Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Die Liebe als oberste Regel. Über die Kirche, Synodalität und Demut
  2. Bemerkenswert großer Andrang bei „Alter Messe“ im Petersdom - Kard.-Burke-Predigt in voller Länge!
  3. „Wie Leo still und leise Franziskus korrigiert“
  4. Die 'katholische Frauenbewegung' Österreichs verteidigt das Islam-Kopftuch
  5. In Geist und Wahrheit. Sechzig Jahre ‚Nostra aetate‘. Der Durst Gottes nach dem Menschen
  6. Wir predigen den heiligen Klimawandel
  7. CSU-geführtes Innenministerium finanziert NGOs, die gegen Merz demonstrieren
  8. Eklat durch NS-Vergleich gegenüber Israel bei interreligiösem Kongress in Rom
  9. US-Vizepräsident JD Vance besuchte Messfeier in der Grabeskirche in Jerusalem
  10. Benjamin Leven: „Was läuft schief in einer Kirche, die sich vor Zulauf fürchtet?“
  11. Historischer Besuch von König Charles III. im Vatikan
  12. Hoffnung, die nicht weiß. Nikolaus von Kues als Lehrer des Glaubens, der ‚bekehrten Unwissenheit‘
  13. „Eine Kernfrage für Peter Seewald ist: Warum tun wir uns so schwer, an unser Lebensende zu denken?“
  14. Designierter Präsident der Georgetown University lehnt Lehre der Kirche über Homosexualität ab
  15. Evangelische Landeskirche in Württemberg: Gleichgeschlechtliche „Ehe“ verfehlt Zweidrittelmehrheit

Vor 25 Jahren erschütterte eine Bluttat die Schweizergarde

3. Mai 2023 in Chronik, keine Lesermeinung
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


Am 4. Mai 1998 erschoss ein Schweizergardist seinen Kommandanten, dessen Ehefrau und sich selbst - Trotz rascher Aufklärung durch den Vatikan befeuerte der Mordfall die Spekulationen - Von Johannes Schidelko


Vatikanstadt (kath.net/KAP) Die Bluttat erschütterte den Vatikan und sorgte vor 25 Jahren weltweit für Entsetzen: Ein 23-jähriger Vizekorporal der Päpstlichen Schweizergarde erschoss am Abend des 4. Mai 1998 seinen Kommandanten, dessen Ehefrau und sich selbst. Das Motiv für die Kurzschlusshandlung des Wallisers Cedric Tornay schien rasch klar - vielleicht zu rasch: verletztes militärisches Ehrgefühl, weil der neue Garde-Kommandant Alois Estermann ihn gemaßregelt und ihm eine erwartete Auszeichnung verweigert hatte - mit fatalen Folgen für seine berufliche Zukunft. Und auch der Ablauf der Bluttat war schnell aufgehellt: Tornay drang in die Dienstwohnung Estermanns ein, tötete ihn mit zwei Schüssen, verletzte dessen Frau tödlich mit einer einzigen Kugel und starb dann selbst an den Folgen eines Schusses.

Erst am Mittag des Mordtages hatte der Papst Estermann zum Kommandanten seiner 100 Mann starken Schutztruppe ernannt. Der Landwirt aus dem Kanton Luzern war 1980 als Seiteneinsteiger zur Garde gekommen. Ein Jahr später hatte er sich hohe Verdienste bei der Rettung des Papstes beim Attentat vom Petersplatz erworben.

Der Dreifach-Mord überraschte den Vatikan mitten in den Vorbereitungen zum Gardefest. Am Jahrestag des "Sacco di Roma" vom 5. Mai 1527, als die Schweizer Söldner den Papst vor marodierenden Landsknechten retteten und dabei 147 Mann verloren, werden stets die neuen Rekruten vereidigt. Aber statt des spektakulären Zeremoniells im Damasus-Hof wurden diesmal drei Leichen nebeneinander in der Gardekapelle aufgebahrt.


Im ersten Schock stand sogar eine Auflösung der letzten Papst-Garde im Raum. Aber schon bei der Totenmesse für das Ehepaar Estermann im Petersdom brachte der damalige Kardinalstaatssekretär Angelo Sodano Beruhigung. Der Papst erneuere in dieser schwierigen Situation sein Vertrauen in die Garde, versicherte er. Die "schwarze Wolke eines Tages" könne 500 Jahre großherzigen Dienstes nicht verdunkeln. Er sprach den Angehörigen sein Beileid aus, und betete zugleich für den mutmaßlichen Täter und seine trauernde Familie. - Für Tornay leitete am Tag danach der Präsident der Schweizer Bischofskonferenz, Amadee Grab, eine emotionale Totenfeier in der vatikanischen St.-Anna-Pfarrkirche - in kleinerem Rahmen.

