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'Ich sende euch wie Schafe unter die Wölfe – Mission impossible'

28. Jänner 2013 in Deutschland, 9 Lesermeinungen
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Kardinal Marx in der Predigt zur Regensburger Bischofsweihe: Ein Bischof, ein Priester „muss aus dem Heiligtum kommen, aus der Begegnung mit dem unaussprechlichen Geheimnis, das uns überwältigt, reinigt und verwandelt“ - Von Petra Lorleberg


Regensburg (kath.net/pl) „Ich sende euch wie Schafe unter die Wölfe – keine rosigen Aussichten. Mission impossible, würde man heute sagen in Neudeutsch: Eine unmögliche Mission.“ So begann der Münchner Erzbischof Reinhard Kardinal Marx (Foto) seine frei vorgetragene Predigt im Regensburger Dom, bevor er Rudolf Voderholzer zum 78. Bischof von Regensburg weihte. Doch Jesus habe gewusst, was er da sagte, erläuterte Marx weiter und stellte die Frage, was es heute eigentlich bedeute, „Bischof zu sein, Apostel zu sein?“ Wenn man auf die vielfältigen Erwartungen innerhalb und außerhalb der Kirche schaue, wenn man auf die mediale Öffentlichkeit sehe mit der Versuchung zur Zuspitzung, Skandalisierung und Personalisierung, zur kurzen Botschaft, die gar keine Differenzierung möglich mache, „wie soll das Evangelium glaubwürdig, überzeugend heute bei den Menschen verkündigt werden?“ Wie könne der Bischof, „der der erste Verkünder des Evangeliums ist, der an der Stelle Christi steht in einem Bistum - wie kann er seinen Dienst heute ausüben?“ Da könne man „manchmal denken: Das ist wie eine strukturelle Überforderung.“

Marx wies auf den Horizont hin, ohne den das Bischofsamt überhaupt nicht auszufüllen sei, ohne den das Amt „wirklich eine unmögliche Sendung, ein unmöglicher Auftrag, eine Zumutung vom Herrn“ wäre. In der ersten Lesung, der Berufungsgeschichte des Propheten Jesaja (Jes 6,1-8), leuchte die Grundstruktur der Berufung auf: „Niemand kann im Auftrag Gottes sprechen, der nicht durch die Bekehrung hindurch gegangen ist, der nicht gereinigt wurde, ja auch manchmal mit Feuerkohlen. Der nicht selber weiß: ich bin ein Sünder. Niemand kann von Gott reden, der nicht in der Mitte des Heiligtums gestanden hat.“ Deswegen, so Marx, würden die Wort „Heilig, heilig, heilig“ aus dieser Berufungsgeschichte immer wieder an den Anfang des eucharistischen Hochgebetes gestellt. „Wir treten ein in die Begegnung mit dem lebendigen Gott. Im Alten Testament heißt es zu Recht: Niemand kann Gott sehen und am Leben bleiben. Ein Bischof muss und ein Priester muss aus dem Heiligtum kommen, aus der Begegnung mit dem unaussprechlichen Geheimnis, das uns überwältigt, reinigt und verwandelt. Und dann ist die Antwort: Hier bin ich, sende mich. Wer wird für uns gehen, fragt Gott den Propheten – Hier bin ich, sende mich.“ Deswegen ende auch die Eucharistiefeier immer wieder mit der Sendung. Es sei heute ein wichtiger Auftrag eines Bischofs, sich selber immer wieder „senden zu lassen, aber auch der Berufung aller Gläubigen zu dienen, der Priester und aller Brüder und Schwestern“, damit auch diese „die Erfahrung machen, aus dem Heiligtum, aus der Begegnung mit dem lebendigen Gott hineinzugehen in die Sendung, in den Auftrag der Heiligung des Lebens in allen Dimensionen, in der Gesellschaft, in der Kultur, in der Wirtschaft, wo auch immer. Das ist es, was einen Bischof auszeichnet, und deswegen ist es wichtig, lieber Mitbruder, dass du auch immer wieder deinen Dienst vom Heiligtum her, von der Eucharistie her, von der Begegnung mit dem unaussprechlich großen Gott, verstehst“.


