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Das wahre Bild - Polarstern der Neuevangelisierung

25. November 2011 in Chronik, keine Lesermeinung
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Manoppello: Papst Benedikt XVI. beugte 2006 sein Knie vor dem ehemals kostbarsten Schatz der Päpste. Keiner war auf die Wiederentdeckung des wahren Bildes Christi vorbereitet. Von Paul Badde / Vatican Magazin


Manopello (kath.net/Vatican-Magazin)
Bei der Taufe Josephines, unserer jüngsten Enkelin, haben wir im letzten Monat im Frankfurter Kaiserdom eine Kopie des „wahren Bildes“ entdeckt, wie es mir noch nie unter die Augen gekommen ist. Das milde Gesicht Christi, schwebend, vor einem durchsichtigen Schleier, auf dem es ruht wie auf einem Nimbus. Ich weiß nicht, wer es gemalt hat. Hände eines Meisters, das ist klar. In dem Chorraum des ehrwürdigen gotischen Gotteshauses hat er es hinten rechts in eine sechsblättrige Lünette über jene Tür hinein gemalt, die vom Altarraum des Domes zur Wahlkapelle der Könige des Heiligen Römischen Reiches der Deutschen führt. Frankfurt am Main war 1356 in der Goldenen Bulle Karl IV. als Ort der Königswahl durch die sieben Kurfürsten festgelegt worden. Der Chor war schon kurz zuvor, 1345, fertig gestellt worden, die Wahlkapelle daneben im Jahr 1425. In dieser Zeit wird auch dieses Bild über dem Türsturz angebracht worden sein. Durch diese Tür traten die „römischen Könige“ der Deutschen mit den Kurfürsten nach ihrer Wahl erstmals vor das Volk, um im Dom gemeinsam das Te Deum zu singen. Die Tür ist also eine Schlüsselstelle der Geschichte Europas. Das war den Architekten bewusst, die damals eben hier das Antlitz vom Erlöser der Welt an die Wand malen ließen, wie es keine andere Kultur kennt. Denn dass Christen nicht nur ein, sondern das Bild Gottes schlechthin haben, ist ja damals wie heute das Alleinstellungsmerkmal der Christenheit unter allen Religionen.

Das haben nur die Christen.

Sie wissen: in Jesus hat Gott sein Gesicht gezeigt. Damals glaubten sie aber noch, dass Gott von diesem Gesicht ein Bild hinterlassen hat, das keine Menschenhand je schaffen konnte.

„Das Geheimnis der Person drückt sich in seinem Gesicht aus,“ schrieb mir vor einigen Monaten eine Schwester Columba aus einem Kloster der orthodoxen Welt, wo sich dieser Glaube bis heute gehalten hat. „Im Gesicht dessen, der in der Mitte von allem ruht, als Alpha und Omega, sind – wie Dante sagte – auch unsere eigenen Gesichter hinein geschrieben. Nur wenn wir ganz auf das Gesicht dessen schauen, dessen Name heißt ICH BIN, werden auch wir imstande sein zu sagen, nun, in Ihm: ICH BIN.“

Dieses Bewusstsein hat in der Orthodoxie die Ikonenmalerei erblühen lassen. Die Ikone der Ikonen aber ist die Vera Ikon. Im Frankfurter Dom ist sie so ungemein zurückhaltend gemalt, dass eigentlich nur der es erkennt, der das Original einmal gesehen hat. Sicher kannte das auch der Maler. In den Kathedralen des Ostens und Westens bekamen alle Kopien des Originals immer die vornehmsten Ehrenplätze. Um das Urbild zu sehen, musste man damals indes noch nach Rom pilgern. Denn für das „wahre Bild“ selbst kam natürlich nur der prominenteste Platz des Abendlands überhaupt in Frage, beim Grab des heiligen Petrus. Kein Wunder, dass deshalb für dieses Original im Jahr 1506 die größte Kirche der Welt errichtet werden sollte.


Gleich über dem Grundstein des neuen Petersdoms ließ Bramante einen turmhohen Tresor für das wahre Bild errichten. Es war ein rätselhaft schöner, gleichsam immaterieller Schleier, der im Zeitalter der Bilderstürme Ostroms im Jahr 707, unter Papst Johannes VII., nach Rom gelangt war. Hier blieb es bis zum Jahr 1527, ganze 820 Jahre lang. In dieser Zeit entstanden zahllose Kopien des Bildes, eine schöner als die andere, vom Mosaik der Zenonkapelle in Santa Prassede bis zu den großen Darstellungen italienischer, deutscher, französischer oder flämischer Meister. Am wunderbarsten an der Herkunft und Geschichte des wahren Bildes ist aber für uns, dass es im Jahr 1527 im „sacco di Roma“ verschwand, Jahrhunderte verschollen blieb, doch glücklicherweise nicht verloren ging – und dann fast, doch nicht ganz so leise wieder in die Geschichte zurück kehrte, wie es einmal verschwunden war, als Benedikt XVI. am 1. September 2006 als erster Papst nach 479 Jahren auf einem Hügel hinter Manoppello, an der Adria, wieder sein Knie vor dem ehemals kostbarsten Schatz der Päpste beugte. Es war die erste Pilgerreise seines Pontifikats in Italien, für die er sich selbst entschieden hatte. Keiner war auf die Wiederentdeckung vorbereitet.

