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Wie der Schrei eines Propheten verhallt

25. April 2004 in Aktuelles, keine Lesermeinung
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KATH.NET-Kommentar von Alterzbischof Georg Eder zum Film "Die Passion Christi": "Offensichtlich, dass die meisten Kritiker an der Substanz des Filmes völlig ahnungslos vorbeigehen" - "Bitte an das ganze jüdische Volk: Nehmt euren Messias an!"


KATH.NET-Kommentar von Alterzbischof Georg Eder zum Film "The Passion of the Christ":

Meine Absicht ist es nicht, die Zahl der Rezensionen über den Film von Mel Gibson zu erhöhen. Es ist aberoffensichtlich, dass die meisten Kritiker an der Substanz des Filmes und seiner missionarischenIntention völlig ahnungslos vorbeigehen. Der eine kratzt an diesem Detail des Films, der nächste anirgendeiner anderen Stelle. Auch ich könnte nach dem zweiten Besuch des Filmes noch manche "Kratzer"anbringen. Aber darum geht es nicht.

Es sind ein paar Vorbemerkungen notwendig:

Auch mich berührt die Johannespassion von J.S. Bachoder das Passionsspiel einer Dorfgemeinde viel mehrals "The Passion of the Christ" . Aber Christus selbstwill mit seiner Botschaft der Liebe nicht etwa nurRührung oder Gefühl wecken, sondern erschüttern.Erschüttern zur Umkehr. Der Film setzt die äußerstenMittel ein, um die Leidenskraft der Liebe Gottes zumverlorenen Menschen zu demonstrieren. Vor unserenAugen wird das Lamm geschlachtet, das die Sünden derWelt hinwegnimmt.

Auch mich stoßen die ausgewalzten Blutorgien, die wohlnicht der historischen Wahrheit gerecht werden, eherab. Noch mehr Blut, noch mehr Schläge, noch mehrQuälereien...Wann genügt Gott das Sühneleiden seinesSohnes? Das aber wäre wieder falsch gefragt. DerBlutrausch der Menge, die Gräueltaten in den KZs undGulags - gibt es noch etwas Schrecklicheres? Ja. DieHölle. Die ewige Hölle. In diese stürzt sich derMensch, der Gottes Barmherzigkeit bis in dieTodesstunde hinein ablehnt, selbst hinein. Wiefurchtbar klingt der Schrei des linken Schächers:"Hah!"

Um der Gerechtigkeit, nicht um des Lobes willen, mussman anerkennen, dass die Leistungen der Schauspielerjedes denkbare Beispiel weit hinter sich lassen. Dennsie "spielen" nicht, sondern sie erleben und erleidenfreiwillig das, was vor 2000 Jahren "echt" geschehenist. (Man wird kaum das ebenso schöne wie traurigeGesicht der Jüdin Maria vergessen können. Das ist unddarf auch berührend sein, denn sie ist die Mutter.)

Nun zum Substanziellen des Films.

"The Passion of the Christ" stellt eine beispielloseHerausforderung für Christen, Juden und "Heiden" dar.Da schreit ein glühender Bekenner Christi ( was ervorher war, ist irrelevant) so laut er kann über dieganze Welt hin: "ER ist es! Ich glaube! ER ist es. DasLamm, das allein die Sünden der Welt tragen kann. Erwurde durchbohrt wegen unserer Verbrechen, wegenunserer Sünden zermalmt...Der Herr lud auf ihn dieSchuld von uns allen (!!!)...doch durch seine Wundensind wir geheilt" (Jes 53,5.6)."

