Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Bistum Trier entlässt AFD-Landtagsabgeordneten Schaufert aus einem Kirchengremium
  2. Kardinal Parolin: Es wird keine Kehrtwende in der Kirche geben
  3. Das Leben des Menschen ist schutzwürdig oder doch nicht?
  4. Erzdiözese Wien: Lediglich 7,5 Prozent der Kirchenmitglieder besuchen die Hl. Messe
  5. Nur 4 deutsche Bistümer sagen NEIN zum 'Synodalen Irrweg/Ausschuss'
  6. Deutsche Jugend: GRÜNE PFUI, AFD HUI?
  7. Werden Sie Schutzengerl für kath.net für mindestens 2024 und 2025!
  8. Etikettenschwindel in der Mutterhauskirche der Waldbreitbacher Franziskanerinnen
  9. ,Ich habe Pornographie gemacht – jetzt mache ich Rosenkränze!‘
  10. Deutschland: Schüler konvertieren aus Angst zum Islam
  11. ,Besorgniserregend': Neue Studie über muslimische Schüler
  12. Erzbistum Hamburg verliert 2023 Millionen Euro durch Mitgliederschwund
  13. 'Klima-Jesuit' Jörg Alt mit wirren Aussagen: 'Jesus hätte sich auf die Straße geklebt'
  14. Klarer als die Deutsche Bischofskonferenz!
  15. Papst empfiehlt Brettspiele statt Zeit am Handy zu vertrödeln

Barbara Wenz: Die erste Beichte...

31. Oktober 2011 in Interview, 14 Lesermeinungen
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


Über die großen Stationen auf ihrer Reise zum katholischen Glauben erzählt Barbara Wenz exklusiv im KATH.NET-Interview - Von Petra Lorleberg


Linz (kath.net/pl) Was sind eigentlich die wichtigen Schritte, wenn ein Mensch katholisch werden will? Barbara Wenz erzählt im Interview von ihren persönlichen Knackpunkten, von Um- und Abwegen, und warum sie jetzt endlich sagen kann: „Mehr Liebe habe ich tatsächlich in keiner einzigen Religion dieser Welt entdecken können“.


kath.net: Frau Wenz, wann wurden Sie katholisch? Wie waren Sie zuvor in Sachen Religion unterwegs?

Barbara Wenz: Ich bin am 15. Oktober 2007, dem Tag der Hl. Teresa von Avila, in die katholische Kirche eingetreten, in meiner deutschen Heimatgemeinde im kleinsten Kreis, vor dem ausgesetzten Allerheiligsten. Danach gab es noch gemütlich ein Glas Sekt und Chips im Pfarrhaus, ein paar Tage später meine erste Beichte und am Sonntag darauf dann meine hl. Erstkommunion.

Eine Taufe war nicht notwendig, ich bin als Baby evangelisch getauft worden. Ich habe auch als Jugendliche den protestantischen Konfirmandenunterricht zur Vorbereitung auf meine Konfirmation besucht, aber da ging es eigentlich schon los mit den Ungereimtheiten: Luther sprach noch vom Allerheiligsten Altarsakrament, ich hatte seinen Katechismus gelesen, aber als ich meinen Pfarrer danach fragte, konnte er mir keine Antwort geben. Im Abendmahl gab es bei uns einfach nur Brot und Wein - nix mit Altarsakrament. Wozu sich dann aber auf Luther berufen? Das schien mir einfach nicht zusammen zu passen.

Gleichzeitig hatte ich schon immer ein großes Interesse an dem, was Katholiken, was die anderen Weltreligionen glaubten. Ich kann mich nicht mehr richtig erinnern, aber ich meinte wohl, der Auffassung gewesen zu sein, dass alle großen Religionen einen Abglanz der göttlichen Wahrheit wiedergeben würden, aber weil sie letztlich, wie ich dachte, von Menschen "gemacht" seien, eben immer nur einen Splitter von "Gott" einfangen könnten.

Ich hatte ja damals Jesus Christus noch nicht als Sohn Gottes erkannt, sondern lediglich als spirituellen Lehrer unter vielen.

Deshalb war es für mich auch nicht weiter wichtig, welcher Religion man nun angehören solle, sondern vielmehr eine Frage des persönlichen Geschmacks, wie bei der Kleiderwahl. So in etwa muss ich damals gedacht haben.

