Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Erzbischof Gänswein soll Nuntius in Litauen werden!
  2. Der Münchner Pro-Life-Marsch UND was die deutschen Medien verschweigen
  3. Schweiz: Bischof Bonnemain bei Beerdigung von Bischof Huonder
  4. Kardinal Müller: "Sie sind wie die SA!"
  5. BRAVO! - 6000 Teilnehmer beim Marsch für das Leben in München
  6. Waffen können Frieden schaffen und viele Menschenleben retten!
  7. 'Allahu akbar' - Angriff auf orthodoxen Bischof in Australien - Polizei: Es war ein Terrorakt!
  8. Ablehnung von Fiducia supplicans: Afrikas Bischöfe haben ‚für die ganze Kirche’ gesprochen
  9. Riccardo Wagner wurde katholisch: „Ich wollte nie Christ sein. Ich war Atheist“
  10. „Schwärzester Tag für die Frauen in der deutschen Nachkriegsgeschichte“
  11. Eine kleine Nachbetrachtung zu einer Konferenz in Brüssel
  12. Deutsche Bischofskonferenz nimmt Bericht zur reproduktiven Selbstbestimmung „mit großer Sorge“ wahr
  13. Meloni: Leihmutterschaft ist ,unmenschliche Praxis‘
  14. Mehrheit der Deutschen fürchtet Islamisierung Europas
  15. Polnische Bischofkonferenz ist der Schirmherr des Polnischen „Marsch für das Leben und die Familie“

Schönborn: 'Entweltlichte' Kirche besser geeignet, weltoffen zu sein

13. September 2012 in Aktuelles, 38 Lesermeinungen
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


Kardinal Schönborn bei Rede vor Bundeskanzlerin Angela Merkel in Berlin: "Paradoxerweise ist eine "entweltlichte" Kirche besser geeignet, weltoffen zu sein, wie es das Konzil wollte


Berlin (kath.net/dbk/pl) „Zunehmend empfinden sich Christen, die ihr Christentum ernstnehmen, marginalisiert. Ja zum Teil sogar diskriminiert.“ Das stellte Christoph Kardinal Schönborn (Foto) in seiner Rede beim St. Michael-Jahresempfang in Berlin fest. Schönborn sprach auf Einladung der Deutschen Bischofskonferenz vor rund 900 Gästen, darunter die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel, die Minister Annette Schavan, Thomas de Maizière, Wolfgang Schäuble, sowie von kirchlicher Seite Erzbischof Jean-Claude Périsset, der Apostolische Nuntius in Deutschland, Rainer Maria Kardinal Woelki und weitere deutsche Bischöfe. In seiner Rede über das Thema „Fremdkörper oder Wurzel - Christentum in Europa“ ging er auch auf aktuelle Fragen ein, etwa die Diskussionen um Sterbehilfe und Beschneidung.

„Ich glaube“, führte Schönborn aus, „wir haben noch zu wenig reflektiert, was diese Marginalisierung für die christliche Identität im heutigen säkularen Europa bedeutet. Wie sich mit den ‚christlichen Werten’ in einem Europa positionieren, das mehr und mehr den Christen sagt: ‚Eure Werte’ sind nicht ‚unsere Werte’? Ich denke, viele von uns, ob Gläubige oder Amtsträger, schwanken zwischen Anpassung und Abgrenzung“. Der Kardinal fragte, ob aber „in so mancher säkularen Kritik am Christentum“ nicht auch „ein Stück Sehnsucht verborgen“ sei, „es möge doch so etwas wie ein authentisches, gelebtes Christentum geben“? Doch diesem „fremdgewordenen Christentum“ käme man freilich nur um den Preis der eigenen Bekehrung nahe.


kath.net dokumentiert die Rede „Fremdkörper oder Wurzel - Christentum in Europa“ von Christoph Kardinal Schönborn beim St. Michael-Jahresempfang am 12. September 2012 in Berlin

Sehr geehrte Damen und Herren!

Es ehrt mich, heute hier in Berlin Gast sein zu dürfen und beim Michaelsempfang einige Worte an Sie richten zu können. Wien und Berlin haben vieles gemeinsam, in der Geschichte, in der Kultur, in der Sprache, auch wenn Karl Kraus, der große Wiener Literat gesagt hat: "Was Deutschland von Österreich trennt, ist die gemeinsame Sprache". Auch anderes trennt uns: Berlin ist die wiedergewonnene Hauptstadt eines wiedervereinigten Deutschland; Wien ist der Wasserkopf eines kleinen Landes, der einmal die Hauptstadt eines großen Reiches war. Wie sagte doch der eben schon zitierte Karl Kraus über unser kleingewordenes Österreich? "Wir haben eine große Zukunft - hinter uns!"

Doch Spaß beiseite. Haben wir eine große Zukunft vor uns? Wir, die Europäer, die Europäische Union? Wir, die Nettozahler dieses großen Zukunftsprojektes der europäischen Integration? Oder liegt diese Zukunft bereits hinter uns? Sind die Zeichen nicht auf Sturm, auf Krise? Stehen wir vor großen Zusammenbrüchen? Passen auf unsere Tage die Worte, die Karl Kraus, um ihn ein drittes und letztes Mal zu zitieren, in einem berühmten Aufsatz zu Beginn des Ersten Weltkrieges geschrieben hat, als alle bombastisch von "dieser großen Zeit" sprachen? "In dieser großen Zeit, die ich kannte, als sie noch klein war, und die wieder klein werden wird, wenn ihr noch Zeit bleibt".

Bleibt uns noch Zeit angesichts des rasanten Anwachsens der Schulden? Wird das europäische Integrationsprojekt den Spannungen standhalten, denen es schon jetzt ausgesetzt ist und die wohl noch stärker werden? Sie werden von mir sicher keine Antwort auf die Fragen erwarten, die sich zurzeit den politisch Verantwortlichen in Europa stellen. Dazu bin ich weder kompetent, noch ist es meine Aufgabe. Es ist aber auch für Politiker kein Zeichen der Schwäche, wenn sie ihre Ratlosigkeit eingestehen.

Ich versuche vielmehr, Ihnen einige Gedanken zum Verhältnis zwischen dem Christentum und dem europäischen Projekt vorzulegen.

Ich beginne mit einer kleinen Episode, die mir stark in Erinnerung geblieben ist. Im Oktober 2007 trafen sich die Vorsitzenden der europäischen römisch-katholischen Bischofskonferenzen zur jährlichen Vollversammlung im portugiesischen Marienwallfahrtsort Fatima. Thema war die Familie in Europa. Einer von uns brachte die von ihm und von anderen als dramatisch eingeschätzte Lage folgendermaßen auf den Punkt: Könnte nicht schon bald der Zeitpunkt kommen, da die europäische Gesellschaft in ihrer Mehrheit den Christen sagt: Ihr seid ein Fremdkörper unter uns! Eure Werte sind nicht unsere. Die "europäischen Werte" sind anders als die christlichen. Ihr gehört nicht zu uns!

