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Nuntius Eterović: „Der bescheidene Mensch weiß um seine eigenen Fehler“

5. März 2025 in Spirituelles, keine Lesermeinung
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„Der bescheidene Mensch weiß um seine eigenen Fehler und mit Blick auf das Feld von Moral und Ethik um seine Sünden. Das ist im Übrigen auch unverzichtbar für eine gute Beichte.“


Berlin (kath.net/pl) kath.net dokumentiert die Predigt von Nuntius Erzbischof Nicola Eterović in der Apostolischen Nuntiatur Berlin am 2. März 2025 in voller Länge und dankt S.E. für die freundliche Erlaubnis zur Weiterveröffentlichung – Sir 27,4-7; Ps 92; 1 Kor 15,54-58; Lk 6,39-45

„Du Heuchler! Zieh zuerst den Balken aus deinem Auge“ (Lk 6,42).

Liebe Brüder und Schwestern!

Das Wort Gottes, das wir an diesem achten Sonntag im Jahreskreis gehört haben, legt uns für die Betrachtung einige Aussagen der Weisheit vor. Sie haben zum Ziel, uns die wahre Weisheit zu lehren. Die Bibel des jüdischen Volkes, der Tanach (תנ״ך) reiht die Weisheitsbücher ein in die Ketuvim (כְּתוּבִים)‎ genannten Erzählungen. Hierzu zählen im jüdischen Kanon die fünf Bücher von Hiob, Psalmen, Sprichwörter, Kohelet, Hohelied. Die Katholische Kirche fügt noch das Buch der Weisheit und das von Jesus Sirach zur Weisheitsliteratur hinzu. Aus diesem letztgenannten Buch ist die erste Lesung heute genommen, die wir gehört haben. Es gibt eine leicht zu verstehende Parallele zwischen ihr und der Rede des Herrn im Lukasevangelium.

„Kann etwa ein Blinder einen Blinden führen?“ (Lk 6,39).

Auf diese rhetorische Frage antwortet der Herr Jesus auf negative Weise, indem er wiederum eine Frage formuliert: „Werden nicht beide in eine Grube fallen?“ (Lk 6,39). Dieses Bild hat eine doppelte Bedeutung: an erster Stelle meint es die physische Blindheit und sodann die geistliche Erblindung, eine Verstocktheit des Geistes, der dazu geschaffen ist, die Dinge in der Tiefe und als Ganzes zu sehen. Für uns Christen handelt es sich dabei vor allem um das Offensein für die Transzendenz und in letzter Verdichtung für Gott, von dem wir alle das Licht empfangen haben, das alles, was existiert, erleuchtet. Daher überrascht die Feststellung des Herrn nicht, dass beide Blinden in die Grube fallen. Dieses starke Bild dient auch dazu, die Bedeutung zu unterstreichen, einen Meister zu haben, der auf den rechten Weg zu führen imstande ist, der zum sicheren Ziel gelangt, in das Reich Gottes. Seinerseits muss der Jünger die Weisheit seines Meister annehmen, um überhaupt andere Menschen anleiten zu können: „Ein Jünger steht nicht über dem Meister; jeder aber, der alles gelernt hat, wird wie sein Meister sein“ (Lk 6,40). Es gibt in unserer Welt zahlreiche „Meister“, die für sich beanspruchen zu lehren und die oftmals illusorische Vorschläge machen, um die Gesundheit zu erhalten, Erfolg zu haben, Reichtum und Macht zu erlangen. Wir Christen aber haben nur einen einzigen Meister, und dieser ist der Herr Jesus Christus. Er selbst hat seine Jünger davor gewarnt, falsche Meister zu werden: „Auch sollt ihr euch nicht Lehrer nennen lassen; denn nur einer ist euer Lehrer, Christus“ (Mt 23,10). Offen für die Gnade des Heiligen Geistes erneuern wir die Treue zu unserem Meister Jesus Christus, indem wir seine Lehre immer besser zu kennen suchen und sie in die Tat umsetzen, wobei wir uns ihrer Wurzeln im Alten Testament bewusst bleiben.


„Du Heuchler! Zieh zuerst den Balken aus deinem Auge“ (Lk 6,42).

Diese Ermahnung Jesu lässt uns die Aussage des weisen Autors des Buches Jesus Sirach erinnern: „Im Sieb bleibt, wenn man es schüttelt, der Abfall zurück; so entdeckt man den Unrat eines Menschen in seinem Denken“ (Sir 27,4). Mit dem Bild des Siebes aus dem Alltagsleben der Zuhörer wird der Mensch zum Nachdenken auch über seine Fehler angehalten. Allein Gott ist vollkommen, woran uns Jesus erinnert und uns dazu ermuntert, auf diesem Wege voranzuschreiten: „Seid also vollkommen, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist“ (Mt 5,48). Im Nachdenken über sein Leben und sein Verhalten entdeckt der Mensch viele positive Aspekte, jedoch unausweichlich auch seine Fehler. Wenn der Mensch sein Verhalten korrigieren und bessern will, ist dieses Vorgehen des Nachsinnens unverzichtbar. Der Herr Jesus ist noch direkter und kritischer. Er weiß besser um uns, als wir uns selbst kennen, weswegen ihm auch bekannt ist, wie schnell wir dabei sind, andere auch für Kleinigkeiten zu kritisieren, jedoch unsere eigenen nicht selten größeren Fehler zu übersehen. Mit Nachdruck schärft uns Jesus ein: „Du Heuchler! Zieh zuerst den Balken aus deinem Auge; dann kannst du zusehen, den Splitter aus dem Auge deines Bruders herauszuziehen“ (Lk 6,42).

