Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Papst will "schmerzhafte" Geschichte mit Täuferbewegung aufarbeiten
  2. „Frauen, die Kinder erziehen, sitzen nicht in der Teilzeitfalle, sondern mitten im Leben“
  3. Sieg des Lebensschützers und Katholiken Karol Nawrocki im polnischen Wahlkrimi
  4. Wie der Sohn gesandt: Priester im Herzen der Kirche - Schule der Glaubwürdigkeit
  5. Der Auftritt war "objektiv blasphemisch"
  6. LGBT-Popup Fenster auf der Internetseite der Katholischen Jugend Innsbruck
  7. Das Schweigen der Windelhühnchen
  8. ‚Dienstmädchen des Patriarchats‘ – Hillary Clinton beleidigt konservative Frauen
  9. Papst Leo XIV. wird im Apostolischen Palast wohnen
  10. Schweiz: 'Katholische' Frauenorganisation verzichtet auf das 'katholisch'
  11. Strafanzeige nach Performance halbnackter Tänzer im Dom von Paderborn
  12. Papst Leo XIV. empfängt verurteilten Kardinal Becciu
  13. Aus Ehe und Glaube entsteht Zukunft. Einheit ist kein Kompromiss, sondern Frucht der Wahrheit
  14. Lächle einen Menschen an, der dich nervt!
  15. Moskauer Patriarch: Orthodoxie macht schwierige Zeiten durch

Warum die katholische Kirche kein Omelette ist

18. März 2010 in Aktuelles, 17 Lesermeinungen
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


Priester, die Kinder schänden, sind noch schlimmer als Väter, die sich an ihren eigenen Söhnen vergehen. Eine größere Gotteslästerung ist nicht denkbar - Ein Kommentar von Paul Badde / Die Welt


Rom (kath.net/DieWelt)
Der Anteil der katholischen Kirche am Kindesmissbrauch bewegt sich im Promille-Bereich. Trotzdem: Ein faules Ei verdirbt das ganze Omelette. Für Papst Benedikt stellen die Missbrauchsfälle ein besonderes Problem dar, zeigt sich in ihnen doch in krasser Weise der Abfall der Priester vom katholischen Glauben.

Karte des Missbrauchs

Die katholische Kirche war immer schon eine Bande von Sündern – manche Päpste eingeschlossen, wie etwa Alexander VI. mit seiner „reifen erotischen Persönlichkeit“, wie es heute vielleicht heißen würde. Das Wunder der Kirche war hingegen, dass diese Bande von Sündern es auch immer wieder schaffte, große und kleine Selige und Heilige hervorzubringen, von Generation zu Generation, vom heiligen Stephanus über Franz von Assisi bis zu Kardinal Newman oder Mutter Teresa.

Das wird sich auch in Zukunft nicht ändern. Das bleibt auch von dem ungeheuren Schock unberührt, mit dem nun ausgerechnet in dem vom Papst Benedikt XVI. ausgerufenen Priesterjahr schwere Verbrechen und teuflische Sünden von vielen Priestern in der Vergangenheit wie in einem Vulkanausbruch auf die Kirche herabregnen. Da hilft alles Entschuldigen nichts mehr, und das weiß wohl keiner besser als der Papst, wie sein Brief an die Bischöfe Irlands deutlich machen wird – aus der Wiege des christlichen Europa! –, den er heute in Rom unterschreibt.

Doch nicht nur das: Auch die naive Kultur des Verschweigens und Verschiebens und der Schutz der Täter aus den eigenen Reihen lässt sich endlich keinen Tag länger mehr verteidigen. Auch alles Relativieren hilft da nichts, erst recht nicht bei der Kirche, die sich ja wie keine Institution sonst dem Absoluten verschrieben hat. Es nutzt nichts, darauf hinzuweisen, dass über 80 Prozent solcher Delikte in Familien stattfinden, dass sich die Missbräuche in der Kirche im Promille-Bereich bewegen, dass sich solche Verbrecher immer wieder warme Vertrauensräume suchen, in Internaten, in Kibbuzim, in Kindergärten, wo auch immer Nestwärme vorherrscht.

Die Scham und der Holocaust

Es hilft nicht, darauf hinzuweisen, dass früher vor allem eine öffentliche Scham solchen Missbrauch geschützt hat, die jener kollektiven Scham nicht unähnlich war, mit der in den 50er-Jahren selbst ein Jahrtausendverbrechen wie der Holocaust zehn Jahre zuvor vor allem beschwiegen wurde in Deutschland. Es war eine Schande, ein atavistisches Tabu, das jedermann zu berühren fürchtete, um nicht selbst davon verschlungen zu werden. Schluss damit. Nun kommt all dies an ein Ende, und dass bei all dem die katholische Kirche nun eine fatale Vorreiterrolle spielt, obwohl sie prozentual wohl die wenigsten Kinderschänder in ihren Reihen hat, ist nicht nur schlecht. Das ist bei allem Unheil auch gut so.


