Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Papst plant breite Ausnahmen für sogenannte "Alte Messe"
  2. Maria - Causa Salutis
  3. Kolping Deutschland: Kein Platz für AfD-Mitglieder
  4. Drei Liturgieverständnisse im Spiegel der neueren Kirchengeschichte
  5. Laienseelsorger der Diözese Innsbruck führen ‚tröstende Salbung‘ durch
  6. Bischof Voderholzer schließt sich Bischof Oster bei Ablehnung des DBK-Papiers an!
  7. Papst Leo ist keine ‚mildere Version‘ von Papst Franziskus
  8. Papst spricht mit Traditionalisten-Bischof
  9. "Die Katholische Kirche schwimmt mit dem Zeitgeist, sie ist parteipolitisch nach links gekippt!"
  10. Präfekt Fernández: „Das Kreuz braucht keine 738 Meter Stahl oder Beton, um erkannt zu werden“
  11. Verherrlichung eines tragischen Todes – zum assistierten Suizid von Alice und Ellen Kessler
  12. Der neue Erzbischof von Wien und der Islam
  13. „Welt“-Kolumnist Gideon Böse: Der Westen „muss wieder christlich werden“
  14. Scharfes Hirtenwort der Bischöfe in Sudan und Südsudan
  15. Wenn der Papst die Kardinäle ruft

‚Sich die Schuhsohlen ablaufen’? – Tja...

25. Jänner 2021 in Aktuelles, 2 Lesermeinungen
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


Franziskus: wir alle sind aufgerufen, Zeugen der Wahrheit zu sein: zu gehen, zu sehen und zu teilen. Und dann ist da die Realität – Paulus von Tarsus, E-Mail und social networking. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) Wie jedes Jahr veröffentlichte der Vatikan zum Gedenktag des heiligen Franz von Sales, Schutzherr der Journalisten, eine Botschaft zum Welttag der „sozialen Kommunikationsmittel“ (wieder aus „Rom, Sankt Johannes im Lateran“). Ein etwas sperriger, aber halt im Vatikan seit Jahrzehnten üblicher Begriff. Es war dieses Jahr die 55. Botschaft, sie kam an einem Samstag, „Vorabend des Gedenktages“ des Heiligen (nun denn, es war der „Vortag“, aber bestimmte liturgische Gepflogenheiten wollten wohl angedeutet werden, was dann zu kleinen „Fehlern“ führen kann“).

In Zeiten einer sogenannten Pandemie und des „social distancing“ trug die Botschaft einen zunächst fast ironisch anmutenden Titel: „Komm und sieh (Joh 1,46). Kommunizieren, indem man den Menschen begegnet, wo und wie sie sind“. Wie jetzt? Menschen begegnen, „wo und wie sie sind“, dies in der Zeit des „Abstandes“ und der staatlich verordneten (und leider von zu vielen einfachhin akzeptierten) Einschränkung der Grundrechte? In einer Zeit einer neuen antiaristotelischen und antichristlichen Anthropologie, wo es dem Menschen verweigert wird, sich als „animal sociale“ zu verwirklichen (was dann, nur nebenbei, zu dessen wirklicher Krankheit führt)? Oder meint der Papst das jetzt in einer rein abstrakten oder metaphysischen Hinsicht? Kann eigentlich nicht sein, da er sich an die Welt der Medien wendet, und dort gibt es wenig bzw. keine „Metaphysik“.

Die Botschaft beginnt, dem Stil von Papst Franziskus entsprechend, mit einer harschen moralischen Mahnung dazu, sich immer in „Bewegung“ zu setzen (was in anderen Kontexten dann unter dem Schlagwort des „Im-Auf-Bruch-Seins“ gefasst wird“). Aufbruch, „im Aufbruch“, „in uscita“ – seit vielen Jahren eine Art Totem, das dann jeder seinem Belieben nach nutzen kann.

