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„Jetzt ist die Stunde, die Türen der Kirchen weit zu öffnen“

22. Jänner 2021 in Spirituelles, 15 Lesermeinungen
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„Trotz Corona“ darf „der Weg zu Christus im heiligsten Sakrament des Altares niemand versperrt werden“. Predigt zum Fest St. Agnes in der Titelkirche St. Agnese in Agone (Piazza Navona). Von Kardinal Gerhard Müller


Rom (kath.net) Liebe Brüder und Schwestern in Christus Jesus, dem Sohn Gottes!

Wir begehen in dieser heiligen Liturgie das Gedächtnis der hl. Agnes. Im zarten Alter von 12 Jahren gab sie lieber ihr Leben für Christus dahin als die falschen Götter der Heiden zu verehren. Und sie wäre heute angewidert von dem Spektakel um die Pachamama, das Christen veranstalten, die das erste Gebot vergessen haben. Im Glauben widerstand sie den Drohungen der Mächtigen und den Verlockungen des materiellen Lebensgenusses. Im ersten Buch seiner Schrift "Über die Jungfrauen" beschließt der hl. Ambrosius von Mailand seine Darlegungen über unsere hl. Märtyrerin mit diesen Worten: "So habt ihr denn in dem einen Opfer des Lebens ein zweifaches Martyrium, das der Jungfräulichkeit und das der Gottesverehrung" (De virginitate I,II, 9).

Das Martyrium der hl. Agnes fällt in die Zeit einer fürchterlichen Pestepidemie, die in der Mitte des 3. Jahrhunderts fast im ganzen römischen Reich wütete und an manchen Orten die Hälfte der Bevölkerung dahinraffte. Der Märtyrerbischof Cyprian von Karthago (+ 258 n. Chr.) spendete in seiner Schrift "Über die Sterblichkeit" den Christen seiner nordafrikanischen Heimat den einzigen Trost in ihrer Todesangst, der über leere Worte und hoffnungslose Verzweiflung hinausgeht. Es ist der Blick auf unseren Herrn Jesus Christus, der als der Sohn des leidenslosen und unsterblichen Gottes unser armes Leben und Leiden bis zum bitteren Tod am Kreuz auf sich genommen hat. Das Fleisch gewordene Wort des Vaters allein kann uns im Leben und Sterben beistehen, weil er durch seinen Tod unsern Tod überwunden hat.

Der große Kirchenvater schildert uns eindrücklich, wie sich jeden Tag in Karthago die Leichenberge auftürmten, wie die Seuche die Menschen körperlich entstellte und sie in den Wahnsinn trieb. Auch der familiäre und soziale Zusammenhalt löste sich auf und brachte hemmungslose Lebensgier und rücksichtlosen Egoismus an den Tag. Und wie heute in der Corona-Epidemie wurden auch Christen in ihrem Glauben schwankend. Cyprian beschrieb die Lage so: "Sie stoßen sich daran, dass die Macht der wütenden Krankheit ebenso wie die Heiden auch die Unsrigen ergreift: gerade als ob der Christ nur deshalb gläubig geworden wäre, um, von der Berührung mit den Übeln verschont, in Glück die Welt und das zeitliche Leben zu genießen, und nicht vielmehr deshalb, um für die künftige Freude aufbewahrt zu werden, nachdem er hier alles Widrige erduldet hat" (De mortalitate 8).


Denn wir Christen teilen mit den Heiden die gleiche menschliche Natur von der Geburt bis zum Tod. Wir alle haben nur eine kurze Zeit auf Erden und hoffen doch auf ein Glück und eine Seligkeit ohne Ende. Wir sind denselben Gesetzen der Natur unterworfen, den Zufällen der äußeren Ereignisse ausgesetzt oder der Willkür der Mächtigen in Politik und den Meinungsmachern in den Medien ausgeliefert. Wir können genauso wie alle anderen mit einem Schiff untergehen, mit dem Flugzeug abstürzen, mit Missbildungen auf die Welt kommen, von Unfällen und Krankheiten verstümmelt werden. Es trifft uns der gleiche Schmerz, wenn wir unsere Angehörigen und Freunde durch zwischenmenschliche Zerwürfnisse oder durch vorzeitigen Tod verlieren.

Was uns von den Heiden unterscheidet, ist allerdings der Glaube, "dass Gott denen, die ihn lieben alles zu Guten gereichen lässt" (Röm 8, 28). Auch in seinem größten Unglück hat sich der vom Übermaß des Leidens getroffene Dulder Hiob nicht verleiten lassen, die Hoffnung auf Gott aufzugeben oder gar Gott Vorwürfe zu machen und ihm zu fluchen. So erwies er sich " als der Mann ohne Klage, als ein wahrer Verehrer Gottes" (Hiob 1,8).

