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'Die Kirche wurzelt im Judentum'

3. Februar 2007 in Interview, keine Lesermeinung
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Interview mit Kardinal Lehmann, dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz


Mainz (kath.net/Zenit.org)
Karl Kardinal Lehmann, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz und Bischof von Mainz, hat gegenüber ZENIT die Bedeutung des jüdisch-christlichen Erbes hervorgehoben. Zur Vertiefung der Bande zwischen Juden und Christen regt der Kardinal dazu an, die Lehren aus der Konzilserklärung Nostra Aetate über das Verhältnis der Kirche zu den nichtchristlichen Religionen „fest in unsere Verkündigung, in Katechese, Religionsunterricht und Theologiestudium“ zu verankern.

ZENIT: Welche Bedeutung hat das jüdische Erbe für den Christen?

-- Kardinal Lehmann: „Nicht du trägst die Wurzel, sondern die Wurzel trägt dich“ (Röm 11,18). In diesen Worten des Apostels Paulus ist eigentlich fast alles zur Bedeutung des jüdischen Erbes für Christen gesagt. Die Kirche ist durch ein untrennbares Band mit dem Judentum verbunden. Sie wurzelt im Judentum. Die Herkunft Jesu aus dem Judentum ist nicht zufällig, sondern sie bestimmt ihre Identität und damit letztlich auch die der Christen.

Der Gott Jesu ist der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, der Gott des auserwählten Volkes. Dieser Gott und kein anderer ist der Gott der Christen. Die Katholische Kirche ist heute überzeugt, dass der Bund Gottes mit dem Volk Israel durch den in Christus begründeten „neuen Bund“ nicht aufgehoben ist. So überrascht es auch nicht, dass Papst Johannes Paul II. die Juden als die „älteren Brüder“ der Christen bezeichnen konnte.

ZENIT: Wie lassen sich die Bande zwischen Christentum und Judentum stärken und vertiefen?

-- Kardinal Lehmann: Wir müssen das, was das Zweite Vatikanische Konzil in der Erklärung über die nichtchristlichen Religionen Nostra Aetate grundgelegt hat und was danach in vielen Dokumenten, besonders auch von Papst Johannes Paul II. und Papst Benedikt XVI., immer wieder aufgenommen wurde, fest in unsere Verkündigung, in Katechese, Religionsunterricht und Theologiestudium verankern. In den vergangen 40 Jahren ist hier viel geschehen. Die Bischofskonferenzen haben dabei eine besondere Verantwortung.

Die Deutsche Bischofskonferenz hat auf ihrer letzten Herbst-Vollversammlung beschlossen, eine Arbeitsgruppe für die Fragen der christlich-jüdischen Beziehungen in eine eigene Unterkommission „Fragen des Judentums“ umzuwandeln. Damit wollten wir die Wichtigkeit des Themas auch auf der Ebene der Bischofskonferenz unterstreichen. Wichtig sind Begegnungen von Juden und Christen, und zwar auf allen Ebenen. Auch hier sind die Päpste mit vielen Beispielen vorangegangen. 2007 wird es erneut zu einem Begegnungstreffen von Vertretern der Deutschen Bischofskonferenz und des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland mit der Rabbinerkonferenz kommen, an dem ich, wie im letzten Jahr, als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz teilnehme.

ZENIT: Welchen konkreten Rat würden Sie geben, um die Besinnung auf das christlich-jüdische Erbe würdig zu begehen?

-- Kardinal Lehmann: Es gibt in Deutschland mehrere Gedenktage, die die Bedeutung der Verbundenheit der Christen mit dem jüdischen Volk bewusst machen. Vor allem ist die Woche der Brüderlichkeit zu nennen, die seit 1952 von den Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit an vielen Orten im März jeden Jahres veranstaltet wird. Sie ist stark im allgemeinen Bewusstsein verankert. Daran sind in vielfacher Weise Vertreter der Kirchen beteiligt. Die jedes Jahr an einem anderen Ort stattfindende zentrale Eröffnungsveranstaltung wird vom Fernsehen übertragen.

Hinzukommen weitere Gedenktage wie der Tag der Befreiung von Auschwitz am 27. Januar und der 9. November als Tag des Gedenkens an die so genannte „Reichspogromnacht“, in der 1938 im ganzen Deutschen Reich in einer gelenkten Aktion alle Synagogen in Brand aufgingen. Beide Tage, ganz besonders so genannte „runde“ Gedenktage wie der 40. oder 50. Jahrestag, bieten vielfältige Gelegenheit zu bundesweiten wie zu lokalen und regionalen Veranstaltungen und die Möglichkeit, etwas zum Verhältnis von Christen und Juden in die Öffentlichkeit zu tragen.

KATHPEDIA: Kardinal Lehmann

Foto: (c) kath.net; Juden in Jerusalem



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