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Der Exorzismus der Emily Rose

7. November 2005 in Aktuelles, keine Lesermeinung
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Kein billiger Horror-Splatter-Movie und kein Popcornkino - Am 24. November kommt ein ungewöhnlicher Film ins Kino - Eine Filmbesprechung von Franziskus von Ritter-Groenesteyn


Es knirscht unter seinen Schritten. Dünne Eisschollen zerbrechen berstend unter seinem festen Tritt. Es ist kalt, kalt auf der Leinwand, kalt um das einsam verrottende Haus, kalt in dieser Wüste aus einer im Raureif erstarrten Welt. Ist sie das Spiegelbild einer Seele? Verloren und gefangen im eigenen Ich? Unweigerlich erfasst uns diese erstarrte Welt, kriecht ihre Kälte in uns vor, zieht uns hinein in ein Universum, deren Existenz von vielen belächelt wird.

Es sind die Schritte des Arztes, der sein Totenattest ausstellen soll, und es doch nicht kann, zu sichtbar ist die Handschrift eines qualvollen gewaltsamen Todes an einer jungen, einst blühenden Frau von neunzehn Jahren - und es ist seine Weigerung die den Fall ins Rollen bringt und einen „Mann Gottes“, wie ihn der Staatsanwalt später nennen wird, vor Gericht.

„A true story“ flackert es kurz im Vorspann des von Sony Pictures vertriebenen zweistündigen Blockbusters auf. A true story, doch von wem? Die Geschichte ist fiktiv und doch ist sie wahr. Quasi in den Nachwehen des Films der „Exorzist“, der damals in die Kinos kam, und die Welt verstörte, durchrauschte sie den Blätterwald der Medien und mündete in einen Aufschrei des Entsetzens, der noch heute nachhallt. Diese Geschichte wurde jetzt für den großen, weiten Markt gewissermaßen amerikanisiert. Was sich einst in den 70er Jahren vor deutscher Justiz abspielte, eine deutsche Geschichte vor deutschem Gericht, sie wurde ins Amerikanische übersetzt, counsellor and judge, eine amerikanische Geschichte nunmehr verhandelt im Land der unbegrenzten Möglichkeiten, verhandelt im cinematografisch allgegenwärtigen courtroom von law and order. Doch um welche Geschichte handelt es sich? Wer ist diese junge Frau, deren Leben plötzlich zur Hölle wird? Und vor allem warum?

Anneliese Michel, im Film Emily Rose, gespielt von Jennifer Carpenter (bekannt aus der Comedy „White Chicks“) gebürtig im fränkischen Provinznest Klingenberg war – Augenzeugen bestätigen es – ein durch und durch anständiger, aufrichtiger, lebensfroher Mensch, festverankert in dem was ihrem Leben erst den rechten Sinn gab, verankert im Glauben. Was sie lebte, war ein friedvolles und fröhliches Leben, mit all den Höhen und Tiefen, den der Alltag und das Erwachsenwerden eben so mit sich brachte - und sie war beliebt. Doch das alles änderte sich schlagartig in jenem schicksalhaften Jahr 1968 als unbekannte Mächte von ihr Besitz ergriffen, erst nur langsam, dann aber unaufhaltsam bis zu ihrem Tod im Jahre Juni 1976.

Das gerichtsmedizinische Gutachten konstatierte damals Tod durch Verhungern. In der Tat war sie abgemagert bis zum Skelett. Fotos, im Film vom Staatsanwalt im courtroom effektvoll auf überdimensionales Maß vergrößert, nur um das Grauen der Jury zu einem „schuldig“ zu steigern, ähneln verblüffend jenen Bildern misshandelter Kreaturen, wie wir sie aus dem Holocaust zur genüge kennen. Sie durfte nicht essen. Doch wer hinderte sie daran?

Im Film – ein kluger Schachzug der Produktion - ist der Staatsanwalt, Ethan Thomas, überzeugend gespielt von Campell Scott, der Rolle nach selbst ein bekennender Christ, ein Methodist. Und gerade er fordert das Höchstmaß an Strafe, nicht weniger als 10 lange Jahre und er fordert sie für einen Priester der katholischen Kirche, angeklagt der fahrlässigen Tö-tung an Anneliese Michel alias Emily Rose. Ob es ausgesprochen wird, sei hier nicht verraten, nur soviel: Im deutschen Prozess überstieg das vom Gericht verhängte Strafmaß das von der Staatsanwaltschaft beantragte bei weitem, und war ein Schock für alle Beteiligten, denn dort saßen auch die Eltern des Mädchens mit auf der Anklagebank . Ebenso, wie im Film, wollte der verurteilte Priester keine Revision des Verfahrens, und er begründete dies mit den Worten: „ Dies ist Gottes Angelegenheit. Kein weltliches Gericht ist hierfür jemals wirklich zuständig.“

