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Jesu Leidenschaft

2. April 2015 in Spirituelles, 1 Lesermeinung
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„Um im Letzten herauszufinden, ob Jesus von Nazareth Gottes Sohn ist, genügen keine schriftgelehrten Diskurse… sondern allein der lebendige Kontakt mit dem gekreuzigten und auferstandenen Christus.“ Von Erzbischof Georg Gänswein


Vatikan (kath.net) Albert Gänswein, Vater des Kurienerzbischofs Georg Gänswein, verstarb am 19.2.2015. Erzbischof Gänswein hielt am 24. März eine Trauerfeier in der Kirche der Schmerzhaften Gottesmutter auf dem Campo Santo Teutonico und predigte in italienischer Sprache in Auslegung der Schrifttexte des Tages. kath.net dokumentiert die Predigt in einer von Erzbischof Gänswein autorisierten Zusammenfassung.

„Wenn einer nicht gelitten hat, kann man sich seine Predigt sparen“, hat mein Vater immer wieder gesagt, wenn er mit mir über Dinge des Glaubens sprach. Diese Einsicht kommt mir heute als Verständnis-Schlüssel in den Sinn, wenn der Evangelist Johannes das „Reich Gottes“ dem Reich „dieser Welt“ gegenüber stellt. Denn es ist ja eine Welt, die Gott so intensiv liebt, dass er seinen einzigen Sohn an sie hingab und verschenkte. Wie könnte sie da nicht auch einen allerhöchsten Wert vor Gott haben?!

Das „Reich Gottes“ ist also nicht einfach nur anders und fremd und fern von unserer menschlichen Erfahrungswelt. Wäre es so, wäre Gott zur Offenbarung seiner selbst in jener Herrlichkeit zu uns gekommen, mit der er sich Moses in die Wüste zeigte. Dann wäre er mit Seraphim erschienen, die sich um ihn herum im Feuer der Liebe verzehren und mit Cherubim und Thronen aus den neun himmlischen Chören und jenen zwölf Legionen von Engeln, von denen Jesus in seiner Not im Garten Gethsemani spricht. Gott hätte in all seiner Herrlichkeit kommen können. Doch wer hätte ihm dann widerstehen können? Was wäre dann aus unserer Freiheit geworden, vor der Fülle seiner göttlichen Allmacht?

Doch so ist es nicht gekommen. So kam er nicht zu uns. Das Reich Gottes kam durch einen Menschen zu uns, durch seinen eigenen Sohn: Jesus von Nazareth. Er kam durch das Fleisch gewordene Wort. Das heißt, das Reich Gottes ist menschlich geworden. Diese Offenbarung respektiert und vervollkommnet das Menschsein, es vervollständigt unser Sein und entwertet es nicht. Das Reich Gottes offenbart sich im Leiden und in jener Leidenschaft, mit der Jesus handelte und sprach. Mit seiner Leidenschaft für die Samariter und all jene, die der Mitte jeder Gesellschaft fern und fremd sind.


Im Allerletzten aber offenbart sich das Reich Gottes in der Leidenschaft Jesu „bis zum Ende“ auf dem Golgatha, auf den wir in diesen Tagen wieder schauen: „Wenn ihr den Menschensohn erhöht haben werdet, dann werdet ihr wissen, wer ich bin.“

Jesus antwortet unserem Suchen mit unfassbarer Zuneigung, die auch vor offener Feindschaft nicht abnimmt. Er legt anderen keine unerträgliche Lasten auf die Schultern, für die er selbst keinen Finger krümmt. Er nimmt den Menschen nicht ihre Würde, sondern er erträgt mit ihnen von Herzen das Böse. Er empfindet mit ihnen die Gewalt der Unterdrückung und Vernichtung, und er trägt mit ihnen deren fürchterliches Gewicht. Die Leidenschaft Jesu hat ihn nicht auf den Lehrstuhl des Moses geführt, sondern hinauf zum Kreuz, zwischen Verbrecher, zu einem Ort, den sich keiner im Reich dieser Welt in seinem Karrierewahn ersehnt.

Wenn wir aber schon in unserer täglichen Erfahrung mehr den Worten jener vertrauen, die das leben, was sie auch sagen, und nicht jenen, die von Dingen sprechen, die sie nicht leben, um wieviel mehr gilt dieser Grundsatz dann für unseren Glauben an Jesus Christus. Das Evangelium sagt noch viel mehr. Hier setzt Jesus jeden radikal der Frage aus: Ist Gott eine Erfindung der Priester? Ist er die größte Lüge? Ist er tot, wie es in der Zeile eines berühmten Liedes von Francesco Guccini heißt? Ist er ein wertvoller Schatz, der in ein schwer gesichertes Museum gehört? Oder ist er eine Person aus Fleisch und Blut?

Um jedoch im Letzten herauszufinden, ob Jesus von Nazareth Gottes Sohn ist, genügen keine schriftgelehrten Diskurse oder systematische Seminare zur Weisheit der Väter, sondern allein der lebendige Kontakt mit dem gekreuzigten und auferstandenen Christus – mit der Bitte an seinen Vater, dass er uns Anteil an der Leidenschaft seines Sohnes schenkt. Christliche Gotteserfahrung ist immer vermittelt. Es ist das Sakrament der Fleischwerdung, in dem wir uns dem Sohn Gottes angleichen!