Denn der Anspruch ist ja hier viel höher. Priester, die Kinder schänden, sind noch schlimmer als Väter, die sich an ihren eigenen Söhnen vergehen. Eine größere Gotteslästerung ist nicht denkbar. Das ahnen selbst hartgesottene Schwerverbrecher und Mörder in ihren Zuchthäusern, unter denen Kinderschänder überall den schäbigsten Rang einnehmen – und darum besonders geschützt werden müssen, weil sie hier oft an Leib und Leben bedroht werden. Da ist es nur gerecht, dass die überfällige Aufklärung in der katholischen Kirche nun am meisten schmerzt – unbesehen aller archaischen Instinkte zur allgemeinen Hexenjagd, die dabei auch noch wie nebenbei geweckt werden mögen.

Es ist eine Operation am offenen Leib, ohne Narkose. Es ist – endlich! – das Skalpell jener „Reinigung der Erinnerung“, die schon Papst Johannes Paul II. so dringend für die Kirche insgesamt angemahnt hat. Da ist es im Moment wirklich kein Vergnügen, katholisch zu sein. Aber als Vergnügen pur war die Nachfolge Christi ja auch nie gedacht. Im Gegenteil, wer zeigt besser, wohin es führt, wenn das Vergnügen pur zur obersten Leitlinie des Handelns wird als jene Priester, deren Untaten sie nun noch nach Jahrzehnten einholen – oder als der explodierende Markt für Kinderpornos in unserer Zeit.

Ein faules Ei verdirbt die ganze Pfanne

Was nun für viele in Deutschland aber schon als das Ende der Kirche erscheinen mag, weil ihre Aura praktisch über Nacht erloschen scheint, wird und muss de facto ein Neubeginn sein, unter Gott sei Dank völlig veränderten Bedingungen. Denn die Kirche ging ja noch nie ganz auf in dieser Welt. Neben dem Glanz Gottes ist ihr auch das „Mysterium des Bösen“ wohl vertraut. Deshalb versteht sie sich seit jeher auch als „semper reformanda“: als immer reformbedürftig.

Wäre die Kirche ein Omelette, müssten wir sie jetzt endlich in die Tonne treten wie vergifteten Fisch, weil ja schon ein einziges faules Ei in der Pfanne die ganze Chose ungenießbar verdirbt. Das ist in der Kirche grundsätzlich anders. Hier kann ein einziger Schweinepriester den Ruf aller Katholiken zwar nachhaltig beschädigen, nicht aber die Substanz der Kirche, die sich aus den Wunden Christi am Kreuz speist – und wo deshalb bis heute der überwältigend große Anteil an Priestern ihre Lebensform als Weg zur Heiligkeit gewählt haben.

Rund um den Erdball leisten sie dabei täglich bewundernswert Wunderbares – und natürlich auch weiterhin in Deutschland oder Irland, wo sie plötzlich zu Parias geworden sind: zur verachtesten Zunft, vor deren Vertretern Eltern ihre Kinder von der Straße holen. Es ist eine Katastrophe in ihrem dramatischen griechischen Wortsinn, als „Umkehrung der Ordnung“.

Der Papst ist kein Zauberer

Darauf kann die Antwort nur eine radikale Umkehr zu Gott hin sein, als Buße im klassischen Sinn in dieser vorösterlichen Bußzeit – und das sieht in der katholischen Kirche heute wahrscheinlich keiner klarer als der Papst selbst. Eine Steuerung in genau diese Richtung darf deshalb auch jeder von ihm in den kommenden Tagen erwarten: als riskantes Umkehrmanöver des Schiffes Petri in höchst stürmischer See, für einem Umkehrschub der Kirche auf ihren Ursprung hin.

Denn Benedikt XVI. ist ja kein Zauberer oder Magier, Wunder gehen ihm so wenig leicht von der Hand wie uns. Er ist aber auch kein Bundeskanzler oder Leitartikler. Wenn er am kommenden Sonntag also wieder an sein Fenster zum Angelus tritt, wird er auch diesmal mit den Menschen auf dem Petersplatz zuerst und zuletzt wieder den „Angelus“ beten, das Gebet vom „Engel des Herrn“, mit dem hier seit Jahrhunderten Sonntag für Sonntag neu die Menschwerdung Gottes in Jesus Christus in Erinnerung gerufen wird.