Mordfall befeuert Spekulationen

Trotz rascher Aufklärung durch den Vatikan befeuerte der Mordfall die Spekulationen. War noch eine vierte Person im Zimmer - auf dem Tisch standen vier Gläser? Und warum hatte niemand die Schüsse gehört - ein Nachbar sprach nur von dumpfen Geräuschen? Steckte dahinter eine Spionage-Geschichte, eine Lovestory, ein Eifersuchtsdrama? Hatte Tornay eine Affäre mit der attraktiven Kommandantengattin, eine homosexuelle Beziehung zu deren Mann oder gar eine Dreierbeziehung? - Die Familie Estermann forderte öffentlich ein Ende von Verleumdungen.

Die Behauptung, Estermann habe für die Stasi spioniert (Deckname "Werder"), wurde von deren Ex-General Markus Wolf persönlich dementiert. Er outete stattdessen einen inzwischen verstorbenen Pater als seinen "Mann im Vatikan".

Das Abschlussgutachten vom Februar 1999 bestätigte nach Autopsie, zig Tests und 38 Zeugenbefragungen die vatikanische Anfangsdarstellung. Tornay sei charakterlich unreif gewesen, konnte höflich und charmant, aber auch aggressiv und respektlos sein. Er habe gelegentlich Haschisch konsumiert. In seinem Gehirn habe man eine Zyste entdeckt. Hinzu seien Stress, Zukunftsangst um berufliche Perspektiven und eine akute Bronchitis gekommen. All diese Faktoren hätten die Kurzschlusstat ausgelöst.

Für den Vatikan war der Tötungsfall damit juristisch und kriminologisch abgeschlossen, nicht aber für die Mutter Tornays. Sie äußerte von Anfang an Zweifel und machte sie mit Unterstützung von Anwälten öffentlich. Ihr Sohn sei ermordet worden, er sei nicht Täter, sondern Opfer, sagte sie mit Hinweis auf den angeblichen "vierten Mann", auf angeblich unterschiedliche Projektile und auf den angeblich gefälschten Abschiedsbrief. Der Vatikan habe den Vorgang viel zu früh ad acta gelegt und keine weiteren Fragen gestellt oder andere Spuren verfolgt. Ihr Versuch, den Fall 2004 vor die Schweizer Justiz zu bringen, blieb erfolglos.

Psychologische Eignungstests für Bewerber

Der Vatikan reagierte rasch: Vier Monate nach der Tragödie ernannte der Papst einen neuen Kommandeur. Pius Segmüller, Oberst im Schweizer Generalstab und zuletzt mit Sicherheitsfragen in Bern betraut, ordnete für Garde-Bewerber einen psychologischen Eignungstest an. Und um die Dauer-Rivalitäten zwischen Deutsch- und Welschschweizern abzufangen, machte er den Juristen Jean-Daniel Pitteloud zum ersten frankofonen Vize-Kommandanten.

Die Bluttat ist im Gardealltag heute kaum noch präsent; darüber sei Gras gewachsen, hört man. Viele der neuen Hellebardiere, die am 5. Mai ihren Eid auf den Papst ablegen, waren damals noch nicht geboren. Und dennoch ist dieser Tag seither nicht nur mit den 147 Verstorbenen vom Sacco di Roma verbunden, sondern auch mit den drei Toten von 1998.

Copyright 2023 Katholische Presseagentur KATHPRESS, Wien, Österreich
Alle Rechte vorbehalten
Foto: Symbolbild


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu







Top-15

meist-gelesen

  1. Bemerkenswert großer Andrang bei „Alter Messe“ im Petersdom - Kard.-Burke-Predigt in voller Länge!
  2. "Warum hast du solche Angst vor Johannes Paul II.?"
  3. „Wie Leo still und leise Franziskus korrigiert“
  4. ISLAND-REISE - SOMMER 2026 - Eine Reise, die Sie nie vergessen werden!
  5. Wir predigen den heiligen Klimawandel
  6. Karmeliter bauen gotisches Kloster in den Rocky Mountains
  7. Benjamin Leven: „Was läuft schief in einer Kirche, die sich vor Zulauf fürchtet?“
  8. Konvertierter Ex-Anglikaner Nazir-Ali sagt neue Welle von Konversionen voraus
  9. Historischer Besuch von König Charles III. im Vatikan
  10. Die Liebe als oberste Regel. Über die Kirche, Synodalität und Demut
  11. Nicht reden, sondern machen!
  12. Die 'katholische Frauenbewegung' Österreichs verteidigt das Islam-Kopftuch
  13. US-Vizepräsident JD Vance besuchte Messfeier in der Grabeskirche in Jerusalem
  14. Zahl der Theologiestudenten in Passau in drei Jahren versiebenfacht - Von 21 auf 140 Studienanfänger
  15. Evangelische Landeskirche in Württemberg: Gleichgeschlechtliche „Ehe“ verfehlt Zweidrittelmehrheit

© 2025 kath.net | Impressum | Datenschutz