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Papst Franziskus: Sehr geehrter Herr Dr. Scalfari!

25. September 2013 in Aktuelles, 22 Lesermeinungen
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Der offene Brief von Papst Franziskus an den Gründer der italienischen Tageszeitung Eugenio Scalfari liegt jetzt in voller Länge in deutscher Übersetzung vor


Vatikan (kath.net) Papst Franziskus hatte in der italienischen Tageszeitung „La Repubblica“ einen Offenen Brief an den Gründungsherausgeber der Zeitung, Eugenio Scalfari, geschrieben. Das Oberhaupt der katholischen Kirche ruft darin die Nichtglaubenden zum Dialog mit den Glaubenden auf, zum „offenen Gespräch“ ohne „vorgefertigte Konzepte“. Außerdem betont er die zentrale Rolle des Judentums für die Christen. Der antiklerikale Intellektuelle Sclafari hatte zuvor seinerseits einen Offenen Brief mit dem Titel „Fragen eines Nichtglaubenden an den Jesuitenpapst, der sich Franziskus nennt“ geschrieben.

Die in „La Repubblica“ in großer Aufmachung veröffentlichte Antwort von Papst Franziskus liegt nun in der offiziellen Übersetzung des Vatikan vor. KATH.NET dokumentiert den päpstlichen Brief (Abfassungsdatum 4.9.2013) in voller Länge:

Sehr geehrter Herr Dr. Scalfari,

mit großer Herzlichkeit, wenn auch nur in groben Zügen, möchte ich mit diesem Brief versuchen, auf den Ihren zu antworten, den Sie am 7. Juli auf den Seiten von „La Repubblica“ an mich gerichtet haben und in dem Sie eine Reihe persönlicher Überlegungen entwickeln, die Sie dann am 7. August in derselben Tageszeitung noch erweitert haben.

Ich danke Ihnen vor allem für die Aufmerksamkeit, mit der Sie die Enzyklika „Lumen fidei“ gelesen haben. Gemäß der Absicht meines verehrten Vorgängers Benedikt XVI., der sie konzipiert und weitgehend verfasst hat und von dem ich sie dankbar übernommen habe, ist sie nämlich nicht nur darauf ausgerichtet, diejenigen im Glauben an Jesus Christus zu stärken, die sich bereits zu ihm bekennen, sondern auch einen aufrichtigen und ernsthaften Dialog mit denen anzustoßen, die sich wie Sie als „Nichtglaubende“ bezeichnen, „die seit vielen Jahren an der Predigt des Jesus von Nazareth interessiert und von ihr fasziniert sind“.

Es scheint mir also durchaus positiv – nicht nur für uns als Einzelne, sondern auch für die Gesellschaft, in der wir leben –, wenn wir einen Dialog aufnehmen über etwas so Wichtiges wie den Glauben, der sich auf die Predigt und die Gestalt Jesu beruft.

Ich denke, es sind besonders zwei Umstände, die diesen Dialog heute notwendig und wertvoll machen. Er stellt im Übrigen bekanntlich eines der Hauptziele des von Johannes XXIII. gewollten Zweiten Vatikanischen Konzils wie auch des Dienstes der Päpste dar, die – jeder mit der ihm eigenen Sensibilität und seinem persönlichen Beitrag – von damals bis heute die vom Konzil vorgezeichnete Linie verfolgt haben.

Der erste Umstand ergibt sich – wie auf den Anfangsseiten der Enzyklika erwähnt – aus der Tatsache, dass in den Jahrhunderten der Moderne ein Paradox zu beobachten war: Der christliche Glaube, dessen Neuheit und dessen Auswirkung auf das Leben des Menschen von Anfang an gerade durch das Symbol des Lichtes ausgedrückt wurde, ist häufig als das Dunkel des Aberglaubens abgestempelt worden, das sich dem Licht der Vernunft entgegenstellt. So kam es zwischen der Kirche und der christlich inspirierten Kultur einerseits und der modernen, von der Aufklärung geprägten Kultur andererseits zu einer Kontaktunfähigkeit. Nun ist die Zeit gekommen – und das Zweite Vatikanische Konzil hat sie ja eingeleitet – für einen offenen Dialog ohne Vorurteile, der die Tür zu einer ernsten und fruchtbaren Begegnung wieder öffnet.

Der zweite Umstand ergibt sich für den, der dem Geschenk der Nachfolge Jesu im Licht des Glaubens treu zu sein versucht, daraus, dass dieser Dialog für das Leben des Gläubigen keine Nebensache ist, sondern im Gegenteil sein innerster und unabdingbarer Ausdruck. Erlauben Sie mir, Ihnen dazu eine meiner Ansicht nach sehr wichtige Aussage der Enzyklika zu zitieren: Da die vom Glauben bezeugte Wahrheit die der Liebe ist – heißt es da –, „wird deutlich, dass der Glaube nicht unnachgiebig ist, sondern im Miteinander wächst, das den anderen respektiert. Der Gläubige ist nicht arrogant; im Gegenteil, die Wahrheit lässt ihn demütig werden, da er weiß, dass nicht wir sie besitzen, sondern vielmehr sie es ist, die uns umfängt und uns besitzt. Weit davon entfernt, uns zu verhärten, bringt uns die Glaubensgewissheit in Bewegung und ermöglicht das Zeugnis und den Dialog mit allen“ (Nr. 34). Das ist der Geist, der die Worte beseelt, die ich Ihnen schreibe.