Nach Ausflügen in die Esoterik (Thoth-Tarot-Karten - nein, nicht bei Weltbild erstanden, sondern im Esoterik-Laden -, Reiki, Heilsteine, Geomantie, "keltisches Druidentum" usw.) landete ich zunächst beim tibetischen Buddhismus, dann beim Yoga und beim Hinduismus. Ich habe auch eine Ausbildung als Yoga-Lehrerin absolviert.

Positiv gesagt, der Sinn für das "Spirituelle" ist mir nie verloren gegangen, nur für das Christentum hatte ich mich nie mehr interessiert, vermutlich dank Uta Ranke-Heinemann, Deschner und Drewermann, die ich natürlich auch gelesen hatte.

Obwohl ich mit der katholischen Kirche damals nicht einverstanden war und viele Dinge nicht nachvollziehen konnte, war ich aber nie eine ausgesprochene Kirchenfeindin. Dafür hatte ich immer zu großen Respekt vor dem, was andere glauben, und dafür schätzte ich die Arbeit der katholischen Kirche, insbesondere ihr unbedingtes Eintreten für ein Recht auf Leben - auch wenn mir das persönlich nicht so richtig einleuchten wollte als "emanzipierte Frau" in manchen Fällen wie Verhütung oder Abtreibung - ganz besonders hoch ein.

Die Wende kam dann ziemlich unvermittelt und unerwartet. Nach ungefähr drei Jahren Yoga-Praxis mit Körperübungen und den dazugehörigen spirituellen Meditationstechniken - ich hatte u.a. eine Einweihung in Kundalini-Yoga sowie in das Mantra der indischen Göttin Saraswati erhalten und war außerdem eine glühende Verehrerin Shivas, des "tanzenden Gottes" - , setzte bei mir eine gewisse Unzufriedenheit ein.

Ich hatte einfach keinen Zugang zu diesen fremdartigen indischen "Göttern", vielarmig, manche wie Ganesha sogar mit Elefantenköpfen, es gab keine Beziehung zu ihnen, sie waren abstrakt - eben keine Menschen; selbst wenn sie als "Avatare" zu den Menschen hinabstiegen, blieben sie "Aliens", Wesen, zu denen ich einfach keine persönliche Verbindung aufbauen konnte.

Zu der Zeit muss ich gerade auch mal wieder eine Verfilmung von "Anatevka" gesehen haben, denn ich weiß noch, dass ich Tevje, den jüdischen Milchmann, wenn er hinausrannte aufs Feld, um mit seinem Gott zu streiten, zu argumentieren und zu verhandeln, einfach nur wundervoll und beneidenswert fand. Mit Shiva konnte man, besser ich, das nämlich ganz und gar nicht! *lächelt*

kath.net: Gab es für Sie ein Schlüsselerlebnis auf dem Weg in die katholische Kirche?

Barbara Wenz: Es gibt ja immer ungezählte Faktoren bei einer Konversion, Einflüsse, Momente, Impulse, Anstöße, die ineinander greifen. Zu nennen wäre in meinem Falle unbedingt auch noch eine - damals touristische - Fahrt aus purer Neugierde nach Manoppello zum Volto Santo.

Da Sie aber konkret nach dem Schlüsselerlebnis fragen, also jenes, welches die Pforte des Weges öffnete, der zum Nachdenken und letztlich zu meiner Bekehrung führte, dann ist das ganz bestimmt der Abend, an dem Johannes Paul II. starb.


Ich entsinne mich noch, ich fühlte mich zunächst ungeheuer belästigt. Zu lange war der schwerkranke Papst schon in den Medien breitgetreten worden. Versuchte, die Bilder aus Rom wegzuzappen. Kehrte immer wieder zu den Übertragungen zurück. Zu den Aufnahmen der singenden und betenden Menschen auf dem Petersplatz in Rom.

Das hat mich so berührt, dass ich am Ende, unter Tränen, versucht habe, seit langer Zeit wieder ein christliches Gebet zu sprechen - für diesen Papst, der mir zu seinen Lebzeiten eher wenig bedeutet hatte. Ich denke schon, dass dieser Moment eine Initialzündung war, und ich bin mir sehr sicher, dass ich nicht der einzige "Ungläubige" gewesen bin, der an diesem Abend auf den Weg gebracht wurde. Was mir sein Nachfolger Benedikt XVI. bedeutet, darüber habe im Beitrag Der Papst meines Lebens" für das vatican-magazin.de spezial zum Papstbesuch in Deutschland geschrieben."

kath.net: Wenn man von außen auf den katholischen Glauben schaut, gibt es häufig Anfragen zu folgenden Themen: Papstamt, Eucharistie, Beichte, Maria und die Heiligen. Welches Thema war eigentlich für Sie der schwierigste Brocken – und zu welchen Ergebnis kamen Sie?