Und nun die unglaubliche Reaktion der Christen inunserem Land: Nein. So nicht. Den Film schau ich mirgar nicht an. So viel Blut, so viel Brutalität, soviel Blutrausch. Nun ist "The Passion of the Christ" freilich einPassionsspiel im Hollywood-Gewand. Wer aber dasAntlitz Christi während dieser letzten zwölf Stundenbetrachtet, wer dem Herrn in die blutunterlaufenenAugen schaut, dem fallen wieder Worte des 4. Liedesvom Gottesknecht ( Jes 52,14) ein: "Viele haben sichüber ihn entsetzt, so entstellt sah er aus, seineGestalt war nicht mehr die eines Menschen" (nein, nurmehr ein Fleischklumpen). Doch im 22. Psalm, aus demder Herr in seiner Agonie betet: "Mein Gott, meinGott, warum hast du mich verlassen?", heißt es auch: "Ich aber bin ein Wurm und kein Mensch mehr."

Nach 2000 Jahren Christentum kommt ein Mann auf unszu, zeigt uns ein Bild des gemarterten Herrn und ruftuns zu: " So war es. So sah er aus." Und wir sindrestlos überfordert. Ist die Kirche (mitsamt ihrenHirten) so müde geworden, dass sie nicht mehr den Muthat, noch einmal auf den Kalvarienberg zu steigen?Aber wer die Zeichen der Zeit zu deuten versteht, wirderkennen, dass sie es doch tun muss, und zwar sehrbald. Man kann die Frage auch andersherum stellen:haben wir uns nach dem Zweiten Vatikanum eine guteStube geschaffen, in der ein "Christentum light"gelebt werden kann? Ohne die überspitztenHerausforderungen Jesu, ohne Gericht, ohne Strafe,ohne Hölle, mit einem gepolsterten Kreuz? Aber wie istes, wenn das doch wahr ist, was dieser Film zeigt, dieletzten zwölf Stunden des Lebens Christi? Wenn daswahr ist, wenn das real ist in der Eucharistie, demSühneopfer Christi, was dann? Wegschauen ist dannnicht mehr möglich.

The Passion of the Christ: eine nochmalige,ergreifende Einladung des gekreuzigten an sein Volk.Der Vorwurf des Antisemitismus ist längst abgetan.Jesus ist ein Jude, seine Mutter ist eine Jüdin ( wieauch die Darstellerin der Maria ). Und alle seineJünger sind Juden. "Das heil kommt von den Juden!"sagt Jesus der Samariterin (Joh 4,22). Und wer trägtdann die schuld am Tode Christi?" Die Juden, dieHohenpriester, Pontius Pilatus...? Eine müßige Frage.Keiner von uns ist ohne Schuld, sei er Christ, Judeoder "Heide".

"Christus ist für unsere Sünden gestorben" heißt es imältesten Glaubenszeugnis für die Auferstehung (1 Kor15,39. Und der das sagt, ist auch ein Jude. Geradedieser Film von Mel Gibson zeigt in unüberbietbarerSchärfe das "Pro Nobis - Für uns". Jesus istfreiwillig in den Tod gegangen, um uns zu erlösen.Wenn es aber eine Reihenfolge gibt, dann ist es klar:Er starb zuerst für sein Volk, für das auserwählteVolk Gottes, das noch immer der "erstgeborene Sohn"ist. 1942 nahm die hoch angesehene jüdischePhilosophin Edith Stein (inzwischen von derkatholischen Kirche als Heilige verehrt) ihreSchwester Rosa an der Hand und sagte zu ihr: "Komm,gehen wir für unser Volk!" - in das KZ Auschwitz.

Eine breite Blutspur zieht sich durch den Hof desPrätoriums, nachdem man den Körper des Gegeißelten wieeinen Tierkadaver abgeschleppt hatte. Eine solcheBlutspur der Verfolgung ist auch in den letzten 2000Jahren der Geschichte des jüdischen Volkes zuerkennen. Und wer von uns wagt zu sagen: Ichjedenfalls bin schuldlos? Als ehemaliger Erzbischofvon Salzburg kenne ich die grausame Geschichte derJudenvertreibungen aus der Stadt. Da kann man unsere"älteren Brüder im Glauben" nur bitten: Vergebt uns!Domine, miserere nobis.