Für mich ist der Glaube aus der Begegnung mit Jesus hervorgegangen. Eine persönliche Begegnung, die mein Herz berührt und meinem Leben eine Richtung und einen neuen Sinn gegeben hat. Doch zugleich eine Begegnung, die durch die Glaubensgemeinschaft ermöglicht wurde, in der ich lebte und dank derer ich den Zugang gefunden habe zum Verständnis der Heiligen Schrift und zu dem neuen Leben, das durch die Sakramente wie sprudelndes Wasser aus Jesus entspringt, zur Brüderlichkeit mit allen und zum Dienst an den Armen, dem wahren Bild des Herrn. Ohne die Kirche – glauben Sie mir – hätte ich Jesus nicht begegnen können, auch wenn ich mir bewusst bin, dass jenes unermessliche Geschenk des Glaubens in den zerbrechlichen irdenen Gefäßen unseres Menschseins gehütet wird.


Von daher, von dieser persönlichen Erfahrung des in der Kirche gelebten Glaubens aus will ich gerne Ihre Fragen anhören und versuchen, gemeinsam mit Ihnen die Wege zu suchen, auf denen wir vielleicht beginnen können, ein Stück weit miteinander zu gehen.

Verzeihen Sie mir, wenn ich den von Ihnen im Leitartikel vom 7. Juli vorgebrachten Argumenten nicht Schritt für Schritt folge. Es scheint mir fruchtbarer – oder entspricht zumindest mehr meinem Wesen – in gewisser Weise zum Kern Ihrer Überlegungen zu kommen. Ich gehe auch nicht auf die von der Enzyklika verfolgte Art der Darlegung ein, in der Sie das Fehlen eines speziell der Erfahrung des historischen Jesus von Nazareth gewidmeten Abschnitts erkennen.

Ich stelle zu Beginn nur fest, dass eine derartige Analyse nicht nebensächlich ist. Es geht nämlich darum – und damit folgt man übrigens der Logik, die die innere Entfaltung der Enzyklika leitet –, die Aufmerksamkeit auf die Bedeutung dessen zu richten, was Jesus gesagt und getan hat, und so letztlich auf das, was Jesus für uns war und ist. Die Paulusbriefe und das Johannesevangelium, auf die in der Enzyklika besonders Bezug genommen wird, sind ja auf dem festen Fundament des messianischen Dienstes Jesu von Nazareth aufgebaut, der im Pascha von Tod und Auferstehung seinen entscheidenden Höhepunkt erreicht.

Man muss sich also mit Jesus in der spröden Konkretheit seiner Geschichte auseinandersetzen, so wie sie uns vor allem von dem ältesten der Evangelien, dem des Markus, erzählt wird. Dann stellt man fest, dass der „Anstoߓ, den das Wort und das Handeln Jesu in seiner Umgebung erregen, von seiner außerordentlichen „Vollmacht“ herrühren – ein Wort, das vom Markusevangelium an bezeugt, jedoch nicht leicht zu übersetzen ist. Das griechische Wort dafür ist „exousia“ und verweist wörtlich genommen auf das, was „vom Sein ausgeht“, was man ist. Es handelt sich also nicht um etwas Äußeres oder etwas Erzwungenes, sondern um etwas, das von innen her ausstrahlt und sich von selbst durchsetzt. Tatsächlich beeindruckt, verwirrt und erneuert Jesus – wie er selber sagt – von seiner Beziehung zu Gott her, den er vertrauensvoll Abba [Vater] nennt und der ihm diese „Vollmacht“ verleiht, damit er sie zum Wohl der Menschen verwende.

So predigt Jesus „wie einer, der Vollmacht hat“, heilt, ruft die Jünger, ihm zu folgen, vergibt Sünden – alles Dinge, die im Alten Testament Gott und nur Gott zustehen. Die Frage, die im Markusevangelium mehrmals vorkommt: „Was ist das für ein Mensch, dass …?“ und die die Identität Jesu betrifft, wird durch die Feststellung einer Vollmacht hervorgerufen, die anders ist als die der Welt – eine Vollmacht, die nicht darauf ausgerichtet ist, über die anderen Macht auszuüben, sondern ihnen zu dienen, ihnen Freiheit und Leben in Fülle zu geben. Und das bis zu dem Punkt, das eigene Leben aufs Spiel zu setzen, Unverständnis, Verrat, Ablehnung zu erfahren, zum Tod verurteilt zu werden, bis dahin, in der Verlassenheit am Kreuz zu versinken. Doch Jesus bleibt Gott treu bis zum Ende.