Ist das übertrieben, wehleidig? Ist das Christentum im säkularen Europa inzwischen zum Fremdkörper geworden? Jenes Christentum, das doch offensichtlich eine der tragenden Wurzeln der europäischen Identität war - oder noch immer ist? Zunehmend empfinden sich Christen, die ihr Christentum ernstnehmen, marginalisiert. Ja zum Teil sogar diskriminiert. Die OSZE mit Sitz in Wien hat eine eigene Stelle errichtet, die in den Ländern der OSZE Diskriminierung von Christen beobachtet und registriert. Sie hat zu tun!

In immer mehr Bereichen geht der "mainstream" in eine andere Richtung als das Christentum. Überblicken wir die letzten 40 Jahre, dann erscheint mir die Feststellung unausweichlich: das Christentum wird immer marginaler. Ich sage das nüchtern diagnostisch. Als in Österreich 1974 die sozialistische Alleinregierung unter Bruno Kreisky daranging, die Abtreibung weitgehend straffrei zu stellen, gab es intensive Debatten, die auch zu einer Abstimmung im Parlament und einem Volksbegehren führten. Ich erinnere mich an ein Fernsehinterview mit Bundeskanzler Kreisky. Auf die Frage eines Journalisten, ob er sich nicht vorstellen könnte, dass es in Österreich Menschen geben, die mit der sogenannten "Fristenlösung" Schwierigkeiten haben werden, antwortete er: "Ich kann mir vorstellen, dass sehr, sehr religiöse Menschen damit Schwierigkeiten haben könnten". Das klang so, als wären diese Menschen "sehr, sehr" seltsam. Religiös, das ist auf jeden Fall rückständig, nicht auf der Höhe der Zeit, und sicher eine Minderheit. Es muss nicht sein, dass Kreisky das damals verächtlich meinte. Es war es dennoch allemal. Die Abstimmung ging extrem knapp aus: 93 zu 88 Stimmen für die Fristenregelung. Ein Volksbegehren zum "Schutz des Lebens" erhielt große Unterstützung, blieb aber wirkungslos. Und bis heute hat es keine österreichische Regierung zustande gebracht, alle damals versprochenen "flankierenden Maßnahmen" zu beschließen, die den Lebensschutz verbessern sollten.


Viel tragischer aber ist m. E., dass für Kreisky der Widerstand gegen die Fristenregelung vor allem bei "sehr, sehr religiösen Menschen" geortet wurde. Der vor allem kirchliche, christliche Widerstand, angeführt von Kardinal Franz König, war aber nicht primär religiös begründet, auch wenn er stark religiös motiviert war. Es ging vielmehr um die Anerkennung und den gesetzlichen Schutz des menschlichen Lebens, also um elementares Menschenrecht. Die Kirche verteidigte hier nicht konfessionelles Sonderrecht, sondern vernunftbegründetes Menschenrecht. Papst Benedikt XVI. hat in seiner Rede vor dem deutschen Bundestag (22. September 2011) genau darauf hingewiesen. Woran liegt es, dass sich, wie der Papst sagte, "im letzten halben Jahrhundert eine dramatische Veränderung der Situation zugetragen" hat? "Der Gedanke des Naturrechts gilt heute", so sagte er weiter, "als eine katholische Sonderlehre, über die außerhalb des katholischen Raumes zu diskutieren nicht lohnen würde, sodass man sich schon beinahe schämt, das Wort überhaupt zu erwähnen".

Seit den Siebzigerjahren ist die Entwicklung konsequent in dieselbe Richtung weitergegangen. Nach der rechtlichen "Freigabe" des Lebensanfangs kam unausweichlich die des Lebensendes. Die Euthanasiedebatte erfasst mit unerbittlicher Konsequenz immer mehr Länder Europas. Österreich ist (noch?) in der glücklichen Lage, dass es einen Allparteienkonsens gegen die Euthanasie und für die Hospizbewegung zur Sterbebegleitung gibt. Hier verdanken wir viel dem kräftigen Zeugnis von Kardinal König, der wenige Wochen vor seinem Tod (im 99. Lebensjahr) in einem unvergesslichen Brief an den österreichischen Verfassungskonvent den Satz geprägt hat: "Menschen sollen an der Hand eines anderen Menschen sterben, und nicht durch die Hand eines anderen Menschen". Wie lange wird dieser Konsens in Österreich dem Druck des europäischen Mainstreams standhalten? Ich enthalte mich des Kommentars zur innerdeutschen Entwicklung in dieser Frage. Es sei nur darauf hingewiesen, dass Präsident Horst Köhler das Wort von Kardinal König öfters zitiert hat.

Ein drittes Beispiel sei genannt, wo von kirchlicher Seite mit dem Naturrecht, der unveräußerlichen Menschenwürde, und gerade nicht religiös argumentiert wird, und wo dennoch die kirchliche Position eindeutig auf der Verliererseite ist: die verbrauchende Embryonenforschung. Einige Jahre lang hat eine Sperrminorität von EU-Ländern verhindern können, dass EU-Gelder in die embryonen-verbrauchende, d.h. embryonentötende Forschung, vor allem im Stammzellenbereich, fließen: Deutschland, gemeinsam mit Polen, Italien, Irland, Österreich und Portugal haben hier blockiert. Diese Front hat nicht lange gehalten. Wie auch jene andere, die sich gegen eine gesetzliche Gleichstellung von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften mit der Ehe wehrte.

"Ich kann mir vorstellen, dass sehr, sehr religiöse Menschen damit Schwierigkeiten haben", meinte Bruno Kreisky 1974. Ist in dieser seither scheinbar unaufhaltbaren, unumkehrbaren Entwicklung das Christentum in Europa, von einem Nachhutgefecht zum anderen, auf unaufhaltsamen Rückzug? Sind seine Werte längst nicht mehr die so oft beschworenen "europäischen Werte"? Immer mehr erleben sich engagierte Christen als Minderheit. In den diversen Ethikkommissionen figurieren sie mit ihren Positionen meist "unter ferner liefen". Das hat die Stammzellendebatte gezeigt, das zeigt sich jetzt bei den Diskussionen um Bluttests zur frühzeitigen Feststellung von Behinderung, oder bei der Frage der Präimplantationsdiagnostik.

