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Haiti – ‚Christus blieb bei den Menschen’

12. April 2010 in Interview, 1 Lesermeinung
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Drei Monate nach dem schweren Erdbeben in Haiti informiert der Apostolische Administrator der Hauptstadt Port-au-Prince, Weihbischof Joseph Lafontant, im Gespräch mit "Kirche in Not" über die aktuelle Lage.


Königstein (kath.net/KIN)
Weihbischof Lafontant leitet seit dem Tod des Erzbischofs von Port-au-Prince, Joseph Serge Miot, den Wiederaufbau der Kirche im Land. Bei seinem Besuch in der Zentrale des weltweiten katholischen Hilfswerk „Kirche in Not“ in Königstein im Taunus sprach er mit Mitarbeiter Berthold Pelster.

Berthold Pelster: Herr Bischof, wie viele Ihrer Priester und Ordensleute sind unter den Opfern des Erdbebens?

Weihbischof Lafontant: Außer dem Erzbischof, Joseph Serge Miot, kamen beim Einsturz dererzbischöflichen Residenz auch der Generalvikar und drei weitere Priester ums Leben. Insgesamt starben bei dem Beben 17 Seminaristen und 45 Ordensleute. In der Gesamtbevölkerung geht man inzwischen von bis zu 225.000 Toten und Vermissten aus. Immer noch entdecken die Hilfskräfte unter den Trümmern neue Leichen.

Was sind im Moment die größten Herausforderungen für Ihre Erzdiözese?

Natürlich das gewaltige Ausmaß der Zerstörung. Gleich nachdem wir unsere Toten begraben hatten, trafen sich alle Priester der Diözese und sammelten die Berichte über zerstörte Pfarrhäuser, Kirchen, Kapellen und Schulen. Das Ergebnis war erschütternd: Unser Land sieht aus wie nach einem Flächenbombardement. Unsere größte Herausforderung ist daher der Wiederaufbau – und wir müssen auch das Trauma aufarbeiten, das unsere Seminaristen, Priester und Ordensleute erlitten haben. Beide Aufgaben könnten wir alleine niemals bewältigen.

Sie haben angesprochen, dass viele Menschen traumatisiert sind. Hilft der christliche Glaube dabei, die Folgen des Erdbebens zu verarbeiten?

Ja, er ist dabei ganz entscheidend. Gleich nach dem Erdbeben kamen aus der ganzen Welt Journalisten und Reporter nach Haiti – und alle stellten dieselbe Frage: Wie kommt es, dass die Menschen sofort nach dem Erdbeben begonnen haben, zu Gott zu rufen, zu beten und nach Orten für die Anbetung zu suchen? Wohin man auch ging in den ersten Tagen nach der Katastrophe: überall schrien die Menschen nach Gott, flehten Jesus um Hilfe an. Ich kann das so genau berichten, weil wir Priester direkt nach dem Erdbeben immer unter den Menschen lebten. Keiner hatte mehr ein Zuhause, in das sie hätten zurückkehren können. Und doch suchten sich diese Menschen zuerst einen Ort, an dem sie Gott anrufen konnten – noch bevor sie sich nach einem Platz zum Schlafen umsahen!


Zwar waren die Kirchen zerstört, aber einige Kreuze standen noch in der Stadt. So zum Beispiel vor der Kathedrale in Port-au-Prince. Das Gotteshaus war eingestürzt, aber Christus am Kreuz blieb bei den Menschen. Die Menschen versammelten sich vor ihm und beteten. Erst dann fragten sie die Priester um Beistand – einige dieser Priester mussten wir ja erst noch aus denTrümmern bergen. Und die Priester leiteten die Menschen weiter ins Gebet – unter Zeltdächern oder Plastikplanen. Schließlich machten sie sich daran, die verschütteten Tabernakel unter dem Geröll zu suchen und in Sicherheit zu bringen. Danach wurden Altäre errichtet und Heilige Messen gefeiert. So erhob sich der Glaube aus den Ruinen und wurde zu einem eindrucksvollen Zeugnis Haitis in der Welt.

Keiner in Haiti hat Gott wegen des Erdbebens angeklagt. Wir, die Priester und Bischöfe, haben den Menschen erklärt, dass das Erdbeben keine Strafe Gottes sei, aber dass wir die Katastrophe als Chance begreifen können, gemeinsam neu anzufangen. Denn das Erdbeben hat uns alle gleich gemacht: reich, arm, schwarz, weiß – alle sind in derselben Situation.

