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Die Lüge im Herzen der Seelsorge

9. November 2022 in Kommentar, 1 Lesermeinung
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Otti's Optik: Die Wahrheit wird uns freimachen, auch im Alltag - Von Franz Norbert Otterbeck


Köln (kath.net)

Im Arbeitsleben lügt man vielleicht 30 mal am Tag, heißt es. Das ist nicht das biblisch verpönte "falsche Zeugnis", das unbereut zur Hölle führt. Es ist das alltägliche Geschick und die Konvention, die Kommunikation glatt und rund zu gestalten. Wer da nicht mitspielt, verliert schnell den Anschluss. Ein Priester kann sogar 60 mal am Tag lügen "müssen", um niemandem "zu nahe" zu treten. Der pastorale Mitarbeiter im Laienstande benötigt vielleicht noch mehr Ausflüchte und Ausreden, weil er ja überdies den täglichen Guerillakrieg gegen "die da oben" in den Diözesen führen muss, nicht nur wegen sexueller, sondern auch wegen "theologischer" Orientierung. Nicht nur der E-Mail-Verkehr, What'sapp oder Facebook haben das Internet zum Rummelplatz vielmillionenfacher Lüge gemacht. Auch in den deutschen Bistümern ahmt man die hohe Politik nach und verpasst fast jeder "story" einen "spin", will sagen: einen "Dreh" in die richtige Richtung. Bistumsblätter, als man sie noch las, ließen den Bischof immer im Glanz äußerster Selbstzufriedenheit erstrahlen, umringt von dankbaren, fröhlichen und zuversichtlichen Menschen. Hätte der greise Erich Honecker solche Zeitungen noch zur Kenntnis genommen, wäre ihm das vorgekommen, als lernte "der Westen", jedenfalls der katholische, endlich noch von seinen SED-Parteizeitungen, allen voran das 'Neue Deutschland'. Zeitungspapier wird im Winter 22/23 vielleicht doch wieder zum Anzünden alter Öfen benötigt werden. Wer weiß? Zur Lektüre kaum noch. Ein Buntes Neues Deutschland propagiert offenkundig 'online' auch katholisch.de, wenn auch unter fast völligem Verzicht auf katholische Inhalte. Klar doch, zur Tarnung muss auch hin und wieder noch ein Klecks Heiligenverehrung da rein, mal Liturgisches gestreift werden oder sollen Ordensleute zu Wort kommen. Aber eine ernsthafte Erörterung von 'catholica' wäre doch inopportun, im Zug der Neuen Zeit.

Eine Begegnung von Bernhard Meuser mit Birgit Mock (ZdK) brachte es jüngst in Godesberg an den Tag: Der Dialog zwischen Katholiken herkömmlicher Provenienz und Aktivisten der "synodalen Kirche" ist nicht mehr möglich. Das liegt aber nicht an kommunikativen Defiziten auf Seiten des neuen Anfangs. Auf "synodaler" Seite liegt das Problem: Dort ist man in Zirkelschlüssen gefangen. Würde der Gegenseite, also der hergebrachten Katholizität, auch nur ein einziges Argument als zutreffend zugestanden, so bräche das Kartenhaus des "Reformprogramms" zusammen. Deshalb war es denkunmöglich, dass die "Minderheit" (oder auch: die Wahrheit?) auch nur ein einziges Synodenpapier torpediert. Als das in satzungsgemäß geheimer Abstimmung dann doch widerfuhr, da war Zeter und Mordio groß. Die inzwischen zurückgetretenen Alterzbischöfe Becker und Schick, beide persönlich integer und in Missbrauchsfragen unbelastet, haben öffentlich "der Revolution" nichts mehr in den Weg zu stellen gewagt. Aber nagte insgeheim vielleicht doch das Gewissen? Denn auch für Bischöfe gilt, außer in Limburg: "Du sollst nicht falsch Zeugnis geben!" Das ist das achte Gebot des Dekalogs, nicht das sechste; wird aber noch häufiger gebrochen.