Barbara Wenz: Eucharistie! Vielmehr: Realpräsenz! Ich hatte unter anderem auch große Bedenken, ob ich die Morallehre der Kirche wirklich für mich annehmen könnte, wenigstens rational und intellektuell vertreten jedenfalls, in der Umsetzung ist ja wohl niemand von uns perfekt, aber die allergrößte Hürde war definitiv für mich als Ex-Protestantin, dass ich nun an die Realpräsenz Christi in der konsekrierten Hostie glauben sollte. Gerne! Nur WIE? Ich bin ein Mensch, der auch theoretisch relativ gut Sachverhalte erfassen kann, aber hier half alles nichts. Mir wurde zwar viel Gnade während dieses Prozesses zuteil, Dinge, die auf mich völlig unerwartet und unverdient sozusagen herabfielen, aber die Realpräsenz Christ zu erkennen gehörte nun einmal nicht dazu.

Jetzt war Arbeit angesagt. Über Monate hinweg besuchte ich die Hl. Messe, natürlich ohne zu kommunizieren, aber was mir am Ende einen echten Zugang eröffnet hat, war der konsequente Besuch der "Stillen Anbetung", wo ich mir, ich will das nicht verschweigen, anfangs doch dämlich vorkam. Ich sitze hier vor einem Stück Brot in einer Monstranz? Und stelle dem Brot Fragen? Hm.

Also saß ich da und kniete und kniete und schaute und schaute- ja, ich glotzte - und am Besten waren die Momente, in denen ich resigniert den Kopf senkte und mein Gesicht in meinen Händen vergrub.

Ich wollte doch so gerne - aber ich konnte mir nicht vorstellen, wie.

Momente der Resignation wechselten sich ab mit sozusagen Tevje-haften Phasen des Aufbegehrens! Ich machte dem "Brot" Vorwürfe! Ich hielt ihm vor, dass "es" - natürlich nannte ich "es" bereits schon Jesus innerlich - jetzt schon mal zuschauen müsse, wenn es mich in seiner heiligen Kirche haben wolle, dass ich diese Hürde nun auch noch nehmen könne!

Keine Antwort.
Nichts. Es war zum Verzweifeln.

Und dann erinnerte ich mich an meine Yoga-Ausbildung. Die wirklich nicht ganz umsonst gewesen ist: Barbara, da ist einfach noch zu viel EGO! Das kannte ich doch, das war doch eine, freilich anders formulierte, Passage aus dem Vaterunser, nämlich "Dein Wille geschehe".

Und von diesem Punkt an ging ich in die Stille Anbetung und setzte mich zuversichtlich, voller Hoffnung und guten Mutes vor das Allerheiligste. Ich fragte nicht mehr nach dem WIE, ich ging einfach hin und sagte: "Herr, hier bin ich." Mehr nicht. Und das einfach aushalten.

Und als irgendwann die deutliche Antwort kam: "Und hier bin ICH!" - vielleicht hat er auch etwas alttestamentarischer gesagt: "Und ich bin DA!"- , da wusste ich, es war so weit. Ich konnte den Termin für den Kircheneintritt endlich festmachen.

kath.net: Die Beichte – darf ich Sie fragen, Frau Wenz? Das ist ja gerade für viele völlig unverständlich, wieso wir Katholiken ausgerechnet Schwierigkeiten und Versagen einem anderen Menschen offen erzählen. M welchen Gefühlen waren Sie auf Ihre erste Beichte zugegangen? Wie ging es Ihnen in dieser Beichte?

Barbara Wenz: Ganz ehrlich? Mir gings hundsmiserabel.

Der Punkt war, ich hatte Beichte im Prinzip theoretisch und rational völlig verstanden. Es schien mir ganz einfach zu sein. So nach dem Motto, der Priester ist der Telefonhörer zu Gott oder ähnlich. Ich ging sehr optimistisch und positiv gestimmt zu meiner ersten, zu meiner Generalbeichte.