Manche katholische Mitglieder in den diversen Ethikkommissionen klagen darüber, dass stets nur ihr "Nein" zu neuen Entwicklungen gehört wird, und nicht das Ja, das ihre Position motiviert: das Ja zum Leben, zum Lebensschutz, zum unbedingten Respekt vor der Würde des Menschen von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod.

Ich glaube, wir haben noch zu wenig reflektiert, was diese Marginalisierung für die christliche Identität im heutigen säkularen Europa bedeutet. Wie sich mit den "christlichen Werten" in einem Europa positionieren, das mehr und mehr den Christen sagt: "Eure Werte" sind nicht "unsere Werte"? Ich denke, viele von uns, ob Gläubige oder Amtsträger, schwanken zwischen Anpassung und Abgrenzung. Beides hat Grenzen. Wie weit kann der politische Kompromiss gehen, der sich bei der Gesetzgebung der parlamentarischen Mehrheit beugt? Sicher sind viele Gesetzesmaterien kompromissfähig. Papst Benedikt hat im Bundestag aber darauf hingewiesen - ähnlich wie in seiner beeindruckenden Rede in Whitehall, im Parlament in London -, "dass in den Grundfragen des Rechts, in denen es um die Würde des Menschen und der Menschheit geht, das Mehrheitsprinzip nicht ausreicht".

Was aber, wenn dank dem Mehrheitsprinzip die Gesetzgebung und der durch sie abgebildete und zugleich auch mitgeprägte gesellschaftliche Konsens sich von den "christlichen Werten" weg entwickelt und damit die Christen nicht nur in eine Minderheitsposition, sondern auch in Gewissenskonflikte bringt?

Dann ist die Versuchung naheliegend, sich, wie Paulus warnend sagt, "dieser Welt anzugleichen" (Röm 12,2). Dann fehlt die Kraft zum Widerstand, der Mut zur Alternative. Am letzten Tag seines Deutschlandbesuches, bei seiner Rede in Freiburg (25. September 2011) hat Papst Benedikt auf die Gefahr der "Verweltlichung" der Kirche hingewiesen, auf die "Tendenz, dass die Kirche zufrieden wird mit sich selbst, sich in dieser Welt einrichtet, selbstgenügsam ist und sich den Maßstäben der Welt angleicht". Der Versuch, den "christlichen Werten" im Kanon der säkularen Gesellschaft Raum zu geben, scheitert meist schon daran, dass vieles in der Kirche schon soweit säkularisiert ist, dass es profillos und kaum zu unterscheiden ist. Dann hat die Kirche in die säkulare Gesellschaft nichts mehr einzubringen. "Wenn das Salz schal wird, taugt es zu nichts mehr", hat Jesus gesagt (Mt 5,13). Das vieldiskutierte Wort Papst Benedikts von der "Entweltlichung" ist das Gegenstück zur "Verweltlichung" der Kirche.

Wie bei vielen anderen Gelegenheiten ermutigt Papst Benedikt die Christen heute, zur säkularen Gesellschaft ein positives Verhältnis zu gewinnen, nicht im Sinne der Anpassung. Vielmehr sollen die Christen in aller Freiheit in einer pluralistischen Gesellschaft das Eigene einzubringen. Gerade in Staaten, die ein stark kooperatives Verhältnis zu den Kirchen haben - wie Deutschland oder Österreich - ist die Versuchung groß, mehr auf die eigene kirchliche Institution und Organisation zu schauen, als auf die ursprüngliche Berufung des Christen in der Welt. Gerade in einer säkularen Gesellschaft ist ein "verweltlichtes" Christentum uninteressant, denn "weltlich" sein, das können die Säkularen meist besser als die Kirchlichen. Papst Benedikts Aufruf zu einer "Entweltlichung" der Kirche zielt, so sehe ich es, genau auf diese Situation eines "verweltlichten" kirchlichen Lebens. Paradoxerweise ist eine "entweltlichte" Kirche besser geeignet, weltoffen zu sein, wie es das Konzil wollte: "Sie öffnet sich der Welt, nicht um die Menschen für eine Institution mit eigenen Machtansprüchen zu gewinnen, sondern um sie zu sich selber zu führen", indem sie sie zu Gott führt.

Mich beeindruckt immer wieder, wie sehr Papst Benedikt die Kirche dazu auffordert, zur säkularen Gesellschaft, zum "secular age" (Charles Taylor) ein positives Verhältnis zu gewinnen. In Freiburg sagte er, durchaus überraschend: "Die Geschichte kommt der Kirche in gewisser Weise durch die verschiedenen Epochen der Säkularisierung zur Hilfe, die zu ihrer Läuterung und inneren Reform wesentlich beigetragen haben".

Diese "Entweltlichung" meint sicher nicht den Rückzug aus allen institutionellen, rechtlichen, gesellschaftlichen Vernetzungen der Kirche mit der zivilen Gesellschaft und dem Staat, wohl aber ein Freierwerden für das Eigentliche des Christentums, das Evangelium und seine Bezeugung. So kann der kontinuierliche Rückgang an Einfluss- und Bestimmungsmöglichkeit der Kirche auf die Gesellschaft, die Gesetzgebung, den Staat, durchaus nicht nur als Verlust gesehen werden. Papst Benedikt zeigt den müden und resignierten Christen unermüdlich, dass sie nicht zu verzagen brauchen, wenn sie auf die argumentative Kraft von Vernunft und Glauben und auf die Leuchtkraft der gelebten Christusnachfolge setzen. Gerade in der säkularen Gesellschaft hat der Gläubige die Freiheit, seine Überzeugung ins Spiel zu bringen. Er darf nur nicht wehleidig sein, und auch nicht prätentiös.

Die Beschneidungsdebatte ist ein spannender Fall für das Thema Religion in der säkularen Gesellschaft. Es fehlt an der Zeit, ausführlicher darauf einzugehen. Das Menschenrecht auf körperliche Integrität wird gegen das Menschenrecht auf Religionsfreiheit ausgespielt. In der säkularen Gesellschaft hat ersteres eine größere Plausibilität als letzteres. Man wünschte sich, dass das Recht auf körperliche Integrität des zur Abtreibung freigegebenen Ungeborenen mit ebensolcher Vehemenz verteidigt würde wie das Recht, über das Haben oder Nichthaben des Praeputiums (für Nichtlateiner: der Vorhaut) selber entscheiden zu können. Jan Ross hat in der "Zeit" m.E. die Sache auf den Punkt gebracht, wenn er seinen Artikel zum Beschneidungsurteil betitelt: "Hilfe, die glauben". Ja, da gibt es Menschen, die Teil unserer Gesellschaft sind, die ernsthaft glauben, dass die Beschneidung das Bundeszeichen der Treue Gottes zu seinem erwählten Volk ist, und die daher lieber aus Deutschland auswandern würden, als dass sie sich vom Gesetzgeber die Beschneidung verbieten lassen.

