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Dialog zwischen den Religionen ist wichtig – Hass war nie eine Lösung

20. Februar 2012 in Interview, 4 Lesermeinungen
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In Wien lebender libanesischer Ordenspriester: „Die Situation zwischen den Religionen war immer ein Problem“ im Nahen Osten. Pater Michel Harb im kath.net-Interview. Von Petra Lorleberg


Wien (kath.net/pl) Der Westen könne „viel dazu beitragen, die Situation der Christen“ in den Ländern des Nahen Ostens „zu verbessern. Dies kann allerdings nur funktionieren, wenn die westlichen Länder eine Vorbildrolle übernehmen, sich als demokratische Länder präsentieren und nicht durch undemokratische Aktivitäten selbst Teil des Problems werden.“ Dies sagte Pater Michel Harb im kath.net-Interview. Der in Beirut geborene Libanese ist Priester in der „Kongregation der Libanesischen Maronitischen Missionare“. Seit dem Jahr 2003 lebt er in Wien, war u.a. drei Jahre in der Dompfarre von St. Stephan als Seelsorger tätig und ist jetzt Pfarrer der Pfarrei Rossau (Wien).

kath.net: Pater Michel, Sie sind im Libanon aufgewachsen und leben in Wien, Sie kennen nicht nur unseren westlichen Blick auf die Vorgänge im Nahen Osten. Es brodelt in der arabischen Welt. Welche Blöcke und Kräfte treffen denn da - oft so gewaltsam - aufeinander?

Pater Michel: Ich kann mich nicht erinnern, dass die Situation im Libanon jemals ruhig war. Durch seine Positionierung als Verbindung zwischen Orient und Okzident war dieses Land seit jeher ein Krisenherd.

In den letzten 50 Jahren wurde der Orient vor allem wegen der großen Ölvorkommen zum Spielball der Weltmächte. USA, Europa und Russland haben versucht, politischen und wirtschaftlichen Einfluss zu nehmen.

Bis zum „arabischen Frühling“ gab es einen Machtausgleich zwischen den beiden großen Polen: USA-Europa auf der einen Seite und Russland auf der anderen Seite, indem diese die lokalen Regierungen unterstützt und mit diesen gearbeitet haben. Die jüngste Entwicklung in den arabischen Ländern kam für die Großmächte überraschend – dadurch war es notwendig, dass diese ihre Strategien änderten und sie an die neuen Entwicklungen anpassten.

kath.net: Für uns im Westen ist der Aufbruch im Nahen Osten ja mit vielen Hoffnungen verknüpft, wir sprechen positiv vom „arabischen Frühling“, von mehr Demokratie in bisher diktatorischen Staaten. Doch es gibt auch andere Stimmen: Beispielsweise befürchten die koptischen Christen in Ägypten einen „ägyptischen Winter“. Pater Michel, wie ordnen Sie die Entwicklungen ein?


Pater Michel: Die Situation zwischen den Religionen war immer ein Problem in dieser Region. Probleme existierten zwischen Muslimen und Juden sowie zwischen Muslimen und Christen. Zusätzlich hat sich aber ein anderes Problemfeld aufgetan, nämlich Konflikte innerhalb der islamischen Welt, zwischen den Sunniten und Schiiten.

Ein gutes Beispiel dafür ist der Irak. Viele befürchten, dass die Politiker die religiösen Konflikte ausnützen und die Gruppen im Namen der Religion gegeneinander ausspielen.

Ich denke, dies wird nicht in allen Staaten des Nahen Osten passieren. Nicht überall sind die Strukturen gleich, nicht überall gibt es die gleichen religiösen Gruppierungen. Deshalb ist die Situation in Tunesien anders als die in Ägypten und wieder anders ist es in Syrien, ... Jedes Land muss individuell beurteilt werden.