Ich denke, ich war auch gut vorbereitet. Ich hatte ja jede Menge aufs Tapet zu bringen - an die vierzig Jahre! Und ich fing ganz frohgemut an und redete weiter und weiter und auf einmal ging die Heulerei los.

Dass da doch so viel war, was ich zwar immer gewusst und auch innerlich bereut hatte, aber zum ersten Mal nun laut aussprach, das erschütterte mich.

Dabei war der Priester auch nicht das Problem. Ich hatte volles Vertrauen zu ihm. Ich wusste, ich konnte ihm wirklich alles sagen. Aber ich empfand das schon auch als ganz anders, als mit Freunden über irgendwelche Verfehlungen sprechen, die einem auf der Seele liegen und wo es hauptsächlich um freundschaftlichen Beistand und ein bisschen laienpsychologischen Rat geht.

Ich stand ernsthaft vor Gott und Jesus Christus, an den ich nun endlich glaubte, und ein Mann saß neben mir in seiner Vermittlerfunktion, und seine Aufgabe war es, sich dieses ganze Elend anzuhören, nicht, um es zu relativieren oder wegzudiskutieren, sondern um mir nachher eine Lossprechung zu geben, die eigentlich kein anderer Mensch sonst spenden kann, als ein geweihter Priester, weil Gott ihm diese Vollmacht übertragen hat [vgl. Joh 20,21-23].

Das war ein bisschen der overload für mich, damit hatte ich nicht gerechnet. Hinzu kam, ich empfing die Lossprechung - und ich hatte erhofft, dass ich das jetzt sofort und ganz tief drinnen auch spüren würde. (Das war nun wieder der Nachteil mit dem Yoga, da spürt man ziemlich viel, was auch immer es zu bedeuten hat, aber das Nachspüren ist da immer ganz wichtig gewesen.)

Und jetzt spürte ich rein gar nichts! Ausgerechnet bei dieser so wichtigen Lossprechung meiner Generalbeichte! Ich konnte einfach nicht spüren, denken, glauben, fühlen, dass Gott mir tatsächlich vergeben hatte. Vielleicht ist das auch ein persönliches Problem von mir, wenn ich einen guten Tag habe, schiebe ich es auf meine protestantischen Wurzeln *schmunzel*.

Ich habe das dann mit meinem geistlichen Begleiter auch besprochen, und es hat wirklich ein bisschen Übung gebraucht, bis ich das für mich klären konnte. Aber wichtig war, dass ich nicht resigniert habe. Ich bin weiterhin regelmäßig zur Beichte. Es ist ein bisschen parallel gelaufen wie mit dem Zugang zur Realpräsenz. Irgendwann habe ich mich selbst nicht mehr so wichtig genommen, und was ich jetzt spüre oder nicht. Und dann war es da.

Dabei sollte mein hardcore-Beichterlebnis erst noch kommen. In Deutschland spielt sich das ja relativ gemütlich ab, Beichtzimmerchen, Kerze an, man sitzt sich gegenüber. Bei den italienischen Kapuzinern hier im Dorf, bei denen ich das erste Mal in Italien beichtete, ist das auch sehr komfortabel, selbst im Beichtstuhl.

Aber einmal ging ich zu einem anderen Konvent. "Ich will beichten!", sagte ich, und ein kleines hutzeliges Franziskanermännchen führte mich ins "Beichtzimmer" des Santuarios. Mein Blick fiel auf die gemütliche Sitzecke und ich dachte, okay, same procedure, im Sesselchen, gemütlich, Kerze und so. Nix da. Das durchaus gütige Mönchlein deutete liebevoll auf eine Kniebank. Ich solle mich hinknien. Er nahm neben mir auf einem Stuhl Platz. Nun war meine Kniebank direkt unter einem riesigen hölzernen Kruzifix mit bemaltem Korpus in Überlebensgröße angebracht. Und ich arme Sünderin kniete auf Augenhöhe der durchbohrten Füße von Jesus Christus, direkt unterm Kreuz. Mamma mia.

Niemals war mein Vorsatz, nicht mehr zu sündigen, stärker, als nach dieser Beichte direkt unterm Kreuz. [Ist mir nicht ganz gelungen, aber anderes Thema.]

