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Stadt Linz will Bischof Gföllner als Straßen-Namensgeber streichen

16. November 2022 in Österreich, 12 Lesermeinungen
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Ein „ungemütlicher Bischof“ soll nach dem Willen der rot-grün dominierten Stadtverwaltung aus dem Linzer Stadtbild verschwinden. Das scharfe Urteil über den konsequenten Kritiker des Nationalsozialismus wirft Fragen auf.


Linz (kath.net/mk) Die Linzer Stadtverwaltung will historisch belastete Straßennamen ändern und hat es dabei auch auf den ehemaligen Linzer Bischof Johannes Maria Gföllner (1867-1941) abgesehen, wie KRONE und Tips vor wenigen Tagen berichteten. Angestoßen durch einen Antrag von Grünen und Kommunisten, hatte der Gemeinderat bereits 2019 eine Expertenkommission eingesetzt, um die über 500 nach Personen benannten Verkehrsflächen auf problematische Biografien der Namensgeber zu überprüfen. Das nun veröffentlichte Ergebnis reiht belastete Namen in Kategorien unterschiedlicher Schwere ein – und Gföllner taucht überraschend mit drei anderen in der gravierendsten Kategorie 1 auf; eine Umbenennung noch heuer gilt hier als sicher. Die Kommission verurteilt damit „aktives Handeln und extrem starke Propagierung von gruppenspezifischer Menschenfeindlichkeit, Ablehnung der Demokratie und Befürwortung eines autoritären Systems, Beteiligung an Verbrechen gegen die Menschlichkeit“. Doch wie gelangte der Bischof auf eine Stufe mit aktiver Mitarbeit am NS-Regime und Holocaust-Verharmlosung?


Eine von der Diözese Linz veröffentlichte und von Bischof Scheuer selbst unterzeichnete Biografie aus dem Jahr 2018 beleuchtet den historischen Hintergrund und zeichnet dabei ein differenzierteres Bild. Laut dieser Darstellung habe sich Gföllner, seit 1915 Linzer Bischof und überzeugter Monarchist, verpflichtet gefühlt, „die Massen vor den Verderbnissen der neuen politischen Vorstellungen auch hinsichtlich der Moral zu bewahren“. Bereits im Sommer 1929, also lange vor Hitlers Machtergreifung, habe er eindeutig und schroff gegen den damals aufkeimenden Nationalsozialismus Stellung bezogen. Eine Woche vor Hitlers Ernennung zum deutschen Reichskanzler im Jänner 1933 habe der Bischof ein Schreiben von allen Kanzeln seiner Diözese verlesen lassen, wonach kein Volk an sich edelrassig sei, keines minderwertig.

Gföllner habe unterschieden, indem er den „Hass gegen das auserwählte Volk“ klar verurteilte, hingegen die Bekämpfung von schädlichem Einfluss durch gewisse „gottentfremdete“ Juden im damaligen Kulturleben und in den sozialistisch-kommunistischen Umwälzungen seiner Zeit als „Gewissenspflicht“ ansah. Klassenhass und nationalsozialistischer Rassenhass seien mit wahrem Christentum unvereinbar wie Feuer mit Wasser.

Entsprechend sei die Wut der Nationalsozialisten auf den Bischof groß gewesen; unmittelbar nach dem deutschen Einmarsch 1938 sei Gföllners engster Mitarbeiter verhaftet und ins KZ Dachau geschickt worden. Der Linzer Bischof habe nur unter dem Druck des Wiener Kardinals Innitzer die berüchtigte „Feierliche Erklärung“ der österreichischen Oberhirten mitunterschrieben und diese Entscheidung später bereut. Schließlich habe er sogar die Vereinbarung eines problematischen Friedensplans zwischen den Bischöfen und dem neuen Regime verhindert.

Der Nachwuchshistoriker Jürgen Steinmair kommt in einer 2015 publizierten umfangreichen Forschungsarbeit zu einem ähnlichen Bild des „ungemütlichen Bischofs“ wie die Diözese. Er betont darüber hinaus die Unterstützung des Bischofs für den politischen Umsturz 1933/34 und den autoritären Ständestaat unter den Kanzlern Engelbert Dollfuß und Kurt Schuschnigg; Gföllner habe die neue Verfassung als christliches Bollwerk gegen schädliche politische Strömungen, allen voran den Nationalsozialismus gesehen, den er schon zuvor vehementer als andere Bischöfe kritisiert habe. Die Übernahme faschistischer Ideen nach italienischem Muster habe Gföllner aber als totalitäres Staatskonzept konsequent abgelehnt und dabei auch wiederholt bei den politischen Stellen und gegen seine Bischofskollegen interveniert. Die Annäherung Österreichs an Hitler-Deutschland durch ein Abkommen im Juli 1936 sei für den Linzer Bischof ein „Unglück“ und eine Auslieferung gewesen. Selbst habe er auf eine Restauration der Monarchie unter Otto von Habsburg gehofft und hingewirkt.


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