Und dann stehen wir vor dem zunächst erstaunen lassenden ersten Paragraphen der Botschaft:

„Sich die Schuhsohlen ablaufen

„(...) Aufmerksame Stimmen beklagen seit langem die Gefahr einer Verflachung in ‚voneinander abkopierten Zeitungen’ oder in einander stark ähnelnden Nachrichtensendungen in Radio und Fernsehen sowie auf Internetseiten, in denen das Genre der Recherche und Reportage an Raum und Qualität verliert und durch eine vorgefertigte, autoreferentielle Information in Form einer ‚Hofberichterstattung’ ersetzt wird, der es immer weniger gelingt, die Wahrheit der Dinge und das konkrete Leben der Menschen einzufangen, und die weder die schwerwiegendsten gesellschaftlichen Phänomene, noch die positiven Kräfte, die von der Basis der Gesellschaft freigesetzt werden, zu erfassen vermag.


Die Krise in der Verlagsbranche droht dazu zu führen, dass Informationen in Redaktionen, vor dem Computer, in den Presseagenturen und in sozialen Netzwerken hergestellt werden, ohne jemals auf die Straße zu gehen, ohne ‚sich die Schuhsohlen abzulaufen’, ohne Menschen zu begegnen, um nach Geschichten zu suchen oder bestimmte Situationen de visu zu verifizieren. Wenn wir nicht für Begegnungen offen sind, bleiben wir außenstehende Zuschauer, trotz der technologischen Innovationen, die uns eine immer umfassendere Wirklichkeit vor Augen führen können, in der wir scheinbar versunken sind. Jedes Hilfsmittel ist nur dann nützlich und wertvoll, wenn es uns dazu führt, hinauszugehen und Dinge zu sehen, von denen wir sonst nichts wüssten, wenn es Erkenntnisse ins Netz stellt, die sonst nicht verbreitet würden, und wenn es Begegnungen ermöglicht, die sonst nicht stattfinden würden“.

Wie gesagt: man kann nur staunen, und das aus vielerlei Gründen.

„Sich die Schuhsohlen ablaufen“: den Älteren unter uns kann dabei jene legendäre Camel-Zigaretten-Werbung aus den 60ger und 70ger Jahren des letzten Jahrhunderts in den Sinn kommen, als da ein Mann (ach du Schreck!) nach langem Weg die Füße auf den Tisch legt („I’d walk a mile for a Camel“) und er die löchrige, abgetretene lederne Schuhsole zeigt.

Zurecht beklagt der Papst das Vorgehen der Mainstream-Medien: „voneinander abzukopieren“, so dass alle dasselbe sagen (mit geringfügig nuancierten Farbschattierungen). Besonders deutlich wird dies, wenn sich eine Presse in den Dienst herrschender Regimes und ideologischer Vorgaben stellt und keine „alternativen“ thematischen Diskussionen mehr zugelassen werden (man denke an die aktuelle Art und Weise des Umgangs mit dem Corona-Dogma und dessen Paragrafen, dem alle unterworfen werden sollen, ohne weiterzudenken. Denn den Eliten beliebt es eben so).

„Autoreferentielle Information“ nennt Franziskus das. In der Tat: die erstickende Selbstbezüglichkeit ist der Killer eigentlicher Information, die es im Idealfall auf Wahrheit abgesehen haben sollte. Und die Realität bleibt außen vor, wie gerade eine inszenierte und daher allein destruktive Krisenzeit zeigt. Wie immer verweist der „populistische“ (im südamerikanisch-peronistischen Sinne der „movimenti popolari“, der Volksbewegungen) Papst darauf, dass so das konkrete Leben des „El Pueblo“ ausgeklammert wird und „die positiven Kräfte, die von der Basis der Gesellschaft freigesetzt werden“, nicht erfasst werden.

Der Papst beklagt den Journalisten an seinem Schreibtisch vor seinem iMac oder MacBook, der „nicht auf die Straße geht“ und ohne Kontakt mit der Realität Information „schafft“, „ohne Menschen zu begegnen, um nach Geschichten zu suchen oder bestimmte Situationen de visu zu verifizieren“. Nun, es dürfte klar sein: die Corona-„Kontaktbeschränkungen“ haben auch besonders die Journalistenzunft betroffen und zu Unbehagen geführt. Monatelange erzwungene Isolation: gäbe es da den Computer nicht, könnte man wie die Restaurants und Bars zusperren und den Laden dicht machen. Richtig und besonders wichtig bleibt jedoch der Tadel an den Mainstream-Medien, die anscheinend einem gemeinsamen und konstruierten Projekt folgen.