Der gütige Franziskaner nahm danach meine Hände in seine und fragte mich noch liebevoll, woher ich käme und wie gut es sei, dass ich konvertiert wäre, also es war keine irgendwie schreckliche, horrible Beichte, das will ich damit nicht sagen. Aber eben - ziemlich eindrücklich, doch.

Mein Problem mit den innerlichen Zweifeln, ob Gott mir wirklich vergeben würde, ist übrigens seit damals endgültig gelöst.

kath.net: Wer ist Ihr persönlicher Lieblingsheiliger und warum?

Barbara Wenz: Der Allerliebste, den ich habe, ist der Hl. Joseph von Copertino. Und zwar, weil mir, im Gegensatz zu ihm, schulische Leistungen, das Studium usw. immer sehr leicht gefallen sind. Ich war nicht unbedingt hochmütig deswegen, aber es war halt meine Welt. Ich habe immer sehr gerne gelernt, Sprachen, Philosophie, schwierige, komplizierte literarische Texte haben mich immer fasziniert.

Und da war also dieser bezauberende Heilige, den ich schon recht früh in meiner katholischen "Laufbahn" kennen lernte, der rein gar nichts konnte. Der schlicht zu blöd für alles war. Im ersten Kloster, in dem er war, haben sie ihn fortgejagt, weil er fortwährend das Geschirr zerdepperte und "zu dumm war, um schwarzes Brot von weißem zu unterscheiden." Ich meine, das ist an sich eine verheerende Feststellung, oder?

Also der Hl. Joseph von Copertino war wirklich zu rein gar nichts zu gebrauchen, und als es an die Prüfung ging, die entscheidend zur Zulassung zu seiner Priesterweihe war, hat er Blut und Wasser geschwitzt. Überflüssig zu sagen, dass ihn Latein völlig überforderte. Zufall, Glück, Fügung - nein, der Beistand der Hl. Gottesmutter hat ihm geholfen, die schwierige, notvolle Prüfung zu überstehen! Seither ist er Schutzpatron der Schüler, Studenten, Examenskandidaten und so weiter.

Vor den Menschen ein Taugenichts - vor Gott der Allergrößte. Der hl. Joseph von Copertino war von solch glühender Liebe erfüllt, dass es ihn in Ekstase förmlich hinwegtrug. Ja, er konnte fliegen. Tausende von Zeitgenossen haben das unter Eid bezeugt, dass sie ihn abheben sahen.

Sogar einen protestantischen deutschen Landesfürsten hat er zum rechten Glauben bekehren können. Ich sage: der vielleicht bezauberndste Heilige der katholischen Welt.

Das genaue Gegenteil davon, wie ich finde, ist die Hl. Edith Stein. Nicht, weil sie nicht bezaubern könnte, im Gegenteil! Aber sie bezaubert auf eine andere Art und Weise.

Wer so oft in seinem recht ungeordneten Leben schon weltlich verliebt war wie ich, den fasziniert besonders die eigene, individuelle Qualität, die bei jedem einzelnen unserer Heiligen zu Tage tritt, wenn sie sich in Gott verlieben.

kath.net: Meine letzte Frage: Mit welchem Bibelvers gehen Sie zurzeit innerlich um?

Barbara Wenz: Gar kein bestimmter, obwohl grad die Sache mit den "weiß getünchten Gräbern" recht aktuell zu sein scheint *lächelt*.

Ich befasse mich regelmäßig mit der Tageslesung, mal mehr, mal weniger intensiv. Durch das Stundengebet bin ich auch mit dem Magnifikat und dem Benedictus insbesondere sehr vertraut geworden, das sind Schriftstellen, an denen ich mich nie satt lesen kann.

Psalm 23 sagt mir immer sehr viel, den habe ich als Kind auswendig gelernt. Das sind so die Fundamente, auf die man als Erwachsener, der den Glauben wieder entdeckt hat, staunend und froh zurückgreifen kann.

Am Schönsten finde ich, neben dem Psalm "Mein Herz dichtet ein feines Lied, einem König will ich es singen", das Hohelied Salomos - und ich gestehe auch, es ist vermutlich dasjenige Buch der Heiligen Schrift, aus dem ich am meisten auswendig zitieren kann.