Und gerade da geschieht es – wie im Markusevangelium der römische Hauptmann unter dem Kreuz ausruft –, dass Jesus sich paradoxerweise als Sohn Gottes erweist! Der Sohn eines Gottes, der Liebe ist und mit seinem ganzen Selbst will, dass der Mensch – jeder Mensch – sich ebenfalls als sein wahres Kind entdeckt und so lebt. Das findet für den christlichen Glauben seine Bestätigung darin, dass Jesus auferstanden ist: nicht um den Triumph über die, die ihn abgelehnt haben, davonzutragen, sondern um zu beweisen, dass die Liebe Gottes stärker ist als der Tod, dass die Vergebung Gottes stärker ist als jede Sünde und dass es sich lohnt, das eigene Leben bis zum Letzten einzusetzen, um diese unermessliche Gabe zu bezeugen.

Der christliche Glaube besagt, dass Jesus der Sohn Gottes ist, der gekommen ist, um sein Leben hinzugeben und dadurch allen den Weg der Liebe zu eröffnen. Darum haben Sie, sehr geehrter Herr Dr. Scalfari, Recht, wenn Sie in der Inkarnation des Gottessohnes den Angelpunkt des christlichen Glaubens sehen. Schon Tertullian schrieb: „Caro cardo salutis“, das Fleisch (Christi) ist der Angelpunkt des Heils. Denn die Inkarnation, d. h. die Tatsache, dass der Sohn Gottes in unser Fleisch gekommen ist und Freuden und Leiden, Siege und Niederlagen unseres Lebens bis zum Schrei am Kreuz mit uns geteilt hat, indem er alles in der Liebe und der Treue zum Abba durchlebte, bezeugt die unglaubliche Liebe, die Gott zu jedem Menschen hat, und den unschätzbaren Wert, den er ihm zuerkennt. Darum ist jeder von uns dazu berufen, sich den liebenden Blick und die Entscheidung Jesu für die Liebe zu Eigen zu machen, seine Weise zu sein, zu denken und zu handeln. Das ist der Glaube, mit all seinen Ausdrucksformen, die in der Enzyklika eingehend beschrieben sind.

* * *

Im selben Leitartikel vom 7. Juli fragen Sie mich ferner nach der Originalität des christlichen Glaubens, insofern dieser sich auf die Inkarnation des Sohnes Gottes stützt, im Vergleich zu anderen Glaubensbekenntnissen, die dagegen die absolute Transzendenz Gottes betonen.

Ich würde sagen, die Originalität liegt genau darin, dass uns der Glaube in Jesus an seiner Beziehung mit Gott als Abba teilhaben lässt und im Lichte dessen an der Beziehung, die er im Zeichen der Liebe mit allen anderen Menschen hat, einschließlich der Feinde. Anders gesagt, die Sohnschaft Jesu, so wie sie uns der christliche Glaube vorstellt, ist nicht geoffenbart, um eine unüberwindliche Trennung zwischen Jesus und den anderen zu ziehen, sondern um uns zu sagen, dass in ihm wir alle dazu aufgerufen sind, Kinder des einen Vaters und untereinander Brüder und Schwestern zu sein. Die Einzigartigkeit Jesu dient der Kommunikation, nicht dem Ausschluss.

Gewiss, daraus ergibt sich auch – und das ist nicht wenig – die Unterscheidung zwischen der religiösen und der politischen Sphäre, wie sie im klaren Wort Jesu „Gott geben, was Gott gehört, und dem Kaiser, was dem Kaiser gehört“ begründet ist und auf der die Geschichte des Westens mühsam aufgebaut wurde. Die Kirche ist in der Tat berufen, den Sauerteig und das Salz des Evangeliums zu säen, d.h. die Liebe und die Barmherzigkeit Gottes, die jeden Menschen erreichen. Dabei zeigt sie auf das überirdische, endgültige Ziel unseres Schicksals hin, während der zivilen und politischen Gesellschaft die schwierige Aufgabe zukommt, in der Gerechtigkeit und in der Solidarität, im Recht und im Frieden ein immer menschlicheres Leben zu artikulieren und zu verkörpern. Für den, der den christlichen Glauben lebt, bedeutet das nicht Weltflucht oder Suche nach irgendeiner Hegemonie, sondern Dienst am Menschen, am ganzen Menschen und an allen Menschen, ausgehend von der Peripherie der Geschichte. Dabei hält er die Hoffnung wach, die ihn dazu bringt, trotz allem das Gute zu tun, und blickt stets jenseits.

Sie fragen mich auch am Ende Ihres ersten Artikels, was man den jüdischen Brüdern über die ihnen von Gott gegebene Verheißung sagen soll: War sie ganz umsonst? Dies ist – glauben Sie mir – eine Frage, die uns als Christen radikal bewegt, weil wir mit Gottes Hilfe vor allem seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil wieder entdeckt haben, dass das jüdische Volk für uns immer noch die heilige Wurzel ist, aus der Jesus hervorgegangen ist. Auch ich habe in der Freundschaft, die ich während all dieser Jahre mit jüdischen Brüdern in Argentinien gepflegt habe, Gott im Gebet oft befragt, insbesondere wenn ich an die furchtbare Erfahrung der Schoah dachte. Was ich Ihnen mit dem Apostel Paulus sagen kann, ist, dass Gottes Treue zum Bund mit Israel nie aufgehört hat und dass die Juden durch die furchtbaren Prüfungen dieser Jahrhunderte hindurch ihren Glauben an Gott bewahrt haben. Und dafür werden wir ihnen als Kirche, aber auch als Menschheit, nie genug danken können. Eben weil sie im Glauben an den Gott des Bundes ausharren, erinnern sie alle, auch uns Christen, daran, dass wir wie Pilger immer in Erwartung der Wiederkunft des Herrn sind und dass wir daher immer offen sein müssen für ihn und uns nie in dem schon Erreichten verschanzen dürfen.

