Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Papst plant breite Ausnahmen für sogenannte "Alte Messe"
  2. Glaube ohne Feuer: Wie die Kirche Angst vor der eigenen Botschaft bekommt
  3. Papst: Ehe unauflöslich, doch bei Annullierung barmherzig sein
  4. Drei Liturgieverständnisse im Spiegel der neueren Kirchengeschichte
  5. Laienseelsorger der Diözese Innsbruck führen ‚tröstende Salbung‘ durch
  6. "Die Katholische Kirche schwimmt mit dem Zeitgeist, sie ist parteipolitisch nach links gekippt!"
  7. Nicht nur Kardinäle an der Spitze: Papst ändert Vatikanverfassung
  8. Papstprediger: KI zeigt „gewisses Etwas auf, das nur wir tun können“
  9. „Welt“-Kolumnist Gideon Böss: Der Westen „muss wieder christlich werden“
  10. Verherrlichung eines tragischen Todes – zum assistierten Suizid von Alice und Ellen Kessler
  11. Anmeldeformular für Volksschule mit sechs Möglichkeiten bei Angabe des Geschlechts
  12. Britische Gesundheitsbehörde gibt Zahlen zu Covid-Impfung und Übersterblichkeit nicht bekannt
  13. Der neue Erzbischof von Wien und der Islam
  14. Cantare amantis est. Der Chor: Ikone der Kirche. Die Freilegung des Glaubensgeheimnisses im Gesang
  15. Nuntius Eterović: „Christen sind die weltweit am meisten wegen ihrer Religion verfolgten Menschen“

Der Verlust der Scham

27. Juli 2015 in Kommentar, 22 Lesermeinungen
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


Über die zunehmende Schamlosigkeit in der deutschen Öffentlichkeit - Von Alexander Kissler /idea


München (kath.net/idea.de )
Wer sich in diesen Tagen einerdeutschen Großstadt nähert, wird am Bahnhof von einem moralischen Imperativ empfangen: „Mach’s mit!“. Die Aufforderung ergeht von Plakatwänden herab an alle – Kinder und Greise, Frauen und Männer. Mitmachen soll die Welt beim gummibewehrten Geschlechtsverkehr. Möglichst oft, gerne mit wechselnden Partnern gleichen oder anderen Geschlechts, immer aber mit Präservativ. So will es die Kampagne der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (Köln). Die Plakatgesichter strahlen und fordern den horizontalen Nachvollzug.

„Heute wirst Du flachbelegt“

Auf dem Weg aus dem Bahnhof kommt der Reisende an Tafeln eines Lieferservices vorbei. Pizza wird angepriesen mit den Worten „Heute wirst Du flachbelegt!“, ein Nudelgericht mit „Isch will mit dir Penne!“. Im Hotelzimmer läuft vielleicht nichtsahnend die FKK-Show von RTL, „Adam sucht Eva“, in der nackte Kandidaten sich über das Gewicht der männlichen primären und der weiblichen sekundären Geschlechtsorgane austauschen. Sollte es sich bei der deutschen Großstadt um Berlin handeln, kann der Blick aus dem Zimmer auf eine besondere Scheußlichkeit fallen. Am Bahnhof Zoo hat die Hauptstadt ein offen einsehbares Urinal aufgestellt. Dort erleichtern Männer sich vor aller Augen, rund um die Uhr.


Schamlosigkeit ist heute Normalverhalten

Schamlosigkeit ist das von Politik wie Medien verordnete Normalverhalten. Natürlich, es gab Zeiten, in denen Schindluder getrieben wurde mit der Tugend der Scham, Zeiten, in denen ein Moralregime Schamhaftigkeit einklagte und Unterordnung meinte. Und es gibt heute Kulturen, die zwischen Mann und Frau eine so scharfe Grenze ziehen, dass die eine sich verhüllen und der andere befehlen muss. In den westlichen Gesellschaften aber regiert die Schamlosigkeit ohne Rücksicht auf Verluste – und die Verluste können enorm sein.