Matthäus 16, 16-19 sind natürlich die Verse, mit denen ich in meiner Zeit als Protestantin immer am wenigsten anfangen konnte. Tatsächlich ist er eine Stelle geworden, die wie mich wie keine andere immer wieder leiten, stärken, ermutigen kann, wenn in der Kirche mal wieder grad Matthäi am Letzten ist. Hinzu kommt, dass er natürlich in meiner alten Luther-Bibel - ja doch! - eine ungleich größere Kraft entfaltet, als in den katholischerseits so gebräuchlichen Übersetzungen. Es ist schon ein Unterschied, ob ich lese: und die Pforten der Hölle werden sie (die Kirche) nicht überwältigen [Luther], oder ob ich lese: und die Mächte der Unterwelt werden sie nicht überwinden [Einheitsübersetzung].

Paulus habe ich dank des Paulus-Jahres vollständig neu entdecken können. Wie mag man sich fühlen, wenn man so eine radikale Konversion hinter sich gebracht hat, in dem Wissen, eigentlich ein Zeitgenosse Jesu zu sein und ihn komplett verpasst zu haben? Und dennoch die Gemeinden so voller geistiger Kraft, Eifer und Glut, mahnen und stärken konnte?

Wissen Sie, es ist genau das, was mir immer gefehlt hatte im Hinduismus. In Assisi, beim Treffen der Vertreter der Weltreligionen am 27. Oktober 2011, grüßte ein Inder die Versammlung: "Ich verneige mich vor dem Göttlichen in jedem von euch."

Aber das so konkret zu erfahren können, in dieser unermesslichen Fülle und Bandbreite, dazu musste ich katholisch werden. Jeder Einzelne von uns ist ein geliebter Sohn oder eine geliebte Tochter Gottes.

Doch nur wir Christen glauben, dass Gott sich uns gleichgemacht hat. Er ist nicht herabgestiegen und hat irgendwas diffus Göttliches mit uns geteilt, dabei erhaben bleibend. Er hat mit uns unser ganzes prachtvolles und zugleich elendigliches Menschsein erlebt und durchlitten. Bis zur bitteren Neige.

Mehr Liebe habe ich tatsächlich in keiner einzigen Religion dieser Welt entdecken können. Und darum glaube ich, dass Jesus Christus unser Herr und unser Erlöser jetzt und in Ewigkeit ist.

kath.net: Liebe Frau Wenz, herzlichen Dank für Ihr Glaubenszeugnis!

Barbara Wenz ist freie Journalistin und Autorin. Sie veröffentlichte bereits mehrfach auf kath.net sowie im vatican-magazin.de. Außerdem führt sie den Blog Elsas Nacht(b)revier

kath.net-Buchtipp:
Barbara Wenz
Poetische Pilgerorte. Reisen ins mystische Mittelitalien
MM Verlag
220 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag
20,50 EUR

kathTube-Tipp: Catholic Converts - Willkommen zu Hause!



kathTube Lied: "Here I am, Lord!"



Foto Barbara Wenz: (c) kath.net/Barbara Wenz


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

 Barbara Wenz 1. November 2011 

@NochnichtKatholisch

Bitte zögern Sie nicht, mich anzumailen und neben dem Angebot, das Ihnen \"bücherwurm\" eröffnet hat, in einen persönlichen Austausch mit mir zu treten.
Ich stehe Ihnen für alle Ihre Fragen und Anliegen zur Verfügung. Wenn Sie - hoffentlich - einen guten Seelsorger haben, ist dieses Angebot natürlich ergänzend zu verstehen.
elsalaska[at]tiscali[punkt]it
Ich freue mich auf Ihre Nachricht.
LG BW alias Elsa
PS @Waldi: Wenn ich - man sagt dann meist \"meine Wenigkeit\", nicht ganz ohne Grund - und andere große Aufgezählte, Sie ermutigen können, freut mich das insbesondere. Aber ohne SIE, die Sie praktisch, wie viele andere, die Stellung gehalten haben, für uns, hätten wir nicht zurück- bzw. heimkehren können. Danke dafür! Von Herzen! Sehe es wie @Nada!


1
 
 Gandalf 1. November 2011 

@Vetinari: Die Lutherbibel ist durchaus interessant, in etlichen Passagen weit spannender und besser als die Einheitsübersetzung übersetzt. Natürlich kann ein Katholik diese auch mit Gewinn lesen.


