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Die blutbefleckte weiße Soutane

19. Juli 2015 in Chronik, 6 Lesermeinungen
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19. Juli 1943: Die Ewige Stadt unter den Bomben der alliierten Truppen. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) Drei Jahre liegt es zurück, dass das Königreich Italien an der Seite Hitlers in den Krieg gezogen ist. Am 10. Juni 1943 verkündete der „Duce“ Benito Mussolini vom Balkon des „Palazzo Venezia“ auf dem gleichnamigen Platz der Menge seinen Entschluss, sich dem anzuschließen, was als eine der größten Katastrophen für den europäischen Kontinent und die Welt in die Geschichte eingehen wird. 1943 und 1944 müssen dann Italien und besonders Rom den Gipfel des Schreckens erleben, in das sie durch den Größenwahn der Faschisten und durch das verbrecherische Gebaren der Nationalsozialisten gestürzt worden waren: die verheerenden Luftangriffe der alliierten Truppen auf das Land und die Stadt sowie die Besetzung Roms durch die Deutschen.

Die Geschichte der „Dunklen Wolken über Rom“ in jenen Jahren erzählt auch der Historiker und Theologe Ulrich Nersinger in einem Hörbuch, das in einem stetigen Crescendo lebhaft in die Zeitgeschichte zurückführt und vor die für Rom und Italien in den Kriegsjahren entscheidende Gestalt des ehrwürdigen Dieners Gottes Papst Pius XII. bringt.

362 amerikanische Flugzeuge fliegen am Vormittag des 19. Juli 1943 um die Mittagszeit gegen Rom. Ihr Code-Name lautet: „Liberator“ – „Befreier“. Bis zu jenem Tag hatten die Römer trotz der besorgniserregenden Nachrichten von der Front keinen größeren Anlass zur Sorge verspürt. Rom – die Ewige und Heilige Stadt – war ja nicht nur der Ort, an dem der italienische König im ehemaligen Papstpalast des Quirinals residierte. Rom ist ein Symbol, die Wohnstatt des Nachfolgers des Apostels Petrus und des Stellvertreters Christi auf Erden. Wer würde es also wagen, diesen in der Weltgeschichte einzigartigen Ort anzugreifen – zumal innerhalb seiner Grenzen auch ein eigener Staat, ein besonderes völkerrechtliches Subjekt, liegt: der Staat der Vatikanstadt mit seinem Oberhaupt, dem Papst? Rom schien somit besonders „geschützt“ zu sein. Die Römer hatten die Rechnung jedoch ohne den Wirt gemacht.


In sechs Angriffwellen bombardieren die Amerikaner an jenem Tag mit vier Geschwadern von B-17-Bombern und fünf Geschwadern von B-24-Bombern die Ewige Stadt. Dann sind die mittleren Bomber an der Reihe: 146 B26-Marauder-Bomber und 154 B25-Mitchell-Bomber, die die Flughäfen Littorio und Ciampino zerstören. „Crosspoint“ heißt die Operation. Die Flugzeuge fliegen auf Quote „twenty angels“ – zwanzig Engel: das heißt 20.000 Fuß oder 6.000 Meter über dem Erdboden, um der italienischen Flugabwehr zu entgehen.

1.060 Tonnen Sprengstoff werden abgeworfen, 4000 Bomben und Brandbomben. Es ist der bisher größte Angriff auf italienischen Boden. Eines der Hauptziele ist das Viertel San Lorenzo bei der Basilika des heiligen Laurentius, der letzten Ruhestätte des seligen Papstes Pius IX., unmittelbar vor dem großen römischen Monumentalfriedhof „Il Verano“. San Lorenzo ist ein Viertel einfacher Leute, das 1943 als „Peripherie“-Stadtteil galt, weit weg von den Machtzentren der Stadt. Die Häuser und Wohnblocks zerbröseln unter der Macht der Bomben. Viele verlieren alles, was sie hatten, und werden obdachlos. Mehr als 3000 Opfer und 6000 Verletzte werden betrauert. Die Heilige Stadt unter Bomben? Die Römer können es nicht fassen, müssen jedoch nun dieser dramatischen Wirklichkeit entgegengehen.

