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Evangelischer Kirchentag: Wer unter dem Schirm des Regenbogens sitzt

8. Juni 2015 in Kommentar, 4 Lesermeinungen
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Das einzig Bunte an den Veranstaltungen waren die Regenbogen-Fahnen. Inhaltlich gab’s Einfarbiges ohne Gegenmeinungen. idea-Kommentar von Stephan Dreytza


Stuttgart (kath.net/idea) Auf dem Kirchentag waren LSBTTIQ-Vertreter (lesbisch-schwul-bisexuelltranssexuell- transgender-intersexuell-queer) mit einem eigenen Schwerpunkt im „Zentrum Regenbogen“ vertreten. Der Vikar der hannoverschen Landeskirche, Stephan Dreytza, hat sich dort umgesehen.

Als Evangelikaler das Thema Homosexualität auf dem Kirchentag kommentieren? Ein undankbarer Job! Die einen lehnen kritische Anfragen als homophob und diskriminierend ab. Die anderen wachen mit Argusaugen über (vermeintliche) Abweichungen von „der klaren biblischen Lehre“. Und wieder andere schweigen aus Sorge um ihren Ruf oder sind vom Thema genervt. Aber kneifen ist nicht mein Ding!

Ein flotter Spurt durch Fettnäpfchen

Ich war beim Workshop „Mit der Bibel gegen die Homophobie: Der Lebensfeindschaft gut begründet begegnen“ und der Podiumsdiskussion „Da kann man doch was machen …?! Umpolungsversuche an Lesben/Schwulen und ihre Folgen“. Erstere Veranstaltung hat versucht, die theologische Unbedenklichkeit von Homophilie aufzuzeigen und Gesprächsstrategien zu vermitteln, wenn sie hinterfragt wird. Letztere wollte die Schädlichkeit einer erzwungenen Veränderung der sexuellen Orientierung aufzeigen. Drei Aspekte nehme ich mit: Damit auf zum flotten Spurt durch unangenehme Fettnäpfchen …


Ein bitterer Spiegel für die Evangelikalen

Erstens: Wir Evangelikale scheitern im seelsorgerlich-einfühlsamen Umgang mit Homophilen brutal. „Deine Homosexualität geht nicht weg? Dann musst du halt mehr beten! – Wenn wir uns outen in der Gemeinde, verlieren wir unsere Familie, unser Umfeld, unseren Glauben. Wir haben keine Vertrauten, mit denen wir darüber sprechen können!“ Solche und andere Erfahrungen waren von Teilnehmern zu hören. Äh, was heißt nochmal Gnade und Gemeinschaft? Ich war beschämt. Wie hartherzig geht es denn zum Teil bei „uns“ zu? Findet sich in Gemeinden niemand, der für brenzlige Fragen da ist? Die Sprachlosigkeit auf diesem Feld spielt bestimmt eine Rolle. Solche Stellungnahmen sind ein bitterer Spiegel für die evangelikale Bewegung!

Ein Denkansatz und seine Folgen

Zweitens: Der Denkansatz entscheidet alles. Im Workshop zeigte sich das überdeutlich: Pastor Nils Christiansen, Sprecher des Konventes schwuler und lesbischer TheologInnen in der Nordkirche in Hamburg, forderte unter Berufung auf Luther, alle Stellen der Bibel müssten sich fragen lassen, ob sie „Christum treiben“. Das hieße doch: „Befördern oder behindern diese Stellen unser Leben? Das ist die Prüffrage!“ Problem: Mit dieser Interpretation wird jede Bibelstelle ausgeknockt, die dem eigenen Gusto von Lebensförderung widerspricht – in diesem Fall werden alle biblischen Aussagen über praktizierte Homosexualität irrelevant.

Die Unterscheidung von Person und Sache fehlt

Gemäß Ergebnissen der historisch-kritischen Methode könne man die Ablehnung von Homosexualität (3. Mose 18,22; Römer 1,27), so Christiansen weiter, religions- und sozialgeschichtlich als zeitbedingt und damit heute nicht mehr gültig erklären. Schließlich: Luther habe laut Christiansen nur eine Sünde gekannt: sich als Mensch aufzuwerfen, Gott zu sein und anderen Menschen ihren Wert abzusprechen. Folglich sei es falsch und unbiblisch, bei Sex überhaupt von Sünde zu sprechen. Und wieder grüßt der Denkansatz: Die biblische Kritik an manchen sexuellen Praktiken ist überholt. Das größte Manko überhaupt: Bei Christiansen (und anderen) fehlte die notwendige evangelische Unterscheidung zwischen Person und Sache. Damit wird zwingend jede Kritik an praktizierter Homosexualität „menschenfeindlich“, „herabsetzend“ und somit Sünde. Alles bezieht sich sofort auf die ganze Person, und die Diskussion ist beendet.

Das Programm ist einseitig

Drittens: Das einzig Bunte an den Veranstaltungen waren die Regenbogen-Fahnen. Inhaltlich gab’s Einfarbiges ohne Gegenmeinungen. Klar, altbekannte Klischees gegenüber vermeintlichen „Homo-Umpolern“ bestätigen und subtil Angst schüren („Die verwenden schon mal Elektroschocks “) ist einfacher. Belege? Fehlanzeige! Kritische Selbstreflexion und Distanz zur eigenen Position? Nicht nötig! Mit „Menschenfeinden“ gibt es auf Podien kein Gespräch. Schade! Trotz respektvoller Gespräche wird nicht gestritten auf dem Kirchentag. Da bekommen Sadomaso-Christen einen Stand, keusch lebende Homosexuelle aber erhalten von der Kirchentagsleitung keinen. Hallo?

Auf beiden Seiten ist Gesprächsfähigkeit nötig

Fazit: Teile der evangelikalen Basis müssen offensichtlich gesprächsfähiger und einfühlsamer werden. Von LSBTTIQ-Vertretern wünsche ich mir andererseits die Bereitschaft für Gegenmeinungen auf Podien und den ehrlichen Versuch, zwischen Person und Sache zu unterscheiden und diese Problematik zu benennen. Das macht Menschen stark und bringt bei einem komplexen Thema weiter.


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