Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Bistum Trier entlässt AFD-Landtagsabgeordneten Schaufert aus einem Kirchengremium
  2. Das Leben des Menschen ist schutzwürdig oder doch nicht?
  3. Nur 4 deutsche Bistümer sagen NEIN zum 'Synodalen Irrweg/Ausschuss'
  4. Deutsche Jugend: GRÜNE PFUI, AFD HUI?
  5. Erzdiözese Wien: Lediglich 7,5 Prozent der Kirchenmitglieder besuchen die Hl. Messe
  6. Werden Sie Schutzengerl für kath.net für mindestens 2024 und 2025!
  7. ,Ich habe Pornographie gemacht – jetzt mache ich Rosenkränze!‘
  8. ,Besorgniserregend': Neue Studie über muslimische Schüler
  9. Großes Interesse an Taylor Swift-Gottesdienst in Heidelberg
  10. Erzbistum Hamburg verliert 2023 Millionen Euro durch Mitgliederschwund
  11. Höchstgericht entscheidet über Bibel-Tweet von Ex-Ministerin Räsänen
  12. Eine kleine Nachbetrachtung zu einer Konferenz in Brüssel
  13. Kardinal Parolin: Es wird keine Kehrtwende in der Kirche geben
  14. Polit-Kommentatorin Candace Owens ist katholisch geworden
  15. Vatikan: Religionsfreiheit durch Urteil gegen Kardinal bedroht

Nichts und niemand blieb verschont

20. Juni 2014 in Chronik, keine Lesermeinung
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


Impressionen aus der zerstörten Stadt Homs. Von Karin Leukefeld (KNA)


Homs (kath.net/KNA) Es ist still über der Altstadt von Homs. Nur die Vögel singen. Anfang Mai sind die letzten 1.300 Kämpfer abgezogen, nachdem ihnen eine Amnestie gewährt worden war. Geistliche und Zivilisten eines lokalen Komitees begleiteten die Männer in Bussen in Orte nördlich der 800.000-Einwohner-Stadt Homs, wo Verbündete sie erwarteten. Geblieben sind Trümmer.

Am Märtyrerplatz erinnert eine alte Standuhr an die französische Kolonialzeit. Von hier führt die Hamidiye-Straße in die Christenviertel der Altstadt. Die Straßen sind eng, uralte Kirchen stehen hier, umgeben von kleinen Moscheen und alten Bädern. Christentum und Islam haben sich in der Altstadt von Homs über Jahrhunderte miteinander entwickelt, sagt Vater Zuhair Khazal von der syrisch-orthodoxen Marienkirche des Heiligen Gürtels. An «keinem Tag» habe es in Syrien einen konfessionellen Krieg gegeben, betont er. Wer immer das behaupte, täusche sich.

Vater Zuhair sitzt im Innenhof der Kirche aus der frühesten Zeit der Christenheit. Weil die ersten Christengemeinden verfolgt wurden, baute man das Gotteshaus damals unter der Erde. 1953 wurde ein Gürtel gefunden, der der Legende nach der Gottesmutter Maria gehört haben soll: eine der heiligsten Reliquien der Gemeinde. Als im Frühsommer 2012 die militärische Lage eskalierte, wurden der kostbare Gürtel und die Ikonen in Sicherheit gebracht. Vater Zuhair berichtet, er selbst habe im Komitee für soziale Beziehungen gemeinsam mit anderen versucht, die Lage zu entspannen.


Zuletzt gehörten dem Gremium 16 christliche Priester, 18 Scheichs, 12 Imame der Moscheen und etwa 20 Zivilisten an. Am 8. Mai begleitete er die letzten Kämpfer bei ihrem Abzug. Damals geschah das Furchtbare, erinnert sich Vater Zuhair und fährt sich mit der Hand durch den langen Bart: «Am 7. Mai, als wir begannen, die Kämpfer zu evakuieren, wurde die Kirche in Brand gesteckt.»

Der Täter sei ein Syrer gewesen, von anderen bezahlt. «Sicher kam er nicht aus Homs. Denn wäre er aus Homs gewesen - selbst wenn er zu den Kämpfern gehört hätte, er hätte die Kirche niemals anzünden können.» Zu eng sei das Band der Menschen hier untereinander. Krieg und Zerstörung seien von außen in ihre Stadt hineingetragen worden. Immer wieder wird das Gespräch unterbrochen, wenn Arbeiter herüberrufen und Anweisungen für die Reparaturarbeiten haben wollen. Der Wiederaufbau der zerstörten Kirche ist in vollem Gang; eifrig wird gehämmert und gebohrt.

