Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Der Bischof von Trier ODER wie tief kann man als katholischer Bischof in Deutschland noch sinken?
  2. Graz-Seckau: Erneut liturgisch ‚grenzwertige’ Wandlungsworte bei Erstkommunionmesse in Hartberg
  3. Kein Platz für überzeugte AfD-Anhänger in der evangelischen Diakonie
  4. Deutschland: Schüler konvertieren aus Angst zum Islam
  5. Islamisten marschieren durch deutsche Städte - der Verfassungsschutz und Kirchen schweigen!
  6. Papst an Pfarrer: "Die Kirche könnte ohne euer Engagement und euren Dienst nicht fortbestehen"
  7. AfD wirft Diakonie-Präsident 'Wählernötigung' vor
  8. Etikettenschwindel in der Mutterhauskirche der Waldbreitbacher Franziskanerinnen
  9. Erzbischof Lackner zu Austrofaschismus: Kirchliches Versagen einbekennen
  10. Marx: Abgestuftes Lebensrecht für Ungeborene inakzeptabel, aber....
  11. Links schwenkt, Marsch!
  12. Prof. Riccardo Wagner: Katholikentagsprogramm hat null Treffer bei Stichwort „Neuevangelisierung“
  13. ,Selbstaufgabe am Rande des Fatalismus‘
  14. Papst empfiehlt Brettspiele statt Zeit am Handy zu vertrödeln
  15. Deutschland: Rekord-Austritte bei der evangelischen Kirche

'Das Kleinreden der Kirche den laizistischen Gegnern überlassen'

10. Dezember 2009 in Interview, 3 Lesermeinungen
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


"Jeder Bischof wird klar dafür eintreten, dass der Schutz des Strafrechts besonders auch den ungeborenen Kindern gelten muss" Kath.net-Exklusiv-Interview mit dem Bischof Egon Kapellari über Fristenregelung, Kirchenaustritte, Priesterjahr und Islam


Graz (kath.net)
Kath.Net: In einem Oktober-Artikel des Nachrichtenmagazins Profil gab es einen Bericht über "Kirche, Fristenregelung und Strafe". Sie meinten damals in einer Aussendung: "Abtreibung ist rechtlich und moralisch ein schweres Unrecht, eine Rückkehr zur Bestrafung ist aber keine Lösung, es geht vielmehr um verstärkte Hilfe." Sind Sie grundsätzlich dagegen, dass bei Abtreibung, dh. Tötung ungeborener Kinder, es einen rechtlichen Schutz (dh. auch die Möglichkeit zur Strafandrohung) gibt?

Bischof Kapellari: Selbstverständlich muss und wird jeder Bischof klar dafür eintreten, dass der Schutz des Strafrechts besonders auch den ungeborenen Kindern gelten muss. Das österreichische Strafgesetz erklärt ja auch generell die Abtreibung als rechtswidrig, nimmt aber durch die sogenannte Fristenregelung die Ungeborenen in den ersten drei Lebensmonaten von diesem Schutz aus. Das ist ein schweres Unrecht und wurde gegen den Widerstand der Katholischen Kirche und z.B. auch des evangelischen Bischofs Sakrausky vor 40 Jahren politisch durchgesetzt. Seither bemühen wir uns in Allianz mit anderen Freunden der Ungeborenen, wenn auch immer noch vergeblich, um wenigstens flankierende Maßnahmen zur Verminderung der Zahl der Abtreibungen. Papst Benedikt XVI. hat in der Wiener Hofburg klar gesagt, dass es kein Menschenrecht auf Abtreibung gibt. Wir werden uns als Kirche nie mit Abtreibung abfinden dürfen und wir müssen um das Leben eines jeden ungeborenen Menschen kämpfen. Dafür geschieht nie genug, aber es geschieht in Österreich viel, sowohl als Hilfe für schwangere Frauen wie für Mütter mit Kindern, unabhängig vom geltenden Strafrecht, für dessen Verschärfung ein politischer Konsens nicht gegeben ist.

kath.Net: In Österreich gibt es laut einer im August veröffentlichen Statistik derzeit auf dem Papier noch 5,58 Millionen Katholiken. Im Vergleich zwischen 2008 und 2007 ging diese Zahl erneut überall zurück, nur nicht in der Steiermark. Dort stieg die Zahl von 892.703 auf 893.476. Wie ist das möglich?


Bischof Kapellari: Die kleine Steigerung der Gesamtzahl von Katholiken in der Steiermark hat sich durch die Nacherfassung von bisher nicht karteimäßig bekannten Angehörigen der Kirche ergeben. Die Gesamtsituation der Steiermark betreffend Kirchenstatistik unterscheidet sich aber nicht erheblich von den Trends in anderen Diözesen.