Um die Lehre Jesu in die Tat umsetzen zu können, ist es nötig, bescheiden und ehrlich mit sich selbst und den anderen zu sein. Der bescheidene Mensch weiß um seine eigenen Fehler und mit Blick auf das Feld von Moral und Ethik um seine Sünden. Das ist im Übrigen auch unverzichtbar für eine gute Beichte. Zu Beginn jeder Eucharistiefeier lädt die Kirche uns im Bußakt dazu ein, unsere Herzen von den lässlichen Sünden zu reinigen, um würdig die heiligen Geheimnisse feiern zu können. Dabei hilft eine kurze Gewissenserforschung am Ende eines jeden Tages. Mit einer solchen Haltung entgehen wir einem pharisäischen Verhalten, das davon gekennzeichnet ist, dass wir uns oft für unser Verhalten rechtfertigen und uns auf vielerlei mildernde Umstände berufen, seien sie persönlich oder sozial. Gleichzeitig aber sind wir versucht, andere zu verurteilen, auch wenn wir sie weder gut kennen, noch um die Situationen wissen, die ihr Verhalten prägen. In Anwendung der Lehre Jesu müssen wir unsere Vorgehensweise auf den Kopf stellen, das heißt, wir ziehen zuerst den Balken aus unserem Auge. Mit klarem Blick können wir dann die möglichen Splitter aus dem Auge des Bruders ziehen und die sogenannte correctio fraterna unternehmen, eine brüderliche Zurechtweisung, wie uns der Herr Jesus lehrt: „Wenn dein Bruder gegen dich sündigt, dann geh und weise ihn unter vier Augen zurecht! Hört er auf dich, so hast du deinen Bruder zurückgewonnen“ (Mt 18,15). Man muss aber sprechen, ohne den Nächsten zu verletzen und ohne zur Schau gestellte Überlegenheit.

„Der gute Mensch bringt aus dem guten Schatz seines Herzens das Gute hervor“ (Lk 6,45).

Im heutigen Evangelium gibt es einen gewissen Vergleich zwischen dem Baum, dem Menschen und seine Weise zu sprechen: alle drei können gute oder schlechte Früchte hervorbringen: „Der gute Mensch bringt aus dem guten Schatz seines Herzens das Gute hervor und der böse Mensch bringt aus dem bösen das Böse hervor“ (Lk 6,45). Damit seine Zuhörer besser seine Lehre erfassen können, benutzt Jesus naheliegende Bilder: „Von den Disteln pflückt man keine Feigen und vom Dornstrauch erntet man keine Trauben“ (Lk 6,44). Der Herr beschließt sodann und sagt: „Denn wovon das Herz überfließt, davon spricht sein Mund“ (Lk 6,45). Dieser Satz bringt uns zurück zur ersten Lesung, wo wir hörten: „Den guten Boden eines Baumes bringt seine Frucht zum Vorschein; so das Wort die Gedanken des Herzens“ (Sir 27,6). Die Weise, wie der Mensch spricht, ist sehr wichtig: sie hilft, die menschliche und geistliche Qualität des Sprechers zu beurteilen. Der Autor des Buches Jesus Sirach warnt uns: „Lobe keinen Menschen, ehe du nachgedacht hast; denn das ist die Prüfung für jeden“ (Sir 27,7). Schon zuvor stellt er fest: „Der Brennofen prüft Töpferware und die Erprobung des Menschen geschieht in der Auseinandersetzung mit ihm“ (Sir 27,5). Der Christ, der wahre Jünger Jesu Christi ist nüchtern im Sprechen und meidet das Geschwätz, woran Papst Franziskus oft erinnert. Er muss zugleich authentisch und ehrlich nach der Maxime Jesu sein: „Eure Rede sei: Ja ja, nein nein; was darüber hinausgeht, stammt vom Bösen“ (Mt 5,37).

Liebe Brüder und Schwestern, die selige Jungfrau Maria, der Sitz der Weisheit, hatte die Gabe zu wissen, wann sie etwas sagen muss und wann sie schweigen soll. Ihr Schweigen aber war aktiv, wie der Evangelist Lukas überliefert: „Maria aber bewahrte alle diese Worte und erwog sie in ihrem Herzen“ (Lk 2,19). Aus diesem Grund wusste sie den Moment abzupassen, wo sie sprechen musste, wie bei der Hochzeit zu Kana in Galiläa. Dieselben Worte sagt sie auch uns: „Was er euch sagt, das tut“ (Joh 2,5). Ihrer mütterlichen Fürsprache vertrauen wir uns an, damit uns der Heilige Geist in dem Bemühen erleuchte, die Aufforderung des Herrn Jesus zu verstehen und in die Tat umzusetzen: „Du Heuchler! Zieh zuerst den Balken aus deinem Auge; dann kannst du zusehen, den Splitter aus dem Auge deines Bruders herauszuziehen“ (Lk 6,42). Amen.

Archivfoto Nuntius Eterović © Apostolische Nuntiatur Berlin


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