1
 
 placeat tibi 1. November 2011 
 

@Vetinari

\"Sie finden die Lutherbibel immer noch toll. Und irgendwie schummeln sie alle ein bißchen, wenn sie behaupten, Luther wäre eigentlich doch ganz schön katholisch gewesen.\"
------------------------------------------------
Hat halt bloß im obigen Interview niemand behauptet, blöd ne?!
Was mich in letzter Zeit gehäuft nervt, sind Kommentatoren auf Foren oder Blogs, die mit persönlichen Abwertungen, Verdrehungen und Unterstellungen operieren und das dann noch in der Pose von Verteidigern des wahren Katholischen verkaufen wollen.
Bitte wenigstens die alberne Tarnung weglassen, das wirkt so lächerlich!
Zum wesentlichen:
Danke liebe Barbara Wenz für dieses wahrhaftige Zeugnis!


1
 
 SpatzInDerHand 1. November 2011 

@Vetinari

Was Sie hier verbreiten, nennt man üblicherweise \"Vorurteile\". Tragen Sie es ernsthaft Katholiken nach, wenn sie aus dem Protestantismus zu uns gekommen sind und nicht wie vermutlich SIE in die katholische Kirche \"hineingeboren\" worden sind? Das sind wirklich ungute Töne von Ihnen...
Und zur Lutherbibel: Auch ich als praktizierender Katholik greife immer wieder gern zur Lutherbibel. Ich nehme dabei garantiert keinen Schaden!


2
 
 Llokab 1. November 2011 
 

Lutherbibel

@vetinari

ich finde die Lutherbiebel auch immer noch toll. Eine Betrachtung der Reformation allein aus rechthaberischen Gründen scheint mir wenig hilfreich.


1
 
 Vetinari 31. Oktober 2011 

Ex-lutherische Katholiken

Sie finden die Lutherbibel immer noch toll. Und irgendwie schummeln sie alle ein bißchen, wenn sie behaupten, Luther wäre eigentlich doch ganz schön katholisch gewesen. War er gar nicht. Aber es ist doch schön, sich das vorzustellen.


1
 
 rosenberg 31. Oktober 2011 

„Mehr Liebe habe ich in keiner einzigen Religion entdecken können“.

Ich hielt ihm vor, dass \"es\" - natürlich nannte ich \"es\" bereits schon Jesus innerlich - jetzt schon mal zuschauen müsse, wenn es mich in seiner heiligen Kirche haben wolle, dass ich diese Hürde nun auch noch nehmen könne!

Ist es nicht wunderbar, wie verständnisvoll und menschlich ER sich uns nähert. Kein Mensch könnte auf diese Idee kommen. Er aber macht sich so klein und demütig, dass wir Ihm endlich unsere Herzen öffnen.


1
 
 Jofichtel 31. Oktober 2011 

Ja vielen Dank, für dieses wunderbare Bekenntnis.


1
 
 Nada 31. Oktober 2011 
 

Die erste Beichte

Ein zu Herzen gehendes Bekenntnis, dass Suchenden Mut und den letzten Anstoß für Verlorene Söhne und Töchter geben mag.
Der HERR in seiner Gnade gab mir seinerzeit auch einen Schubs von unerwarteter Seite. Ein normal Sterblicher hat ja keinen geistlichen Berater, wie z.B. viele Heilige, und trotzdem wird einem der Weg geebnet. In meiner ersten Beichte wurde ich in meiner Mickrigkeit auch durch den Verweis auf den Heiligen Petrus, irgendwie getröstet, dass aus mir auch noch ein gottgefälliges Wesen werden kann.
@Waldi, aus meiner Sicht haben Sie eine Menge Gnade erhalten, indem Sie Stand-gehalten haben und nicht geflüchtet sind, bei allen Anfechtungen und Glaubensprüfungen, die Sie durch das Handeln diverser \"Reformatoren\" über die Jahre erdulden mussten. Die katholische Kirche braucht bis in alle Ewigkeit große und kleine Zeugen der Wahrheit.