Kath.Net: In der Praxis zeigt sich aber, dass im Gegensatz zu den 67 Prozent, die am Papier katholisch sind, es nur 13 % der Bevölkerung sind, die auch regelmäßig einen Gottesdienst besuchen. Die Gottesdienstbesucher gingen 2008 ja österreichweit noch weit deutlicher zurück als die offizielle Katholikenzahl. Warum ist hier so eine große Diskrepanz?

Bischof Kapellari: Es ist eine traurige Tatsache, dass die regelmäßige Teilnahme am Gottesdienst in fast allen Ländern Europas drastisch gesunken ist. Ein Priesterkandidat aus Korea hat mir kürzlich von einer solchen Tendenz auch in seiner Heimat erzählt. 67 % der Bevölkerung Österreichs sind aber jedenfalls insofern katholisch, als Christus bei der Taufe auf jeden von ihnen die Hand gelegt hat und sie nicht von sich aus zurückzieht. Die unterschiedlich intensive religiöse Praxis dieser Katholiken sollte aber nicht zu rasch zur Diagnose führen, dass die meisten nur „am Papier“ katholisch seien. Bei aller gebotenen Selbstkritik sollten wir das Kleinreden der Kirche eher ihren laizistischen Gegnern überlassen.

Kath.Net: In nicht wenigen Pfarren in Österreich hat man oft das Gefühl, dass sehr viele gemeinschaftsfördernde Aktivititäten stattfinden, gleichzeitig aber das Heiligste in den Hintergrund gedrängt wird, dh. es gibt oft kaum mehr Anbetung und kaum mehr Beichtangebote. Warum ist das so? Ist die Beichte für die Moderne ein aussterbendes Sakrament?

Bischof Kapellari: Es gibt einen solchen Trend, aber man kann Verflachungen am besten überwinden, wenn man die Dimension Tiefe einladend gestaltet, indem man die Türen dazu in pastoraler Liebe offen hält. Generalisierende Anklagen zementieren oft nur den Status quo. Die Beichte kommt, wenn auch leider nur langsam, wieder, dies auch bei jugendlichen Eliten.

Kath.Net Wir stehen derzeit im Priesterjahr, die Kirche gedenkt an den großen Heiligen Pfarrer von Ars? Was kann ein Priester in der heutigen Zeit von Johannes-Maria Vianney mitnehmen und lernen?

Bischof Kapellari: Das Jahr der Priester ist ein prophetischer Impuls des Papstes zur Belebung priesterlicher Spiritualität. Es gibt viele heilige Vorbilder für die Priester. Der Pfarrer von Ars ist ein herausragendes Beispiel für Seelsorge unter schwierigsten Bedingungen, weil er ein heroischer Christ war, ein großer Beter und Anbeter, ein Patron des Bußsakraments und zugleich ein Priester, der auch leibliche Nöte der Menschen mit großem Elan gelindert hat.

Kath.net: In der Schweiz wurde üb er Minarette abgestimmt, eine Mehrheit hat sich für ein Bauverbot ausgesprochen. Von kirchlicher Seite gab es an dieser Abstimmung reichlich Kritik. Warum eigentlich?

Bischof Kapellari: Die Schweizer Abstimmung über Minarette hat ebenso wie das Straßburger Urteil zur Verdrängung von Schulkreuzen eine breite und fällige Diskussion in der ganzen Gesellschaft und auch innerhalb der Kirche ausgelöst. Diese Diskussion ist noch nicht zu Ende. Islamische Mitbürger haben im Rahmen unserer Rechtsordnung ein Recht auf öffentliche Präsenz auch durch Bauwerke. Hinter dem Widerstand gegen Minarette verbirgt sich aber oft die begründete Angst vor einem massiven Kulturbruch auf Grund des raschen Anwachsens der Zahl von nicht integrierten Muslimen in Europa. Über diese Angst sollte man ohne Tabus allseits reden dürfen, weil sonst eine Radikalisierung nicht vermeidbar ist. Selbstverständlich sollten Christen dabei gut argumentieren können und auf alle Polemik verzichten. Das Erstarken des Islam in Europa ist besonders auch eine Frage an die Glaubenskraft der Christen, deren Schwäche ein bedrohliches Vakuum erzeugt.