Die Probleme in diesen Staaten beeinflussen die Situation der Christen stark. In Ägypten zum Beispiel waren die Christen immer Bürger „zweiter Klasse“ und ihre Stellung im Land war schlecht. Es kam immer wieder zu Konflikten mit den radikalen Muslimen. Ihre Freiheit in der Religionsausübung, ihre Meinungsfreiheit sowie ihre Rechte als Staatsbürger waren beschnitten. Demokratie war in diesen Ländern nie ein Thema.

Auch die aktuellen Veränderungen geben den Christen keine große Hoffnung. Im Gegenteil, es besteht die Befürchtung, dass die Radikalen siegen und der Westen seine Unterstützung zurücknimmt.

Ein Beispiel dafür ist der Irak, wo mehr als 80 Prozent der Christen geflohen sind. Aber auch in Ägypten hat sich die Situation stark verschlechtert. Die Ängste, dass im eigenen Land ebenfalls eine derartige Situation entsteht, dass sich diese Veränderungen auch auf die Christen in Syrien und im Libanon bzw. auch auf andere arabische Länder übertragen, werden immer größer. In all diesen Staaten bilden die Christen eine Minderheit.

kath.net: Ja, die Christen sind im Nahen Osten eine Minderheit und werden im Westen oft allzu gern vergessen. Wie sieht die christliche Lebenswirklichkeit aus, Pater Michel, sowohl in Ihrem Heimatland wie allgemein im Nahen Osten?

Pater Michel: Also wie ich oben erwähnte, befürchten die Christen, dass Ihre Situation schlimmer wird. Viele versuchen, Ihre Länder zu verlassen. Der Irak ist leider ein lebendiges Bespiel dafür. Wir hoffen, dass diese Situation sich nicht auf andere Länder überträgt.

Der Libanon war immer ein Land der Demokratie und der Religionsfreiheit. Der ständige Dialog zwischen Christen und Muslimen sollte helfen, diese Demokratie zu bewahren. In der Geschichte des Libanon spielten die Christen eine enorme Rolle, allerdings wird auch dort der Anteil an Christen weniger.

Die anderen Staaten im Nahen Osten sollten nie vergessen, wie wichtig der Dialog zwischen den Religionen ist. Hass war nie eine Lösung.

Aber das demokratische Bewusstsein eines Landes kann nicht von heute auf morgen entstehen, es muss sich langsam entwickeln. Dies ist ein Prozess des Lernens und der kontinuierlichen Entwicklung.

kath.net: Was würden Sie denn als positiven Beitrag der westlichen Staaten zur aktuellen Situation im Nahen Osten empfehlen, sowohl im Hinblick auf die allgemeine Lage wie auch im Hinblick auf die Situation der dort lebenden Christen?

Pater Michel: Wir erwarten vom Westen, dass er die Christen im Nahen Osten nicht vergisst und uns eine politische sowie wirtschaftliche und moralische Unterstützung gibt.

Die westlichen politischen Mächte werden von den Muslimen als "neue Kreuzritter" bezeichnet, die ihre Staaten erobern wollen. Diese öffentliche Einstellung beeinflusst die Situation der Christen im Orient negativ.

Dabei könnte der Westen viel dazu beitragen die Situation der Christen in diesen Ländern zu verbessern. Dies kann allerdings nur funktionieren, wenn die westlichen Länder eine Vorbildrolle übernehmen, sich als demokratische Länder präsentieren und nicht durch undemokratische Aktivitäten selbst Teil des Problems werden.

Es wäre wünschenswert, wenn wirtschaftliche und strategische Interessen nicht über menschliche Interessen gestellt würden.

Die Christen befürchten eine Verschlechterung für die christliche Minderheit im Orient und befürworten aus diesem Grund einen langsamen Reformprozess. Man muss Reformen ihre Zeit geben und nichts übers Knie brechen.

Würde es zu einer Eskalation der Lage in Syrien kommen, wäre ein Überschwappen auf den ebenso religionsvielfältigen Libanon und seine christlichen Gemeinden nicht auszuschließen.

Foto Pater Michel Harb CML: © Erzdiözese Wien


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