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Ich kam, sah und glaubte

4. März 2004 in Deutschland, keine Lesermeinung
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Ein Kommentar von Franziskus von Ritter-Groenesteyn (München) zum Film "The Passion of the Christ": Es wird eine neue cineastische Zeitrechnung geben.


Noch jetzt, zwei Tage nach der Preview, stehe ich unter seinem markerschütternden Einfluss. Ich weiß nicht, wie ich zu der Ehre kam, die Vorab-Version von Mel Gibsons höchst umstrittenen neuen Film über die Passion Jesu –genauer: über die letzten qualvollen Stunden seines Lebens hier auf Erden – in Salzburg in einem kleinen Kreis Erwählter zu sehen. War es die exaltmedia-Gruppe aus Hamburg, war es Icon-Pictures, Mel Gibson Produktionsfirma aus Santa Monica - Ich weiß nur eins: Es ging mir wie dem Jünger Johannes, (der, den Jesus liebte): Ich kam, sah und glaubte.

Seit Jahren schon waren mir die Hollywood- Maßkonfektionen christlichen Leids ein Dorn im Auge. Mit Ausnahme eines Filmes (Ben Hur) ging mir keiner so unter die Haut, wie dies vorgestern Mel Gibsons visionäre Sicht der Leiden Jesu vermochte. Sie alle spielen das Leid der Kreuzigung nur herunter auf das wie ein Sonntagnachmittagsspaziergang anmutende Gestolpere durch eine antike Stadt. Mel Gibson dagegen, der den Film aus eigener Tasche finanziert hat (USD 30 Mio.) und keine der großen Hollywood-Schmieden für den Vertrieb begeistern konnte, stützt sich bei seinen Bildern, die an das urgewaltige Lichtspiel eines Caravaggio erinnern, auf die Passionsvisionen der Mystikerin Anna Katharina Emmerich, (deren Seligsprechung kurz bevor steht), und auf modernste medizinwissenschaftliche Erkenntnisse, wie sie die Analyse des Grabtuchs von Turin ergeben haben. So ist es nicht weiter verwunderlich, dass die Einwohner der italienischen Stadt Matera - einer der Drehorte für The Passion -, ausriefen „È Gesù!“, als sie das geschlagene und zerschundene Gesicht des Jesus-Darstellers, Jim Caviezel (Der Graf von Monte Christo, Angel Eyes, Der schmale Grat) das schwere Kreuz schleppend an sich vorbei kommen sahen.

Im Film ist dies eine der bewegendsten Szenen, ist sie doch angereichert um eine Rückblende, wie man sie nicht genialer setzen kann: Als Jesus stolpert, stolpert er zugleich als kleines Kind. Maria, seine Mutter, sieht ihn in Zeitlupe stürzen, lässt alles fallen und eilt ihm zu Hilfe / Schnitt / Maria kniet neben ihrem blutüberströmten Sohn, der gerade das erste Mal unter der Last des bohlig-kantigen Kreuzes zu Tränen betörender Musik zusammenbricht und tröstet ihn in der Sprache der Liebe, auf Aramäisch, mit den Worten einer Mutter, deren Herz vom Leid ihres Sohnes bereits zerrissen ist: Ich bin da, ich bin doch da. Der Stiefel eines Soldaten stößt sie grob zur Seite und wir bleiben mit Maria ohnmächtig zurück, eingeschlossen in den geifernden Hass einer vom Bösen aufgestachelten Stadt, die doch noch vor kurzem Palmwedel geschwungen hat.

Es ist ein Film der Bilder. Worte, wenn sie gesprochen werden - meist sprechen die Augen -, klingen fremd und vergessen und doch vertraut. Mel Gibsons Darstellern, allen voran Caviezel, ist es gelungen, zwei tote Sprachen, Latein und Aramäisch, zu überzeugender Lebendigkeit zu erwecken. Wenn Pilatus tief vor sich hingrübelnd darüber sinniert „ Quid est veritas?“ (Was ist Wahrheit?) und dabei an seinen Kopf in der Schlinge Cäsars denkt; oder wenn der sehr würdevoll und attraktiv aussehende Hohepriester Kaiaphas kalt lächelnd auf Aramäisch, der Alltagssprache der Juden, das todbringende „Kreuzige ihn“ fordert, oder Maia Morgenstern Monica Belluci Worte ägyptischen Ursprungs fragt: „Warum ist diese Nacht anders als andere Nächte?“ – Worte aus der jüdischen Pessach-Liturgie - so hat man das Gefühl mittendrin zu sein, in einem unbegreiflichen Heils-Geschehen, das die Jahrtausende danach unumstößlich verändern wird. Man liegt mit Monica Belucci als Maria Magdalena zu Füßen eines Mannes, der selbst im größten Schmerz noch Ruhe ausstrahlt und weiß sich von ihm irgendwie getragen.

Alles in diesem Film vollzieht sich in der Bauchgegend, da krampft es sich zusammen, da wird es warm. Es ist ein beständiges Wechselbad der Gefühle. Und so wie bei einem über Jahrzehnte gereiften Cognac kommt der wohltuende Afterburner erst Tage danach.