Nersinger hält fest, wie Mutter Pascalina Lehnert, die Haushälterin Papst Pius’ XII., diese dramatischen Momente erlebte. Sie schreibt in ihren Erinnerungen:

„Die Sonne strahlte nach Mittag vom klaren, wolkenlosen Himmel, als plötzlich mit unerhörter Schnelligkeit die surrenden Bombenflugzeuge Tod und Verderben über Rom und seine Bewohner schleuderten. Alles war von Entsetzen wie erstarrt. Der Heilige Vater stand am Fenster und sah, wie sich die Todesvögel über die Stadt senkten. Er war sehr bleich, als er die nun zitternde Hand zum Segen erhob. Von seinem Fenster aus hatte es den Anschein, als sei Santa Maria Maggiore der brennende Stadtteil.“

Der Papst eilt sofort ans Telefon, doch auch ihm gelingt es nicht, näheres in Erfahrung zu bringen. So bleibt ihm nichts anderes übrig, als seinen Wagen kommen zu lassen. Der Bischof von Rom will unter sein Volk: er muss sehen, was geschehen ist, er muss sein Volk trösten und stärken. Auch der besorgten Mutter Pasqualina gelingt es nicht, Pius XII. davon abzuhalten, sich einer derartigen Gefahr auszusetzen. Während der Papst auf den Wagen wartet, steckt er alles Geld ein, das in seiner Wohnung zu finden ist, und macht sich zur Ausfahrt bereit. Pius XII. ist schon im Innenhof des Apostolischen Palastes, als Mutter Pasqualina endlich Msgr. Giovanni Battista Montini erreicht, der einer der engsten Mitarbeiter des Papstes ist. Der spätere Paul VI. begleitet den Papst bei seiner Ausfahrt.

Die Fahrt geht über den Tiber. Sofort wird deutlich, dass die Innenstadt und auch der Esquilin mit Santa Maria Maggiore verschont geblieben sind. Der in der Luft stehende Rauch weist den Weg zum Arbeiterviertel San Lorenzo. Das Auto des Papstes schafft es, trotz aller Zerstörungen zum Mittelpunkt der Katastrophe vorzudringen. Die Leute erkennen sein Auto. Wie Trauben hängen sie sich an es, steigen auf den Kühler. Der Fahrer kommt nicht mehr weiter. Pius XII. steigt aus und begibt sich mitten unter die Leute: ein weißer Lichtpunkt inmitten des Leidens und der Verwüstung. Die Leuten wollen seine Hand, suchen seine Augen, berühren seine weiße Soutane, warten auf das Wort ihres Bischofs. Pius XII. kniet auf einem Schutthaufen vor der schwer beschädigten Basilika des heiligen Laurentius nieder und betet, zusammen mit der in Tränen aufgelösten Menschenmenge. Die Leute applaudieren immer wieder, sie wissen, dass jemand gekommen ist, der sie nie verlassen wird. Der Papst verteilt das ganze Geld, das er zuhause zusammenraffen konnte. Er geht auf die Menschen zu, spricht mit ihnen und teilt ihr Leid.

Die Nachricht von der Ausfahrt des Papstes, um seinem Volk den Trost Christi zu bringen, macht schnell die Runde. Auch im römischen Gefängnis „Regina Caeli“ sprechen die Gefangenen nur von diesem Ereignis. An jenem Tag befindet sich, wie Nersinger schreibt, auch der Arzt, Partisanenführer und spätere Senator der italienischen Republik Adriano Ossicini als politischer Häftling in „Regina Caeli“. In seinen Erinnerungen hält er fest:

„Ich stand in meiner Isolationszelle. An die Tür gelehnt, hörte ich auf den Korridoren erregte Stimmen, die von der Bombardierung San Lorenzos berichteten. Man sprach darüber, dass sich keiner der faschistischen Größen hatte sehen lassen, und auch nicht der König. Nur der Papst, die Soutane vom Blut der Opfer befleckt, sei da gewesen.“

In den darauffolgenden Wochen kommt die politische Lage Italiens bekanntlich ins Rollen. Am 25. Juli wird Mussolini gestürzt und verhaftet, eine Militärregierung wird eingerichtet. Pius XII. ist darum bemüht, der Stadt weitere Angriffe zu ersparen, und verhandelt über seine Diplomaten mit allen Kriegsparteien. Aber wie die Geschichte lehrt: dem Papst und den Römern standen die schwersten Prüfungen noch bevor. Auch diese erzählt Nersinger in seinem mitreißenden Hörbuch.

Ulrich Nersinger, Dunkle Wolken über Rom. Pius XII. und die Ewige Stadt 1943 – 1944 1 Audio-CD, ca. 65 Minuten Spielzeit, Sprecher: Christian Büsen, Annette Gunkel, Christoph Franz, Erik Raphael. € 13,90, Verlag Petra Kehl, Fulda, ISBN 978-3-930883-45-5.

Seltene Farb-Filmaufnahmen von Papst Pius XII.



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