So interpretieren wir Christen die Corona-Pandemie als eine Prüfung, die wir im Glauben an Gottes größere Gerechtigkeit annehmen und die wir im Glauben an den gekreuzigten und auferstandenen Christus bestehen können. Wir respektieren auf der Ebene des natürlichen Ursache-Wirkungs-Zusammenhangs die Vorsichts-Maßnahmen, um Ansteckungen zu vermeiden und so weit wie möglich die Krankheiten mit Medizin und Hygiene zurückzudrängen. Aber wir wissen auch im übernatürlichen Glauben, dass wir hier keine bleibende Stätte haben. Gesundheit, Wohlstand, lange Lebenszeit sind nur relative Güter, die unsere Sehnsucht nach dem ewigen Leben in Gott und dem Wiedersehen mit unseren Lieben niemals genügen können. "Mit dem Tod ist keineswegs alles aus", wie die Heiden sagen oder die Christen, die den Glauben an die Allmacht, die Gerechtigkeit und Liebe Gottes aufgegeben haben oder allenfalls die christliche Kultur wie eine ihres Wesens beraubte Tradition und Gewohnheit mitschleppen.

Der Tod ist mit der Umgestaltung unseres Leibes der Übergang von der Zeit in die Ewigkeit. "Christus hat den Tod vernichtet und uns das Licht des unvergänglichen Lebens gebracht durch das Evangelium" (2 Tim 1, 10). So ruft unser afrikanischer Kirchenvater uns Christen von heute zu: "Wenn wir an Christus glauben, so wollen wir auch seinen Worten und Verheißungen Vertrauen schenken, und da wir in Ewigkeit nicht sterben werden, so lasst uns in fröhlicher Gewissheit zu Christus eilen, mit dem wir immerdar leben und herrschen werden" (De mortalitate 21).

In den Zeiten der Krise - sei in unserem persönlichen oder sei es im öffentlichen Leben - sollten die Diener des göttlichen Wortes und die Hirten der Kirche die Gläubigen bestärken mit den Tröstungen Gottes und mit den Segnungen Heiligen Geistes. Wir können nicht wie die Heiden unsere ganze Hoffnung auf einen Impfstoff setzten, der niemals eine "Arznei für die Unsterblichkeit" (Ignatius von Antiochien, Brief an die Epheser 20,2) sein wird oder der uns ein Leben ohne Leiden garantieren könnte. Das Heilmittel gegen den Tod ist Christus, der sich uns in den Sakramenten und besonders der Eucharistie als Speise für das ewige Leben darbietet. Darum ist es wichtig, in der Fürbitte für die Mitmenschen nicht nachzulassen und in der Anbetung Gottes unsere Zuflucht zu suchen. Jetzt ist die Stunde, die Türen der Kirchen weit zu öffnen. Der Weg zu Christus im heiligsten Sakrament des Altares darf niemand versperrt werden. Die Pilger müssen wieder zum Gebet an die Gräber der Apostel zugelassen werden. Gerade jetzt sollen wir die Kranken nicht alleine sterben lassen ohne die Tröstungen der hl. Sakramente; gerade jetzt sollen die Priester des Herrn den Gläubigen nahe sein. Wer den Gläubigen gerade in dieser Krise die Sakramente vorenthält aus Angst – trotz der entsprechenden Schutzmaßnahmen –, hat vergessen, dass der Sohn Gottes selbst "unsere Leiden und Krankheiten auf sich nahm" (Mt 8,17) und die Sterblichkeit unseres Fleisches nicht scheute, um durch seinen Tod uns das ewige Leben zu erwerben. Nur Gott gibt uns in seiner Gnade die Kraft, diese Prüfung zu bestehen und der Versuchung des Teufels zu Unglauben, Gleichgültigkeit und zur Verweltlichung des Herzens zu widerstehen.

Wenn ein zwölfjähriges Mädchen die Treue zu Christus einem langen und angenehmen Leben vorzog, dann können auch wir Christen heute nach dem Vorbild der hl. Agnes die Prüfung unseres Glauben in der gegenwärtigen Pandemie und der diabolischen Versuchung zum Abfall von Christus widerstehen oder dem Ansinnen uns zu den nützlichen Idioten der menschenfeindlichen Agenda von Abtreibung als Frauenrecht, der Zerstörung der natürlichen Familie, der als Euthanasie getarnten Tötung der Kranken und Alten machen zu lassen.

Heilige Agnes, unser Vorbild in einem Glauben, der die Welt besiegt, bitte für uns


Archivfoto Kardinal Müller (c) Emmanuel du Bourg de Luzencon

 


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