Haiti war bereits vor dem Erdbeben eins der ärmsten Länder der Erde. Ist diese Katastrophe also – bei allem Schrecken – vielleicht auch eine Chance, das Land neu aufzubauen?

Wir sollten die Katastrophe für eine Erneuerung nutzen. Dafür besteht nun die Gelegenheit, und in dieser Hinsicht ist der Wiederaufbau nach dem Erdbeben tatsächlich eine Chance. Aber aus persönlicher Erfahrung weiß ich, dass man ein Land nicht wiederaufbauen oder auch nur verändern kann, ohne vorher die Menschen zu ändern. Die Menschen sind die Motoren und die Antreiber für jede Veränderung. Darum müssen wir ihre Mentalität, ihre Herzen, ihre Beziehungen untereinander verändern. Es muss Schluss sein mit dem Klassendenken zwischen Reich und Arm oder Oben und Unten. Wir müssen uns alle als Haitianer begreifen, als Brüder und Schwestern, trotz all unserer zweitrangigen Unterschiede. Diese Gelegenheit haben wir nun. Wenn wir sie nicht nutzen, werden wir noch sehr lange an unüberwindbaren Problemen leiden.

Welche Rolle spielt die katholische Kirche in diesem Prozess?

Unsere Rolle war es immer, zuerst die Lage zu analysieren und anschließend mit dem Licht des Evangeliums unseres Herrn in die jeweilige Situation hineinzusprechen. Das Evangelium sagt uns, dass wir alle Brüder und Schwestern sind, dass wir zusammenarbeiten sollen für ein besseres Leben. Denn Gott hat die Welt zum Nutzen für die gesamte Menschheit erschaffen. Daher ist es nicht verständlich, warum nur einige wenige in unserer Gesellschaft alle Ressourcen besitzen sollten und alle anderen keine. Diesen Standpunkt vertritt die katholische Kirche in Haiti gegenüber der Regierung und tritt so für die Armen ein.

Außerdem bilden wir das Rückgrat des Schulwesens in Haiti. Bis zu 85 Prozent aller Schulen des Landes werden von der Kirche getragen. Sie ist damit ein wichtiger Motor Haitis und das Gewissen des Landes. Die Menschen vertrauen uns, denn sie wissen, solange die Kirche beteiligt ist, laufen die Dinge in die richtige Richtung. Dieses Vertrauen ehrt uns und es ist der Grund, warum wir uns dafür verantwortlich fühlen, für die Schwachen einzutreten und den Menschen zu helfen. Aber natürlich können wir keine öffentliche Verwaltung, die Regierung oder den Staat ersetzen.

Sie waren eine Woche lang zu Besuch in Deutschland beim katholischen Hilfswerk „Kirche in Not“ in Königstein. Wieso gerade dort?

Wir wollten darüber berichten, wie wir die erhaltenen Hilfsgelder eingesetzt haben. „Kirche in Not“ war die allererste Hilfsorganisation, von der wir Unterstützung erhielten. Als wir es am nötigsten brauchten, bekamen wir Geld, um unseren Seminaristen zu helfen. Diese jungen Männer hatten durch den Einsturz ihres Seminars alles verloren. Zuerst war schnelle Hilfe durch Geldspenden am wichtigsten, aber was uns fast noch wichtiger war, war die weltweite Solidarität, die wir durch „Kirche in Not“ erfahren durften.

Wir erkannten durch unsere Notlage, dass die Kirche auf der ganzen Welt eine einzige Kirche ist! Die Hilfe kam aus Deutschland, aus den USA, aus Lateinamerika, und wir hatten diese moralische und spirituelle Unterstützung dringend nötig. Wir Priester wurden getragen von der Liebe und Unterstützung der weltweiten katholischen Kirche, von unseren Brüdern und Schwestern in Christus auf der ganzen Welt. Und diese Liebe und Unterstützung konnten wir den Menschen in Haiti weitergeben. Noch viel wichtiger als Geld war also das Gefühl, in all dem Unheil nicht allein zu sein. Um dafür zu danken, sind wir nach Deutschland gekommen – und natürlich, um über die nächsten Schritte der Haitihilfe von „Kirche in Not“ zu beraten.


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Lesermeinungen

 templer 13. April 2010 

Befreiungstheologie hilft nicht weiter

Menschen sind vor Gott und vor dem Recht gleich, aber sonst nicht. Weder haben sie alle die gleichen Talente noch gleiche Intelligenzquotienten. Und Reichtum ist nicht schuld an der Armut der anderen. Es ist Gier, Machtmissbrauch und ähnliche Sünden.

Schon in Deutschland zerstört das Linke Denken die Gesellschaft.


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