Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Basiert 'Traditionis Custodes' von Franziskus auf einer Lüge?
  2. ‚Maria pride den Mantel aus‘ – Wie die 'Katholische Jugend' der Diözese Linz Maria verhöhnt
  3. Vermutlich hat sich Gott geirrt
  4. Der Traum vom gemeinsamen Ostern – Chancen und Probleme
  5. Vatikan führt neue Umweltschutz-Messe ein
  6. Vatikan reagiert auf 'Alte Messe'-Skandal von Franziskus
  7. Anselmianum distanziert sich vom Hauptautor von ‚Traditionis Custodes‘
  8. Präfekt Fernandez behauptete offenbar: Fiducia supplicans „wird bleiben“
  9. Vatikanstaat will bis 2030 komplett auf Elektroautos umsteigen
  10. „Dieser Erwählung und Berufung könnt ihr nur mit der bedingungslosen Bereitschaft entsprechen…“
  11. Fällt die CDU erneut um?
  12. Deutsches Bildungs- und Familienministerium schafft Gender-Sternchen und großes Binnen-I ab!
  13. Immer wenn es wärmer wird und Sommer ist, dann sind die 'apokalyptischen Klimareiter' ganz nahe
  14. Großbritannien - Priester kündigt an, er wird Pro-Sterbehilfe-Politiker die Kommunion verweigern
  15. Kardinal Zen: Jesus Christus „hat uns Papst Leo XIV. geschenkt, der den Sturm beruhigen kann“

Der erste Papst am Polarkreis

30. Juli 2022 in Weltkirche, 7 Lesermeinungen
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


Viele der rund 65.000 kanadischen Inuit leben in einer desolaten wirtschaftlichen Situation. Sie haben eine der höchsten Armutsraten und die höchste Suizidrate weltweit. - Von Kathpress-Korrespondentin Severina Bartonitschek


Iqaluit (kath.net/KAP) Es ist eine Wüste, eine kalte Wüste, acht Monate im Jahr vereist. Im Sommer, wenn das Eis taut, erinnert der Ort an eine Mondlandschaft voller Krater. Kanadier nennen das baumlose Territorium Nunavut am Nordpolarmeer auch ihren "Wilden Westen". Hier gibt es Gewehr- statt Schirmständer, hier ist die Gefahr groß, von einem Eisbären getötet zu werden.

Hier ist auch der "Silaup asijjipallianinga", wie Inuit den Klimawandel nennen, weltweit am deutlichsten spürbar. In den vergangenen 30 Jahren stieg die Temperatur bereits um 1,5 Grad. Das Ergebnis: arktische Eisschmelze. Die Eisdecke auf dem Meer hat sich dramatisch reduziert und das Eis ist nur noch halb so dick wie noch vor 50 Jahren.

Diesen unwirtlichen Ort besuchte Franziskus am Freitag auf der letzten Etappe seiner Kanadareise. Als erster Papst am Polarkreis traf er dort, in Nunavuts Hauptstadt Iqaluit, mit Inuit zusammen. In Rom habe er versucht, eine Vorstellung von dieser weit ausgedehnten Gegend zu bekommen, die für jeden Nicht-Inuk unwirtlich wäre, erzählt der Papst dann bei der Begegnung mit den Ureinwohnern.

Sie hingegen hätten es verstanden, diesen Ort zu lieben und zu beschützen. Franziskus sieht sowohl Land als auch Bewohner als gleichermaßen stark und widerstandsfähig. Die Inuit bewohnen seit 5.000 Jahren diesen eisigen Ort aus Land, Wasser und Eis mit einer Durchschnittstemperatur von knapp  minus 9 Grad. Ihre Widerstandsfähigkeit wurde und wird in ihrer Geschichte immer wieder auf die Probe gestellt.


Viele der rund 65.000 kanadischen Inuit leben in einer desolaten wirtschaftlichen Situation. Sie haben eine der höchsten Armutsraten und die höchste Suizidrate weltweit. Mit der Kolonialisierung und der Zwangsmissionierung durch europäische Einwanderer, mit dem Zwang, die westliche Kultur anzunehmen und sich in die Weltwirtschaft einzubringen, schmolzen ihre Lebensgrundlage, ihre Kultur und Traditionen.

Auch ihre Kinder wurden gezwungen, Residential Schools zu besuchen. Internate, in denen die Buben und Mädchen fernab ihrer Familien ihrer Kultur beraubt wurden, misshandelt und missbraucht. Im Auftrag der kanadischen Regierung betrieben hauptsächlich die Kirchen, vorneweg die katholische, diese Einrichtungen. Eine Entschuldigungsbitte des Papstes für die kirchliche Beteiligung auf ihrem eigenen Boden erwarteten die Menschen auch hier, wie schon an den vorherigen Stationen seiner Reise. Eine ehrliche Bitte um Vergebung von ganzem Herzen.