Welchen Platz hat der Glauben von Menschen in der säkularen Gesellschaft? Hat sie dafür Toleranz übrig? "Sehr sehr religiöse Menschen", wie Kreisky sie nannte, haben sie (noch) Platz in einem Reservat für eine aussterbende Spezies? Oder werden sie als Mitbürger in ihrer eigenen religiösen Überzeugung ernst genommen?

Lange Zeit galt als Argumentationsfigur für den Platz der Religion in der säkularen Gesellschaft der Hinweis auf ihren pragmatischen Nutzen; etwa: "Religion ist nützlich für die Moral". Sie fördert kulturelle Werte. Sie stärkt soziales Verhalten. Das mag alles stimmen. Aber es ist nicht das Herz der Religion, es ist nicht der Grund für das Gläubigsein. Gläubig sind Menschen nicht, weil es nützlich ist, sondern weil sie an Gott glauben. Weil Gott für sie "die alles bestimmende Wirklichkeit" ist, wie Rudolf Bultmann sagte. Ganz einfach bringt das eine junge Muslima auf den Punkt. Sie antwortete in Österreich einem Journalisten auf die Frage, ob sie das Kreuz im öffentlichen Raum nicht störe, es tue ihr gut, dadurch zu wissen, dass sie in einem Land lebt, in dem Menschen an Gott glauben.

Jürgen Habermas spricht von "unabgegoltenen religiösen Bedeutungspotentialen", die im liberalen Staat nicht übersehen oder verdrängt werden dürfen. Religiöse Mitbürger können sie einbringen. Dazu müssten sie aber als Personen ernst genommen werden. Umgekehrt wird den religiösen Menschen im säkularen Kontext zugemutet, dass sie sich bemühen, ihre Inhalte in die Sprache der säkularen Welt zu übersetzen. Wenige können letzteres so meisterhaft wie Papst Benedikt. Nicht umsonst wird er von nichtreligiösen Menschen wie kaum ein anderer christlicher Autor gelesen.

In seinen Reden und Schriften kommen die großen Worte des Glaubens zu neuem Leuchten, wirken unverbraucht frisch, wie neu. Und sie lassen etwas von der unerschöpflichen Quelle spüren, aus der sie kommen, Worte wie Glaube, Hoffnung, Liebe. Ein Wort wie Barmherzigkeit meint mehr als niemandem weh tun zu wollen, als Solidarität, ja mehr als Gutsein. Gnade wäre zu nennen und Heil - das so missbrauchte Wort. Martin Walser hat in einem großartigen Buch das Wort Rechtfertigung (durch den Glauben) hervorgeholt und wieder neu zur Geltung gebracht. Es steht im Kontrast zum heute allgegenwärtigen Rechthaben. Das sind einige große Worte des Glaubens, auf die zu verzichten ein zu großer Verlust wäre.

Doch mehr als alle Worte spricht die Tat. Vielleicht müssen wir Christen mehr darauf vertrauen, dass die selbstlose, interessensfreie Tat des Glaubens oft mehr bewirkt als alle noch so wichtigen gesetzgeberischen Maßnahmen. Kaum jemand hat in den letzten Jahrzehnten mehr überzeugt als Mutter Teresa von Kalkutta. In der so schmerzlichen Auseinandersetzung um den Lebensschutz hat sie die einzig überzeugende Antwort gefunden: die direkt helfende Tat, indem sie sagte: "Tötet sie nicht! Gebt sie mir!" Fremdkörper oder Wurzel Europas: das Christentum: Es hat dem Christentum gut getan, dass es durch das Feuer der Kritik von Aufklärung und Säkularismus gehen musste. Es ist die Chance der Läuterung. Es ist die Frage nach seiner Glaubwürdigkeit. Ist nicht in so mancher säkularen Kritik am Christentum auch ein Stück Sehnsucht verborgen, es möge doch so etwas wie ein authentisches, gelebtes Christentum geben? Insgeheim wissen wir wohl, ob säkular oder gläubig, dass hier die tragfähigen Wurzeln Europas liegen. Nahe kommen wir dem fremdgewordenen Christentum freilich nur um einen Preis: die eigene Bekehrung. Und die ist ein lebenslanger Prozess.

Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.

Ihre Meinung zur Rede - Auch auf Facebook mitdiskutieren

Foto: (c) Erzdiözese Wien


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

 templariusz777 16. September 2012 
 

@frajo

Ich denke, dass wir es unsere Aufgabe ist für Gott und Kirche zu streiten. Beten und fasten ist da nicht genug.
Dass wir aber nicht mehr streiten, sieht man leider an den Früchten der Säkularisierung.


0
 
 Idemar 16. September 2012 
 

Zuspruch zum Widerspruch!

@placeat tibi
Ihren \"Widerspruch\", den ich eben erst gelesen habe, kann ich dick unterstreichen! Es geht um die Präsenz von Gedankengebäuden in der heutigen offenen Gesellschaft in Deutschland. Alle Parteien haben Ihr Parteiprogramm an einem solchen Gedankengebäude festgemacht: am Liberalismus (FDP) Sozialismus (SPD), Kommunismus (Linke), Protestantismus (Union), Ökologismus (Grüne) usw. Nur der Katholizismus ist in Deutschland nicht politisch organisiert. Was bisher die katholische Kirche in Deutschland an katholisch-politischer Meinungsbildung geleistet hat, kann sie zur Zeit wegen der Verweltlichung in ihrer Amtsauffassung und ihrer Mitglieder aus dem Kirchenraum heraus nicht leisten. So ist das katholische Glaubensgebäude und das Katholischseindarinnen in Deutschland zur unbekannten Größe geworden, zugedeckt von einem relativistischen \"Christentum\", das sich durch ökumenische Irenik nur noch weiter von der in Jesus Christus geoffenbarten Wahrheit entfernt


2
 
 placeat tibi 15. September 2012 
 

@Frajo - Widerspruch

Darf ich Ihnen den Hl. Franz entgegenhalten, der in den Philothea sagt, jeder müsse gemäß seines eigenen Standes fromm sein, es gezieme sich als Beispiel nicht, wenn ein Familienvater die Frömmigkeit eines Mönches imitierte u.s.w. Jeder soll also an seinem Platz in der Welt gemäß des Glaubens wirken, und dazu gehört heute auch, daß wir als Staatsbürger durchaus auch die Politik, die Gesetzgebung und die Gesellschaft zu beeinflussen versuchen und zwar durchaus auch handelnd. auch haben wir ja auch beste Argumente, z.B. gegen Abtreibung oder die PID u.v.m. zu sein.
Das braucht uns in nichts vom Beten oder Bußübungen abzuhalten.
Das sich Absondern und alles dem Gebet, der Betrachtung u.s.w. zu überlassen, geziemt kontemplativen Orden oder dazu berufenen Eremiten, nicht aber der Mehrheit des Gottesvolkes. Entweltlichung meint nicht Weltflucht. Jeder Christ ist an seinem Ort gefragt!


