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Und es gibt sie doch: Die Macht des Bösen

25. Juli 2010 in Weltkirche, 5 Lesermeinungen
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Clive Staples Lewis hat sich in seinem ganzen Werk mit der Macht des Bösen befasst - Von Michael Karger / Vatican-Magazin


Rom (kath.net/www.vatican-magazin.com)
Die Geschichte hinter der Geschichte: Dass der Sinn dessen, was auf der Welt geschieht, sich erst dann erschließt, wenn man den bis zum Ende aller Tage dauernden Kampf zwischen Gut und Böse als eigentlichen Kern der Heilsgeschichte erkennt, war bereits Thema in den vergangenen beiden Ausgaben dieses Magazins.

In der Offenbarung des heiligen Johannes ist dieses Ringen, das unweigerlich mit dem Triumph des Guten enden wird, auf geheimnisvolle Weise dargestellt. In Fatima hat Papst Benedikt erneut bekräftigt, dass die Kirche mitsamt ihren Gläubigen mitten in dieser Auseinandersetzung steht. Wer sich über flüchtige Tagespolitik oder zeitbedingte Moden informieren will, mag „Süddeutsche Zeitung“ oder „Die Welt“ lesen.

Wer aber wissen will, was um den Menschen herum wirklich geschieht, greift besser zu Clive Staples Lewis. Der berühmte englische Literaturwissenschaftler und Schriftsteller hat sich in seinem ganzen Werk auch mit der Macht des Bösen befasst. In seinem Klassiker „Dienstanweisung an einen Unterteufel“ zwar auf humorvolle Weise, aber dort wie in anderen Schriften immer auf sehr scharfsinnige Weise. Der Autor hat sich die Mühe gemacht, sich im Werk C. S. Lewis’ auf die Spur des Teufels zu begeben.

Für das Christsein unverzichtbar: die Unterscheidung der Geister

C. S. Lewis und die alles entscheidenden Frage: Verwandelt der einzelne Mensch in den tausend kleinen Entscheidung des Lebens seinen innersten Kern in etwas Himmlisches oder in etwas Teuflisches?

Sollen wir die Menschen über unsere Existenz im Unklaren lassen oder nicht? Diese Frage richtet der Unterteufel Wormwood, ein Anfänger in Menschenverführung, an seinen Onkel Screwtape, einen stellvertretenden Abteilungsleiter in der Bürokratie des Satans. Zur Zeit gelte die Devise, sich verborgen zu halten, antwortet der Onkel. Zwar könne man unter dieser Vorgabe nicht den Satanismus und die offene Herrschaft des Bösen fördern, aber man arbeite daran, den „materialistischen Magier“ hervorzubringen, der das, „was er unklar ,Kräfte’ nennt, nicht gebraucht, sondern wahrhaft anbetet, während er die Existenz von ,Geistern’ leugnet“. Könne dieses Ziel erreicht werden, sei auch der Kampf gegen den Feind (Gott) endgültig gewonnen. Nützlich sei es auf jeden Fall, die Vorstellung vom Teufel im enganliegenden roten Kostüm zu verbreiten, um so den Glauben an die Existenz böser Geister als für das moderne Bewusstsein unzumutbar erscheinen zu lassen.

In insgesamt 31 lehrbriefartigen Schreiben antwortet Screwtape auf die pflichtmäßig vorgelegten Berichte seines untergebenen Neffen, in denen dieser ihn von seinen Erfolgen und Misserfolgen mit seinem „Patient“ genannten Opfer unterrichtet. Diese fiktive Innenansicht des Teufels bei der Arbeit hat sich der britische Literaturwissenschaftler Clive Staples Lewis (1898-1963) ausgedacht. Er war Professor für englische Literatur des Mittelalters und der Renaissance in Oxford und Cambridge und ist einer der bedeutendsten christlichen Erzähler, theologischen Schriftsteller und Religionsphilosophen des zwanzigsten Jahrhunderts.