2
 
 bücherwurm 31. Oktober 2011 

Lieber @Nochnichtkatholisch,

ich würde mich sehr freuen, wenn Sie zu uns in das kath.net-Forum kämen, vielleicht ergibt sich da die Möglichkeit zu vertieftem Gesprächsaustausch über Ihre Themen!
Hier:

www.kathnews.com/


2
 
 Waldi 31. Oktober 2011 
 

Frau Barbara Wenz...

habe ich im Vatikan Magazin entdeckt, als sie ihre Geschichte vom \"Fliegenden Mönch\", Joseph von Copertino erzählte. Außerdem in ihren Beiträgen in kath.net. Besonders aber berührt mich diese Geschichte ihrer Konversion. Es is aber immer erstaunlich, auf welch wunderbare Weise Menschen durch die Gnade Gottes den Weg in die katholische Kirche finden: Barbara Wenz, Andrè Frossard, Edit Stein, Christa Meves, Peter Seewald, um nur einige zu nennen. Ich als Katholik, der den katholischen Glauben mit der Muttermilch mitbekommen hat, fühle mich diesen Begnadeten hoffnungslos unterlegen und von der Gnade Gottes etwas vernachlässigt. Ich empfinde aber keinerlei Neid, sondern sehe es als Ermutigung an, durchzuhalten und die Gnadenstunde geduldig nach Gottes Vorsehung abzuwarten.


1
 
 Endlich_katholisch 31. Oktober 2011 
 

Vielen Dank

Vielen Dank für diesen schönen Bericht.
Das macht mir Mut.
Denn ich hänge zur Zeit irgendwie fest, bin laut Papieren ‚aufgenommen’ und darf auch Steuer zahlen, aber irgendwie kommt es noch nicht zur wirklichen Aufnahme mit Beichte und Kommunion.
Dran denken ‚Dein Wille geschehe’


4
 
 Gembloux 31. Oktober 2011 
 

Vielen Dank, Barbara, für dieses wunderbare Bekenntnis.


1
 
 Mysterium Ineffabile 31. Oktober 2011 

Die Kraft der Anbetung

Vielen Dank für all Ihre Worte, die so lebendig sind und Leben vermitteln.

Ihr Weg \"von der Anbetung\" hin zur \"Kommunion\" - das ist der wahre Weg, der Weg der Liebe, der Weg der Wahrheit, eben: \"Dein Wille geschehe\".


2
 

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu

Konversion

  1. Pilgerwege durch Österreich führen einen britischen Richter in die katholische Kirche
  2. Niederländische Anwältin und Aktivistin der Bauernbewegung konvertiert zum katholischen Glauben
  3. Christlicher Konvertit Chia Rabiei darf in Deutschland bleiben
  4. Jüdischer Schauspieler konvertiert zum katholischen Glauben
  5. „Ich habe meinen Schritt nie bereut“
  6. Eintritt in byzantinisch-katholische Kirche hat ‚ein Feuer entzündet’
  7. Eintritt in byzantinisch-katholische Kirche hat ‚ein Feuer entzündet’
  8. Die evangelische Pfarrerin Gabriele Göbel wird katholisch
  9. Hierher hat mich Gott geführt
  10. 28 Jahre täglich die Hl. Messe - Jetzt wurde David Bereit Katholik!







Top-15

meist-gelesen

  1. Werden Sie Schutzengerl für kath.net für mindestens 2024 und 2025!
  2. KOMMEN SIE MIT! EINMALIGE REISE - 13. Oktober 2024 in Fatima + Andalusien!
  3. ,Ich habe Pornographie gemacht – jetzt mache ich Rosenkränze!‘
  4. Nur 4 deutsche Bistümer sagen NEIN zum 'Synodalen Irrweg/Ausschuss'
  5. Klarer als die Deutsche Bischofskonferenz!
  6. Bistum Trier entlässt AFD-Landtagsabgeordneten Schaufert aus einem Kirchengremium
  7. US-Präsident Biden macht Kreuzzeichen bei Pro-Abtreibungskundgebung
  8. Taylor sei mit Euch
  9. 'Gott kann in die Geschichte eingreifen, wenn wir beten!'
  10. ,Besorgniserregend': Neue Studie über muslimische Schüler
  11. Kardinal Parolin: Es wird keine Kehrtwende in der Kirche geben
  12. Bischof Strickland warnt vor ‚Crescendo der Apostasie’ in der Kirche
  13. Etikettenschwindel in der Mutterhauskirche der Waldbreitbacher Franziskanerinnen
  14. Papst: Pius VII. leitete die Kirche mithilfe seiner Unterwäsche
  15. Deutsche Jugend: GRÜNE PFUI, AFD HUI?

© 2024 kath.net | Impressum | Datenschutz