Im Gegensatz zum Grabtuch von Turin, das 1898, zum Zeitpunkt seiner ersten Fotografien, schon eine Jahrhunderte alte Verehrung im Westen hinter sich hatte, war das wahre Bild bei uns Jahrhunderte lang in Vergessenheit geraten. Keiner hatte mehr mit ihm gerechnet. Keiner hatte es erwartet. Kein Forscher hatte es mehr auf dem Radar – bis auf ein paar Hirten und Bauern und Fischer der Abruzzen, unter denen es sich als ein lokales Heiligtum verborgen hatte. Ungläubiges Staunen begleitete deshalb auch die Wiederentdeckung. Denn der Fund war ja kein christliches Troja. Es ist keine ausgegrabene Ruine. Es ist ein lebendiges Bild, so leuchtend und sprechend wie am ersten Tag, doch eigentlich noch leuchtender, so offen, mit so viel Licht wie noch nie zuvor. Unglaublich leicht zugänglich, an jedem Tag des Jahres, kostenlos.

Am beglückendsten ist aber heute einfach, dass das legendäre „wahre Bild“ der Kirche keine Legende war, wie selbst ein so herausragender Gelehrter wie Hans Belting überzeugt ist. Für ihn kann es nie existiert haben. Hätten sich Exemplare der legendären Gattung erhalten, schrieb er 2005 in seinem Buch „Das echte Bild“, würden sie rasch „als Fälschungen entlarvt“. Hier hat sich das echte Bild aber erhalten; und trotz mannigfaltiger Versuche hat noch keiner es als Fälschung „entlarven“ können.

Hier haben wir es vor uns. Es ist die Bildmutter aller Christus- Ikonen. Es ist unerklärlich. Kein Wunder, dass Staunen wie ungläubige Skepsis dieses Bild schon immer begleitet haben, von Dante bis zu Martin Luther.

Denn es ist nicht nur ein Bild. Es ändert sich in jedem Licht. Es ist ein Lichtbild. Doch es gibt kein objektives Foto von ihm. Fast alle Fotografien dieses Christus-Porträts täuschen eine Eindeutigkeit und Eindimensionalität vor, die es nicht hat. Es birgt in sich tausende von Bildern, die alle verschieden sind – bis auf die Barmherzigkeit, die immer aus diesen Augen spricht: „Willst Du mein Freund sein?“ Es ist das Facebook des Himmels.

Es geht zu weit, alle Namen aufzuzählen und zu erklären, die es zuvor schon hatte: Mandylion, Abgar-Bild, Camuliana- Schleier, Sanctum Sudarium, Heiliges Gesicht, Muschelseidentuch, Veronika – doch kein Name hat sein Wesen so erfasst wie der Begriff „wahres Bild“. Wahrheit ist der archimedische Punkt seines Wesens. Deshalb dürfen wir uns das Bild in diesem hauchdünnen transparenten Gewebe am besten als ein Stück materieller Wahrheit vorstellen. So etwas kann es nicht geben, wie jeder weiß, weil wir uns Wahrheit gewöhnlich als einen streng philosophischen Begriff vorstellen. Dennoch, hier haben wir dieses Paradox vor uns. „Die Wahrheit ist Person, heißt es bei Nicolàs Gómez Dávila. So ist es. Hier ist er. Jesus selbst hingegen schweigt, als Pilatus ihm die Frage stellt: „Was ist Wahrheit“. Auf diese Weise schweigt auch das wahre Bild. Es schaut uns nur an. Vielleicht wird es die Generation Facebook und die nächste und übernächste Generation der Christenheit als ein quasi kosmisches Speicherchip des barmherzigen Gottes entdecken und erkennen, mit zahllosen Gigabytes ungelesener Informationen, die sie dann zu entziffern beginnen. Denn es ist ja ausgerechnet an der Schwelle des digitalen Zeitalters in die Geschichte und zu uns zurückgekommen. In einer gewaltigen Rückkehr der Bilder und Hieroglyphen zu den Pforten unserer Wahrnehmung erinnert es uns heute wie kein anderes Dokument an dies: Wir haben ein Bild Gottes! Das Fleisch gewordene Wort. Keiner muss deshalb fordern, dass diese Ikone zum Polarstern der Evangelisierung erhoben werden soll. Das ist und wird sie sowieso, auch ohne jede Werbe- Kampagne. Seit dem Besuch Benedikt XVI. hat eine wahre Völkerwanderung zum wahren Bild auf dem Tarigni- Hügel hinter Manoppello begonnen, wie zu einem neuen Berg Tabor, aus allen Teilen der Erde, die nicht mehr enden wird. Der Papst, der nicht müde wird, das „menschliche Gesicht Gottes“ zu preisen, hat sie mit seiner Pilgerreise angeführt. „In dieser Zeit werden wir unseren Blick auf Jesus Christus richten“, sagte er jetzt am 11. Oktober in seiner Ankündigung von einem kommenden „Jahr des Glaubens“. Die Neu-Evangelisierung ehemals christianisierter Nationen, von der Kardinal Koch vor Wochen sagte, dass sie nur ökumenisch vorstellbar sei, kommt hier schon längst in einer ökumenischen Prozession ans Ziel, aus allen Teilen der vielfach gespaltenen Christenheit.

Im Jahr 2027, zum 500. Jahrestag der Entführung und Rettung des Schleiers aus dem Vatikan, wird Manoppello nicht wieder zu erkennen sein. – „Der sieht ja aus wie ein Schaf!“ sagte meine Frau erschrocken, als wir zum ersten Mal vor dem wahren Bild Christi standen. Inzwischen erkennen viele tausende, mich eingeschlossen, in diesem Gesicht den schönsten unter allen Menschen. Dennoch hatte meine Frau natürlich recht. Seht, das Lamm Gottes!

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Vortrag von Paul Badde: Manopello, eine Jahrtausendentdeckung?




KathTube-Fotos: Das geheimnisvolle Muschelseidentuch von Manopello



Manopello: Je nach Lichtverhältnissen ist das Muschelseidentuch durchsichtig




Foto des Schleiers von Manopello: (c) kath.net/Lorleberg


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