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‘Wir wissen nicht, ob wir überleben’

11. Juni 2017 in Aktuelles, 1 Lesermeinung
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Bischof berichtet über islamistische Übergriffe auf den Südphilippinen.


München (kath.net/ KiN)
Die südphilippinische Stadt Marawi auf der Insel Mindanao wird seit zwei Wochen von einer Welle der Gewalt überrollt. Sie geht auf das Konto der „Maute“-Gruppe, die der Terrormiliz IS nahesteht. Örtlichen Angaben zufolge sollen über 100 Menschen getötet worden sein. Die philippinische Regierung hat das Kriegsrecht verhängt. Über 12 000 Einwohner sind geflüchtet. Hass und Zerstörung treffen gerade die Christen: Der IS hat ein Video veröffentlicht, auf dem die Schändung und Zerstörung von Heiligenfiguren und Bildern in der Kathedrale von Marawi zu sehen sind. Der Generalvikar und weitere Mitarbeiter wurden entführt. Der Direktor des philippinischen Zweigs von „Kirche in Not“, Jonathan Luciano, hat mit dem örtlichen Bischof Edwin de la Peña y Angot über die Bedrohungslage gesprochen.

Jonathan Luciano: Exzellenz, können Sie uns einen kurzen Überblick über die aktuelle Situation geben?

Edwin de la Peña y Angot: Ich kann es eigentlich nicht beschreiben. Überall gibt es Zerstörung, Feuer, Ruinen. Viele meiner Mitarbeiter und Gemeindemitglieder wurden evakuiert. Ich weiß nicht, wie es ihnen geht. Die Kämpfe zwischen Regierung und Terroristen laufen in voller Härte weiter. Niemand weiß, wie lange es noch dauert, die Islamisten zu besiegen. Wir wissen nicht, ob wir überleben.

Wer steckt denn eigentlich hinter dieser „Maute“-Gruppe, die diese Welle der Gewalt ausgelöst hat?

Maute ist ein Familienname. Die Zwillingsbrüder Omar und Abdullah Maute gelten als Köpfe und Gründer der Gruppe. Sie haben bislang vom Drogenhandel gelebt. Die Stadtpolitik hat das stillschweigend hingenommen. Aber seit die philippinische Regierung massiv gegen den Drogenhandel vorgeht, haben sie an Geld und Einfluss verloren. Das ist sicher einer der Gründe für ihre Radikalisierung.


Ein anderer Grund ist, dass andere Terroreinheiten aus dem Ausland sie unterstützen – sowohl finanziell als auch bei der Ausbildung.

Dennoch betont die Regierung immer wieder, dass es auf den Philippinen keine Präsenz des sogenannten „Islamischen Staates“ gebe.

Sie können es so lange verleugnen, wie sie wollen. Aber wie wir hören, haben die Maute Brüder im Nahen Osten studiert, sie wurden im Ausland trainiert. Sie kommen aus sehr reichen Familien, ihre Kinder gehen in Saudi-Arabien und Jordanien auf die Schule. Insofern bin ich mir da nicht so sicher, was den Einfluss islamistischer Gruppen aus dem Ausland bei uns betrifft.

Der IS hat auch einen Videoclip verbreitet, das weltweit Entsetzen ausgelöst hat. Darin ist zu sehen, wie Terroristen in Ihrer Kathedrale Heiligenfiguren zerstören, das Kreuz umstürzen, Bilder des Papstes zerreißen. Am Ende der Sequenz sind auch Brände in der Bischofskirche zu sehen. Was ist geschehen?

Unsere Kathedrale und das Bischofshaus sind komplett zerstört. Sie wurden zuerst in Brand gesteckt, später auch von den Luftschlägen der Regierungstruppen getroffen. Denn unsere Gebäude liegen mitten im Zentrum der Kämpfe. Ich habe keine Vorstellung, wie und wann wir sie wiederaufbauen können. Es sind sehr schwere Zeiten für uns alle – nicht nur für Christen, sondern auch für Muslime.

Sie sprechen die Muslime an. Sie sind in Marawi in der Mehrheit, stellen gut 95 Prozent der Einwohner. Wie waren die Beziehungen vor den Übergriffen?