Der Erzschick von Bamberg schloss am 1. November die Kevelaerwallfahrt. Vielleicht für immer. Das spricht wieder für das Geschick des Weltkirchenweltmannes: Am letzten Arbeitstag noch ein Sahnehäubchen auf den Kaffee! (Schlagobers.) Er gab sich auch herzlich Mühe, in seiner Predigt dem Wallfahrtsmotto '22 ('Himmel-plus-Erde berühren') noch einen Sinn abzugewinnen. Solche 'Motti' sind zwar nicht sinnfrei, aber doch sinnoffen "gestaltet". In seinem lähmenden, langatmigen Aus- und Rückblick, nach über zwei Stunden Liturgie dargeboten, legte auch der Wallfahrtsrektor noch nach (ja, "der"!): Man dachte dabei ja eigentlich an die Klimakatastrophe, aber auch zu 'Krieg und Frieden' passte es ganz hübsch. Ehrlich? Wenn Menschen sich vergessen, die Wege verlassen, dann spricht man draußen in der Welt von dementer Desorientierung. Im Neuen Geistlichen Leid berühren "sich" da aber 'Himmel und Erde', wohl dem Eichendorff-Gedicht von der Mondnacht nachempfunden. Himmel und Erde berühren sich tatsächlich am Horizont, für Menschen unerreichbar. Den Himmel berühren kann niemand, nicht einmal Elon Musk, selbst wenn er der ersten schwarzen Lesbe im Rollstuhl einen Mondflug spendieren würde. Die Erde zu berühren scheuen Kirchenleute. Dafür hat man Gärtner in 'Pastor's Garten' und die Erdarbeiten auf dem Kapellenplatz werden demnächst Erdarbeiter vollenden, nach dem drittschlechtesten Wallfahrtsjahr im 21. Jahrhundert. Übrigens wird aus einer kleinen Prozession mit "eindrucksvollen" Friedenstüchern im Rückblick flugs eine "große Prozession". Da kann ich nur antworten: Der Wahrheit eine Gasse! Und traue keiner Statistik zu Pilgerzahlen, die Du nicht selber gefälscht hast.

Der mutmaßliche Erfinder des Mottos für die "Ernte 23", hundert Jahre nach dem bislang härtesten Inflationsjahr, wird seinen Kunden, den nordwestdeutschen Wallfahrtsstätten, wohl nicht verraten haben, dass ihn "Anti-Hero", jetzt in allen Charts, auf die Idee gebracht haben könnte: "It's me", singt Taylor Swift. Der kreative Kopf im Bastian-Rütten-Haus setzt übrigens seine Kulturarbeit von Weltgeltung fort, wenn auch etwas dezenter: In Kevelaer soll im Januar auch Klezmer-Musik erklingen. Nicht schlecht. Aber da man das Petrus-Canisius-Haus an den Caritaskonzern vermietet hat, muss wieder der Speisesaal im ehemaligen Priesterhaus herhalten. Zugegeben, auch das ist eine schöne Kulisse. Und im Winter stören auch die lästigen altfrommen Pilger den Kulturbetrieb nicht, auch wenn ihn der Kulturbund e.V. der Ex-DDR noch nicht offiziell übernommen hat. Im deutsch-französischen Pax Christi-Jahr 1948, vor bald 75 Jahren, tagte dieser in Ost-Berlin schon unter dem Motto: "Verteidigung der Kultur - Verteidigung des Friedens." Vorbildlich? Prost, Mahlzeit!