Ich komme somit zu den drei Fragen, die Sie mir im Artikel vom 7. August stellen.

In den beiden ersten Fragen geht es Ihnen darum, so scheint mir, die Haltung der Kirche gegenüber dem, der den Glauben an Jesus nicht teilt, zu verstehen. Zunächst fragen Sie mich, ob der Gott der Christen dem, der nicht glaubt und den Glauben nicht sucht, verzeiht. Vorausgesetzt – und dies ist fundamental –, dass die Barmherzigkeit Gottes keine Grenzen hat, wenn sich jemand mit aufrichtigem und reumütigem Herzen an ihn wendet, so besteht die Frage für den nicht an Gott Glaubenden darin, dem eigenen Gewissen zu gehorchen. Sünde ist auch beim Nichtglaubenden, wenn man gegen das Gewissen handelt. Auf das Gewissen zu hören und ihm zu gehorchen bedeutet nämlich, sich angesichts des als gut oder böse Erkannten zu entscheiden. Und von dieser Entscheidung hängt ab, ob unser Handeln gut oder schlecht ist.

Weiter fragen Sie mich, ob es ein Irrtum oder eine Sünde sei zu glauben, es gebe nichts Absolutes und daher auch keine absolute Wahrheit, sondern nur eine Reihe relativer und subjektiver Wahrheiten. Zunächst würde ich nicht, nicht einmal für den Glaubenden, von „absoluter“ Wahrheit sprechen im Sinne, dass absolut das ist, was los, frei von jeglicher Beziehung ist. Nach dem christlichen Glauben ist die Wahrheit die Liebe Gottes zu uns in Jesus Christus. Wahrheit ist also eine Beziehung! Dafür spricht, dass auch jeder von uns die Wahrheit von sich selbst her erfasst und ausdrückt – von seiner Geschichte und Kultur, von der Situation, in der er lebt, usw. Das heißt nicht, dass Wahrheit veränderlich und subjektiv wäre, im Gegenteil. Aber es bedeutet, dass sie sich uns immer nur als Weg und Leben gibt. Hat nicht Jesus selbst gesagt: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“? Anders gesagt, da die Wahrheit letztlich eins mit der Liebe ist, erfordert sie Demut und Offenheit, um gesucht, angenommen und ausgedrückt zu werden. Daher muss man sich gut über die Begriffe verständigen und vielleicht, um aus den Engführungen einer – absoluten – Entgegensetzung herauszukommen, die Frage von Grund auf neu formulieren. Ich meine, dies ist heute unbedingt notwendig, um den sachlichen und konstruktiven Dialog aufzunehmen, den ich am Anfang meines Schreibens gewünscht habe.

Schließlich fragen Sie mich, ob mit dem letzten Menschen auf der Erde auch das Denken verschwinden wird, das Gottes fähig ist. Gewiss, die Größe des Menschen besteht darin, Gott denken zu können, also eine bewusste und verantwortungsvolle Beziehung mit ihm leben zu können. Aber die Beziehung besteht zwischen zwei Wirklichkeiten. Gott – dies ist meine Überzeugung und Erfahrung, doch wie viele, gestern und heute, teilen sie! – Gott ist keine Idee, sei sie noch so groß, Gott ist kein Ergebnis menschlichen Denkens. Gott ist eine Wirklichkeit mit großem „W“. Jesus offenbart uns Gott – und lebt seine Beziehung zu ihm – als unendlich gütigen und barmherzigen Vater. Gott hängt also nicht von unserem Denken ab. Im Übrigen, auch wenn das menschliche Leben auf der Erde enden sollte – und für den christlichen Glauben ist diese Welt, so wie wir sie kennen, auf jeden Fall dazu bestimmt, zu Ende zu gehen –, wird der Mensch und auf einer uns unbekannten Weise auch das mit ihm erschaffene Universum nicht aufhören zu existieren. Die Heilige Schrift spricht von „einem neuen Himmel und einer neuen Erde“ und sagt, dass am Ende – in einem Wo und Wann, das jenseits von uns ist, aber nach dem wir im Glauben voll Sehnsucht und Erwartung streben – Gott „alles in allem“ sein wird.

Sehr geehrter Herr Dr. Scalfari, damit schließe ich meine Überlegungen ab, die von Ihren Mitteilungen und Fragen an mich hervorgerufen worden sind. Nehmen Sie sie als den Versuch einer provisorischen, aber aufrichtigen und vertrauensvollen Antwort auf Ihre Einladung an, die ich so aufgefasst habe, ein Stück des Weges gemeinsam zu gehen. Glauben Sie mir: Trotz aller Langsamkeit, Untreue, Fehler und Sünden, welche die Menschen, die die Kirche bilden, begangen haben können und immer noch begehen können – die Kirche hat keinen anderen Sinn und Zweck als den, Jesus zu leben und zu bezeugen. Er ist vom Abba gesandt worden, „den Armen eine gute Nachricht zu bringen, den Gefangenen die Entlassung zu verkünden und den Blinden das Augenlicht, die Zerschlagenen in Freiheit zu setzen und ein Gnadenjahr des Herrn auszurufen“ (vgl. Lk 4,18-19).