2
 
 frajo 15. September 2012 

@templariusz777

Unsere Mutter Maria lädt uns seit mehr als 30 Jahren ein, diesen Weg zu beschreiten. Müssen wir wirklich immer klüger sein als sie.
Wie wir in Josua lesen wir dann der Herr für uns (und Seine Kirche) streiten! lg


1
 
 templariusz777 15. September 2012 
 

@Idemar

Liebäugeln tue ich nicht, schon gar nicht mit pseudo-katholischen Aktionen wie \"Ökumene Jetzt\".
Es geht doch eben darum, wie wir als Katholiken die Wahrheit in die Welt tragen und die Katholische Lehre vertreten. Wie verhält es sich, wenn die Katholiken in der Minderheit sind und wie weit kann eigentlich eine katholische Mehrheit politisch funktionieren?
Wir sind momentan wieder in die Position der ersten Christen im Römischen Reich gekommen, als Außenseiter und Minorität. Wie integrieren wir uns in eine solche Gesellschaft und wie weit lassen wir uns integrieren?
Im Gegensatz dazu steht die staatliche und gesellschaftliche Dominanz von der Spätantike bis zur Neuzeit. Welche dieser Positionen ist besser und vorteilhafter, um die Lehre an die Menschen zu bringen? Es scheint, mir dass die heutige kirchliche Hierarchie jegliche führende Rolle ablehnt. War denn dann die Kirche im Mittelalter auf dem falschen Weg?


1
 
 frajo 15. September 2012 

@Idemar

Ich fürchte, Sie würden von einer wie Sie schreiben Römisch-katholischen Partei Deutschlands bald furchtbar enttäuscht sein. Denn an der Spitze einer solchen müßten echte Heilige stehen, und in den weiteren Hierarchien ebenso. Wenn wir diese wirklich hätten, dann bräuchten wir aber nach keiner Partei zu rufen; den mit 10.000 \"Mutter Teresas\" würde der ganze Teig bereits ausreichend durchsäuert. Ohne diese Heiligen in der Partei wäre sie eine Partei wie alle anderen, mit Streitereien und Querelen, faulen Kompromissen und anderen (parteiüblichen) unschönen Erscheinungen.

Nein, was wir bräuchten sind vielleicht nur 10.000 Personen, die die politischen Entscheidungsträger in Kreis, Land und Staat, zusätzlich in der Justiz, nach den Empfehlungen der Mutter Maria in Medugorje mit Fasten und Beten unterstützen. Ich denke, viel mehr bräuchten wir nicht. lg


0
 
 Idemar 15. September 2012 
 

Steuerfrage katholisch IV

@ templarius77
Was bedeutet das Wort Kardinal Schönborns: Entweltlichung, um in die Welt hineinzuwirken? Es bedeutet, sich von den zerstörerischen Glaubenskompromissen frei zu machen, die man als Körperschaft offentlichen Rechts und in der CDU/CSU eingegangen ist, um der Welt zu gefallen und sich in diesem Gefallen zu sonnen und tatenlos zuzusehen, wie sich im deutsch-katholischen Existenzgefühl eine Freiheit des Gewissens verbreitete, die den überlieferten römisch-katholischen Glauben nicht mehr einließ. Was ist zu tun, um aus einer Position der Entweltlichung neu auf die Welt einzuwirken? Abgesehen von Neuevangelisation im neuentdeckten Glauben muss sich der Katholizismus außerhalb der Ökumene und des genderistischen Mainstreams neu formieren und organisieren. Das kann nur in einer Römisch-katholischen Partei Deutschlands geschehen, die ihr Parteiprogramm am Kathechismus orientiert und den Katholiken eine neue politische Heimat gibt.


1
 
 Idemar 14. September 2012 
 

Steuerfrage katholisch III

@ templarius
Sie beziehen sich auf die Rolle der Kirche unter den Bedingungen der Entchristlichung in Westeuropa, liebäugeln mit nichtkatholischen, scheinchristlichen Mehrheitsverhältnissen wie die Initiative \"Ökumene jetzt\" und fragen: Was ist der Wille Gottes in diesem Fall? Gott geht es um das Heil des Einzelnen im Leib Christi, der Kirche. Nicht sie muss erlöst werden, sondern ihre Glieder müssen es, sofern sie den Weg der Wahrheit und des Lebens (Joh 14,6), in Jesus Christus gehen. Unter Kardinal Koch \"Ökumene jetzt\" habe ich zu diesem Weg der Wahrheit einiges gesagt. Die Katholiken können nicht die Frage der Wahrheit innerweltlichem Machtstrategien opfern. Sicher wäre über die Ökumene verlockend, die Christen unter Aufgabe der katholischen Identität zu einem parteipolitischen Machtfaktor zu bündeln, der eine formale, scheinchristliche Mehrheit zementieren könnte. Aber wäre dies die \"Civitas Dei\", die nach Jesus nicht von dieser Welt ist?


2
 
 Senfkorn 14. September 2012 

Politik/\"christliche Werte\"

Die Politiker haben andere Ziele (Gender -Mainstreaming) ! Zu den von der EU als Strategie für die Jahre 2010-2015 definierten Aufgaben des Gender- Mainstreaming gehört es, die Hinternisse zu beseitigen, die dazu führen,\" das die Wirtschaft ihr Potenzial nicht ausschöpfen kann und wertvolle Begabungen ( der Frau ) ungenutzt bleiben. Aber wo bleibt die Familie und das Kind ? Und unsere christlichen Werte und eine normale Familie ( Vater, Mutter,Kind ) und Kirche und Glaube. die Wirtschaft nimmt solche Werte nicht an das Hinderniss ist zu beseitigen. Aber eine sehr gute Rede von Kardinal Schönborn !


