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„Ein Blitz aus heiterem Himmel“

28. Februar 2018 in Kommentar, 7 Lesermeinungen
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Als Benedikt XVI. nach seiner Rücktrittsankündigung „den Saal verließ, hielt uns andere der Schock noch fest: Wir standen beieinander - verwirrt und ratlos. Inzwischen sind fünf Jahre vergangen…“ Von Paul Josef Kardinal Cordes


Vatikan (kath.net/“Inside the Vatican“) „Ein Blitz aus heiterem Himmel“ – so nannte der Dekan des Kardinalskollegiums Angelo Sodano die Ankündigung Benedikts XVI., er werde sein Amt aufgeben. Er sei, so der Papst, zu der Gewissheit gelangt, die heute so rasche Veränderung der Welt und die damit aufkommenden Fragen überforderten die ihm verbliebenen Kräfte des Körpers und des Geistes. Er habe daher sein Unvermögen erkennen müssen, den ihm anvertrauten Dienst weiter angemessen auszuführen.

Er verlas seine lateinische Erklärung, als wir am 11. Februar 2013 mit etwa vierzig Kardinälen im Konsistoriums- Saal des Palazzo Apostolico versammelt waren. Unsere Reaktion? Bewegt, betreten, bedrückt. Hochschätzung und Zuneigung schlagen ja in Kummer um, wenn sich ein verdienter und geachteter Mensch aus unserm Leben entfernt. In einem Interview von 2010 hatte Benedikt zwar den Rücktritt eines Papstes als Möglichkeit eingeräumt: „Wenn ein Papst zur klaren Erkenntnis kommt, dass er physisch, psychisch und geistig den Auftrag seines Amtes nicht mehr bewältigen kann, dann hat er das Recht und unter Umständen auch die Pflicht, zurückzutreten.“ Doch niemand konnte ahnen, dass er einen solchen Schritt selbst tun würde. Jetzt war es geschehen. Als er nach seinem Segen dann den Saal verließ, hielt uns andere der Schock noch fest: Wir standen beieinander - verwirrt und ratlos.

Inzwischen sind fünf Jahre vergangen – ausreichend Zeit zum Bedenken der Entscheidung des Nachfolgers Petri; jedenfalls für den Versuch, ein wenig von ihrem Sinn für unsre Glaubensgemeinschaft aufzudecken.

Einmal mag uns die Bestürzung anhalten, unser Bild von Kirche zu prüfen. Gott hatte uns in den letzten Jahrhunderten Päpste geschenkt, zu denen wir mit Bewunderung, ja Verehrung aufschauen konnten. Einige hatten uns sogar als Heilige in ihren Bann geschlagen. Dafür kann unser Dank nicht groß genug sein. Freilich mochten sie auch – gegen ihren Willen – die Perspektive der Gläubigen verkürzen: nur was auf Erden sicht- und greifbar war, wurde von uns als Kirche wahrgenommen; und der Papst in Rom genügte für ihre Ganzheit und Fülle, trug zu unserm kirchlichen Wohlbefinden bei. Dass die Glaubensgemeinschaft im Auferstandenen Christus ihren eigentlichen Herrn hat, geriet aus dem Blick. Die Verwirrung und Frustration von Benedikts Rücktritt provozieren dann unsern Glauben, und es öffnete sich neu der Blick auf die Transzendenz, den Herr im Himmel.


Noch zu einer weiteren Korrektur unseres Alltagsglaubens stößt uns die Entscheidung Benedikts an. Viele Katholiken in der Weltkirche waren ebenso betroffen und verunsichert wie wir Kardinäle beim Konsistorium. Alle reagierten nämlich emotional auf seinen Rücktritt; unser Gefühl rebellierte. Joseph Ratzinger aber hatte den Schritt mit kühlem Verstand als theologische Abwägung bedacht; öffentlich hatte er diese Möglichkeit angesprochen und bejaht. Offenbarung und kirchliche Lehre lenkten ihn bei seinen Überlegungen; er kennt beide wie nur wenige Zeitgenossen. Mehr noch: Er ist überzeugt, dass sie als Wahrheit abgeschlossen und vorgegeben sind; dass unser Verstand sie zu erfassen und zu beachten hat. Immer neu hat sich kirchlicher Glaubensinhalt an Gottes Botschaft auszurichten. Was sich an unscharfen Sensibilitäten im Herzen von Christen an Menschlichkeit ansammelt, ist keine Glaubensquelle; es ist viel zu oft getränkt mit dem „Zeitgeist“ und von ihm verwässert.