Sein Brief an die irischen Bischöfe (dem er wohl keinen Brief an die Deutschen folgen lässt) wird höchst strenge Richtlinien für eine rückhaltlose Aufklärung und zur Vermeidung jedes weiteren Missbrauchs haben, sowie klare Vorgaben zum rechten und gerechten Umgang mit den Opfern enthalten. Vor allem aber wird er auch in diesem Schreiben wieder tun, was er versucht, seit er vor fünf Jahren das Amt des Petrus „wie das Messer einer Guillotine“ auf sich zustürzen sah: nämlich all die Asche wegzuschaufeln, die die Glut der Kirche zu ersticken droht.

Missbrauch als Glaubenskrise

Denn es ist ja auch jedem Laien einsichtig, dass erst ein Erlöschen des spirituellen Feuers jedem Missbrauch von Geistlichen vorausgegangen sein muss. Dass ein Priester, der sich an Kindern vergeht, die Worte Jesu schon lang nicht mehr ernst genommen hat, wo es etwa heißt: „Wer einen von diesen Kleinen, die an mich glauben, zum Bösen verführt, für den wäre es besser, wenn er mit einem Mühlstein um den Hals ins Meer geworden würde“ (Markus 9,42).

Wie sollte dies dem Papst verborgen sein? Deshalb kann er gar nicht anders, als hinter allen Missbräuchen auch eine fast noch tiefer reichende erschreckende Glaubenskrise monströsen Ausmaßes zu erkennen. Einen Abfall vom Evangelium. Eine Verhöhnung Gottes selbst unter Theologen. Keiner wird deshalb erwarten dürfen, dass der Papst die Ehelosigkeit der Priester auch nur im Traum zur Disposition stellen wird.

Vielmehr wird er gerade den Zölibat katholischer Priester neu zu stärken versuchen, der ja nicht anders verstanden werden kann als sichtbarster Ausdruck ihrer persönlichen Liebesbeziehung zu Gott, dem sie sich mit diesem Schritt doch einmal mit Haut und Haar verschrieben haben. Sicher wird der Papst das Feuer dieser Liebe noch einmal neu zu entfachen versuchen. Verstörend bleibt dennoch dies: Jetzt fallen die Sünden der 50er-, 60er- und 70er-Jahre auf uns zurück. Wie lange wird dieser Prozess wohl für jene neuen Sünden dauern, die wir heute unter uns verschweigen?

JA ZUR KIRCHE

JA ZUR KIRCHE auf FACEBOOK - Jetzt Mitglied werden!


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu

Badde

  1. 21 Märtyrer
  2. Christus ist auferstanden. Gott sei Dank und Halleluja!
  3. Zwei besondere Tücher und die wichtigste Frage unseres Lebens
  4. Das Abbild Jesu in zwei Tüchern
  5. Ohne Judentum steht das Christentum auf tönernen Füßen
  6. Heimat ist komplizierter
  7. Ja, wir hatten ein Halbes für das Ganze gehalten
  8. Das ist die Geschichte eines Engels
  9. Christus ist auferstanden. Resurrexit vere
  10. Ursprung der Welt und Ursprung der Geschichte






Top-15

meist-gelesen

  1. Das Schweigen der Windelhühnchen
  2. Sieg des Lebensschützers und Katholiken Karol Nawrocki im polnischen Wahlkrimi
  3. Der Auftritt war "objektiv blasphemisch"
  4. Papst Leo XIV. wird im Apostolischen Palast wohnen
  5. Papst Leo würdigt Pius XII. für mutiges Handeln im Zweiten Weltkrieg
  6. Papst Leo XIV. empfängt verurteilten Kardinal Becciu
  7. Wie der Sohn gesandt: Priester im Herzen der Kirche - Schule der Glaubwürdigkeit
  8. Papst will "schmerzhafte" Geschichte mit Täuferbewegung aufarbeiten
  9. Aus Ehe und Glaube entsteht Zukunft. Einheit ist kein Kompromiss, sondern Frucht der Wahrheit
  10. „Frauen, die Kinder erziehen, sitzen nicht in der Teilzeitfalle, sondern mitten im Leben“
  11. ‚Dienstmädchen des Patriarchats‘ – Hillary Clinton beleidigt konservative Frauen
  12. Christi Himmelfahrt: Papst fährt überraschend nach Castel Gandolfo
  13. Alte Messe - Kommt es zu einem Kurswechsel unter Papst Leo XIV.?
  14. Kard. Eijk: JP-II-Institut und Päpstliche Akademie für das Leben müssen „klar und eindeutig“ sein
  15. LGBT-Popup Fenster auf der Internetseite der Katholischen Jugend Innsbruck

© 2025 kath.net | Impressum | Datenschutz