„The Screwtape Letters“ erschienen zunächst 1940/1941 in Fortsetzung in einer anglikanischen Wochenzeitung, ehe sie mit großem Erfolg 1942 in Buchform auf den Markt kamen. Eine deutsche Übersetzung wurde 1944 unter dem Titel „Dämonen im Angriff” in der Schweiz veröffentlicht. Sie ist als Herder-Taschenbuch in Deutschland unter dem Titel “Dienstanweisungen für einen Unterteufel“ bis heute erhältlich. Diese subtile Offenlegung der Psychologie der Verführung ist ein Klassiker der geistlichen Literatur. Allerdings wird das Büchlein auch wegen der für Lewis charakteristischen untrennbaren Verbindung von Ernst und Humor nach wie vor sehr unterschätzt.

Leider fehlt in der deutschsprachigen Ausgabe bis heute das Vorwort, das Lewis 1960 für die erste englische Taschenbuchausgabe geschrieben hat. Außerdem hat Lewis dieser Ausgabe eine programmatische Ansprache von Screwtape angehängt, die dieser beim „Abschlussdinner des Versuchertrainingskurses für Jungteufel“ gehalten hat. Eine Übersetzung dieser Rede findet sich in dem Band „Streng dämokratisch zur Hölle“ als erster und Namen gebender Beitrag dieser von Lewis kurz vor seinem Tod zusammengestellten Aufsatzsammlung.

In dem nicht übersetzen Vorwort nimmt Lewis grundsätzlich zum Teufelsglauben Stellung. Entschieden lehnt er die Vorstellung eines ungeschaffenen bösen Prinzips ab, das mit dem guten Prinzip in endlosem Streit liege. Er glaubt vielmehr an Engel, geschaffene Geistwesen, von denen einige durch den Missbrauch ihres freien Willens zu Feinden Gottes geworden seien. Satan als der Anführer oder Diktator der Teufel ist für Lewis nicht das Gegenbild Gottes, sondern des Erzengels Michael. Ausdrücklich betont Lewis, dass diese Sicht mit dem Vollsinn der Heiligen Schrift und der gesamten christlichen Überlieferung übereinstimme.

Die Hölle, wie sie Lewis beschreibt, ist nach dem Vorbild der Bürokratie eines Polizeistaates oder eines Konzerns organisiert. Sie wird von absolut humorlosen und sich extrem wichtig nehmenden Beamten verwaltet. Hinter einer Fassade von Freundlichkeit und guten Manieren wird die Hölle von Angst zusammengehalten. Angetrieben vom Hunger nach menschlichen Seelen (“Für uns bedeutet der Mensch hauptsächlich ein Nahrungsmittel”) fressen sich die Teufel auch gegenseitig auf. All dies nennt Lewis Mythos und Symbol. Aber man beachte: Symbole sind für Lewis Erscheinungsweisen der Wirklichkeit, das Sichtbarwerden der Realität.


Wie der Apostel Paulus versteht auch Lewis die Dämonen als personale Wesen mit Intelligenz und Wissen. Die besondere Leistung von Lewis besteht nun allerdings darin, dass er vom Bewusstsein des modernen Menschen ausgeht. Am Beispiel seines „Patienten“ zeigt Lewis, welche Ansätze man heute dem Satan bietet, um die rettende Botschaft des Glaubens und damit das Heil zu verfehlen, um schließlich im Nichts, der Verneinung allen Seins, jeder Freude und allen Lebens zu enden. Die Screwtape-Briefe zeigen mit ihrer Innenperspektive sehr deutlich: Gut und Böse sind keine verschiedenen Güter, die zur Wahl stehen, sondern der Mensch in seiner Freiheit steht vor der Entscheidung für oder gegen das Leben. Der Teufel ist nicht das Böse, weil es nicht aus sich selbst bestehen kann, sondern nur parasitär vom Guten zehrt.