2
 
 Joland 14. September 2012 
 

Empfehlung

Ich erlebe es immer öfter, dass sich in Deutschland viele Aussiedler nicht mehr mit der deutsch-katholischen Kirche identifizieren und die Missionskirchen besuchen. Denn es wird immer öfter unbedrängt ein von Priestern selbst gebasteltes (meist rein protestantisches) Evangelium gepredigt, welches mit Roms Lehre nichts zu tun hat.
Ich empfehle jedem deutschen Katholiken regelmäßige Teilnahme an mehrtägigen Exerzitien und Wallfahrten weit vom Wohnort entfernt, um den eigenen römisch-katholischen Glauben zu erhalten, zu erfrischen und zu vertiefen.


2
 
 Idemar 14. September 2012 
 

Steuerfrage katholisch II

@ templarius77
Katholiken können schon lange nicht mehr unbesehen die „christliche“ Union wählen, in der die konfessionell organisierten Protestanten das Sagen und die Katholiken das Nachsehen haben. So müssen Katholiken, wenn sie noch nominell „christlich“ wählen wollen, mit der Fraktionsgemeinschaft CDU/CSU eine „Partei“ wählen, deren christliches Wertesystem längst dem Machterhalt geopfert wurde und somit bis zur Unkenntlichkeit vom Christlichen ins Innerweltliche abgetriftet ist. Die Katholiken werden von diesem Sog immer weiter ins Weltliche hineingezogen und verlieren zunehmend Glauben und Gewissen. Und die deutschen Ortskirchen machen mit. Wer nicht die Prinzipien seines römisch-katholischen Glaubens an der Wahlurne verraten will, muss sich der demokratischen Willensbildung verweigern - oder Bostoner werden: No taxation, without representation! Hat Papst Benedikt in diesem Sinn „Entweltlichung“ der Kirche im verweltlichten Deutschland gefordert?


2
 
 Idemar 14. September 2012 
 

Steuerfrage katholisch I

@ templarius77
Im Steuerbefehl Jesu, \"Gib dem Kaiser, was des Kaisers und Gott, was Gottes ist\", kommt die Mitgliedschaft des Katholiken in der gemischt weltlich-jenseitigen „Civitas“ direkt zum Ausdruck. Sowohl der Weltstaat als auch der Gottesstaat, der sich innerweltlich in der gottgestifteten katholischen Kirche, dem sakramentalen Leib Jesu Christi präsentiert, verlangt vom Katholiken Pflichterfüllung. Der Weltstaat stellt den Ordnungsrahmen dar, der durch Gesetze geregelt ist und das Zusammenleben aller Staatsbürger in Frieden, Freiheit, Gerechtigkeit und Sicherheit zu gewährleisten hat. In diesem Rahmen haben auch Katholiken ihre staatsbürgerlichen Pflichten zu erfüllen. In Deutschland leben etwa 1/3 Katholiken, 1/3 Protestanten und 1/3 Andere. Das deutsche Parteienspektrum repräsentiert alle pluralen Gruppen, außer die deutschen Katholiken als Mitglieder des Leibes Christi – weder in ihrer Einzigartigkeit, noch in ihrer Gesamtheit. Das ist das Problem.


1
 
  14. September 2012 
 

Gute Rede, aber

um seriös zu wirken müsste Herr Kardinal einige Dinge, die er öffentlich \"auf seine Kappe\"genommen hat, wieder öffentlich von dort öffentlich zu nehmen. Und das ist nicht nur \"Stützenhofen\"...


4
 
 Medugorje :-) 14. September 2012 

EINFACH SUPER:-)

Danke lieber Herr Kardinal:-)Gott segne Sie

Gottes und Marien Segen


1
 
 wormwood 14. September 2012 
 

templariusz777

Platzanweisung

Man könnte es auch so formulieren:
Nur wer aufhört die Dinge von oben herab zu betrachten (er schaut nach unten) wird fähig sie aus einer höheren Sicht zu sehen - er schaut nach oben.


1
 
 wormwood 14. September 2012 
 

Antwort@templariusz777

Den höchsten Platz - den ausserhalb der Dualität.

Oder wie Einstein sagt: Ein Problem kann nicht auf der Ebene gelöst werden, auf der es entsteht


0
 
 Idemar 13. September 2012 
 

Zum \"modernen\" Abdriften ins Weltreich

@templarius77
Unser Platz in einer \"modernen\", säkularisierten Welt?
Diese Frage stellte sich schon Augustinus für die Christen im noch weitgehend heidnischen Römerreich. Ihnen weist er in seiner Geschichtsphilosophie \"De civitate Dei\" den Platz zu: Die \"Civitas permixta\", eine Zwischenbürgerschaft zwischen der Bürgerschaft Gottes und der \"Civitas terrena\", der säkularen Welt. In den heutigen Ortskirchen in Westeuropa neigt man unter dem Einfluss von Laizisten, Atheisten und Protestanten dazu, sich dem Erdenreich zuzuwenden und das Reich Gottes zu vernachlässigen. Langsam merken die Hirten, wie weit sie die Abdriftung in ihren eigenen Diözesen, in den Pfarreien und Universitäten, schon haben treiben lassen. Nun scheinen sie langsam aus der Lehmannschen Letargie aufzuwachen.


1
 
 Richelius 13. September 2012 
 

Eine schöne Ansprache, bis auf \"Wien und Berlin haben vieles gemeinsam, in der Geschichte, in der Kultur, in der Sprache\". Man merkt, daß der Kardinal kein Wiener ist!

@ concilium:
Gegen die Touristenfänger vor dem Dom kann S.E. nichts unternehmen, dann diese stehen auf öffentlichem Grund!
Die Schubert und die Haydn-Messe sind die bekanntesten Messen. Deshalb werden sie gerne 8auch in anderen Pfarren) genommen, wenn die Kirchgänger aus verschiedenen Gemeinden kommen. Wählt man in solchen Fällen keine bekannten Lieder kann es passieren, daß der Priester alleine singt.


1
 
 templariusz777 13. September 2012 
 

Gute Frage

Welchen Platz gibt denn uns nun eine säkularisierte und antireligiöse Welt?