In brüderlicher Nähe

Papst Franziskus


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Lesermeinungen

 Suarez 26. September 2013 

@Aegidius - Der Mensch ist der von Gott Gerufene

In "Die sakramentale Begründung christlicher Existenz" findet sich noch eine andere, wie ich finde, zentrale Stelle, die sich mit den angesprochenen Fragen auseinandersetzt.

"Wie die Dinge nicht bloß Dinge, Material menschlicher Arbeit sind, so ist der Mensch nicht bloß Funktionär, der die Dinge handhabt, sondern erst in der Durchlichtung der Welt auf ihren ewigen Urgrund hin erfährt auch der Mensch, wer er selbst ist: der von Gott und zu Gott Gerufene. Erst der Anruf des Ewigen konstituiert den Menschen als Menschen. Man könnte ihn geradezu definieren als das göttfähige Wesen...Diese Art von Stehen im Gedächtnis Gottes ist das, was den Menschen ewig leben macht - denn Gottes Gedächtnis endet nie; sie ist es, die den Menschen zum Menschen macht und ihn vom Tier unterscheidet; streicht man sie, so bleibt statt des Menschen nur ein höher entwickeltes Tier zurück."

Ich sehe in Papst Franziskus Text keine Abweichung von diesen Gedanken, sondern er formuliert es in ähnlicher Weise.


4
 
 Suarez 26. September 2013 

@Aegidius - Christlicher Glaube ist Beziehung

Durch das Hineintreten Jesus Christus in die Geschichte, ist Gott mit uns in eine noch konkrete beziehung getreten, wie es vorher durch sein Erscheinen im Dornbusch für Mose der Fall war.

Gott ist also kein deus absconditus sondern ein mit dem Menschen in Beziehung tretender Gott, ein libender Gott, der sich hingibt, um die Menschen zu erlösen.

Benedikt schreibt hierzu in "Die sakramentale Begründung christlicher Existenz": "Es bleibt nicht länger im Dunkeln, wer Gott ist,; er erscheint nicht mehr als das unergründliche Geheimnis des Kosmos im Allgemeinen, sondern als der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs; näherhin als der Gott Jesu Christi: als der Gott, der für den Menschen da ist und durch sein Mitsein mit den Menschen geradezu definiert ist. Mit einem Wort: Er erscheint als der persönliche Gott, der Erkenntnis und Liebe ist und der deshalb auf uns hin Wort und Liebe ist. Wort, das uns ruft, und die Liebe, die vereint."


4
 
 Suarez 26. September 2013 

@Aegidius - "Eine Religion der Mathematik bleibt leer"

So die Antwort Benedikt XVI an den Atheisten Odifreddi. Die drei grundlegenden Themen der menschlichen Existenz blieben in einem rein mathematischen Weltbild unberücksichtigt: die Freiheit, die Liebe und das Böse. Eine Religion, die diese grundlegenden Fragen außer acht läßt, bleibt leer. Benedikt XVI verweist also in seiner Antwort auf eine erweiterte, über die rein mathematische Logik hinausgehende Erkenntnis. Gott als mathematisch logisches Konstrukt wäre eine bloße Abstraktion und damit leer. Die göttliche Wahrheit ist also keine abstrakte sondern eine erfahrbare. Wir empfangen, so Benedikt, unser Sein von Gott. Gott gibt unserem Sein Sinn, den wir in unserem Glaubensweg erst erfahren.

"Der Mensch, der sein Dasein nicht selber baut, sondern vom Beschenktsein lebt, erfährt zugleich sein Verpflichtetsein, sein Stehen unter einer vorgegebenen Form, deren Verfehlen ihn schuldig macht" (Zitat Joseph Ratzinger " Die sakramentale Begründung christlicher Existenz)


3
 
 Mysterium Ineffabile 26. September 2013 

@Scotus

Ja, das waren Zeiten... ;-) als man so was noch in der FAZ lesen könnte....
http://www.zenit.org/de/articles/joseph-ratzinger-uber-den-angezweifelten-wahrheitsanspruch


1
 
 Scotus 26. September 2013 

2. Die Liebe selbst ist Vernunft

Der Logos ist aber nicht nur als "mathematische" Vernunft auf dem Grund aller Dinge erschienen, sondern auch als schöpferische Liebe bis zu dem Punkt, dass er Mit-Leiden mit dem Geschöpf wird. Der kosmische Aspekt der Religion, die den Schöpfer in der Macht des Seins verehrt, und ihr existenzieller Aspekt, die Erlösungsfrage, sind so ineinander getreten und ein einziges geworden.