Äußerlich ist das Leben des „Patienten“ des Unterteufels Wormwood schnell erzählt: Zur Zeit der deutschen Luftangriffe auf Großbritannien, der Entstehungszeit der Briefe, findet ein junger Mann, der noch bei seiner Mutter wohnt, zur (anglikanischen) Kirche zurück. Er betet und besucht den Gottesdienst. Er verliebt sich in eine junge gebildete Christin aus dem Bildungsbürgertum, mit der er sich verlobt. Als Luftschutzhelfer findet der junge Mann bald darauf bei einem Bombenangriff den Tod. Durch eine zweite Bekehrung und den selbstlosen Kriegseinsatz kann seine Seele dem Versucher entkommen. Wormwood muss sich heftige Vorwürfe und Drohungen des Onkels anhören.

Lewis vertritt einen Heilsrealismus, der zwar mit der Möglichkeit der ewigen Verdammnis rechnet, aber zugleich an die Begrenzung der personal verstandenen bösen Mächte durch den Sieg des Erlösers glaubt. Während die optimistische nachkonziliare Katechese und Verkündigung durch das Schweigen über die Existenz des Teufels diese Glaubenswahrheit tendenziell leugnet und zahlreiche Priester und Diakone es sich zugute halten, die Absage an den Satan und den Exorzismus in der Taufliturgie wegzulassen, geht Lewis einen anderen Weg: Fiktionale Briefe über den Kampf um eine Seele machen dem Menschen seine reale Bedrohung klar und wecken ihn auf, um seine Rettung durch Christus zu ergreifen.

Hinter den 31 Briefen, die alle ungefähr die gleiche Länge haben, wird eine Art satanische Lehre über den Umgang mit dem heutigen Menschen sichtbar, die hier nur in Grundzügen angedeutet werden kann: Verwende keine Vernunftgründe gegen den Gottesglauben. Am besten ist es, wenn die Wahrheitsfrage nie gestellt wird. Es sollte immer nur um praktische Lebensfragen gehen, nie um allgemeingültige Aussagen. Stärke den Hochmut: Wer zu einer Pfarrgemeinde gehört, soll möglichst auf die Mitchristen herabschauen. Zentral ist das Thema Gebet. Bei Lewis erweist sich der Teufel als ein Experte für das geistliche Leben: Jede Distanz zu den eigenen Empfindungen ist zu unterbinden. Eine „andachtsvolle Stimmung“ sollte die Sammlung vor Gott ersetzten oder die Beobachtung der eigenen seelischen Zustände. „Lehre sie, den Wert eines jeden Gebets nach der Befriedigung einschätzen, die das von ihnen erregte Gefühl ihnen bringt.“ Zu fördern sei die Fernstenliebe bei größtmöglichem Hass auf den unmittelbaren Nachbarn. Ganz im Gegensatz zur Ethik des Aristoteles, die der Satan natürlich kennt, rät Screwtape seinem Neffen: „Alles Übertriebene, mit Ausnahme der völligen Hingabe an den Feind, ist zu unterstützen.“ Exklusive Gruppierungen in der Kirche sind wünschenswert. Abspaltungen, Sektierertum und Parteiungen ließen auf Selbstgerechtigkeit nach Innen und Hass nach Außen hoffen.

Ein anderer Weg, den Glauben zu zerstören, sei es, eine politische Meinung zum wichtigsten Teil des Glaubens zu machen. „Hast Du einmal die Welt zum Ziel seines Lebens und den Glauben zum Mittel gemacht, dann hast Du Deinen Mann beinahe gewonnen, und es ist nahezu gleichgültig, welchem weltlichen Ziel er zustrebt.“ Alle bösen Geister dienen dem gemeinsamen Kriegsziel, das darin besteht, dass am Ende „Unser-Vater-in-der-Tiefe alle anderen Wesen in sich selbst aufgesogen hat.” Dies ist das pervertierte Gegenteil der Absicht der heiligen Dreiheit, die die Welt mit Wesen erfüllt wünscht, „die mit Ihm vereint und doch von ihm unterschieden leben.”

