Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Mater populi fidelis
  2. Kardinal Müller: Der Progressismus, nicht die Tradition spaltet die Kirche
  3. Deutsche Bischöfe stellen sich que(e)r zur Lehre der Kirche
  4. ‚Niemand wird zugrunde gehen’. Das Gedächtnis der Verstorbenen und die Hoffnung der Auferstehung
  5. ‚Gute Laune‘-Tanzeinlage bei Messe zu Allerheiligen
  6. Kardinal Schönborn stellt sich gegen das Kopftuchverbot
  7. Evangelische Pfarrerin segnet VIER Männer in sogenannter „Polyhochzeit“
  8. Vatikan kündigt bevorstehende Veröffentlichung eines Dokuments zu Monogamie an
  9. Vatikan möchte Seligsprechungsprozess für Isabella I. „pausieren, aber nicht beenden“
  10. 'Wir sind bereit, willens und fähig, unsere große christliche Bevölkerung weltweit zu schützen!'
  11. Kardinal Fernandez, Präfekt des Glaubensdikasteriums: „Synodalität: Warum nein und warum ja?“
  12. Ablösung der wegen der 1803 erfolgten Konfiszierung von Kirchenvermögen zu zahlenden Staatsleistung
  13. Papst bestätigt neuen Abt für Saint-Maurice in der Schweiz
  14. „Soll ich mich denen anschließen, die immer mehr polarisieren und nach links oder rechts rücken?“
  15. „Ich hatte die Wahl, Jesus zu verleugnen, um freizukommen, aber ich sagte nein“

Deckers, Bonny und die ‚nachkonziliaren Verirrungen’

8. September 2014 in Kommentar, 7 Lesermeinungen
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


Der Bischof von Antwerpen wendet sich öffentlich gegen lehramtliche Aussagen zu Ehe und Familie, Daniel Deckers von der FAZ lobt ihn dafür. Warum das keine ‚brillante Theologie’ ist, analysiert Johannes Graf in einem Kommentar.


Antwerpen/Frankfurt (kath.net/jg)
Diesmal geht es gegen die lehramtlichen Aussagen zu Ehe und Familie. Die Protagonisten sind Johan Bonny, der Bischof von Antwerpen, und der Journalist Daniel Deckers von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ).

Bonny ist am 1. September mit einer Denkschrift zur bevorstehenden Familiensynode an die Öffentlichkeit getreten, die mittlerweile in mehrere Sprachen übersetzt wurde und auch Papst Franziskus erreichen soll. Bonny will damit offensichtlich von außen Einfluss auf die Synode ausüben, an der er nicht teilnehmen wird.

In dem Papier macht der Antwerpener Bischof deutlich, dass er mit wesentlichen lehramtlichen Aussagen zu Ehe und Familie nicht einverstanden ist. Es geht wieder einmal um die so genannten „heißen Eisen“ Verhütung, voreheliche Sexualität, Kommunionempfang für (zivilrechtlich) wiederverheiratete Geschiedene und die damit verbundene Frage der Unauflöslichkeit der sakramentalen Ehe.

Deckers bezeichnet die Ausführungen Bonnys in einem Kommentar wörtlich als „theologisch brillante Analyse der nachkonziliaren Verirrungen des kirchlichen Lehramtes und der dadurch verursachten Glaubenskrise“ und hofft, die Synode werde „die Kluft zwischen Lehre und Leben verringern – um des Lebens willen“.

Bonny wirft Paul VI. und Johannes Paul II. vor, sie hätten lehramtliche Entscheidungen im Alleingang getroffen und nicht wie während des Zweiten Vatikanischen Konzils gemeinsam mit den Bischöfen. Paul VI. habe mit der Enzyklika „Humanae vitae“ den vom Konzil angeblich vorgegebenen Weg der Kollegialität verlassen. Er habe sich außerdem gegen die Meinung der von ihm selbst eingesetzten Expertenkommission, der Kardinals- und Bischofskommissionen und der Mehrheit der Moraltheologen, Ärzte und Wissenschaftler entschieden. Deshalb sei „Humanae vitae“ von weiten Bereichen der Kirche nicht angenommen worden.


Bonny berührt mit dieser Analyse gleich zwei heikle Punkte. Zum einen stellt er den päpstlichen Primat in Frage. Der Papst solle seine Entscheidungen in einem möglichst breiten Konsens mit den Bischöfen treffen. Bonny möchte die Kollegialität von Papst und Bischöfen wie sie während des Zweiten Vatikanischen Konzils geherrscht habe möglichst bald wieder hergestellt wissen. Die Vorrangstellung des Nachfolgers Petri geht aber auf göttliche Einsetzung zurück, ist seit der frühen Kirche belegt und im Ersten Vatikanischen Konzil dogmatisch festgelegt worden. Davon kann die Kirche nicht abgehen.

Zum anderen scheint Bonny zu unterstellen, dass der Konsens automatisch die richtige Entscheidung sei. Auch wenn er seine Forderung etwas später wieder abschwächt, indem er auf negative Erfahrungen anderer Kirchen und kirchlicher Gemeinschaften hinweist, hält er die kollegiale Beratung und Beschlussfassung für einen entscheidenden Schritt. Wörtlich schreibt er: „Sie (die Kollegialität) ist der Schlüssel zu einem neuen und besseren Umgang mit vielen Fragen in der Kirche“. Das Problem liegt in einer wesentlichen Verschiebung der Prioritäten. Eine Entscheidung ist nicht dann gut, wenn sie richtig ist, das heißt dem Willen Gottes entspricht, sondern wenn sie von fast allen Bischöfen mitgetragen werden kann. Nicht was Gott will, sondern was die Bischöfe akzeptieren können ist das ausschlaggebende Kriterium.

