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Wien: Gedenken an Auslöschung jüdischen Lebens 1938

22. Jänner 2017 in Österreich, keine Lesermeinung
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Vertreter der Kirchen und des Judentums betonen Bemühen um zukunftsorientierten christlich-jüdischen Dialog - Unrecht der Christen am jüdischen Volk darf zugleich niemals vergessen werden


Wien (kath.net/KAP) Noch nie waren die Voraussetzungen für einen zukunftsorientierten positiven Dialog zwischen Christen und Juden so gut wie jetzt. Zugleich dürfe die schuldbeladenen Geschichte niemals in Vergessenheit geraten: Das war der Tenor einer christlich-jüdischen Veranstaltung im Wiener Bezirksamt Fünfhaus im Gedenken an den Turnertempel. Der Turnertempel im 15. Bezirk wurde nach der Synagoge in der Seitenstättengasse und dem Leopoldstädter Tempel als dritte Synagoge Wiens erbaut. Er wurde im November 1938 im nationalsozialistischen Furor der "Reichspogromnacht" völlig zerstört und niedergebrannt. Ein wertvolles Kulturgut und ein religiöser Ort wurde ausgelöscht, während Passanten und Nachbarn einfach zusahen und auch die Feuerwehr nichts gegen den Brand unternahm.

Die Veranstaltung fand im Vorfeld des "Tages des Judentums" (17. Jänner) statt, an dem die christlichen Kirchen sich in besonderer Weise ihrer jüdischen Wurzeln besinnen. "Ich bin froh in einer Zeit zu leben, in der wir gemeinsam an einer friedlichen Zukunft arbeiten können", betonte der Präsident des Koordinierungsausschusses für christlich-jüdische Zusammenarbeit, Prof. Martin Jäggle. Gleichzeitig dürfe aber niemals das von Christen verübte Unrecht am jüdischen Volk vergessen werden. Der Turnertempel sei ein Symbol für die Auslöschung jüdischen Lebens in Wien-West. Es sei zu wenig, allein der Zerstörung des Tempels zu gedenken, "vielmehr wurde eine ganze Gemeinde und ein Ort des Gebets unwiederbringlich vernichtet", so der Wiener katholische Theologe.


Willy Weisz, Vizepräsident des Koordinierungsausschusses, berichtete über seine persönliche Verbindung zum Tempel. Dort hätten 1932 seine Eltern geheiratet. "Der Tempel stand für die vielen Jüdinnen und Juden im 15. Bezirk" und sei neben der "Storchenschul" in der Storchengasse, ein Zentrum jüdischen Lebens in Wien-West gewesen. Mit seinen 496 Sitzen für Männer und 333 Sitzplätzen für Frauen war er zudem eine der größten Synagogen Wiens.

Die Fläche, auf der die Synagoge stand, blieb auch nach dem Krieg lange unbebaut. 1988 wurde am angrenzenden Gemeindebau an für Passanten kaum sichtbarer Stelle eine Gedenktafel angebracht. 2011 wurde schließlich mit einem "Erinnerungsort Turnertempel" ein Denkmal errichtet, das gut sichtbar an die Geschichte des Ortes erinnert.

"Luthers Judenschriften dunkler Schatten"

In Bezug auf das diesjährige Reformationsjubiläum erinnerte der ehemalige lutherische Bischof Herwig Sturm an die antisemitischen Schriften Martin Luthers. Besonders am Ende seines Lebens habe Luther mit einer Serie von judenfeindlichen Schriften einen "dunklen Schatten" über sein Wirken gelegt, so Sturm. Besonders schockierend sei, dass Luther nicht nur "schreckliche Dinge" in Bezug auf das jüdische Volk geschrieben, sondern auch aktiv an der Vertreibung der Juden aus allen evangelischen Gebieten mitgewirkt habe.

Die evangelische Kirche in Österreich habe auf ihrer Generalsynode 1998 die antisemitischen Schriften Luthers grundsätzlich verworfen, erinnerte Sturm. Christlicher Antisemitismus sei aber auch heute noch nicht überwunden, "solange dieser noch immer in den Herzen und Köpfen mancher Menschen existiert", warnte der frühere Bischof.

An der Veranstaltung nahmen u.a. auch die katholischen Dechanten Norbert Rodt und Martin Rupprecht sowie der reformierte Landessuperintendent und Vorsitzende des Ökumenischen Rats der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ), Thomas Hennefeld, sowie der methodistische Superintendent Stefan Schröckenfuchs teil. Sie verlasen gemeinsam ein vom ÖRKÖ eigens erstelltes Schuldbekenntnis sowie Friedensbitten.

"Weg frei für versöhnliche Koexistenz"

Zum Ende der Veranstaltung betonten Thomas Gross von der Israelitischen Kultusgemeinde und die Geschäftsführerin des Koordinierungsausschusses, Sarah Egger, die guten Zukunftsperspektiven im christlich-jüdischen Dialog. "Der Weg hin zu einer versöhnlichen Koexistenz ist zum ersten Mal in der Geschichte frei", so Gross. Es sei an der Zeit, den christlich-jüdischen Dialog weiter in die Gesellschaft hineinzutragen, in die Gemeinden, Schulen und die Erwachsenenbildung, befand Egger.

Die Initiative zum "Tag des Judentums" geht auf die Zweite Europäische Ökumenische Versammlung 1997 in Graz zurück. Auch in Italien, Polen und den Niederlanden wird der Tag des Judentums am 17. Jänner begangen. Dieses Datum ist bewusst gewählt: Den Geist dieses Tages sollen die Kirchen in die anschließende weltweite "Gebetswoche für die Einheit der Christen" (18. bis 25. Jänner) weitertragen. Denn bei allen Trennungen der Christenheit untereinander sei allen Kirchen gemeinsam, dass sie im Judentum verwurzelt sind, so die Veranstalter.

Der "Tag des Judentums" wird in ganz Österreich mit verschiedenen Veranstaltungen und Gottesdiensten begangen. Weitere Informationen zu Veranstaltungen rund um den "Tag des Judentums" sind im Internet auf der Website des Koordinierungsausschusses für christlich-jüdische Zusammenarbeit unter www.christenundjuden.org abrufbar.

Copyright 2016 Katholische Presseagentur KATHPRESS, Wien, Österreich
Alle Rechte vorbehalten


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