Als hervorragenden Ausgangspunkt für den schleichenden Glaubensabfall empfiehlt Screwtape das schwache Unbehagen des „Patienten“ zu benutzen, sich von Gott abgewandt zu haben: „Erhält man solch ein Gefühl am Leben, erlaubt ihm aber nicht, unwiderstehlich zu werden, sich zu wahrer Reue zu entfalten, so birgt es eine unschätzbare Tendenz in sich: Es erhöht das Widerstreben des Patienten, an den Feind zu denken. In irgendeiner Form findet sich diese Abneigung zu fast allen Zeiten bei allen Menschen. Wenn aber der Gedanke an Ihn auch noch bedeutet, dass ihnen dabei eine undeutliche Wolke halb unbewusster Schuld deutlicher sichtbar und spürbar wird, dann steigert sich dieses Widerstreben um das Zehnfache. Sie lassen dann jede Vorstellung, die an Ihn erinnert …“

Wichtig sei, den „Patienten“ in der Zukunft leben zu lassen: Fortschrittsglaube, Evolutionismus, Humanismus und Kommunismus werden darum von der Hölle unterstützt. Zu bestärken sei das Empfinden, benachteiligt zu werden und nicht zu bekommen, was einem rechtmäßig zusteht. Sich in einen Engel des Lichts zu verwandeln, bedeutet für den Teufel etwa, seinen Patienten im Einsatz für soziale Gerechtigkeit zu bestärken, um ihn aber dann soweit zu bringen, dass er sein Christsein nur noch als Mittel zur Durchsetzung sozialer Reformen versteht. „Setze an die Stelle des eigentlichen Glaubens eine Mode mit einer christlichen Färbung.“

In diesen Zusammenhang gehört auch die Förderung des geschichtswissenschaftlichen Standpunkts. Nach dieser Lehre sei es unwissenschaftlich und unkritisch, einen überlieferten Text so zu lesen, als hätte er mir heute eine Wahrheit mitzuteilen. Auch das Handeln sollte nicht von der Frage der Sinnhaftigkeit oder Vernünftigkeit eines Vorhabens bestimmt werden. Wenn vernünftige Kriterien durch Begriffe wie fortschrittlich, zukunftsorientiert, modern oder zeitgemäß ersetzt worden sind, „geben sie uns die beste Gelegenheit, uns einzumischen und sie zu einer Handlungsweise zu veranlassen, die wir für sie entschieden haben.“ Unter den Tugenden sei besonders die Tapferkeit zu bekämpfen. Jede sittliche Frage führt zu einer Entscheidung, die durchzutragen Tapferkeit erfordert: „Pilatus war barmherzig, bis es gefährlich wurde.“

In der später angehängten Rede von Screwtape vor den Jungteufeln spiegelt sich die Sicht von Lewis auf die moderne Massengesellschaft und ihre Populärkultur wider. Heute genüge es, sagt der Teufel, Filmstars oder Sänger zu verführen - nach dem Motto: „Fang den Leithammel, und die ganze Herde kommt hinterher.“ Genüsslich spricht Screwtape in seinem Vortrag auch die nur allzu bittere Wahrheit aus: „Die zarte Blume der Gottlosigkeit gedeiht am Besten in unmittelbarer Nähe des Heiligen. Nirgends sind unsere Verssuchungen erfolgreicher als auf den Stufen des Altars.”

