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Wo Wahrheit ist, muss Schönheit entstehen

9. November 2010 in Aktuelles, keine Lesermeinung
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Benedikt XVI. über Kunst, Glaube und Vernunft - Die Beziehung zwischen Wahrheit und Schönheit ist für den Papst untrennbar - Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) „Wie kann der Glaube heute wieder seinen Platz in der Welt der Kunst und der Kultur finden?“ Mit dieser Frage wandte sich der Direktor des vatikanischen Presseamtes, P. Federico Lombardi SJ, während des Fluges nach Spanien im Namen aller Journalisten an Papst Benedikt XVI., der in Barcelona den monumentalen Kirchbau „Sagrada Familia“ weihen sollte. Mit dieser Frage traf Lombardi zum einen ein wesentliches Anliegen Benedikts XVI. und seines ganzen Pontifikats. Zum anderen legte er den Finger auf den wunden Punkt des postmodernen Zeitalters.

Das Wort Gottes, die Überschreitung der Natur hin zu ihrem Urgrund und die Liturgie, verstanden als göttliche und kosmische Liturgie, deren Bild die Liturgie auf Erden sei soll, bestimmen in einem entscheidenden Maß sowohl das Denken als auch das lehramtliche Wirken Benedikts XVI., der auch in diesem Bereich einen Anspruch des II. Vatikanischen Konzils innerhalb einer „Hermeneutik der Kontinuität“ in Erinnerung bringen will. In der Konstitution über die Heilige Liturgie nämlich heißt es: „Zu den vornehmsten Betätigungen der schöpferischen Veranlagung des Menschen zählen mit gutem Recht die schönen Künste, insbesondere die religiöse Kunst und ihre höchste Form, die sakrale Kunst. Vom Wesen her sind sie ausgerichtet auf die unendliche Schönheit Gottes, die in menschlichen Werken zum Ausdruck kommen soll, und sie sind um so mehr Gott, seinem Lob und seiner Herrlichkeit geweiht, als durch ihre Werke den Sinn der Menschen in heiliger Verehrung auf Gott zu wenden. Darum war die lebensspendende Mutter Kirche immer eine Freundin der schönen Künste. Unablässig hat sie deren edlen Dienst gesucht (...) vor allem damit die Dinge, die zur heiligen Liturgie gehören, wahrhaft würdig seien, geziemend und schön: Zeichen und Symbol überirdischer Wirklichkeiten” (Sacrosanctum Concilium, 122).


Gott ist der wahre Maßstab des Menschen, der dazu berufen ist, zum Ursprung heimzukehren. Dichtung und Musik, bildende Kunst und vor allem die auf innerer Harmonie gegründete Architektur dienen dem Sichtbarwerden der inneren Ordnung und Schönheit des Seins. Gott bringt die Welt hervor, indem er aus dem Nichts des Chaos schöpft und Ordnung schafft, dem Sein ein Gesetz einprägt, nach dem es erkannt werden kann. Der Mensch ist dazu berufen, in den „Zirkel der ‚Sapientia’“ einzutreten und in seinem Forschen und Schaffen das zu suchen und zum Ausdruck zu bringen, was ihn und die Welt mit der transzendenten Wirklichkeit Gottes verbindet. Nicht umsonst bildet entlang der platonischen Tradition die Mathematik ein bevorzugtes Bindeglied zwischen der Schöpfung und ihrem Schöpfer, was sich gerade in der auf Maß und Proportionalität ausgerichteten bildenden Kunst und dabei der Architektur widerspiegelt.

Der zu diagnostizierende Bruch zwischen Kunst und Kirche, zwischen Kunst und Glaube besitzt insofern eine metaphysische Dramatik. Eine Kunst, die sich der Wahrheit und überformenden Wirklichkeit verschließt, kann sich nur im Binnenbereich einer orientierungslosen Subjektivität verlieren und dem Mythos der Unmittelbarkeit verfallen, der jedwede vernunftbegründete Zuwendung zur Wirklichkeit im Sinne der „sapientia“ ausschließt. Alles wird möglich, alles kann Wert besitzen: Wo aber alles möglich ist, ist Gott tot, wo alles wertvoll sein kann, schwindet der Sinn für Wert, bis dieser in einem universalen Relativismus völlig verraucht.

Es ist bezeichnend, dass Benedikt XVI. in seiner Antwort zur eingangs zitierten Frage zu Kunst und Glaube sogleich auf eines der großen Anliegen seiner Lehre eingeht: auf das Verhältnis von Glaube und Vernunft. Für den Papst findet der christliche Glaube seine Identität nur in der Öffnung auf die Vernunft hin. Zum anderen wird die Vernunft sie selbst, wenn sie sich auf den Glauben hin übersteigt. In Analogie zu diesem Prozess steht für Benedikt XVI. auch das Verhältnis von Glaube und Kunst. Die Wahrheit, der Zweck, das Ziel der Vernunft kommen in der Schönheit zum Ausdruck, und in der Schönheit wird die Wahrheit „sie selbst“.

Wo Wahrheit ist, muss Schönheit entstehen. Die Beziehung zwischen Wahrheit und Schönheit ist für den Papst untrennbar. Aus diesem Grund kann der richtig und gut handelnde Mensch der Schönheit nicht entsagen. So ist für Benedikt XVI. der Bruch zwischen Kunst und Kirche sowohl für die Kunst als auch für den Glauben schädlich: Eine Kunst, die die Wurzel der Transzendenz verlieren würde, ginge nicht mehr auf Gott zu, „sie wäre eine reduzierte Kunst, sie würde ihre lebendige Wurzel verlieren“; ein Glaube, dessen Kunst nur in der Vergangenheit zu finden wäre, „wäre kein Glaube in der Gegenwart mehr; und heute muss er wieder als Wahrheit zum Ausdruck kommen, die immer gegenwärtig ist“.

„Heute muss der Glaube wieder als Wahrheit zum Ausdruck kommen“, mahnt der Papst. Nicht als Befindlichkeit, nicht als subjektiver privater Zustand, nicht als Element, das unter den anderen menschlichen Elementen „auch“ gegeben ist, nicht als etwas, das auf historische oder persönliche Umstände verkürzt werden kann. Sondern als Wahrheit. Kommt er als Wahrheit zum Ausdruck, dann fordert dies notwendig eine innere Zusammenkunft von Glaube und Kunst, was zum Glauben selbst gehört.

Aufgabe des Christen ist es also, für die Heilung des Bruches zwischen Kunst und der vom göttlichen Licht durchdrungenen Sicht des Glaubens zu wirken, ohne sich dabei einer nostalgischen Rückwendung allein in eine Vergangenheit zu ergeben oder zu meinen, die Spaltung durch einen Verzicht auf den eigenen Anspruch verwinden zu können.

Gewiss: in einem Zeitalter der „Kirchenkrise“, die eine „Glaubenskrise“ ist, welche ihrerseits ihre Wurzeln in der „Krise der Liturgie“ als dem wesentlichen Berührungspunkt zwischen Gott und dem Menschen hat, ist die Anforderung umso größer. Es muss die Frage gestellt werden, ob es angesichts der gegenwärtigen Verlorenheit nicht ein besonderes Anliegen gerade der Hirten sein müsste, den Gläubigen in angemessenen Kirchenräumen und mit aus dem Atem der Tradition lebenden liturgischen Feiern die Möglichkeit zu geben, dem Einheitspunkt von innerer und äußerer Ordnung auf die Spur zu kommen. Denn der Mensch braucht das Licht der Sonne, um nicht der Finsternis zu verfallen.


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