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„Es ermutigt zu wissen, dass ‚Neuevangelisierung‘ Papst Franziskus ein wichtiges Anliegen ist“

5. Mai 2023 in Interview, 4 Lesermeinungen
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Msgr. Georg Austen/Bonifatiuswerk im kath.net-Interview nach Berufung als Konsultor ins Dikasterium für Evangelisierung: „Ich war sehr überrascht, als ich den Brief mit der Nachricht aus Rom bekam – damit rechnet man ja nicht.“ Von Petra Lorleberg


Paderborn-Vatikan (kath.net/pl) „Das Evangelium zeitgerecht zu verkünden, bedeutet für mich dessen Botschaft selbst zu leben und auch überzeugt nach außen zu tragen. Das ist nicht einfach, gerade jetzt in Zeiten eines großen Vertrauensverlustes. An der Aktualität hat sich aber nichts verändert.“ Das erläutert Msgr. Georg Austen, der Generalsekretär des Bonifatiuswerkes der deutschen Katholiken. Gegenüber KATH.NET schildert er seine Gedanken dazu, dass er vergangene Woche von Papst Franziskus als Berater in das neu errichtete Dikasterium für Evangelisierung, Abteilung für Grundfragen der Evangelisierung in der Welt, berufen wurde (siehe Link). Der Paderborner Priester ist seit 2008 Generalsekretär des Bonifatiuswerkes und Geschäftsführer des Diaspora-Kommissariats der deutschen Bischöfe/Diasporahilfe der Priester

kath.net: Herzlichen Glückwunsch zu Ihrer Ernennung, Monsignore Austen! Wie wird man eigentlich Berater des Papstes, haben Sie sich irgendwo beworben? Und wie erfährt man von dieser Ernennung?

Msgr. Georg Austen: Natürlich habe ich mich nicht für die Aufgaben des Konsultors beworben. Die 15 Frauen und Männer aus der Weltkirche wurden von Papst Franziskus als Berater in das neu errichtete Dikasterium für Evangelisierung berufen. Für mich ist dies ein großes Zeichen der Wertschätzung, nicht nur für meine persönliche Arbeit, sondern für das Wirken des ganzen Bonifatiuswerkes. Wir werden als Diasporahilfswerk für den Glauben und der Solidarität in Deutschland, Nordeuropa und dem Baltikum wahrgenommen, auch im Vatikan. Ich war dennoch sehr überrascht, als ich den Brief mit der Nachricht aus Rom bekam – damit rechnet man ja nicht. Offiziell bekannt gemacht wird so eine Ernennung letztlich im Bulletin des Presseamtes des Heiligen Stuhls.

kath.net: Evangelisierung: Für Sie im Bonifatiuswerk kein Neuland. Welche Erfahrungen bringen Sie persönlich (auch aus Ihrer Verantwortung im Bonifatiuswerk) mit und welche hoffen Sie einbringen zu können?  Welche Themen des Evangeliums sind Ihnen dabei besonders wichtig?

Msgr. Austen: Für die Frage der Evangelisierung ist es wichtig, die unterschiedlichen Gesichter unserer Weltkirche wahrzunehmen – in Mentalität, Zerrissenheit, Ungleichzeitigkeiten, Chancen und Herausforderungen, mit der Blickrichtung der Einheit in Vielfalt. Die katholische Kirche in Schweden tickt anders als die in Deutschland, die in New York anders als die in Riga.


Trotz aller Unterschiede können wir voneinander und miteinander lernen. Als Weltkirche mit dem Ringen um notwendige Veränderungen nach vorne blicken voller Gottvertrauen. Das Evangelium zeitgerecht zu verkünden, bedeutet für mich dessen Botschaft selbst zu leben und auch überzeugt nach außen zu tragen. Das ist nicht einfach, gerade jetzt in Zeiten eines großen Vertrauensverlustes. An der Aktualität hat sich aber nichts verändert.

Und so arbeiten wir im Bonifatiuswerk dafür, dass Menschen lebendige Glaubensgemeinschaften und Glaubensorte erleben können oder bei deren Aufbau Unterstützung erfahren sowie auskunftsfähig sind über die Inhalte unseres Glaubens.

kath.net: Für Papst Franziskus hat das Wort „Neuevangelisierung“ einen hohen Stellenwert. Wissen Sie sich davon ermutigt?

Msgr. Austen: Auf jeden Fall! Bei der täglichen Arbeit im Bonifatiuswerk haben wir mit Menschen in Gemeinden in Deutschland zu tun, die in Regionen leben, in denen 70 bis 80 Prozent offiziell keiner christlichen Kirche angehören. Dort stellen sich die Menschen die Frage, wie sie mit der Botschaft des Evangeliums Menschen im Herzen berühren können. Aber auch die Andersartigkeit, die Freiheit in den Wertevorstellungen zu respektieren und wenn gewünscht in den Dialog zu treten. Das Bonifatiuswerk hilft im Rahmen der Möglichkeiten kreative Ideen mit schöpferischer Energie umzusetzen.