In dem umfangreichen erzählerischen Werk von Lewis (dreizehn Bände Erzählungen und Romane) spielt das Thema der Auseinandersetzung zwischen Gut und Böse eine zentrale Rolle. In den Science-Fiktion-Romanen der „Perelandra- Trilogie” („Jenseits des schweigenden Sterns”, „Perelandra oder Der Sündenfall findet nicht statt“ und „Die böse Macht oder Nicht gegen Fleisch und Blut“) werden die Realität des Bösen, das Wesen der Versuchung und die Notwendigkeit der klaren Entscheidung in einer spannenden, in den Kosmos ausgreifenden Handlung erfahrbar gemacht. In dem von Lewis als „Traumerzählung“ bezeichneten Werk „Die große Scheidung“ (erschienen 1945) beschreibt der Ich-Erzähler seine Busreise aus einer Art Vorhölle oder Purgatorium, wo es wie in einer trostlosen und grauen Vorstadt aussieht, in den Himmel oder eine Art Vorhimmel. Hier wird den Reisenden die Chance zu einer Bekehrung und dadurch endgültigen Entscheidung zwischen Himmel und Hölle angeboten. Lewis diskutiert in diesem Roman die Themen: mögliche ewige Verdammnis, Fegfeuer und ob nach dem Tod noch eine Bekehrung möglich ist. Ein liberaler anglikanischer Bischof, der weder an die Auferstehung noch an die Hölle glaubt, aus der er geradewegs kommt, fährt wieder zurück in die Hölle, um dort weiter Vorträge zu halten („Am Ende gibt es nur zwei Arten von Menschen: Die, die zu Gott sagen: ,Dein Wille geschehe’, und die, zu denen Gott am Ende sagt: ,Dein Wille geschehe’“).

Auch in den sieben Fantasy-Romanen der „Chroniken von Narnia“ geht es darum, die Waffen des Lichtes zu ergreifen und entschieden gegen die Macht des Bösen anzukämpfen. Die Bedeutung der Tugenden, die Mitwirkung des Menschen an seiner Heilsverwirklichung, die Notwendigkeit der Erlösung und die Wirklichkeit des stellvertretenden Sühnetodes sind nur einige der zentralen Inhalte der Handlung.

Auch in seinen katechetischen und religionsphilosophischen Publikationen klärt Lewis über die Bedeutung des Bösen in der Welt auf. Ganz direkt zur Sache geht es in einer Ansprache über „Studium in Kriegszeiten“, die er während des Zweiten Weltkrieges vor Studenten gehalten hat: „…viele klügere und bessere Christen als ich erwähnen Himmel und Hölle heutzutage nicht gern, nicht einmal auf der Kanzel. Ich weiß auch, dass beinahe alle Hinweise auf diese Angelegenheit im Neuen Testament aus einer einzigen Quelle stammen. Aber diese Quelle ist unser Herr selbst. Die Leute werden ihnen sagen, es sei Paulus, aber das ist nicht wahr. Diese überwältigenden Lehren haben ihren Ursprung beim Herrn. Wir können sie nicht aus der Lehre Christi oder seiner Kirche entfernen. Wenn wir sie nicht glauben, so ist unsere Anwesenheit in dieser Kirche ein Gaukelspiel. Glauben wir sie, müssen wir ab und zu unsere Prüderie überwinden und sie beim Namen nennen” (aus: „Was der Laie blökt. Christliche Diagnosen“).

Zur gleichen Zeit wie die Srewtape-Briefe hat Lewis in Radiovorträgen seine Einführung in das Christentum vorgetragen. Diese Ansprachen, unter dem Titel „Mere Christianity“ (deutscher Titel: „Pardon ich bin Christ“) veröffentlicht, enthalten die umfangreichsten theologischen Aussagen von Lewis über die Existenz des Satans und die Hölle. Darin kritisiert Lewis „das verwässerte Christentum, das uns sagt, es gebe einen guten Gott im Himmel und damit sei alles in schönster Ordnung, und das alle die schwierigen und furchterregenden Lehren von der Sünde, der Hölle, dem Teufel und der Erlösung beiseite lässt“. Über das Wesen des Bösen und über die theologische Bedeutung des Engelssturzes heißt es: „Um schlecht zu sein, muss die Macht des Bösen existieren, muss sie Verstand und Willen besitzen. Existenz, Verstand und Wille aber sind an sich gut. Also muss sie dieses von der Macht des Guten empfangen haben. Um überhaupt schlecht sein zu können, muss sie bei ihrem Widersacher borgen, oder ihn sogar bestehlen. Verstehen wir jetzt, warum das Christentum schon immer behauptet hat, der Teufel sei ein gefallener Engel? Das ist kein Ammenmärchen. Dahinter steht die Erkenntnis, dass das Böse ein Schmarotzer, nicht etwas Ursprüngliches ist. Die Kräfte, die es dem Bösen ermöglichen, böse zu sein, sind ihm vom Guten gegeben.“