Die Leidenschaft Jesu, sagt Johannes, hat seinen Ursprung in seiner Verbindung zum Vater. Und auch unser Sohnsein ist nur durch dieses persönliche Verhältnis zum Vater möglich, in leidenschaftlichem Mühen, Kämpfen und Suchen, das niemals endet, sondern jeden Morgen neu beginnt.

Deshalb muss sich unsere ganze geistliche Anstrengung auf die Erkenntnis des heiligen Paulus ausrichten: „Ich will nichts anders erkennen als den gekreuzigten Christus“. Tun wir dies, gibt uns die Nachfolge Christi wahre, verwandelnde und umwandelnde Worte ein, die die Herzen der Menschen ansprechen, denen wir begegnen, und Worte voller Dank, selbst wenn sie vom Kreuz reden wie Jesus, dessen Verbindung zum Vater so stark war. Jesus Christus befreit uns, weil er uns in das Verhältnis zu seinem Vater einfügt. Es ist ein ihm innewohnendes Verhältnis, das allem vorausgeht, und nicht einfach eine rationale Erkenntnis. Das Verhältnis Jesu zu seinem Vater verschließt sich nie. Nur dank seiner Nähe zum Vater ist er fähig zu tun, was er seinen Vater tun sieht und was sein Vater ihm zeigt. Nur von daher scheint er manchmal rätselhaft oder gar unverständlich. Denn „sie verstanden nicht, dass Er von seinem Vater sprach“. Das Reich Gottes ist seine Heimat, es ist sein Ursprung und sein Ziel, es ist Anfang und Grundlage seines Lebens, seines Handelns, seines Liebens.

Gottvater hätte also mit seiner strahlenden Herrlichkeit in diese Welt eintreten können, habe ich gesagt. Er hätte sein schöpferisches Wort auf eine Weise ausdrücken können, dass wir vom bloßen Zuhören entzündet und entflammt worden wären. Er hat aber vorgezogen, den Sohn Mariens zu uns zu schicken. Den Mann der Schmerzen, vertraut mit jedem Kummer – und der gerade darum imstande ist, den Biss der alten Schlange zu heilen. Er, der wahre Sohn allein, lehrt uns, in und mit ihm wahre Söhne zu werden, die Gott gefallen und die das tun, was Gott gefällt.

Wenn wir den Weg des Glaubens einschlagen, liebe Brüder und Schwestern, werden wir dennoch früher oder später von Verzagtheit heimgesucht, von Entmutigung und Zweifel, wie die Israeliten in der Wüste. Auch wir „ertragen die Reise nicht länger“ und verfallen urplötzlich in Klagen und Murren, laden die Schuld für unser Schwierigkeiten auf andere ab und reden „gegen“ diesen oder jenen, wie sich das Volk Israel „gegen Gott und gegen Moses“ erhoben hat. Wie damals können auch wir dann plötzlich „Ekel“ empfinden, für eine Aufgabe, die uns ermüdet hat, für Worte, die wir zu oft gehört haben, für das Immergleiche unserer täglich sich wiederholenden Tätigkeiten - wie in der Wüste, als uns selbst das immer gleiche himmlische Manna zum Hals raushing. Es ist eine „Wüste“ der Empfindungen, wo nichts mehr gedeiht in einer Dürre des Geistes, der es nicht mehr gelingt, zum Alten zurück zu kehren und wo das Neue nur schwierig zu ertragen scheint. In dieser Qual ist es mehr als je zuvor notwendig, unsere Augen immer wieder von uns selbst zu lösen, um sie auf den Gekreuzigten in der Höhe zu heften.

Ohne Ihn „sterben wir in unseren Sünden“, wie das Evangelium sagt. Mit Ihm hingegen gelingt es dem Gift dieser Empfindungen nicht, in die Tiefe zu dringen um uns zu töten. Doch der Blick muss fest an „dem Erhöhten“ haften bleiben. Im Bewusstsein unserer Zerbrechlichkeit muss er mit jener Bescheidenheit zu ihm hinaufschauen, die dem Lamento ein Ende macht, auch dem Nachtrauern vergangener Zeiten, und die nach vorne geht in dem Bewusstsein, dass unser Gott gut ist und uns alles geben und schenken will: die Freiheit des Herzens, die Freiheit von der Sünde, und die Freude Seiner Freundschaft.





Foto Erzbischof Gänswein © kath.net/Paul Badde


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Lesermeinungen

 kreuz 2. April 2015 

danke für die Worte EB Gänswein

Sie gehen hier -auch- ans Eingemachte:

"Es ist eine „Wüste“ der Empfindungen, wo nichts mehr gedeiht in einer Dürre des Geistes, der es nicht mehr gelingt, zum Alten zurück zu kehren und wo das Neue nur schwierig zu ertragen scheint."

passend zu den jetzigen Kartagen.


5
 

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