Der Versuch dem Begriff des Christentums als "religio vera" wieder einen einsichtigen Sinn zu geben, muss daher auf rechtes Handeln (Orthopraxie) und rechten Glauben (Orthodoxie) gleichermaßen setzen. Sein Inhalt wird heute - letztlich wie damals - im Tiefsten darin bestehen müssen, dass Liebe und Vernunft als die eigentlichen Grundpfeiler des Wirklichen zusammenfallen: Die wahre Vernunft ist die Liebe, und die Liebe ist die wahre Vernunft. In ihrer Einheit sind sie der wahre Grund und das Ziel alles Wirklichen.

Oder um es mit den Worten von Wilhelm von Saint-Thierry zu sagen: "Amor ipse intellectus est."


6
 
 Scotus 26. September 2013 

1. Vernunft als christlicher Wahrheitsanspruch

Es geht um die Frage, ob die Vernunft (bzw. das Vernünftige) am Anfang aller Dinge steht oder nicht. "In principio erat verbum" - am Anfang aller Dinge steht die schöpferische Kraft der Vernunft.

Der christliche Glaube ist heute wie damals die Option für die Priorität der Vernunft und des Vernünftigen. Diese Letztfrage kann nicht mehr durch naturwissenschaftliche Argumente entschieden werden, und auch das philosophische Denken stößt hier an seine Grenzen. In diesem Sinne gibt es eine letzte Beweisbarkeit der christlichen Grundoption nicht.

Aber kann die Vernunft auf die Priorität des Vernünftigen vor dem Unvernünftigen, auf die Uranfänglichkeit des Logos verzichten, ohne sich selbst aufzuheben? Die Vernunft kann gar nicht anders, als auch das Unvernünftige nach ihrem Maß, also vernünftig zu denken, womit sie implizit doch wieder den eben geleugneten Primat der Vernunft aufrichtet. Durch seine Option für den Primat der Vernunft ist das Christentum auch wesentlich "Aufklärung".


7
 
 Wiederkunft 25. September 2013 
 

Aegidius

In Frage 4 haben sie aus meiner Sicht schon die richtige Antwort gegeben, genau auf das zielt der Papst ab.


4
 
 Kant 25. September 2013 

Bitte nicht ärgern! Ich spiele mal den „Advocatus diaboli“:

1. Der Papst hat sich durch die Schmeicheleien des Erz-Freimaurers Scalfari in eine Falle locken lassen, denn wenn Scalfari wirklich nach Antworten sucht, braucht er dazu nicht den Papst. Scalfari wollte schlicht die Auflage der repubblica erhöhen oder/und nach Möglichkeit der Kirche schaden.
2. Nichts gegen Dialog – aber der Papst scheint ihm eine quasi messianische Bedeutung zuzumessen.
3. Der Papst suggeriert, daß seine Vorgänger zu einem solchen Dialog nicht bereit oder nicht fähig waren, was von einem beeindruckenden „Selbstbewußtsein“ zeugt.
4. Der Papst „verkauft“ sich unter Wert. Repubblica (wie auch Civiltà Cattolica) sind etwas für Theologie-Professoren, aber nicht für den Papst. B XVI z.B. hat sich von Journalisten verschiedener Fernsehsender Deutschlands interviewen lassen, hätte aber wohl kaum in der taz, frankfurter rundschau, wahrscheinlich nicht einmal in der FAZ oder ZEIT publiziert.
Ich würde mich wirklich freuen, wenn jemand mir mit guten Gründe widersprechen könnte.


8
 
 Philalethes 25. September 2013 
 

@ Aegidius! Was ist Wahrheit?

Es ist richtig, wenn @Wischy zwischen einer in einer Bildung eines Begriffes gewonnenen Erkenntniswahrheit und einer mit der Logik nicht erreichbaren Wahrheit spricht. Letztere besteht darin, dass sie kein menschliches Denkgebilde, sondern ein Wesen bezeichnet, das zeitlich ohne Anfang und Ende ist, also niemals der Veränderung unterworfen ist und damit absolut ist. Gott ist ein solches Wesen. Ein solches Wesen ist uns gegenüber sowohl praeexistent als auch postexistent. Jesus kann als Gott von sich sagen: Ich bin die Wahrheit.
Relativismus ist eine Denkweise, die eine Wahrheit nur in bezug auf etwas gelten lässt und nicht bedingungslos. Ob z.B. ein Begriff wahr ist, hängt davon ab, ob die Bildung nach den Regeln der Logik vollzogen wurde und der zu definierende Gegenstand so erkannt ist, dass eine Übereinstimmung von Begriffsinhalt und Sachinhalt besteht. Die Wahrheit einer Schlussfolgerung hängt ab von den gesetzten Prämissen. Eine absolute Wahrheit dagegen ist von nichts abhängig.


5
 
 Aegidius 25. September 2013 
 

Frage4

Durch sein "Im Gegenteil" verneiint er solch eine Interpretation ja auch gleich.

Kann es sein, daß er mit diesen (leider auch mißverständlichen) Sätzen letztlich dem atheistischen Herausgeber eine Brücke bauen wollte und den Begriff der - weiterhin selbstverständlich in Gott gesehenen - "absoluten Wahrheit" näher erläutern wollte: nämlich daß diese Absolutheit nicht fern, unerreich- und unnahbar, kalt, theistisch oder gar menschenverachtend ist, sondern in sich bereits liebende Beziehung, Aufopferung, kurz: dreieinig, Vater, Sohn und Heiliger Geist?
Könnte die Passage allem ersten Anschein zum Trotz vielleicht das christliche Angebot an alle Menschen, die Wahrheit zu ihrem Heil anzunehmen, in besonders einfühlsamer und milder Verpackung überreicht haben?