0
 
 FranciscoL 13. September 2012 

Weiter aus der Konzerthausrede,

die der Heilige Vater wohl nicht zufällig gerade dort und aus diesem Anlaß hielt:

\"In der geschichtlichen Ausformung der Kirche zeigt sich jedoch auch eine gegenläufige Tendenz, dass nämlich die Kirche sich in dieser Welt einrichtet, selbstgenügsam wird und sich den Maßstäben der Welt angleicht. Sie gibt Organisation und Institutionalisierung größeres Gewicht als ihrer Berufung zur Offenheit. Um ihrem eigentlichen Auftrag zu genügen, muss die Kirche immer wieder die Anstrengung unternehmen, sich von der Weltlichkeit der Welt lösen(...)Die geschichtlichen Beispiele zeigen: Das missionarische Zeugnis der entweltlichten Kirche tritt klarer zutage. Die von ihrer materiellen und politischen Last befreite Kirche kann sich besser und auf wahrhaft christliche Weise der ganzen Welt zuwenden, wirklich weltoffen sein. Sie kann ihre Berufung zum Dienst der Anbetung Gottes und zum Dienst des Nächsten wieder unbefangener leben.\"


3
 
 Herbert Klupp 13. September 2012 
 

Diskriminierung oder Verleumdung

@dominique
Ich stimme im Prinzip zu. Und wenn ich / wir / die Kirche diskriminiert werden, dann tragen wir es \"wie ein Mann\". Da gibts nichts zu jammern. Im Gegenteil. Es ist ein Zeichen, daß wir auf dem richtigen Weg sind (daß wir ein Zeichen des Anstoßes sind, wie Jesus).

Nur, Verleumdung ist etwas ganz anderes. Und die findet statt. Besonders wenn man einen prominenten wirkungsmächtigen katholischen Geist abschießen will. Bischof Mixa bspw. Früher Bischof Dyba. Und andere.

Auf Verleumdung muß man anders reagieren. Durch Klagen, Kämpfen und Öffentlichkeit !


3
 
 FranciscoL 13. September 2012 

Die Freiburger Konzerthausrede

Ich kann sie gar nicht oft genug verlinken.Zitat:

\"Die Geschichte kommt der Kirche in gewisser Weise durch die verschiedenen Epochen der Säkularisierung zur Hilfe, die zu ihrer Läuterung und inneren Reform wesentlich beigetragen haben.

Die Säkularisierungen – sei es die Enteignung von Kirchengütern, sei es die Streichung von Privilegien oder ähnliches – bedeuteten nämlich jedes Mal eine tiefgreifende Entweltlichung der Kirche, die sich ja dabei gleichsam ihres weltlichen Reichtums entblößte und wieder ganz ihre weltliche Armut annahm.\"

www.badische-zeitung.de/freiburg/die-rede-von-papst-benedikt-xvi-im-freiburger-konzerthaus-im-wortlaut--49844396.html


3
 
 FranciscoL 13. September 2012 

Danke,Eminenz

Eine hervorragende Rede.


3
 
 Fido 13. September 2012 
 

@chaf

Schüller ist eine Frucht Kardinal Groers!!!


3
 
 concilium 13. September 2012 
 

Stehansdom

Da sollte er vor seinem eigenen Dom mal anfangen aufzuräumen, wo Beter und Kirchgänger zur Messe von den Touristen-Animateuere für irgendwelche Konzerte permanent belagert und angequatscht werden. Ein Mindest-Abstand vom Portal wäre das Mindestes für diese Geldschinder!!! Außerdem krieg ich ne Haydn-Messe für Lau um 12 Uhr, wenn ich zur Heiligen Messe in den Stephansdom gehe!


2
 
 cassian 13. September 2012 

Wohltuend

Lange schon habe ich mir sehnlich gewünscht, dass unsere Bischöfe nicht nur im geschützten Raum kirchlicher Veranstaltungen, sondern öffentlich für den Schutz des ungeborenen Lebens eintreten.

Solch eine prophetisch-klare Rede vor den wichtigsten deutschen Politikern entlockt mir ein: Endlich! Danke!

@Schaf: Es hätte mir direkt etwas gefehlt, wenn sich nicht mindestens ein Schönborn-Basher gefunden hätte, der selbst daran noch etwas auszusetzen findet 8-[


6
 
 Marienzweig 13. September 2012 

trotzdem!

@ Ein Schaf
Auch wenn zutreffen sollte, was Sie ansprechen, sind die Kernpunkte von Kardinal Schönborns eindringlicher Rede dennoch richtig und wert, ausgesprochen zu werden.
Es bleibt zu hoffen, dass sich seine Worte dem einen oder anderen Zuhörer ins Herz gesenkt haben und ihn zum weiteren Nachdenken anregen.


2
 
 Ein Schaf 13. September 2012 
 

er gibt immer wieder bemerkenswerte wortmeldungen von sich - besonders im ausland.

vor ein paar jahren war ich noch begeistert darüber. heute traue ich ihm nicht mehr.

er kann sehr gut reden, er ist sehr intelligent, er ist ein hervorragender diplomat.

viele seiner entscheidungen und früchte in der diözese sprechen eher dafür, dass er ein wolf in einem besonders schönen schafspelz ist.

schüller deckt die romgegner ab ... er selbst deckt die romtreuen ab ... und die diözese driftet de facto weg von rom ...

der großteil des weltkirchlich gesehen besonders finanzmächtigen deutschsprachigen episkopats scheint ja zuhause wie auch in rom in vielem gegen rom zu arbeiten.

ich unterstelle dabei niemandem eine böse absicht.

aber \"gut gemeint\" ist oft das gegenteil von \"gut\".

________
btw: schüller ist eine frucht schönborns.


6
 
 Marienzweig 13. September 2012 

Großartig, Herr Kardinal und danke!

Den positiven Beurteilungen hier möchte ich mich sehr gern anschließen.
Eine große und sehr beeindruckende Rede.
Christoph Kardinal Schönborn benennt darin so überaus wichtige Punkte und vor allem seine häufigen -und berechtigten- Verweise auf Papst Benedikt nötigen mir großen Respekt ab.
Haben die Anwesenden und vor allem Politiker auch mit offenem, bereitem Herzen zugehört?
Nun, vielleicht geht der eine oder andere Samen auf und zeigt sich in der politischen Praxis.
Wir werden sehen!


4
 
 goegy 13. September 2012 
 

Katholiken sollten von den Juden lernen.
Bis zum Dritten Reich liessen sich diese viel zu viel gefallen, von allen Seiten. Sie zogen einfach den Buckel ein und liessen auf sich eindreschen. Wenn es allzu schlimm wurde, packte man die Bündel und zog weiter.
Nach der Shoa erkannte man, dass Passivität nichts bringt.
Heute reagiert der Jüdische Weltkongress auf jede antisemitische Handlung, jede Unverschämtheit gegen Juden, rund um die Welt, immediat und massiv. Lauder, der President des JWC erhebt sofort seine Stimme und reist sogar an die Orte des Geschehens. Die Medienarbeit des JWC ist hervorragend und diplomatische Kanäle werden klug genutzt . Bei uns fehlt all dies! Auch wir sollten sagen \" so nicht \", bevor es zu spät ist. Den Buckel einziehen, bringt nichts!


5
 
 placeat tibi 13. September 2012 
 

Bemerkenswert kluge Rede

an die richtigen Adessaten!