Die Gemeinschaft der Inuit in Iqaluit spüre jeden Tag noch das Leid der ehemaligen Schülerinnen und Schüler, erzählt Marta Korgak, die hier geboren und aufgewachsen ist. Das Schlimme sei, dass die Überlebenden nicht darüber sprechen könnten. Einige trafen sich aber mit dem Kirchenoberhaupt in einer der Volksschulen des Ortes, einem großen, an einen Eisberg erinnernden Gebäude.

Vor der Schule und dem großen staubigen Platz bat Franziskus die Betroffenen dann um Entschuldigung. Er sei sehr traurig und bitte um "Vergebung für das Böse, das von nicht wenigen Katholiken in diesen Schulen begangen wurde". Ein großer Schritt für den Papst, findet Korgak. Auch, dass er als erster Papst überhaupt hierher gereist sei. Was jedoch fehle, sei die Öffnung der Archive, um endlich die ganze Wahrheit über die Schulen herausfinden zu können, ergänzt Tuqqaasi Nuqingaq.

Übersetzt wurden die päpstlichen Worte in "Inuktitut", die Sprache der Einheimischen. Es ist eine jener Sprachen, deren Gebrauch in den Internaten unter Androhung von Strafe verboten war.

Neben der Vergebungsbitte war es aber vor allem Anliegen des Papstes, junge Inuit zu einem sinnstiftenden Leben zu motivieren. Ihrer Berufung sollten sie folgen und sich vom eigenen Weg nicht abbringen lassen - Skandalen, Kriegen, Betrug, mangelnder Gerechtigkeit, Umweltzerstörung zum Trotz. Er rief sie zudem auf, Niedergeschlagenheit und Traurigkeit zu überwinden.

Angehörige der Inuit leiden häufiger als andere unter Depressionen, sind häufiger von Drogen abhängig. Ihr Anteil an Kanadas Wohlfahrts- und Justizsystem ist im Allgemeinen höher. Durch die Kolonialisierung und Assimilationspolitik wurde ihnen ihre traditionelle Lebensweise genommen. Erst reduzierten europäische Walfänger und Pelzhändler die natürlichen Ressourcen.

Mit Einschränkungen im kommerziellen Robbenhandel wurde dann vielen Inuit-Gemeinschaften komplett die Lebensgrundlage genommen. Die Haupteinnahmequellen fielen genauso weg, wie das Eis schmolz. Die Jagd wird durch das dünne Eis immer gefährlicher. Viele Inuit sterben dabei. Viele können sich die importierten Lebensmittel nicht leisten. Die Regierung in Ottawa engagiert sich mittlerweile für bessere wirtschaftliche Möglichkeiten ihrer nördlichsten Gemeinschaften.

Es sei eine Kunst, jeden Tag das Licht von der Dunkelheit zu trennen, sagte Franziskus den Bewohnern der knapp 7.500-Einwohner-Stadt. Die jungen Menschen forderte er auf, ein Team zu bilden. Gemeinsam könnten sie Großes leisten, nicht allein. "Tut das alles in eurer Kultur, in der wunderschönen Sprache Inuktitut. Ich segne euch von Herzen und sage euch: "Qujannamiik (Danke)!", beschloss der Papst seine Rede. Und seinen Besuch im zweitgrößten Land der Erde.

Copyright 2022 Katholische Presseagentur KATHPRESS, Wien, Österreich

 (www.kathpress.at) Alle Rechte vorbehalten

VIDEO - Papst Franziskus in Kanada - Iqaluit, Treffen mit jungen Inuit und älteren Menschen

Mehr dazu auf kathtube:


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu







Top-15

meist-gelesen

  1. Basiert 'Traditionis Custodes' von Franziskus auf einer Lüge?
  2. ‚Maria pride den Mantel aus‘ – Wie die 'Katholische Jugend' der Diözese Linz Maria verhöhnt
  3. Vermutlich hat sich Gott geirrt
  4. Anselmianum distanziert sich vom Hauptautor von ‚Traditionis Custodes‘
  5. Vatikan reagiert auf 'Alte Messe'-Skandal von Franziskus
  6. Kardinal Zen: Jesus Christus „hat uns Papst Leo XIV. geschenkt, der den Sturm beruhigen kann“
  7. „Dieser Erwählung und Berufung könnt ihr nur mit der bedingungslosen Bereitschaft entsprechen…“
  8. Deutsches Bildungs- und Familienministerium schafft Gender-Sternchen und großes Binnen-I ab!
  9. Kard. Ambongo: Widerstand gegen Segnungen gleichgeschlechtlicher Paare keine "afrikanische Ausnahme"
  10. Präfekt Fernandez behauptete offenbar: Fiducia supplicans „wird bleiben“
  11. Allgemeine Ratlosigkeit
  12. Sogar die publizistische 'Links-Plattform' der DBK hat genug vom 'Alte Messe'-Bashing von Franziskus
  13. Fällt die CDU erneut um?
  14. Vatikan führt neue Umweltschutz-Messe ein
  15. Kaufte ein evangelischer Pfarrer Zwangsdienste eines 15-Jährigen? – Am Zölibat kann es nicht liegen

© 2025 kath.net | Impressum | Datenschutz