Es ermutigt zu wissen, dass dies auch Papst Franziskus ein wichtiges Anliegen ist und man sich mit den aktuellen Herausforderungen unserer zerrissenen Welt von ihm gesehen weiß.

kath.net: Viele Menschen auch hier bei uns stammen noch aus Familien christlicher Herkunft, begehen noch Familienfeiern – zum Beispiel Weihnachten und Hochzeiten in erkennbar christlichem Rahmen, aber gleichzeitig kaum mehr in Kontakt mit der Botschaft Jesu. Geht es beim Stichwort „Neuevangelisierung“ auch darum, diese Menschen wieder zu erreichen?

Msgr. Austen: Wir können uns doch freuen, wenn Menschen in wichtigen Momenten des Lebens oder des Jahreskreises durch ihre guten Erinnerungen an kirchliche Rituale eine Ermutigung für ihren Alltag erfahren. Die Botschaft des Evangeliums ist universell. Wer in einem erkennbar christlichen Rahmen seine Hochzeit feiert oder feiern möchte, zeigt, dass weiterhin ein Bedürfnis nach sinnstiftenden Riten, nach besonderen Formen von Gemeinschaft besteht.

Mit diesen Menschen sollen wir als Kirche ins Gespräch kommen und uns fragen: Was können wir für diese Menschen tun? Was brauchen sie, was fehlt ihnen, wo brauchen sie Heilung? Finden sie bei uns ein geistliches Zuhause und geht es ihnen besser, wenn sie uns begegnen?

Wenn wir diese Fragen beantworten wollen, sollten wir sie zuerst ehrlich für uns selbst beantworten. Nur wenn wir über unseren eigenen Glauben ein authentisches Zeugnis mit allen Fragen, Zweifeln und Hoffnungen abgeben können, können wir Wegbegleiter für andere sein.

kath.net: Weltkirche ist ja immer international: Beispielsweise ist die katholische Kirche Nordeuropas stark von Migration geprägt. Dennoch kann hier jeder, der möchte, Heimat finden. Zählen Sie dies zu den Stärken unserer römisch-katholischen Kirche?

Msgr. Austen: Viele sehen Diaspora – das Leben in einer extremen Minderheitensituation – als Schreckgespenst. Die katholische Kirche in Nordeuropa zeigt uns, dass Diaspora auch eine Chance ist. Hier durfte ich oft erfahren, dass verschiedene Kulturen und Lebensweisen auch Bereicherung sind. Menschen fühlen sich dort gerade in und durch die Kirche beheimatet.

Das verlässliche Grundgerüst, dass der Glaube uns in der Liturgie und in der handelnden Caritas der Nächstenliebe bietet, ist eine weltweite Grundlage, die uns als Weltkirche verbindet.

Diese Atemräume des Glaubens lassen aber auch Freiräume. So können Zugezogene mit ihren heimischen Bräuchen und Ritualen das kirchliche Gemeindeleben anreichern und bereichern. Dadurch entstehen lebendige Glaubensorte.

Keineswegs darf man jetzt aber den Fehler machen und Diaspora als Wunschvorstellung romantisieren: Die dortigen Ortskirchen haben ihre eigenen Schwierigkeiten sowie Herausforderungen, und sie benötigen Unterstützung, um das Evangelium zu verkünden. Als katholische Kirche ist das unser aller Auftrag und Sendung.

Als Weltkirche wissen wir aber, dass wir nicht allein sind, selbst wenn die Wege zueinander manchmal weit sind. Daher lautet das Leitwort des Bonifatiuswerkes: „Keiner soll alleine glauben.“

kath.net: Haben Sie Patentrezepte für die Evangelisierung oder spielt sich die Vermittlung der Botschaft Jesu immer direkt bei jedem Menschen in der persönlichen Begegnung und in seinem persönlichen Glaubensweg neu ab?

Msgr. Austen: Ein Patentrezept habe ich natürlich nicht – das gibt es, glaube ich, auch gar nicht. Jeder Mensch ist wertvoll und einzigartig und hat seine eigenen Vorstellungen, Wünsche und Erfahrungen.

Wichtig ist: Die Menschen müssen in Freiheit und der Zustimmung des Herzens zum Glauben finden können. Das kann man weder erzwingen noch beschleunigen. Fromm gesagt ist dies Gnade. Ich bin überzeugt, dass die Botschaft Jesu Christi für jeden etwas bereithält – Trost, Stärkung, Hoffnung, Halt und Orientierung.

Während den einen bereits ein Aufwachsen in einer christlichen Familie die Erfahrung geschenkt wird, gehen andere ganz eigene Pfade auf ihrem Glaubensweg.