Nun habe ich kein Amt mehr. Und so wage ich, die Bittean das ganze jüdische Volk zu richten: Nehmt eurenMessias an! Er ist Fleisch von eurem Fleisch und Blutvon eurem Blut. Für euch zuerst hat er sein Lebenhingegeben, "um Frieden zu stiften am Kreuz durch seinBlut" 8vgl.Kol 1,20). "Er selbst ist unser Friede" (Mi5,4 - wie Eph 2,14). Palästina/Israel muss zum Landdes Friedens werden für die Völker der Erde.

Die "Passion Christ" zeigt auch mit aller Klarheit den(einzigen) Weg auf, wie die Welt, die Menschheit,überhaupt gerettet werden kann: durch die Sühne, durchdas stellvertretende Leiden.

Im Allerheiligsten des Tempels, hinter dem Vorhang,befand sich die Bundeslade. Deren vergoldeter Deckelwar das "propitiatorium", die Sühnestätte. Einmal imJahr, am Versöhnungstag, besprengte der Hohepriestermit dem Blut eines Bockes/Lammes die Vorderseite desLade und die Deckplatte. Was sollte das? Ein Versuch,das immer wieder schuldig gewordene Volk mit demBundesgott zu versöhnen. Aber : Je mehr Blut bei denunzähligen Opfern am Altar hingeschüttet wurde, umsomehr wuchs die Gewissheit, dass die Sache mit demTierblut, mit dem fremden Blut nicht funktionierte. Esmüsste das eigene Blut sein...

Dann kam das wahre Lamm, das sich freiwilligschlachten ließ, um die Sünden der Welt hinwegzunehmen(vgl. 1. Präfation von Ostern). Und was hat sich nungeändert, seit Jesus am Kreuz (= die wahreSühnestätte) verblutete? Jesus hat der Gewalt keinenWiderstand entgegengesetzt und damit die Gewaltgebrochen. Er hat den Tod freiwillig auf sichgenommen und damit der allherrschenden Angst vor demTod die Macht genommen (vgl. Hebr 2,15). Und er hatfreiwillig gelitten und dadurch dem Menschen gezeigt,wie man das eigene Leid überwinden kann: indem man dasLeid als Teilnahme am erlösenden Leiden Christiannimmt.

Mahatma Gandhi war von der Wahrheit desstellvertretenden Leidens überzeugt. Er sagte kurzeZeit vor seinem gewaltsamen Tod: "Es kann sein, dassnoch viel Blut fließen muss, bis es wirklich Friedewird; dann aber soll es unser eigenes Blut sein, dasvergossen wird, nicht das Blut der anderen, das wirvergießen." Das Blut, das heute und morgen inPalästina, im Irak...vergossen wird, schreit - wie dasBlut Abels - um Rache. Der Hass antwortet wieder mitBlutvergießen. Und es ist umso wirksamer, jeunschuldiger das Blut ist, das fließt. Wo endet danndiese Spirale, der jeweils größeren Vergeltung? Dieeinzige Lösung zeigt Christus auf, der sein Leben,seinen Leib und sein Blut schon vorher hingibt, bevorman es ihm gewalttätig - grausam entreißt. "Niemandentreißt mir das Leben, sondern ich gebe es freiwillighin" (Joh 10,18).Hervorragend wird diese Wahrheit im Passionsfilmdargestellt durch die Parallelschaltung von Abendmahlund Kreuzestod.

The Passion of the Christ, voller Leiden, vollerTränen, versinkt aber nicht in unfruchtbarerLeidensmystik, sondern sie zeigt deutlich den Weg -den einzigen - an, auf dem das Leben der Welt gerettetwerden kann: Die Bergpredigt! "Selig die Armen...diekeine Gewalt anwenden...die Barmherzigen...dieVerfolgung leiden...". "ich aber sage euch: liebeteure Feinde und betet für die, die euch verfolgen,damit ihr Söhne eures himmlischen Vaters werdet" (Mt5,44f ). Und damit kein Zweifel bleibt, wie wir daskonkret machen könnten, sagt der Herr am Abend seinesLebens (Joh 15,12) : "Liebet einander, wie ich euchgeliebt habe!"

www.kath.net/passion.php: Die Reaktionen



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