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'Die missionarische Struktur gehört wesensmäßig zu unserer Kirche'

25. Mai 2009 in Interview, keine Lesermeinung
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Kath.Net-Exklusiv-Interview mit P. Norbert Hofmann, Sekretär der päpstlichen Kommission für die Beziehungen mit dem Judentum, über die Papstreise ins Heilige Land, Judenmission, Rede in Yad Vashem, Rabbi Goshen-Gottstein und Richard Williamson


Vatikan (kath.net)
Kath.Net: Wie ist Ihre Einschätzung der Papstreise ins Heilige Land? War es ein Erfolg?

P. Hofmann: Für mich war die Reise ein Highlight. Für die Beziehungen zum Judentum war es ganz wichtig, dass der Papst nach Israel gegangen ist, weil Israel ja immer noch das Land der Juden ist, das den Juden von Gott her zugesprochen worden ist, zumindest nach ihrem Verständnis. Der Staat Israel wird oft mit dem Volk Israel gleichgesetzt. Es war ganz wichtig, dass der Papst dort war und dass er in Yad Vashem für die Opfer des Holocausts gebetet hat, dass er an der Klagemauer gewesen ist , dass er die religiösen und zivilen Autoritäten getroffen hat und dass er dort in der israelischen Öffentlichkeit auch in Erscheinung getreten ist.

Laut unserem Erkenntnisstand kommt das Christentum in der dortigen Öffentlichkeit kaum vor. Für unseren Dialog war das ganze bestimmt ein Stimulus und eine Angelegenheit, die den Dialog voranbringen wird. Das ist ganz sicher.



Kath.Net: Stichwort „Yad Vashem“. Es gab hier von einigen Juden Kritik an der Papstrede. Was sagen Sie dazu?

P. Hofmann: Diese Rede in Yad Vashem war für mich spirituell-theologisch-biblisch ein Gedicht. Das hat mir auch eine jüdische Engländerin gesagt, die selber eine Dichterin ist. Sie meinte, dass in der Rede Gedanken zu finden waren, die noch nie an dieser Stelle ausgesprochen wurden, zum Beispiel, dass Eltern, die ein Kind erwarten, sich einen Namen überlegen, sich dann Gedanken machen, was aus dem Kind wird und dann miterleben, dass dieses Kind umgebracht wird. Diese Meditation über den Namen, der mit dem Ort zu tun hat, ist etwas Einzigartiges, das noch nie so dort formuliert worden ist.


Das ganze war theologisch-biblisch-spirituell eine reiche und tiefe Rede. Allerdings sind die Dinge, die manche Juden gerne hören, nur am Rande vorgekommen. Insofern hat es hier Kritik gegeben. Man muss aber verstehen, dass die Juden auch gerne sagen „We agree to disagree“ (dt. = Wir stimmen darin überein, nicht übereinzustimmen).

Es wäre ganz gleich, was der Papst gesagt hätte. Es hätte immer wieder Kritik gegeben. Man muss diese Rede im Kontext sehen. Er hat ja auch bei der ersten Rede am Flughafen die Shoah erwähnt und bei der Abschlussrede nochmals darauf Bezug genommen. Wenn man sich die Ausschwitz-Rede von Papst Benedikt vom Mai 2006 ansieht, dann wird ja die Einstellung von Benedikt XVI. deutlich, wie er die Beziehung zum Judentum und zur Shoah sieht.

Deshalb darf man diese Rede in der Kritik nicht isoliert betrachten. Man muss auch sehen, dass Kritik im Judentum ganz normal ist. Die Juden können nur zu Zehnt beten. Ein Jude allein kann nicht die Wahrheit finden. In der Jeschiwah, der jüdischen Tora-Schule, da werden die Texte in Gemeinschaft diskutiert. Das Judentum hat eine Auseinandersetzungskultur mit Kritik und Gegenkritik, mit ständiger, immer wieder erneuter Diskussion, so dass mehrere neue Aspekte eingebracht werden. Das Judentum ist sehr facettenreich und bunt in seinen Anschauungen.