Sie waren wunderbar. Die Muslime waren zu jeder Zeit uns gegenüber friedlich. Wir sind eine kleine christliche Gemeinde, aber wir pflegen hier einen sehr guten interreligiösen Dialog. Mein Generalvikar, der jetzt entführt wurde, hat sich dafür eingesetzt und mit vielen muslimischen Organisationen zusammengearbeitet. Viele muslimische Eltern schicken ihre Kinder auf die katholischen Schulen, weil sie selbst hier schon Schüler waren und unsere Ausbildung schätzen.

Wir haben den extremistischen Gruppen wohl unwissentlich zu wenig Beachtung geschenkt, weil wir dachten: So etwas wie im Nahen Osten kann bei uns nicht passieren. Aber die Extremisten schafften es, immer mehr junge Muslime aufzuhetzen. Die Muslime sind genauso wie wir gegen den Einfluss des IS. Denn sie wissen ganz genau, was die Folgen des Extremismus für die Gesellschaft sind. Das erleben wir jetzt.

Sie haben Ihren Generalvikar Chito Surgano erwähnt. Er wurde gleich zu Beginn der Gewaltwelle von den Islamisten entführt. Haben Sie Neuigkeiten von ihm?

Vergangene Woche haben die Terroristen ein Video von ihm veröffentlicht. Er ist am Leben! Ich hoffe, das gilt auch für seine Begleiter, etwa zwölf bis 15 Personen. Sie wurden entführt, als sie sich in unserer Kathedrale versammelt hatten, um das Fest „Maria, Hilfe der Christen“ vorzubereiten, das am 24. Mai gefeiert wird.

Ich hatte kürzlich die Gelegenheit, mit dem Kommandeur der Marine-Einheiten zu sprechen, die hier in Marawi stationiert sind. Sie arbeiten intensiv daran, den Aufenthaltsort der Geiseln herauszufinden.

Noch einmal zurück zur muslimischen Bevölkerung: Wie reagieren sie auf die Gewalt von Seiten ihrer vermeintlichen Glaubensbrüder?

Ich kann nur sagen: Wenn die Extremisten dachten, sie würden die Unterstützung anderer Muslime bekommen, sind sie gescheitert. Viele von ihnen sind wütend auf die Terroristen. Es gibt auch viele bewegende Geschichten, wie Christen und Muslime sich gegenseitig helfen.

Ein Beispiel: Einer meiner Mitarbeiter hatte sich mit seiner Familie vor den Kämpfen in einer großen Reismühle versteckt. Der muslimische Bezirksbürgermeister hat sie gefunden. Er half ihnen nicht nur, quer durch die Stadt zu laufen, um den rettenden Bus zur Evakuierung zu erreichen. Er gab ihnen auch Anweisungen, was sie sagen sollten, wenn sie unterwegs von „Maute“-Terroristen aufgehalten wurden. Für mich ist dieser Mann ein Held. Und solche Geschichte gibt es unzählige!

Wie glauben Sie, wird es weitergehen?

Das ist natürlich schwer zu sagen. Aber eines ist klar: Wenn dieser Albtraum vorbei ist, werden wir sofort damit beginnen, die christliche Präsenz hier in Marawi wiederaufzurichten. Wir sind die kleinste und ärmste lokale Kirche auf den Philippinen. Aber ich denke da an ein Wort von Papst Paul VI., der bei der Gründung unserer Territorialprälatur Anfang der Siebzigerjahre gesagt hat: „Wir Christen sollten die ersten sein, die unseren muslimischen Brüdern und Schwestern die Hand zur Versöhnung und Freundschaft anbieten. Das ist der Weg des Friedens.“ Und diesen Weg werden wir weitergehen.

Um der Kirche auf den Philippinen und besonders der kleinen christlichen Minderheit auf der Insel Mindanao beistehen zu können, bittet „Kirche in Not“ um Spenden – online unter: www.spendenhut.de oder auf folgendes Konto:

Empfänger: KIRCHE IN NOT
LIGA Bank München
IBAN: DE63 7509 0300 0002 1520 02
BIC: GENODEF1M05
Verwendungszweck: Philippinen

Foto: In den Kampfhandlungen zerstörte Gebäude © Sittie Ainah U Balt/KIRCHE IN NOT


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