auf, in 56% der Fälle wurde auch soziale Isolation oder Einsamkeit erwähnt. In den meisten Fällen fehlte eine spezifische psychiatrische Behandlung.

Die Autoren weisen darauf hin, dass ein artikulierter Todeswunsch ein Symptom der Störung sein kann und in Wirklichkeit mehrere andere mögliche Botschaften vermittelt. Der Patient fühle sich verlassen, enttäuscht oder wütend. Für jemanden, der häufig starke und peinigende Gefühle von Hilflosigkeit, Traurigkeit und Gefangenschaft verspürt, kann der Gedanke an Tod und Selbstmord ein gewisses Gefühl der Kontrolle („Ich kann den Schmerz stoppen“) und Erleichterung bieten. Der geäußerte Wunsch nach Tötung sei vielfach ein Hilfeschrei zum Leben und nicht der Wunsch nach Hilfe zum Sterben. In den meisten Fällen könnten schwere Suizidtendenzen und selbstverletzendes Verhalten behandelt und Betroffene bei der Genesung unterstützt werden, so die Experten.  

Auch die mögliche Befangenheit von Ärzten und Therapeuten stelle ein Problem dar. Jeder Arzt oder Betreuer sollte kritisch seine eigenen Emotionen angesichts schwieriger und anspruchsvoller Patienten mit Todeswünschen reflektieren. Therapeuten können sich oft „hilflos, entsetzt, schuldig, wütend, betrogen, angewidert und traurig“ fühlen, was ihre Entscheidung, eine EAS zu befürworten, beeinflusst. Je besser Ärzte über mögliche Therapieoptionen und medikamentöse Behandlungen Bescheid wüssten, desto geringer sei ihre Bereitschaft, einer Beihilfe zum Suizid oder Tötung auf Verlangen zuzustimmen.

Die Autoren betonen, dass eine Reihe von psychosozialen Interventionen in randomisierten Studien gezeigt haben, dass sich das Suizid- und Selbstverletzungsverhalten sowohl bei Erwachsenen und Jugendlichen deutlich reduzieren lässt: „Dass dies offenbar der Aufmerksamkeit von Gesetzgebern und medizinischen Fachkreisen entgangen ist, ist zutiefst beunruhigend“.


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu







Top-15

meist-gelesen

  1. ‚Maria pride den Mantel aus‘ – Wie die 'Katholischen Jugend' der Diözese Linz Maria verhöhnt
  2. Basiert 'Traditionis Custodes' von Franziskus auf einer Lüge?
  3. Vermutlich hat sich Gott geirrt
  4. Synodalismus ist die Folge eines theologischen Irrtums
  5. Bischof Timmerevers will ‚neues Denken‘ der Kirche beim Gender-Thema
  6. Anselmianum distanziert sich vom Hauptautor von ‚Traditionis Custodes‘
  7. Kardinal Burke: Zusammenhang lehrinhaltlicher und moralischer Irrtümer mit liturgischem Missbrauch
  8. Wenn die ganze Schönheit und Chance der Weltkirche in einer einzigen Pfarrgemeinde präsent wird
  9. Deutsches Familienministerium fördert Verein, der zum Mord an ‚reichen Menschen‘ aufruft
  10. 'Christus ist heute auf der Erde, lebendig auf tausend Altären'
  11. „Wir waren schon zum Tode verurteilt, bevor die Atombombe erfunden wurde“
  12. „Dieser Erwählung und Berufung könnt ihr nur mit der bedingungslosen Bereitschaft entsprechen…“
  13. Rote Karte mit Maria von Guadalupe
  14. Deutsches Bildungs- und Familienministerium schafft Gender-Sternchen und großes Binnen-I ab!
  15. Missbrauchsvorwürfe: Abt von westschweizer Kloster tritt zurück

© 2025 kath.net | Impressum | Datenschutz