4
 
 Jochebed 13. September 2012 
 

Hervorragend!

Man kann nur hoffen und beten, dass die Botschaft bei den Hörer auch das Gewünschte bewirkt.


3
 
 SCHLEGL 13. September 2012 
 

Kardinal Schönborn

In dieser Ansprache wird wieder einmal die Größe des Wiener Erzbischofs als Theologe und Philosoph deutlich sichtbar! Solche gesellschaftlichen Wirklichkeiten in Westeuropa aufzuzeigen, war auch die Stärke von Kardinal Dr. Franz König, der sich damit die Achtung vieler Zeitgenossen,-auch jener, die der Kirche fern standen-, erworben hat. Ich bin froh, dass Kardinal Schönborn als zweiter Nachfolger von Kardinal König diesen wichtigen Weg weiter beschreitet. Man kann nur hoffen, dass die Verantwortungsträger in den Gesellschaften Westeuropas solche wichtige Worte hört und annimmt. Papst Benedikt hat bei seinen Ansprachen immer wieder auch gesellschaftliche Themen aufgegriffen und auf die \"christliche Leitkultur\" in Europa verwiesen. Msgr. Franz Schlegl


7
 
 borromeo 13. September 2012 

\"Doch mehr als alle Worte spricht die Tat.\"

Das ist sehr wahr. Eine hervorragende Gelegenheit, das von Kardinal Schönborn aufgegriffene Thema Lebensrecht als Christen tatkräftig nach außen zu vertreten, ist der \"Marsch für das Leben\", der am Samstag, 22. September 2012, in Berlin stattfindet.
Es wäre ein wichtiges Zeichen, wenn auch aus dem Leserkreis von kath.net möglichst viele daran teilnähmen. Möglicherweise erinnern sich einige maßgebliche Politiker dann ja noch an die eindringliche Rede Kardinal Schönborns. Ich werde dabei sein.
Infos: www.marsch-fuer-das-leben.de


6
 
 dominique 13. September 2012 
 

Zum Diskriminieren gehören immer zwei:

Der Diskriminierende und der Diskriminierte. Wir Christen sollten uns nicht auf diese Form von zweifelhaften gesellschaftlichen Machtspielchen einlassen und sie schon gar nicht selbst herbeireden. Das ist übelste Finsternis unter den Menschen.
Entweder jemand feindet meine Religiösität an, dann tut er das unabhängig von meinen sonstigen Ansichten zum Geschehen in Gesellschaft und Welt. In diesem Falle ist jede weitere Kommunikation überflüssig, von Fanatikern wird man nicht angenommen, sondern verfolgt. Oder jemand diskutiert mit mir kontrovers oder ich mit ihm (was auch nicht selten der Fall ist). In diesem Falle nimmt man sich ernst.


4
 
 Idemar 13. September 2012 
 

Welch eine Rede! Ohne Fehl und Tadel! Danke!


6
 
 Herbert Klupp 13. September 2012 
 

Ergänzung

Gerne möchte ich zwei Gedanken ergänzend beitragen.
Erstens: das \"Marginalisieren\" des Christentums hat einen Täter, hat einen ständig sprudelnden Quell, der Gift über Gift verbreitet. Das sitzt vor allem in den großen Massenmedien, von ARD bis ZDF, von Lokalzeitung bis FAZ, von Nordradio bis Bayern. Vor allem in den öffentlich-rechtlichen hat sich eine \"Clique\" religionszersetzender Geister festgesetzt. Das muß man um der Konkretheit willen einmal sagen.

Zweitens: Es ist nicht falsch, wenn Kardinal Schönborn sagt: \"Es hat dem Christentum gut getan, dass es durch das Feuer der Kritik von Aufklärung und Säkularismus gehen musste. Es ist die Chance der Läuterung. Es ist die Frage nach seiner Glaubwürdigkeit\"
aber da fehlt dann doch der Hinweis, wie ungerecht und katastrophal so manche \"Blüte\" der Aufklärung und Säkularisierung gewirkt hat. Hitler hat Nietzsche verehrt, der hats von Darwin, und so gibt es viele giftige Stränge geistiger Verirrung aus d


4
 
 Mysterium Ineffabile 13. September 2012 

Eine herausragende Rede

Eine solche Rede bekommen Politiker selten zu hören.


3
 

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu

Diskriminierung von

  1. BBC diskriminiert katholischen Abgeordneten
  2. Sängerin Rihanna als weiblicher Papst - Met-Gala in der Kritik
  3. OIDAC-Bericht: "Höfliche Form" der Diskriminierung von Christen
  4. Öst. Medien verunglimpfen Gudrun Kugler als 'katholische Hardlinerin'
  5. Kanada: Keine Förderung für Ferialjobs bei Kirchen, Lebensschützern
  6. Großbritannien: Wenn die hl. Drei Könige eine Bratwurst anbeten
  7. Kanada: Diskriminierung von Christen bei der Adoption
  8. Nach Anschlag auf FTH Gießen: Linkes Bekennerschreiben aufgetaucht
  9. Die Intoleranz europäischer Antidiskriminierung
  10. 2014 gab es 150 Übergriffe gegen Christen in Europa







Top-15

meist-gelesen

  1. Erzbischof Gänswein soll Nuntius in Litauen werden!
  2. Riccardo Wagner wurde katholisch: „Ich wollte nie Christ sein. Ich war Atheist“
  3. 'Allahu akbar' - Angriff auf orthodoxen Bischof in Australien - Polizei: Es war ein Terrorakt!
  4. BRAVO! - 6000 Teilnehmer beim Marsch für das Leben in München
  5. Kardinal Müller: "Sie sind wie die SA!"
  6. 'Politische Einseitigkeit ist dem Gebetshaus fremd'
  7. Heiligenkreuz: Gänswein und Koch für Wiederentdeckung des Priestertums
  8. Der Münchner Pro-Life-Marsch UND was die deutschen Medien verschweigen
  9. Schweiz: Bischof Bonnemain bei Beerdigung von Bischof Huonder
  10. „Schwärzester Tag für die Frauen in der deutschen Nachkriegsgeschichte“
  11. Der Teufel sitzt im Detail
  12. Eine kleine Nachbetrachtung zu einer Konferenz in Brüssel
  13. Ablehnung von Fiducia supplicans: Afrikas Bischöfe haben ‚für die ganze Kirche’ gesprochen
  14. Vielleicht hilft es Ihnen, wenn Sie ,The Baxters‘ sehen‘
  15. Frankreich: „Inzwischen bedeutet Katholizismus, seinen Glauben erklären zu können“

© 2024 kath.net | Impressum | Datenschutz