In den Medien, aber auch in der kirchlichen Öffentlichkeit, werde oft gefragt: „wie geht es weiter, wie können wir den Erfolg eines Bischofs messen? Oder eines Priesters, oder der Kirche insgesamt?“ Da helfe vielleicht die zweite Lesung (2 Tim 1,1-8): „Der Apostel Paulus sitzt im Gefängnis. Und viele Gründe sprechen dafür, dass dieser zweite Brief an Timotheus so etwas wie das Testament des Paulus ist, das er selber geschrieben hat.“ Dort sage Paulus: „Alle sind von mir abgefallen. Ich habe überall gepredigt, mein Erfolg geht gleich Null, so würden wir das heute sagen.“ Nach äußeren Kriterien des Erfolges sei Paulus gescheitert, seine Wirkungsmöglichkeiten seien beendet. Aber Paulus wisse, dass in der Welt Gottes anders gerechnet werde. Zwar werde zum Schluss tatsächlich abgerechnet, „aber nicht mit den Kategorien der Welt“. Der Apostelt ermutige seinen Schüler Timotheus: „Gott hat uns nicht den Geist der Verzagtheit gegeben, sondern den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit“. Und da gelte es, zu leiden für das Evangelium, man könne das auch übersetzen mit: „Arbeiten für das Evangelium. Das ist mit Mühe verbunden, aber es bedeutet auch, in einer gelassenen, engagierten Weise, in einer nachhaltigen Weise für das Evangelium zu arbeiten. Arbeite mit mir für das Evangelium! Das ist die Einladung, die heute an dich ergeht, lieber Mitbruder.“

Dabei schaue man natürlich auch auf das, was in der Welt geschieht, denn man müsse dies ja auch immer wieder aufnehmen, diese „Wünsche, Sehnsüchte, denn alle Menschen sind ja auch ausgerichtet auf das Heil, was von Christus her Gott uns schenken will. Aber wir denken doch in einem anderen Horizont, wir denken: Ist das, was ich tue, ist das, was ich im Augenblick predige, ist das, was ich jetzt bezeuge, das Evangelium? Entspricht es der Wahrheit des Evangeliums? Dann ist unsere Arbeit für das Evangelium recht getan, und dann wird die Ernte geschehen, von der im Evangelium die Rede ist, die Ernte, die nicht UNSERE Ernte ist, es ist SEINE Ernte, ER ist der Herr der Ernte. Gott, der in Christus die Ernte der Welt in die Scheuer einfahren wird. Wir sind Mitarbeiter, wir arbeiten für das Evangelium, dazu sind wir gesandt“, betonte der Erzbischof von München und Freising in der Auslegung des Evangeliums (Lk 10,1-9). „Aber der erste Ruf Jesu in diesem Evangelium ist kein Klageruf, wie er manchmal in der Kirche ertönt, weil man nur den zweiten Teil sieht. Der erste Teil ist der entscheidende: DIE ERNTE IST GROSS! Das ist kein Klageruf. Das ist ein Jubelruf! Die Ernte ist groß, auch im Bistum Regensburg, auch in Deutschland, auch in Europa. Jesus schaut auf diese Welt, schaut auf uns und sagt: Die Ernte ist groß, ihr seid bereit, wie viele Menschen sind da, die sich öffnen für das Wort Gottes, wie viele Möglichkeiten gibt es! Dann kommt die Klage darüber, dass doch mehr mitarbeiten würden, aber stellen wir nicht das zweite an die erste Stelle. Das erste ist: Die Ernte ist groß.“

Der Münchner Kardinal wünschte dem neuen Bischof, dass er mit dieser Zuversicht in dieses „alte, großartige Bistum Regensburg“ hineinkomme. „Die großen Vorgänger wurden schon genannt, große Vorgänger, Albert, Wolfgang, Bischof Sailer, ich möchte auch an dieser Stelle den Erzbischof Gerhard Ludwig erwähnen, der als Arbeiter in der Ernte hier im Bistum Regensburg zehn, fast elf Jahre stark und großartig gewirkt hat.“ Es gelte also schon, diese Fußstapfen aufzunehmen, „aber deine eigenen Schuhe anzuziehen und deinen Weg zu gehen, immer wieder gebunden an den Auftrag, der aus dieser Stunde kommt, aus der Weiheliturgie kommt, mit den Zeichen, die dich begleiten sollen. Lieber Mitbruder, Gottes Segen dir, auf geht’s!“ Die feiernde Gemeinde im Regensburger Dom brach nach dieser Predigt in spontanen Applaus aus.

Rudolf Voderholzer - Kurzinterview direkt nach seiner Bischofsweihe


Foto Kardinal Marx während dieser Predigt:


Foto Reinhard Kardinal Marx während seiner Predigt im Regensburger Dom: © Bistum Regensburg


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