Man darf daher im deutschen Sprachraum nicht annehmen, dass diese Rede in Israel völlig abgelehnt wurde. Es gab auch durchaus positive Stimmen zu dieser Rede.

Kath.Net: Was sagen Sie zu dieser Aktion von Rabbi Goshen-Gottstein in Nazareth?

P. Hofmann: Den Rabbi kenne ich sehr gut. Er hat eine sehr offene Einstellung und ist sehr kreativ. Die Aktion in Nazareth war ja in dieser Weise nicht so geplant. Das war von Papst Benedikt für mich auch sehr spontan, dass er plötzlich die Hände gepackt hat . Dieses Bild war wichtig für die Öffentlichkeit.

Kath.Net: Das schon fast alte Thema „Richard Williamson“. Ist das bei den Juden selber noch ein Thema?

P. Hofmann: Die ganze Angelegenheit konnten wir mit unseren Partnern, die auch ernsthaft an einen Dialog interessiert sind, innerhalb von zwei bis drei Wochen klären. Diese Angelegenheit ist aus der Welt und hat im Vorfeld der Papstreise auch keine Rolle gespielt.



Im Gegenteil, manche Juden haben gesagt, dass diese Affäre den Dialog sogar vertieft hat. Es hat sich auch gezeigt, dass der jüdisch-christliche Dialog durchaus belastbar ist, was nicht immer der Fall war.

Kath.Net: Es gab in der letzten Zeit immer wieder Diskussionen, ob man Juden noch missionieren dürfe. In einem umstritten Dokument des Zentralrates der Deutschen Katholiken wird die Mission verworfen. Was sagen Sie dazu?

P. Hofmann: Ich schließe mich der Kritik von Erzbischof Robert Zollitsch und Kardinal Walter Kasper an, dass dieses Schreiben des ZdK viele Fragen offen lässt und fragwürdig argumentiert. Das ganze ist ein sehr komplexer Sachverhalt. Man muss grundsätzlich davon ausgehen, dass wir als Christen die Aufgabe haben, die frohe Botschaft des Evangeliums, ob gelegen oder ungelegen zu verkünden, zu jeder Zeit und an jeden Menschen. Die Kirche ist eine missionarische Kirche oder sie ist keine Kirche.

Die missionarische Struktur gehört wesensmäßig zu unserer Kirche. Mission aber heißt Zeugnis zu geben, vom Evangelium und von der frohen Botschaft Jesu Christi, der mich erfüllt und an den ich mein Herz hänge. Mission hat nichts mit Zwangsbekehrung zu tun oder mit Einreden auf Leuten, damit sie ihre eigene Religion verleugnen.

Was das Judentum betrifft, da schreibt Paulus im Römerbrief, dass die Verheißungen Gottes und damit auch der Bundesschluss Gottes ihre Gültigkeit behalten und dass Gott treu zu seinen Worten und seinen Verheißungen steht. Insofern kann man mit Johannes Paul II. sagen, dass der Bund mit dem Volk Israel nie gekündigt wurde. Das hat er 1980 in Mainz gesagt. Das heißt aber nicht, dass es zwei verschiedene Heilswege gibt. Wenn wir von verschiedenen Heilswegen ausgehen, haben wir dem Relativismus Tor und Tür geöffnet und leugnen letztendlich die universale Heilsmittlerschaft Jesu Christi. Jeder von uns ist überzeugt, dass die Juden – wie auch immer - bei Gott und gerettet sind. Wie Gott das macht, das müssen wir seinem Heilsratschluss überlassen. Das ist ein Mysterium, das wir mit unserem schwachen menschlichen Verstand nicht ergründen können.

Bernhard von Clairvaux sagte einmal, dass wir die Sache mit den Juden getrost Gott anvertrauen dürfen. In der Praxis schaut es so, dass es - wie mein Chef Kardinal Kasper sagt - in der katholischen Kirche keine Institution für die systematische Mission der Juden gibt. Natürlich ist Jesus Christus das Ja und Amen zu allen vorgängig gemachten Verheißungen Gottes.

Kath.Net: Danke für das Interview!




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