Unsere erste Aufgabe ist es nicht die Kirche in ihren Strukturen zu erhalten, sondern dem Evangelium Raum zu geben – mit auch unterschiedlichen Formen von Kirche-Sein.

kath.net: Es war Ihnen als Generalsekretär des Bonifatiuswerkes auch bisher keineswegs langweilig. Was vermuten Sie, was Ihre neue Aufgabe in Zukunft für Sie mit sich bringen wird?

Msgr. Austen: Dankbar bin ich für die zahlreichen Glückwunsche zur Ernennung aus verschiedenen Ecken der Welt und verschiedensten Gruppierungen. Mit so einer großen Anzahl habe ich nicht gerechnet, das ist sehr ermutigend. Unter anderem wurde ich gefragt, ob ich mein neues Domizil in Rom aufschlage. Nein, das brauche ich natürlich nicht. Ich behalte meine Arbeit als Generalsekretär im Bonifatiuswerk und werde in Paderborn bleiben. Die genauen Arbeitsformen werden uns sicherlich noch mitgeteilt. Ich bin sehr gespannt und freue mich, als Berater an der Entwicklung der Weltkirche teilhaben zu dürfen und im Dialog aus der Weltkirche zu hören und unsere Erfahrungen und Fragen einzubringen.

kath.net: Danke für das Interview und Gottes Segen für Ihre vielfältigen Aufgaben und Verantwortungen!

Foto Msgr. Austen (c) Bonifatiuswerk/Wilfried Hiegemann


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Lesermeinungen

 Hoffnungsvoll 6. Mai 2023 
 

joh14,6

Guter Artikel. Aber warum muss für die Bekehrung eines Protestanten gebetet werden? Sollten wir als Christen nicht jedem einzelnen gleich welcher Hautfarbe oder Religion mit Respekt und Akzeptanz begegnen? Meine Nichte ist mit einem Protestanten verheiratet. Weder sie hat ihren katholischen Glauben aufgegeben noch er seinen Protestantischen. Die kirchliche Trauung fand unter Einbeziehung der protestantischen Pastorin in der katholischen Kirche statt. Die Kinder werden in beiden Konfessionen erzogen - Kita und Kindergarten und zur Einschulung Wird dann geguckt ob sie reif für eine der Konfessionen sind. ansonsten wartet man noch ab m.


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 bibelfreund 6. Mai 2023 
 

Na ja

Unter Evangelisierung wird heute (auch) Klima- und Corona-Irrsinn oder getrennte Müll-Entsorgung verstanden und allerlei Regenbogen-Ideologie. Da muß schon klar gesagt werden, dass es um die Bekehrung/Umkehr zu JESES geht, und um sonst nichts


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 joh14,6 6. Mai 2023 
 

Joseph Seifert: offener Brief an die Kardinäle

"Franziskus zerstört die Grundfesten des Glaubens und der Moral", schreibt der österreichische Philosoph Josef Seifert, der derzeit an der Uni München lehrt, in einem Offenen Brief an die Kardinäle.

Seifert begreift nicht, wie alle Kardinäle außer den Dubia-Kardinälen zum Problem Franziskus einfach schweigen. Seine Beispiele:

• die Behauptung, dass Gott die Verschiedenheit der Religionen positiv wolle (Abu-Dhabi-Erklärung);
• die Unterstützung von Homosex-Konkubinaten;
• die Leugnung der Existenz von Handlungen, die immer und überall schlecht sind, z.B. Ehebruch (Amoris Laetitia);
• die falsche Lehre über die Todesstrafe (KKK);
• die Behauptung, die Hölle sei leer;
• die Behauptung, die Seele von Todsündern würden nach dem Tod "vernichtet"

www.lifesitenews.com/news/renowned-catholic-philosopher-warns-pope-francis-is-destroying-the-foundations-of-faith-in-morals/?utm_source=daily-catholic


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 Stefan Fleischer 5. Mai 2023 

Neuevangelisierung

Ja, von Neuevangelisierung wird oft und gerne gesprochen. Doch was heisst Neuevangelisierung? Genügt es, wenn wir den Menschen «sinnstiftenden Rite, und besondere Formen von Gemeinschaft» anbieten? Mir kommt bei diesem Wort immer wieder die Mahnung unseres Heiligen Vaters in seiner ersten Predigt an die Kardinäle nach seiner Wahl in den Sinn: «Wenn wir ohne das Kreuz gehen, wenn wir ohne das Kreuz aufbauen und Christus ohne Kreuz bekennen, sind wir nicht Jünger des Herrn: Wir sind weltlich, wir sind Bischöfe, Priester, Kardinäle, Päpste, aber nicht Jünger des Herrn.» Leider scheint auch Papst Franziskus sich nicht gerade oft daran zu erinnern. Kein Wunder, dass heute das Kreuz Christi, die Erlösung aus Sünde und Schuld als Unterpfand des ewigen Heils, so wenig verkündet wird, um so mehr aber die Illusion einer heilen Welt hier und jetzt.


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