Das sind nur Beispiele für das Wahrheitsproblem, das die "nachkonziliare" Pastoral in den deutschen Diözesen nicht erst seit 1968 plagt. Man kriegt den "spin" nicht mehr gedreht. Zum Wappentier dieser Mühsal ist das aufgesetzte Grinsegesicht geworden. Immer gleich "lacht" die Seelsorgeprominenz fröhlich und zuversichtlich in die willfährigen Kameras, in Kevelaer mit der barocken Gnadenkapelle im Hintergrund (Rütten: "Das Büdchen"), anderswo mit anderen Leitfossilien aus der lange verflossenen Vergangenheit. Als ob Stimmungsmache je Zuspruch entzünden könnte? Es gibt ja immer was zu feiern ... Ja. Die Auferstehung Christi beispielsweise; und die bombensichere Vorsorge, mit der die Pensionstöpfe der deutschen Diözesen abgesichert werden. Der Verband der Diözesen Deutschlands wird dann irgendwann, in nicht allzu ferner Zukunft, vielleicht mit dem Pensionssicherungsverein der deutschen Wirtschaft fusionieren, der sich um insolvenzbedingt ausgefallene Betriebsrenten kümmern. "Zukunft" ist doch im deutschen Pastoralsprech wahrscheinlich schon heute nur noch ein anderes Wort für: Pensionssicherung. 'Wenn das Geld im Kasten klingt'; springt zwar keine Seele mehr deswegen aus dem Fegfeuer, das muss sie schon selber tun, von allen guten Geistern und jeder Fürsprache verlassen. Aber der konfessionell bedingte Lebensstandard im hohen Alter wird sich bedanken.

"Hab' Vertrauen. Ich bin's. Deine Pension." Gott existiert, sonst bezöge ich ja kein Gehalt. Ist das etwa die ganze Theologie der Pastoralreferentin? Versorgung, Altersversorgung, Zusatz-Altersversorgung: Auf Dein Wort hin! Wo Menschen sich verschenken, die Liebe bedenken und neu beginnen, ganz neu: ihre Anwartschaften zu erwerben. Da berühren sich Himmel und Erde! Frieden werde, oder doch zumindest Wohlgefühl, für eine "Kirche", die in Wohlstand und Wollust schwelgt und diese ihre "Neuorientierung" auch noch auf die weltkirchliche Ebene "spielen" will. Sie kann gar nicht mehr anders denken. Die "Sakramente" neu: Alkohol, Bluthochdruck, Cholesterin, Diabetes... ? An sich macht das Evangelium doch nicht nur ehrlich, sondern auch gesund, sogar das Herz. Aber der Glaube kommt nunmal vom Hören, nicht von der (erz-) diözesanen Gehaltsabrechnung. Oder doch? "Ich bin's. Deine Inflation!" Da sei Gott vor! Oder zumindest der Bischof und seine Kasse.

Wie also der Wahrheit eine Gasse sichern, im Alltag? Wer mit sich selber härter ins Gericht geht als mit andern, den pusten auch die härtesten Verbalinjurien und Infamien nicht um. In der Gewissenserforschung möglichst vollkommene Reue erwecken, auch über lässliche Sünden, auch über "harmlose" Flunkereien und Sinnbegradigungen; und stets vertrauen: ihm, Christus, dem König und Erlöser, mit allen Heiligen, nicht aber den vielen "it's me" aus allen Ecken. Er wird uns Zukunft und Hoffnung geben, nicht aufgrund einer esoterischen Trostphilosophie, nicht wegen eines autosuggestiven, poetischen Narrativs, sondern wegen seiner wirklichen und wahrhaftigen Heilstat. Einmal und für immer. Ihm nach!

 


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Lesermeinungen

 FNO 11. November 2022 

Anmerkung

Auf Bitten mehrer Leser wurde ein missverständlicher Satz gestrichen. Das Wallfahrtsmotto der nordwestdeutschen Wallfahrtsorte heißt: "Hab' Vertrauen. Ich bin's." Dieses lehnt sich zwar an ein Wort Jesu an, will aber offenkundig mit allgemeiner Werbung um Vertrauen werben, nicht explizit mit Vertrauen zu Jesus Christus. "So" wirbt man allerdings überall und immer um Vertrauen, mitunter auch für wenig christliche Ziele.


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