Dem Verschwinden Papst Benedikts im vatikanischen Kloster „Mater Ecclesiae“ mag man einen dritten Appell entnehmen. Geologen haben das gegenwärtigen Zeitalter der Erde als „Anthropozän“ bezeichnet: der Mensch ist zum wichtigsten Einflussfaktor aller kosmischen Prozesse geworden. In einem andern Sinn hat kirchliches Denken und Handeln geschwind und umstandslos nachgezogen. Unsere Sorge gilt dem Menschen. Gerechtigkeit, Friede und Bewahrung der Schöpfung zählen nicht mehr als „zweites Gebot“, das dem „ersten“, der Liebe Gottes, wohl gleich, aber eben doch das „zweite“ ist. „Mach’s wie Gott, werde Mensch“, rufen uns sogar Bischöfe zu. Anthropozentrik verdrängt Theozentrik.

Papst Benedikt aber hat sein Lehren und Predigen hindurch den ausgeblendeten Gott fortwährend angemahnt. Wie ein roter Faden durchzieht seine Verkündigung die Sorge um die – wie er sagt – moderne „Gott-Vergessenheit“. Noch in seinem Abschiedsbuch, den „Letzten Gesprächen“ kommt er mehrfach auf sie zu sprechen. Ein Satz mag genügen. In ihm formuliert Benedikt nichts weniger als das Haupt-Ziel seines Pontifikats, die Summe seines gesamten petrinischen Engagements: Papst zu sein hätte für ihn beinhaltet – so sagt er – „vor allem den positiven Vorsatz, dass ich das Thema Gott und Glaube ins Zentrum stellen wollte“ (Peter Seewald, Letzte Gespräche, München 2016, 219).

Ganz offenbar hat der Papst vor Augen, dass seine Aufgabe des obersten Hirten der Kirche nicht allein in einer äußerlich messbaren Führung des Schiffes der Kirche besteht. Gewiss, da war die Verantwortung des Steuermanns für die Wahl der Richtung, für das Setzen und Einholen der Segel. Diesen Dienst sollte künftig jemand anderer übernehmen. Nicht jedoch gedachte er, in seiner Bitte an Gott für diese Kirche nachzulassen; er wollte diese Bitte sogar zu seinem einzigen Einsatz für sie machen: in einem kontemplativen Kloster auf dem vatikanischen Hügel. Da mag man an Mose denken. Als er das auserwählte Volk zum Sinai führte, geriet es in einen Kampfes gegen die Amalekiter. Er aber stieg „auf dem Berg“ und trat betend für die Israeliten ein:

„Als Amalek kam und in Refidim den Kampf mit Israel suchte, sagte Mose zu Josua:‘…Ich selbst werde mich morgen auf den Gipfel des Hügels stellen und den Gottesstab mitnehmen.‘ Solange Mose seine Hand erhoben hielt, war Israel stärker, sooft er aber die Hand sinken ließ, war Amalek stärker. Als dem Mose die Hände schwer wurden, holten sie einen Steinbrocken, schoben ihn unter Mose, und er setzte sich darauf. Aaron und Hur stützten seine Arme, der eine rechts, der andere links, so dass seine Hände erhoben blieben, bis die Sonne unterging. So besiegte Josua mit scharfem Schwert Amalek und sein Heer“ (Ex 17,8ff.).

kath.net dankt “Inside the Vatican“ für die freundliche Erlaubnis, diesen Beitrag in der deutschen Vorlage veröffentlichen zu dürfen.

Papst Benedikt XVI. Rücktritt: Ankunft in Castel Gandolfo - Letzte Worte - Letzter Segen


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