Der Schamlose kennt nur sich

Was geht verloren, wenn das Nackte und das Obszöne in der Öffentlichkeit sich von selbst verstehen und Takt, Dezenz, Stil und Anmut zu Privatvergnügungen für Nostalgiker herabsinken? Scham ist Frucht des Sündenfalls und insofern eine anthropologische Konstante. Scham resultiert aber auch aus der menschenfreundlichen Einsicht, dass wir nicht allein sind. Dass da immer jemand ist, in dessen Augen wir uns spiegeln. Wer sich schämt, dem ist es nicht egal, welches Bild er durch sein Tun und Reden erzeugt. In der Scham erscheint uns blitzhaft, wer wir sind und wer wir zu sein hoffen – so der Philosoph Bernard Williams (1929–2003). Der Schamlose kennt nur sich.


Keine Scham, keine Kultur

Das Regiment der Schamlosen ist eine Diktatur des Narzissmus. Die Fernsehfratzen und Plakatgrimassen sind Vorboten einer kulturlosen Welt, denn die öffentliche „Besessenheit von der Intimität ist das Kennzeichen einer unzivilisierten Gesellschaft“ (der US-Soziologe Richard Sennett). Wer ihr wehren will, muss die Kunst der Scham wieder erlernen. Sie beginnt dort, wo wir von uns absehen und den anderen Menschen in den Blick nehmen. Keine Kultur kann sein, wo die Scham verschwand.

Der Autor, Alexander Kissler (Berlin), leitet das Kulturressort des Monatsmagazins „Cicero“.




Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu

Kulturkampf

  1. Freispruch für deutschen Pastor Latzel: Kritik an Schwulenparade ist keine Volksverhetzung
  2. Friedrich Merz thematisiert Verbot der Gendersprache
  3. "Mainstream-Bischöfe sind das Letzte, was wir brauchen!"
  4. Nach der Synode laufen die Angriffe auf Kardinal Woelki
  5. Synodaltheater zweiter Akt
  6. Relativismus und Intoleranz. Das Ende der Bemühung um Objektivität.
  7. 'Je leerer die Kirchen, umso größer die Friday for Future Umzüge'
  8. Peter Hahne: "Der wahre 'Friday for Future' ist der Karfreitag"
  9. Deutsche trauen sich nicht, offen ihre Meinung zu sagen!
  10. "Ich bin ein Klimaaktivist wider Willen"






Top-15

meist-gelesen

  1. Papst plant breite Ausnahmen für sogenannte "Alte Messe"
  2. Warteschlangen vor den Kinos: Der Film „Sacré Coeur“ bricht in Frankreich Zuschauerrekorde!
  3. Drei Liturgieverständnisse im Spiegel der neueren Kirchengeschichte
  4. Verherrlichung eines tragischen Todes – zum assistierten Suizid von Alice und Ellen Kessler
  5. "Die Katholische Kirche schwimmt mit dem Zeitgeist, sie ist parteipolitisch nach links gekippt!"
  6. "Jedes Land hat das Recht zu bestimmen, wer, wie und wann Menschen einreisen dürfen"
  7. Glaube ohne Feuer: Wie die Kirche Angst vor der eigenen Botschaft bekommt
  8. Der neue Erzbischof von Wien und der Islam
  9. „Welt“-Kolumnist Gideon Böss: Der Westen „muss wieder christlich werden“
  10. Traurige Änderung beim Gelöbnis der neuen Rekruten der Bundeswehr
  11. Die Kirche bleibt der Welt fremd
  12. Nicht nur Kardinäle an der Spitze: Papst ändert Vatikanverfassung
  13. Laienseelsorger der Diözese Innsbruck führen ‚tröstende Salbung‘ durch
  14. Anmeldeformular für Volksschule mit sechs Möglichkeiten bei Angabe des Geschlechts
  15. Bischof Varden: „Ich denke, wir dürfen sagen, dass bei uns die Säkularisierung jetzt zu Ende ist“

© 2025 kath.net | Impressum | Datenschutz