In den Radioansprachen findet sich auch die Grundkonstellation, nach der die Versuchungsgeschichte in den „Letters“ von Lewis aufgebaut wurde: Lewis hält es für Realität, „dass wir jedes Mal, wenn wir eine Entscheidung treffen, den innersten Kern unseres Wesens ein klein wenig verändern. Und wenn wir unser ganzes Leben betrachten, mit den unzähligen Entscheidungen, die wir zu treffen haben, dann bedeutet das, dass wir diesen innersten Kern unser ganzes Leben lang ganz allmählich verwandeln, entweder in etwas Himmlisches oder in etwas Teuflisches; entweder in ein Geschöpf, das in Harmonie lebt mit Gott, mit den anderen und mit sich selbst, oder aber in ein Wesen, das mit Gott, mit der Welt und mit sich selbst im Kriegszustand lebt. Das eine ist der Himmel, ist Freude und Friede, Wissen und Macht. Das andere dagegen ist Wahnsinn, Grauen, Dummheit, Wut, Ohnmacht und ewige Einsamkeit. Jeder von uns entwickelt sich in jedem Augenblick auf den einen oder anderen Zustand hin.” Darum lehrt der Oberteufel den Unterteufel in den „Briefen“: „Der sicherste Weg zur Hölle ist der allmähliche - der sanfte Hang, angenehm für die Füße, ohne plötzliche Kurven, ohne Meilensteine, ohne Wegweiser.“

Im achten Kapitel seiner erst 1966 aus dem Nachlass veröffentlichten Studie „The Problem of Pain“ (deutsch: „Über den Schmerz“) schreibt Lewis erneut über die Hölle: „Die Hölle aber ist nicht für den Menschen gemacht. Sie ist in keinem Sinne eine Entsprechung zum Himmel; sie ist ,die Finsternis draußen’, der äußerste Rand, wo das Sein ins Nichtsein verblasst.“ Dort steht auch die deutliche Warnung: „Bei allen Erörterungen über die Hölle müssen wir uns ständig vor Augen halten, dass sie wahrhaft möglich ist - nicht für unsere Feinde, auch nicht für unsere Freunde (beide trüben den klaren Blick der Vernunft), nein: für uns selbst.”
Lewis hat die Srewtape-Briefe seinem Freund, Professor J. R. R. Tolkien (1892-1973) gewidmet. Tolkien, gläubiger katholischer Christ und im Geiste von Kardinal John Henry Newman erzogen, hatte einen bedeutsamen Anteil an der Bekehrung von Lewis. Lewis seinerseits hat durch beständige jahrelange Ermutigung großen Anteil daran, dass Tolkien sein monumentales literarisches Hauptwerk „The Lord of the Rings“ (deutsch „Der Herr der Ringe“, erschienen 1954 bis 1955) überhaupt abgeschlossen hat. Im „Herrn der Ringe“ geht es - wie im Gesamtwerk von Lewis - in der Auseinandersetzung mit den bösen Mächten um die Entscheidung für das Leben und das Sein oder für die kollektive Versklavung und den ewigen Tod. Beide, Lewis und Tolkien, erneuerten etwas für das Christsein Unverzichtbares, das die christliche Tradition die Unterscheidung der Geister genannt.

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