Grausam, mit anzusehen, wie römische Alltagsroutine sich zum tobenden, Fleisch-zerfetzenden Blutrausch steigert. Grausam mit anzusehen, die endlosen Tritte in den wie von Messern zerschnittenen Unterleib, in das dorndurchbohrte Jochbein-geschwollene Gesicht, grausam, roh und ohne Erbarmen. Wahrlich, der Leib Jesu, ein Abbild des jesajaschen Schmerzensmanns: „Vom Kopf bis zum Fuß kein heiler Fleck, nur Beulen, Striemen und frische Wunden" (Jes 1,6).

Einmal während des Geisselungsdrehs in Cinecittà in Rom wurde Caviezel tatsächlich getroffen und er sagte dazu: "And this guy hit me square on the back and I had a 14 inch scar on my back and it really knocked the wind out of me." (Dieser Kerl schlug mir quer über den Rücken und hinterließ eine 14 Zoll lange, offene Wunde, die mir förmlich das Licht ausblies). Diese Narbe diente ab da als Muster für die aufwendige Maske, des von Geisselhieben zerfetzten Leibes. Es ist einfach unvorstellbar, was der Schmerzensmann für jeden einzelnen von uns gelitten hat, denn so stellt es sich für das Auge schonungslos offen und für Hollywood gänzlich ungewöhnlich dar.

Und immer wieder die Mutter; sei es, wie sie den kalten Pflasterstein liebkost unter dem metertief ihr Sohn im Verlies seiner Verhandlung in Ketten harrt, sei es das frische Blut hilflos aufwischend, das die Spur der von römischer Grausamkeit davongezerrten Leibesfrucht am Boden hinterlassen hat, sei es der blutverschmierte Abschiedskuss unter dem Kreuz. Sie, und nur sie ist die Mater Dolorosa, die Schwert-Durchbohrte, und sie sieht so aus, wie sie uns der alte Meister Fra Filipo Lippi so meisterhaft hinterlassen hat: verinnerlicht und schön im Schmerz.

Nein, es ist kein gewöhnlicher Film, der da unaufhaltsam auf uns zurollt, wie der mächtige Grabrollstein in der Szene der Auferstehung. Nimmt es Wunder, wenn der Darsteller von Jesus, Jim Caviezel, dieselben Initialen trägt, wie Jesus Christus und er, als er am Kreuze stundenlang dem kalten italienischen Nordwind ausgesetzt war, genauso alt war, wie Jesus selbst, nämlich 33 Jahre? Oder als man wegen des aufziehenden Gewitters die kostenexplodierende Entscheidung trifft, den Drehtag abzubrechen, in diesem Moment der Blitz in das Kreuz einschlägt, so als wolle eine himmlische Macht sagen: „Hiergeblieben!“. Nein, „Wunder“ sind von diesem Film nicht zu trennen, oder wie es Jim Caviezel formuliert: „I think the whole thing has been that way“ (der ganze Film war ein einziges Wunder).

Und so ist auch die Nachwirkung dieses Films. Ein Baptistenpastor aus Texas, Arch Bonnema, hat, nachdem er die Preview gesehen hatte, gleich 20 Kino-Leinwände für seine Schäflein reservieren lassen und dafür tief in die Tasche gegriffen: 42.000 Dollar. Chuck Norris (Die Feuerwalze) ließ sich sogar dazu hinreißen zu sagen: „Dieser Film wird Hollywood verändern!“ Und tatsächlich, mittlerweile werden die USA wie von einer Tsunami-Welle überrannt: Allein 4 Millionen Karten Vorbestellungen, 8 Millionen Hits auf der offiziellen Website: http://www.passion.film.de/new/flash/main.html und täglich werden es mehr.

Und es ist wahr, ich habe es am eigenen Leib erlebt: Überall, wo die Preview gezeigt wurde, ist es die gleiche Reaktion: Stille, minutenlange Stille. Man bleibt gebannt von dem Geschauten einfach sitzen, unfähig Worte zu finden, die ausdrücken könnten, was man soeben privilegiert war erleben zu dürfen. Und es bleibt einem unverständlich, wie eine semitische Minderheit in den USA (Anti-Defamation-League) diesem Film Antisemitismus nachsagen kann, sind es doch Juden, die Juden peinigen (Kajaphas) und sind es doch Juden, die sich für Juden einsetzen (Simon von Cyrene), und ist es doch die Botschaft der Liebe, die so unmissverständlich an den Anfang des Filmes gesetzt ist und jeden einschließt, Juden, Christen, Moslems, überhaupt jeden Menschen, der sich davon berühren lassen will.

Es bleibt das zugegebenermaßen gewagte Resumé: Wenn die "Passion Christi" am Aschermittwoch in Amerika und bereits in vielen anderen Ländern dieser Erde in die Kinos kommt, (Deutschlandstart: 8.April) wird es eine neu cineastische Zeitrechnung geben müssen: v.P. und n.P. (vor Passion / nach Passion).

Ein Film wie die Urgewalt eines Orkans, ein Film, der, wie es der Apostelgeschichtsscheiber Lukas formulierte „mitten ins Herz“ trifft, ein Film, den man einfach sehen muss.

Franziskus v.Ritter-GroenesteynMünchen

Foto: (C) ICON



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