Zurück zur „Straße“: das Klagen über das Fehlen von „Straße“ klingt auf den ersten Blick gut, macht Sinn und lässt den normalen Medienarbeiter und Konsumenten nicken. Aber: es wäre nicht schlecht, wenn dann gerade der Vatikanist die reale Möglichkeit hätte, institutionell „auf der Straße“ Informationen zu bekommen. Die „abgelaufene Schuhsohle“ ist oft vielmehr deshalb löchrig, weil man sich auf demselben Punkt dreht, bis das Leder kaputt ist. Dies gilt besonders für eine Zeit, in der eine Institution wie die des Vatikans von einem Skandal in den andern stolpert, von Missbrauch zu Missbrauch, von Geldskandal zu Geldskandal. Transparenz wäre angesagt, wie dies jüngst wieder Kardinal Pell betonte. Aber gerade an dieser mangelt es, auch wenn sie „offiziell“ und gerade von den „offiziellen“ Medien, die mit viel Geld ausgestattet wurden, wie in einem Mantra beschworen wird.

„Denken wir daran, wie viel leere Beredsamkeit es auch in unserer Zeit im Übermaß gibt, in jedem Bereich des öffentlichen Lebens, im Handel wie auch in der Politik“, so Papst Franziskus, der dann Shakespeare zitiert: „Er spricht unendlich viel nichts… Seine Gedanken sind wie zwei Weizenkörner in zwei Scheffel Spreu versteckt; Ihr sucht den ganzen Tag, bis Ihr sie findet, und wenn Ihr sie habt, so verlohnen sie das Suchen nicht“. Diese „beißenden Worte des englischen Dramatikers treffen auch auf uns christliche Kommunikatoren zu“. Und sie treffen vor allem auch auf den Vatikan zu.

In der Tat: „Wir alle sind verantwortlich für die Kommunikation, die wir betreiben, für die Informationen, die wir verbreiten, für die Kontrolle, die wir gemeinsam über falsche Nachrichten ausüben können, indem wir sie entlarven. Wir alle sind aufgerufen, Zeugen der Wahrheit zu sein: zu gehen, zu sehen und zu teilen“.

„Alle Hilfsmittel sind wichtig“, unterstreicht der Papst zum Schluss, „und jener große Kommunikator namens Paulus von Tarsus hätte sicher von E-Mail und Mitteilungen in den sozialen Netzwerken Gebrauch gemacht. Aber es waren sein Glaube, seine Hoffnung und seine Liebe, die seine Zeitgenossen beeindruckten, die ihn predigen hörten und das Glück hatten, Zeit mit ihm zu verbringen, ihn bei einer Versammlung oder in einem persönlichen Gespräch zu sehen“.

 


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu







Top-15

meist-gelesen

  1. Papst plant breite Ausnahmen für sogenannte "Alte Messe"
  2. ISLAND-REISE - SOMMER 2026 - Eine Reise, die Sie nie vergessen werden!
  3. Bischof Voderholzer schließt sich Bischof Oster bei Ablehnung des DBK-Papiers an!
  4. Warteschlangen vor den Kinos: Der Film „Sacré Coeur“ bricht in Frankreich Zuschauerrekorde!
  5. Präfekt Fernández: „Das Kreuz braucht keine 738 Meter Stahl oder Beton, um erkannt zu werden“
  6. Eine strahlende Braut Christi im isländischen Karmel - Sr. Bianca hat ihre Lebensberufung gefunden
  7. Papst spricht mit Traditionalisten-Bischof
  8. Papst Leo ist keine ‚mildere Version‘ von Papst Franziskus
  9. Ein brasilianisches Modell wird Nonne und erobert die sozialen Netzwerke
  10. Drei Liturgieverständnisse im Spiegel der neueren Kirchengeschichte
  11. Liturgie – ein „katholischer Queer-Gottesdienst“ – oder kirchliche „Identitätspolitik“
  12. Kolping Deutschland: Kein Platz für AfD-Mitglieder
  13. "Jedes Land hat das Recht zu bestimmen, wer, wie und wann Menschen einreisen dürfen"
  14. "Die Katholische Kirche schwimmt mit dem Zeitgeist, sie ist parteipolitisch nach links gekippt!"
  15. Auch Erzbistum Köln geht auf Distanz zum umstrittenen DBK-Papier über sexuelle Orientierung

© 2025 kath.net | Impressum | Datenschutz