Die Aufgabe der Kirche ist es, die Menschen zu Gott zu führen. In der gesamten, etwa 30-seitigen Denkschrift ist allerdings nie davon die Rede, was Gott von uns will, wie wir zu ihm kommen können. Es geht Bonny nur darum, die Moraltheologie an das tatsächlich Gelebte anzupassen. Genau davor hat uns Jesus gewarnt.

Die Bischöfe seien durch die "einsame Entscheidung" Pauls VI. hinsichtlich "Humanae vitae" in einen Loyalitätskonflikt gekommen, schreibt Bonny weiter. Wie sollten sie mit dem Papst verbunden bleiben und ihre Aufgabe als Hirten ausüben? Die belgischen Bischöfe hätten ebenso wie die Bischöfe anderer Länder bald nach der Veröffentlichung von „Humanae vitae“ ein Erklärung verabschiedet, in der die Entscheidung über den Gebrauch künstlicher Verhütungsmittel dem persönlichen Gewissen der einzelnen Gläubigen anheim gestellt wird. Dies stimme mit der katholischen Tradition überein, behauptet Bonny. Die belgischen Bischöfe hätten sich auf Kardinal Newmans Brief an den Herzog von Norfolk berufen, ergänzt er in einer Fußnote.

Bonny und mit ihm Deckers, der den Bischof zustimmend zitiert, scheinen hier einem leider weit verbreiteten Missverständnis zum Opfer zu fallen. Weder die katholische Tradition noch Kardinal Newman haben das persönliche Gewissen als subjektive Instanz gesehen, die autonom entscheidet. Für Newman ist das Gewissen die Aufhebung der Subjektivität. Es bezeichne nicht die eigene Einbildung oder Meinung, sondern sei die „Stimme Gottes in uns“, der wir Gehorsam sein müssen, schreibt Newman. Das müssten sowohl Bischof Bonny als auch der promovierte Theologe Deckers eigentlich wissen. „Brillante Theologie“ sieht jedenfalls anders aus.

Spätestens auf der Synode werde sich zeigen müssen, wie viele Bonnys es in dieser Kirche gebe, schreibt Deckers abschließend in seinem Kommentar. Nach dem bereits Gesagten kann man nur hoffen, dass es möglichst wenige sind. Und wenn wir schon beim Wünschen sind darf man auch hoffen, dass möglichst wenige Deckers die Synode analysieren und kommentieren werden.


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu

Kirche

  1. Bischof Strickland warnt vor ‚Crescendo der Apostasie’ in der Kirche
  2. Erzbischof Aguer: Nächster Papst muss die katholische Lehre gegen ‚progressive Mythen’ verteidigen
  3. ‚Ideologie’, ‚Schisma’ – Kardinal Burke befürchtet radikale Veränderung der Kirche
  4. ‚Lieber in der Kirche Gottes mit Unkraut als in einer Kirche die ich baue’
  5. Alexander Kissler: ‚Als Klimasekte haben die Kirchen keine Zukunft’
  6. Südtiroler Bischof: Kirche muss auch gegen den Strom schwimmen
  7. Erster Kirchen-Neubau in Türkei seit 100 Jahren vor Eröffnung
  8. Neigung vor Gott und Zuneigung zum Menschen
  9. Für eine Kirche ohne Privilegien
  10. ‚Fest im Glauben bleiben’ – Kardinal Müller warnt vor ‚LGBT-Wahnsinn’ in der Kirche






Top-15

meist-gelesen

  1. Mater populi fidelis
  2. Deutsche Bischöfe stellen sich que(e)r zur Lehre der Kirche
  3. Die drei Nonnen von Goldenstein - Jetzt wird die Justiz aktiv
  4. ISLAND-REISE - SOMMER 2026 - Eine Reise, die Sie nie vergessen werden!
  5. Kardinal Müller: Der Progressismus, nicht die Tradition spaltet die Kirche
  6. Er hat den Tod für immer verschlungen. Auf dem Weg zum Fest ohne Ende, wo wir erwartet werden
  7. ‚Gute Laune‘-Tanzeinlage bei Messe zu Allerheiligen
  8. Evangelische Pfarrerin segnet VIER Männer in sogenannter „Polyhochzeit“
  9. 'Wir sind bereit, willens und fähig, unsere große christliche Bevölkerung weltweit zu schützen!'
  10. Kardinal Fernandez, Präfekt des Glaubensdikasteriums: „Synodalität: Warum nein und warum ja?“
  11. Kremsmünster: Abt Eckerstorfer für theozentrische Wende in der Kirche
  12. ‚Niemand wird zugrunde gehen’. Das Gedächtnis der Verstorbenen und die Hoffnung der Auferstehung
  13. Die Heiligkeit der Kirche. Wenn das Credo Schuberts schweigt und die Heiligen von heute antworten
  14. Auf den Spuren von Nicäa – Das Erste Konzil der Christenheit in einer neuen Dokumentation
  15. Kardinal Schönborn stellt sich gegen das Kopftuchverbot

© 2025 kath.net | Impressum | Datenschutz