4
 
 Aegidius 25. September 2013 
 

Frage3

Suarez, danke für die rasche Antwort. Ich komme aber doch noch nicht weiter. Die Logik (oder Vernunft) kann der rechte Glaube an die Wahrheit doch nicht außer Kraft setzen. Sicherlich ist der Glaube, der sich (auch) in dogmatischen Formulierungen wie zB auch den Glaubensbekenntnissen und Konzilsbeschlüssen ausdrückt, nicht "positivistisch" und schematisch anzuwenden. Die hierin ausgedrückten Wahrheiten sind jedoch - meine ich - kein die rechte Beziehung zu Gott verhinderndes Korsett, sondern sichere Wegweiser auf dem schmalen Weg. Im Gegensatz, der Relativismus scheint mir - um im Bild zu bleiben - Nebel zu sein, der das Bleiben auf dem schmalen Weg beliebig erschwert!

Es ist ja genau dies, worauf Suarez und Wischy hingewiesen haben, das mir Bauchschmerzen macht:
Man kann die Passage des Hl. Vaters so (miß)verstehen, daß es eine der menschlichen Vernunft prinzipiell zugängliche präexistierende Wahrheit nicht gibt, auch wenn er das natürlich nicht gesagt hat.


2
 
 Aegidius 25. September 2013 
 

Frage2

Ist Mord/Abtreibung/Raub/Genitalverstümmelung/Betrug/Ehebruch/Klatsch/Lüge usw. nicht in sich schlecht, oder hängt das vom subjektiven Zugang des "Täters" zur Wahrheit ab (die Frage der Schuld will ich hier bewußt nicht stellen)?

Wishy, ist Ihre Antwort nicht letztlich die resignierende Gegenfrage des Pilatus: "Was ist Wahrheit?"

Mir geht es nicht um Rechthaberei, sondern um einen Punkt, den Benedikt XVI in seinem ganzen theologischen Wirken immer in den Mittelpunkt gestellt hat: Es gibt eine Wahrheit (den Logos) der präexistiert und der liebende Gott ist und der Mensch geworden ist (Johannesprolog) - anfaßbar, Weg, Wahrheit, Leben. Und ein Zweites: Die Wahrheit ist der menschlichen Vernunft zugänglich.

Das Fernerücken der Wahrheit, ihre subjektive Relativierung, der Relativismus (im Grundsätzlichen wie im Moralischen) führt letztlich zur Beliebigkeit, zur Aufhebung aller Wahrheit. Und genau das irritiert mich hier, da ich nicht weiß, wie ich Franziskus verstehen darf.


2
 
 Aegidius 25. September 2013 
 

Frage1

Aber gerade das ist doch meiner Meinung das, was Schwierigkeiten macht und - in meiner (beschränkten) Auffassung - mit der Ablehnung des Relativismus und dem Glauben an den präexistenten dreieinen Gott, der die Wahrheit ist und der Beziehung in sich ist und der die Liebe ist, nicht zusammengeht. Es kann nicht sein, daß "die Wahrheit" für einen Christen letztlich eine andere ist als für einen Moslem. "Jesus ist Gott" und "Jesus ist nicht Gott" ist NICHT kompatibel.
Oder auf einer anderen Ebene: Wenn Gott die Liebe ist und die Summe alles Guten, dann gibt es das Gute. Ich denke, das glauben wir. Und das Gute gibt es auch ohne daß ein einziger Mensch lebt, der das Gute tut oder teilt (insofern hätte Erich Kästner mit seinem schönen Aphorismus Unrecht). Hängt denn der objektive Wert (und wir glauben doch, daß es den gibt) einer Handlung tatsächlich davon ab, welchen eigenen (subjektiven) "geschenkten Zugang" zur Wahrheit jemand hat?


3
 
 Wolfgang63 25. September 2013 
 

Dialog

So sehr ich Dialogbereitschaft schätze: Die vom Papst hier genannten zwei "Paradoxe" sind keinesfalls paradox.

1) Natürlich wird die Kirche von vielen Menschen als gegen die Vernunft stehend eingeschätzt, weil sie es lange war. Viele Wissenschaftler von Galileo bis zu Evolutionsbiologen und Astronomen hatte massive Probleme.

2) Der Dialog der Kirche mit Andersdenkenden war lange keineswegs von "Respekt" und "Demut" geprägt. Es gab die Inquisition und den Index der verbotenen Bücher, der erst vor weniger als 100 Jahren abgeschafft wurde.

Dialog ist gut: Aber er sollte auch klar als etwas gekennzeichnet werden, dass es so vorher nur in zarten jungen Ansätzen gab.


