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Uwe Siemon-Netto: 'Der Atheismus ist so gut wie tot'

11. Juli 2004 in Deutschland, keine Lesermeinung
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Bekannter lutherischer Journalist "In Deutschland hält sich die Gottlosigkeit länger als andernorts"


Er ist einer der bekanntesten lutherischen Journalisten in den USA und inDeutschland: der gebürtige Leipziger Uwe Siemon-Netto. Vor kurzem wurde ihmdie Ehrendoktorwürde in Philosophie von der Theologischen Hochschule"Concordia Seminary" in St. Louis, einer traditionsreichen Ausbildungsstätteder lutherischen Missouri-Kirche in den USA, verliehen. Die 1839 vonDeutschen gegründete Hochschule würdigte Siemon-Nettos "herausragendenDienst als Vermittler des Evangeliums Jesu Christi gegenüber der Kirche undder Welt". Siemon-Netto, der bereits in Theologie promoviert hat und für den"Stern", "Tagesspiegel", "Die Welt" usw. tätig war, arbeitet gegenwärtig alsKommentator für religiöse Fragen bei der US-Nachrichtenagentur UPI und alsKorrespondent deutscher Medien, darunter der Rheinische Merkur und idea. Mitdem 67jährigen sprach idea aus Anlaß der Verleihung der Ehrendoktorwürde.

idea: Sie pendeln als Fachjournalist für Religion ständig zwischen Amerikaund Europa. Es heißt, Glaubensfragen rücken wieder in den Vordergrund.Stimmt das denn?

Siemon-Netto: Absolut! Alle Weltereignisse, die wir heute im Fernsehen undin der Presse verfolgen, haben starke religiöse Aspekte. Die Menschen ringen um die Wahrheit - oft mit fürchterlichen Mitteln, wie wir im Nahen Ostensehen. Aber dahinter steht auch immer die Sinnfrage. Der Atheismus ist sogut wie tot.

idea: Auch in Deutschland?

Siemon-Netto: Noch nicht. Ich glaube, wir Deutschen sind die Mecklenburgerder Welt. Ich beziehe mich hier auf das Bismarck-Wort: "Wenn ich wüßte, daßdie Welt morgen unterginge, würde ich heute nach Mecklenburg ziehen, weildort alles 50 Jahre später geschieht." Bei uns hält sich die Gottlosigkeitlänger als andernorts, weil wir ja so "fortschrittlich" sein wollen. Aberdas wirkt idiotisch aufgesetzt. Luther nannte die Deutschen Affen, weil sieanderen alles nachmachen. Wir werden auch in Glaubensdingen unseren Nachbarnund den Amerikanern folgen - und dann mit System; das ist die gute Kunde.Allerdings stimmt auch, was Aldous Huxley über uns gesagt hat: "Wieerschreckend gründlich waren die Deutschen doch immer, wie emphatisch - imSex wie im Krieg, in Lehre und in Wissenschaft. Sie tauchen tiefer als alleanderen und kommen schlammbesudelter wieder nach oben."

"Amerikaner genieren sich nicht, von Gott zu reden"

idea: Sollten die Deutschen sich die Amerikaner zum Vorbild nehmen?

Siemon-Netto: Amerikaner sind nicht die besseren Christen. IhreGottesvorstellung ist oft sehr postmodern - sie haben vielfach einenKuschelgott, der sich menschlichen Gelüsten anpaßt; folglich ändern sichihre Werte ständig. Aber zumindest genieren sich die Amerikaner nicht, vonGott zu reden. Außerdem gibt es bei ihnen eine starke Bekenntnisbewegung,die sich an der Bekennenden Kirche im Deutschland unter der Nazi-Knuteorientiert. Wir Deutsche sind meist noch zu verklemmt, es diesen Bekennernnachzumachen. Dabei merken wir nicht, daß Gottlosigkeit weltweit längst ausder Mode gekommen ist - wie Graffiti-Schmiererei oder die "sexuelleRevolution" mit ihren ekelhaften Massenaufmärschen von Halbnackten, "LoveParades" genannt.

idea: ... und die anderen Europäer?