Dies ist wohl wahr. Vor Gericht, im Film, wie in der Realität, greift man deshalb nach menschlichem Verstand zugänglicheren Erklärungen. Das Grauen bekommt einen wissenschaftlich messbaren Namen, es bekommt ein psychotisches Gesicht und sein Name ist nicht Legion, sein Name ist psychotische Epilepsie. Und so wollen auch im Film der Staatsanwalt und Sachverständige Emilys Fall behandelt wissen, mit Zentropil und Tetregal, starke Psychopharmaka, doch, welch Wunder, im Falle von Emily/ Anne-liese hoffnungslos wirkungslos. Auf Wunsch ihrer blutig zerschundenen und Nacht für Nacht gequälten Tochter – der Vergleich zu Markus 7,25 drängt sich auf - zogen die Eltern nun Priester hinzu. Auf Wunsch der Tochter und ausdrücklich auf Bestellung durch den Bischof, im Einklang mit den kanonischen Bestimmungen gemäß CIC can.1151 § 1, griffen diese zum Rituale Romanum, jenem Buch der katholischen Kirche, das den Teufel im wahrsten Sinne des Wortes das fürchten lehrt und den Blätterwald heute wie damals vor Entrüstung zum Rauschen bringt. Was dann geschieht muss man erleben, man muss es im Film sehen, um es zu glauben und selbst dann ist es schwer zu fassen.

Der Exorzismus der Emily Rose ist kein billiges Horror-Splatter-Movie. Kein Popcornkino. Es ist die ehrliche Anfrage an das was wir sehen oder zu sehen glauben. Der Film bleibt nicht stehen im psychologisch Erklärbarem. Er wirft Fragen auf. Existenzielle Fragen. Fragen nach dem Hier und Jetzt. Fragen aber auch nach dem Warum? Warum widerfährt dieses Höllenszenario einem Menschen, der sich nichts hat zu Schulden kommen lassen ? Kann ein Priester schuld sein an einem Tod, den er aus der Liebe seines Herzens heraus zu verhindern sucht ? Kann es sein, dass böse Mächte unser Leben zerstören wollen? Und wenn es sie tatsächlich geben sollte, muss es dann nicht auch jemanden geben, der uns Gutes will?

Dies war auch die Absicht der Autoren Derrickson und Boardman (Hell-raiser). Derrickson:„ Die Fragen, die die Geschichte aufwirft, sind unglaublich provokant, und ich wusste, dass ein Film, der diese Story ans Licht bringen würde, das Publikum dazu bringen würde, sich dieselben Fragen zu stellen“. Und Produzent Tom Rosenberg ( Million Dollar Baby, Die Mothman Prophezeiungen) fügt hinzu: „ In diesem Film wird eine grundsätzliche Angst des Menschen angesprochen: Existiert das Böse tatsächlich? Und wenn es existiert ...was tust du in seinem Angesicht?“ Wer es dennoch mehr mit Haags theologischem „Abschied vom Teufel“ hält, der sei erinnert an die Worte Papst Paul VI.: „ Wer die Existenz dieser Realität bestreitet, stellt sich außerhalb der biblischen und kirchlichen Lehre.“

Verteidigt wird der angeklagte Priester, Pater Richard Moore, (sehr glaubhaft gespielt von Tom Wilkinson; Der Patriot, Shakespeare in Love), von der ehrgeizigen und sich selbst als agnostisch bezeichnenden Vertei-digerin Erin Bruner (Laura Linney; Kinsey, Mystic River). Bei ihrer ersten Begegnung warnt er sie, dass dies ein geistlicher Kampf sei, und sie sei mit in der Arena. Ein weiterer Fakt, der diesen Film sehenswert macht, ist ihre Wandlung. Sie kommt am Ende nicht einfach als Christ aus dem Film, das wäre zu plump und auch nicht glaubwürdig. Nein, sie kommt ins Nachdenken und mit ihr wir, der Zuschauer in der ersten Reihe. Sie, die an nichts glaubt, sieht sich im Ring mit einem aufgeklärten Christen, der aber eigentlich doch nicht so recht glaubt. Woran auch? Für den Methodisten Ethan Thomas ist das alles nur Kokolores. Für sie aber wird es zu einer regelrechten Freakshow, erfahrbar mit Haut und Haar nachts um 3 Uhr morgens und es verwandelt ihre Sicht der Dinge nachhaltig. Und für diese Sicht der Dinge kämpft sie nun vor Gericht, riskiert sogar ihren Job, scheint hoffnungslos unterlegen und gewinnt dann - doch ganz anders als erwartet.

Wer mehr zu diesem Thema lesen möchte, dem sei das Buch der amerikanischen Anthropologin Felicitas D. Goodman, „Anneliese Michel und ihre Dämonen“, empfohlen. Goodman kommt übrigens auch im Film zum Wort, und zwar als Sachverständige Dr. Adani.

Ähnlich wie schon in der „Passion Christi“, drängt es einem am Ende des Films nicht zum Gehen. Man möchte verweilen, darüber reden, sich mit-teilen, nachdenken. Man kann dies tun, auf der eigens eingerichteten Website www.exorzismus-info.de. Vielleicht ist dies aber auch der beste Moment sich jenes denkwürdige Wort am Ende eines anderen Filmes ins Gedächtnis zu rufen. Kevin Spacey spricht es als Kayser Soze in „Die üblichen Verdächtigen“. Für das Drehbuch und die Rolle gab’s sogar den Oskar. „Der größte Trick den der Teufel je gebracht hat, war die Welt glauben zu lassen, es gäbe ihn gar nicht. ... und einfach so ist er weg."

Der Spielfilm, der in Amerika bereits das Vierfache seines Budgets einge-spielt hat, kommt bei uns am 24.November in die Kinos.

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