9
 
 Wischy 25. September 2013 
 

Präexistiert die absolute Wahrheit,

wie @Aegidius es sich vorzustellen scheint? Denkt Aegidius dabei an eine definierte Begriffswahrheit? Die meint der Papst sicherlich nicht. Für ihn ist die Wahrheitserkenntnis ein Begegnungsgeschehen, das man erst nachträglich in Begriffe fassen kann und mag. Die Wahrheitswirklichkeit Gottes, die sich in Jesus erschließt, ist absolut, ist absolut verlässlich; aber jeder hat seinen eigenen (geschenkten) Zugang zu ihr, im Maße seiner Auffassungsmöglichkeit. So kommt es nicht auf begrifflich-absolute Rechthaberei an, sondern auf demütiges Offensein auf den je größeren Gott hin, mit dem Jesus uns in Verbindung bringen möchte.


1
 
 Marienzweig 25. September 2013 

Das Zeugnis des Papst Franziskus!

Eine Antwort, warmherzig, aufrichtig und zuwendend-brüderlich im Ton, trotzdem klar in seinem Inhalt.
Hilfreich auch für uns!
Es wäre schön, wenn Papst Franziskus Worte auch Scalfaris Denken und Empfinden erreichen und berühren könnte.
Selbst noch zu einem späteren Zeitpunkt!


52
 
 Aegidius 25. September 2013 
 

Entschuldigung, die Aufforderung war unbeabsichtigt ungeschickt verpackt. Ich wollte keine Foristen (die sich selbst nicht öffentlich als "intelligenter" usw bezeichnen wollen) quasi ausladen. Ich wünsche mir ehrlich Antwort und Verständnishilfe und bin bereit, eine gute Antwort als "intelligenter" und "gebildeter" als MICH und das Unverständnis anzunehmen. Das wollte ich eigentlich ausdrücken. Nochmal Danke im Voraus.


1
 
 Suarez 25. September 2013 

@Aegidius

"Das heißt nicht, dass Wahrheit veränderlich und subjektiv wäre, im Gegenteil. Aber es bedeutet, dass sie sich uns immer nur als Weg und Leben gibt. Hat nicht Jesus selbst gesagt: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“?"

"Gott ist keine Idee, sei sie noch so groß, Gott ist kein Ergebnis menschlichen Denkens. Gott ist eine Wirklichkeit mit großem „W“. Jesus offenbart uns Gott – und lebt seine Beziehung zu ihm – als unendlich gütigen und barmherzigen Vater. Gott hängt also nicht von unserem Denken ab."


Lieber Aegidius, Wahrheit meint hier die wirkliche, nicht nur gedachte Beziehung von Gott zu uns Menschen. Wir verlieren dann die Wahrheit, wenn wir unser Denken, unsere Logik, absolut setzen, so wie es der Positivismus tut. Dann wird Gott zu einer bloßen Vorstellung, einem Denkmodell sozusagen, in dem es eine echte Beziehung zu Gott nicht geben kann, weil Gott in einem solchen Denken keine Wirklichkeit hat. Gott schenkt sich uns im Glauben.


4
 
 Suarez 25. September 2013 

Tiefe Verbundenheit von Papst Franziskus und em. Papst Benedikt

Schon durch die Bezugnahme auf die Enzyklika "Lumen fidei" drückt sich die tiefe Verbundenheit Papst Franziskus mit seinem Vorgänger Benedikt aus.

In schöner Klarheit stellt uns Papst Franziskus in seinem Brief an Scalfari das Wesentliche des christlichen Glaubens vor Augen. Dieser Brief ist auch ein Zeugnis gegen den Relativismus, wie er sich heute auch bis tief in die Katholische Kirche hinein zeigt. Deutlich geht es Papst Franziskus darum, Jesus in das Zentrum unseres Glaubens zu stellen. Nur durch den Blick auf Jesus und auf sein Leiden am Kreuz finden wir Wahrheit im Leben. Ein Gespräch mit dem Atheismus ist, und das macht Papst Franziskus sehr deutlich, nur aus dieser christlichen Perspektive möglich. Unser Glaube gründet nicht auf Spekulation sondern auf der wirklichen und damit wahren Erfahrung der Begegnung mit Jesus Christus, unserem Herrn. Nur wer sich für diese Begegnung offen zeigt, kann überhaupt verstehen, was christlicher Glaube ist.

Ein wirklich schöner Text!


13
 
 Wiederkunft 25. September 2013 
 

Überwältigt

Bin überwältigt, eine sehr gute Erklärung und wunderbarer Ausdruck. Erinnert an alte Zeiten. Danke Papst Franziskus!


8
 
 prof.schieser 25. September 2013 

Papstbrief - an uns alle!

Das wäre wohl wert, dass wir alle diesen Brief lesen und aufheben -- für später!
Auch wenn manche sich an manchem stoßen: das hat auch Jesus erfahren, daß ihm gutgemeinte Kritik von "Rechtgläubigen" vorgehalten wurde. Das ist ganz normal und hat in der Kirche immer geholfen, daß wir uns auf's Wesentliche besinnen.
Danke besonders dem KATH.NET für die Weitergabe dieser "Dokumentation".


5
 
 jean pierre aussant 25. September 2013 
 

Danke Franziskus!

Ein wunderbarer Brief, der sehr hilfreich ist für uns alle.


6
 

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