Siemon-Netto: Da kommt viel in Bewegung. In der Kirche von England sind 70Prozent aller neu ordinierten Pfarrer Evangelikale oder konservativeHochkirchler, und ihre Gottesdienste füllen sich. In Frankreich, dem ammeisten entchristlichten Nachbarland, entwickelt die katholische Kircheeinen beneidenswerten missionarischen Geist. Die protestantische Kirche, diefrüher links von sich selbst stand, wird immer bibeltreuer und liturgischer.Christliche Intellektuelle treten wieder mutig an die Öffentlichkeit.Konfessionsschulen werden immer beliebter. Der Priestermangel wird vielfachdurch ein enormes Engagement der Laien kompensiert, zumal der Jugend.

idea: Sie sehen viel Gutes im Ausland, gehen aber mit Ihrer Kritik anDeutschland streng ins Gericht. Fühlen Sie sich eigentlich noch alsDeutscher?

Siemon-Netto: Meine Kritik ist ein Ausdruck meiner großen Liebe zuDeutschland. Mein Deutschland ist jedoch das Deutschland Luthers, PaulGerhardts, Bachs, Dietrich Bonhoeffers, auch das Deutschland Adenauers oderHans Apels, das Deutschland des Wiederaufbaus der Frauenkirche in Dresden -und das Deutschland der vielen phantastischen Deutschen, denen ich in derganzen Welt begegne, Menschen, die in der Fremde Fabelhaftes leisten. Aberjedesmal, wenn ich in meine Heimat zurückkehre, zerfetzt mich ihrverluderter Zustand. Du kannst in keinem noch so guten Restaurant sitzen,ohne von einem Nachbartisch das Wort "Scheiße" zu hören, zumal ausFrauenmund. Nirgendwo wird so geschweinigelt wie bei uns, vor allem inBerlin; nirgendwo ist das Fernsehen so christenfeindlich, so widernatürlichschrill, nirgendwo sind Prediger so anfällig für den Zeitgeist wie bei uns.Kein anderes Volk verwirft sein religiöses und kulturelles Erbe so gründlichwie unseres. Und keines wirkt unglücklicher. Sechs Jahrzehnte nach Hitlerist Deutschland immer noch kein normales Land. Wenn Sie mich kritischnennen, so ist das noch mild. Ich bin außer mir vor Entsetzen, und alsLutheraner mache ich aus meinem Herzen keine Mördergrube.

idea: Welche Folgen kann die derzeitige Seelenverfassung der Deutschenhaben?

Siemon-Netto: Die Alternative einer christlichen Kultur ist ja nicht eineatheistische; das haben wir 1989 gesehen. Die Alternative ist der Islam, undder ist schon hier. Er wird sich rasant ausbreiten, wenn der Wahnsinnsplanverwirklicht wird, die Türkei in die Europäische Union aufzunehmen. Dannwerden -zig Millionen Muslime bei uns einwandern und sich fleißig vermehren.Dann ist es endgültig vorbei mit unserer christlichen Kultur - vorbei wie imfrüheren Konstantinopel und heutigen Istanbul, wo nach dem 15. Jahrhunderteine blühende christliche Kirche ausradiert wurde.EU-Verfassung ohne Gott? "Ein verbrecherischer Zustand!"

idea: Was läßt sich dagegen unternehmen?

Siemon-Netto: Wir müssen uns auf die Schätze unseres Glaubenszurückbesinnen. Dann bestünden durch den Zustrom von Muslimen sogargewaltige Chancen für die Evangelisierung - zumal unter muslimischen Frauen,die dafür vielfach sehr offen sind. Aber erst einmal müssen wir ihnenbeweisen, daß wir unser Christentum ernst nehmen. Statt dessen lassen wir janoch nicht einmal einen Hinweis auf unser christliches Erbe in der neuenEU-Verfassung zu - ein haarsträubender Zustand, den ich für verbrecherischhalte.

idea: Dennoch haben Sie Hoffnung?

Siemon-Netto: Natürlich! Das ist die gute Seite unseres Mecklenburgertums.Wenn in Amerika die bibeltreuen Flügel innerhalb der traditionellen Kirchenwachsen und die linken, feministisch-verschwulten Flügel schrumpfen; wenn inAfrika, Asien und Lateinamerika das Christentum explosionsartig wächst undbereits unsere Nachbarländer mit seinem Enthusiasmus ansteckt, dann werdenauch wir eines Tages von dieser Welle erfaßt werden. Wenn nicht, dann würdedas allerdings bedeuten, daß Gott unserem Land tatsächlich den Rückenzuwendet und uns, die wir seine Wahrheit in Lüge verkehrt haben, "dahingibtin schändliche Leidenschaften" (Römer 1,26). Ich will das aber nichtglauben. Ich glaube, daß wir wieder zu Gott und zu uns selbst finden werdenund dann der Welt die wichtigste Kunde für die Postmoderne mitzuteilenhaben.



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