Kath.Net: Noch einmal zurück zum Thema „Abtreibung“. In der PRESSE meint der NEO-Generalsekretär der „Grünen“, Stefan Wallner, jetzt in einem Interview, dass viele kirchlich Engagierte schon jetzt mit den „Grünen“ mitgehen, weil hier die „Frage der Menschenrechte“ das erste Zuhause hat. Gleichzeitig sprechen sich die „Grünen“ für Abtreibung auf Krankenschein und ähnliche lebensfeindliche Einstellungen aus. Wallner behauptet auch, dass sogar die Bischöfe die Fristenregelung nicht in Frage stellen. Was sagen Sie dazu?

Bischof Kapellari: Für die Kirche sind die Menschenrechte nicht teilbar. Sie umfassen ebenso die Rechte der Ungeborenen wie die Rechte der Geborenen und dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden. Daran entscheidet sich auch die Frage, in welchen politischen Parteien die Menschenrechte wirklich aufgehoben sind. Was die sogenannte Fristenregelung betrifft, verweise ich auf meine Antwort zur ersten Frage dieses Interviews.

Kath.Net: Herzlichen Dank für das Interview


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

 Hannah 13. Dezember 2009 
 

Warum treten Bischöfe nicht öfter laut und öffentlich

gegen das Unrecht der Abtreibung auf, und für die Lebensschützer, ein ?????
Das müsste alle Monate in allen Sonntagsmessen immer wieder erwähnt werden.
Nicht Schwangere sind zu verurteilen, sondern die Parteipolitik, die für Allein- Erziehende und bereits kinderreiche Familienmütter,sich finanziell nicht stark macht. Eine Mutter mit 9 Kindern kann von dem Pensionsgeld,der angerechneten Erziehungszeiten nicht oder kaum leben.
Sie hat ja nicht gearbeitet, weil sie nicht erwergsmäßig gearbeitet hat. Das ist politische Verhöhnung und familienfeindlich.


0
 
 Gandalf 10. Dezember 2009 

Interessant

.. dass die kircheneigene \"kathpress\"-Agentur der Bischöfe das Interview verschweigt und lieber heute über \"zoologische Theologie\" berichtet. Ein wirklich \"wichtiges Thema\", fast so wichtig wie der \"kathpress\"-Bericht vom 8. Dez. über das \"Muslimisches SeelsorgeTelefon\" ;-)


2
 
 Keoma 10. Dezember 2009 

Wow!

Der Medienbischof auf kath.net!!


2
 

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu

Kapellari

  1. Kapellari gegen alarmistischen Umgang mit Problemen
  2. Von der Unmöglichkeit einer Priesterweihe von Frauen
  3. Bischof Kapellari: Bin mit Leuten, die aufbegehren, ziemlich geduldig
  4. Sorgen über den Islam wurden als 'political non correct' eingestuft
  5. Neues katholisches Selbstbewusstsein statt religiöser Beliebigkeit
  6. Die katholische Kirche geht durch Feuer und Wasser
  7. Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch
  8. Jetzige Krise enthält auch eine Chance zur Erneuerung der Kirche
  9. 'Die Kirche darf sich nicht auf eine Sozialagentur reduzieren lassen'
  10. Wir gehen nicht einen 'Linzer Weg' sondern den Weg mit der Weltkirche







Top-15

meist-gelesen

  1. Der Bischof von Trier ODER wie tief kann man als katholischer Bischof in Deutschland noch sinken?
  2. Graz-Seckau: Erneut liturgisch ‚grenzwertige’ Wandlungsworte bei Erstkommunionmesse in Hartberg
  3. Deutschland: Schüler konvertieren aus Angst zum Islam
  4. Links schwenkt, Marsch!
  5. Etikettenschwindel in der Mutterhauskirche der Waldbreitbacher Franziskanerinnen
  6. Wort zum Sonntag/ARD: Evangelische Pastorin wirbt für „Entkriminalisierung“ von Kindstötungen
  7. Salesianer-Oberer kündigt bei seiner Bischofsweihe Rücktritt an
  8. Islamisten marschieren durch deutsche Städte - der Verfassungsschutz und Kirchen schweigen!
  9. Marx: Abgestuftes Lebensrecht für Ungeborene inakzeptabel, aber....
  10. Prof. Riccardo Wagner: Katholikentagsprogramm hat null Treffer bei Stichwort „Neuevangelisierung“
  11. ,Was für eine schöne Zeit, in der wir leben!‘
  12. Paar entscheidet sich für das Leben seines behinderten Kindes – gegen den Rat der Ärzte
  13. ,Selbstaufgabe am Rande des Fatalismus‘
  14. Heute vor 10 Jahren war Heiligsprechung von Johannes Paul II. - Wer waren seine Eltern und Bruder?
  15. Vier Dinge, die Katholiken vor der heiligen Messe tun sollen

© 2024 kath.net | Impressum | Datenschutz