Einen kurzen Fußweg entfernt liegt der Jesuitenkonvent, der während der zwei Jahre Krieg und Belagerung für die Zivilbevölkerung zu einem wichtigen Anlaufort geworden war. Herz und Kopf des Konvents war der niederländische Jesuit Frans van der Lugt, der unermüdlich für einen Waffenstillstand warb. Kurz bevor dieses Ziel erreicht war, wurde er ermordet, Anfang April. Sein Grab im Innenhof des Konvents ist mit Blumen bedeckt. Unmittelbar dahinter liegt die griechisch-orthodoxe Kirche der 40 Märtyrer. Der Eingang ist von einer Mörsergranate zertrümmert, Bäume sind herausgerissen, der Skulptur eines Bischofs im Innenhof ist der Kopf abgeschlagen.

Die Steine im Hof hatten die Bewohner der umliegenden Häuser während der Belagerung abgetragen, berichtet Samer Kabak, der in der Altstadt zuhause ist. Dann wurden Gemüse und Kräuter gepflanzt. Ungezählte Menschen starben in der Altstadt von Homs; die Überlebenden haben tiefe Narben davongetragen. Allmählich kehren sie zurück. Zu Fuß, mit Fahrrädern, auf Mopeds oder in kleinen Lieferwagen streifen sie durch die Gassen, um zu sehen, was von ihrem Zuhause geblieben ist.

Verbrannte Hauswände, eingestürzte Gebäude, aufgesprengte Straßen, versengte Bäume, zertrümmerte Türen. Fenster und Dächer legen Zeugnis des unerbittlichen Kampfes ab, der zwei Jahre hier tobte. Nichts und niemand blieb verschont. Selbst die stolze Khalid-ibn-al-Walid-Moschee, die erst 2003 aufwendig restauriert worden war, ist von Granateinschlägen und Schüssen durchlöchert. Wie verkohlte Gerippe ragen die umliegenden Häuser in den blauen Himmel.

(C) 2014 KNA Katholische Nachrichten-Agentur GmbH. Alle Rechte vorbehalten.


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu

Syrien

  1. Neuer Bischof von Aleppo ernannt - 2014 von Milizen entführt
  2. Syrien: „Eine knappe Minute war schlimmer als 12 Jahre Krieg“
  3. Syrien: Bedrängte Weihnachten in der Islamisten-Hochburg Idlib
  4. Syrien: Erster christlicher Gottesdienst in Idlib seit 10 Jahren
  5. Libanon und Syrien: „Die Menschen versuchen, mit einem US-Dollar pro Tag zu überleben“
  6. Zehn Jahre Syrienkonflikt: „Kirche in Not“ fordert Erleichterungen für humanitäre Hilfen
  7. Syrien: Homs hat einen neuen syrisch-orthodoxen Erzbischof
  8. Syrien: Wiederaufgebaute maronitische Kathedrale von Aleppo eingeweiht
  9. Christen in Syrien verlangen Aufhebung der westlichen Sanktionen
  10. Syrien: Neun Jahre Krieg – und nun auch noch das Virus







Top-15

meist-gelesen

  1. Werden Sie Schutzengerl für kath.net für mindestens 2024 und 2025!
  2. KOMMEN SIE MIT! EINMALIGE REISE - 13. Oktober 2024 in Fatima + Andalusien!
  3. ,Ich habe Pornographie gemacht – jetzt mache ich Rosenkränze!‘
  4. Eine kleine Nachbetrachtung zu einer Konferenz in Brüssel
  5. Der Mann mit Ticketnummer 2387393
  6. Das Mediennetzwerk Pontifex, gegründet 2005 als "Generation Benedikt", beendet seine Tätigkeit
  7. Nur 4 deutsche Bistümer sagen NEIN zum 'Synodalen Irrweg/Ausschuss'
  8. Klarer als die Deutsche Bischofskonferenz!
  9. Bistum Trier entlässt AFD-Landtagsabgeordneten Schaufert aus einem Kirchengremium
  10. Taylor sei mit Euch
  11. US-Präsident Biden macht Kreuzzeichen bei Pro-Abtreibungskundgebung
  12. Großes Interesse an Taylor Swift-Gottesdienst in Heidelberg
  13. Papst: Pius VII. leitete die Kirche mithilfe seiner Unterwäsche
  14. Höchstgericht entscheidet über Bibel-Tweet von Ex-Ministerin Räsänen
  15. Deutsche Jugend: GRÜNE PFUI, AFD HUI?

© 2024 kath.net | Impressum | Datenschutz