Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Bistum Trier entlässt AFD-Landtagsabgeordneten Schaufert aus einem Kirchengremium
  2. Das Leben des Menschen ist schutzwürdig oder doch nicht?
  3. Deutsche Jugend: GRÜNE PFUI, AFD HUI?
  4. Erzdiözese Wien: Lediglich 7,5 Prozent der Kirchenmitglieder besuchen die Hl. Messe
  5. Nur 4 deutsche Bistümer sagen NEIN zum 'Synodalen Irrweg/Ausschuss'
  6. Werden Sie Schutzengerl für kath.net für mindestens 2024 und 2025!
  7. ,Ich habe Pornographie gemacht – jetzt mache ich Rosenkränze!‘
  8. Großes Interesse an Taylor Swift-Gottesdienst in Heidelberg
  9. Erzbistum Hamburg verliert 2023 Millionen Euro durch Mitgliederschwund
  10. Eine kleine Nachbetrachtung zu einer Konferenz in Brüssel
  11. Höchstgericht entscheidet über Bibel-Tweet von Ex-Ministerin Räsänen
  12. ,Besorgniserregend': Neue Studie über muslimische Schüler
  13. Kardinal Parolin: Es wird keine Kehrtwende in der Kirche geben
  14. Vatikan: Religionsfreiheit durch Urteil gegen Kardinal bedroht
  15. Klarer als die Deutsche Bischofskonferenz!

Die letzten Dinge

1. November 2009 in Spirituelles, keine Lesermeinung
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


Das Tabuthema Tod mit gedecktem Apfelkuchen – von Angela Reddemann.


Rom (www.kath.net/ Zenit)
Sie wurde vor neunzig Jahren einige Tage vor Allerheiligen geboren. Dieses denkwürdige Wiegenfest sollte nun im kleinen Kreise gebührend gefeiert werden. Als Erste kam die Abgesandte der Stadt, eine Mitarbeiterin im Standesamt. Dort weiß man genau, wer auf die Welt kommt, wer wieder gegangen ist, wer heiratet, ein Kind bekommt, sich scheiden lässt - und vor allem: Dort weiß man, wie alt wer wird.

Sie hatte es geschafft, war neunzig geworden und die Blumen dufteten üppig auf dem schön gedeckten Gabentisch. Sie hatte extra die weiße Damasttischdecke gebügelt. Seit 14 Jahren lebte sie nun schon alleine. Die Kratzwunde am Arm zeugte vom letzten Versuch, die frisch gewaschenen Gardinen selbstständig über dem großen Wohnzimmerfenster aufzuhängen.

Es sei ihr doch bang gewesen in den Nachtstunden des vorausgehenden Tages, verriet sie mir. Da wäre ihr noch vor Mitternacht die bedrängende Frage gekommen, ob sie ihn wohl schaffen würde, den Weg in diesen neuen Tag hinein.

Ihre jüngere Schwester hatte es anlässlich dieses Datums gewagt, die jahrzehntelang währende „gewisse Distanz“ zu überwinden. Sie war erschienen, eine 87 jährige, elegante Dame aus München. Man merkte, dass sie sich in der Provinz wusste. Nachdem der gedeckte Apfelkuchen gut geschmeckt hatte, wagte sie die entscheidende Frage zu stellen: „Nun, weißt Du schon, Gretchen, wie Du beerdigt werden möchtest?“

Ohne die Stille auszuhalten, die sich einstellen wollte, offenbarte sie, die jüngere, kurz und bündig ihren Entscheidungsprozess. Der hatte sie von der Möglichkeit in einer kompostierbaren Urne beigesetzt zu werden, über das Ausschütten der sterblichen Überreste in Form von Asche auf Alpengipfeln, hin zur Entscheidung für ein anonymes, praktisches Urnengrab im Münchener Westfriedhof geführt. Mit ihrem rosaroten Wollpullover und ihren dunklen Knopfaugen wirkte sie sehr lebendig, als sie all das erzählte.


„Aber nein Hilde“, erklärte die Jubilarin abwehrend, „da ziehe ich einen soliden schönen Sarg vor“. Die Grabpflege könne man im Voraus für einige Zeit regeln, bekräftigte sie und suchte mit ihren Augen Fürsprecher für ihre Entscheidung. Aber so genau habe sie das noch nicht geregelt, gab sie zu.

Manchmal ängstige sie die Unklarheit dieser Letzten Dinge, die sie noch nicht festlegt habe, aber die Entscheidung fiele ihr eben nicht leicht. Viele Bekannte hatten ja 1997 am Grab ihres Gatten bemerkt, dass sie in den siebziger Jahren einen Witwer geehelicht hatte. Der ruhte jetzt bei seiner ersten Frau. Daneben wollte sie sich nun nicht betten lassen.

Hilde war schon beim nächsten Thema: „Ich habe meinen Keller schon leer geräumt. Ich bin vorbereitet. Wenn es soweit ist, hat man nicht mehr viel Arbeit mit mir – und Du Gretchen?“ “Ich mag das nicht und ich mag jetzt nicht darüber reden“, rief die Jubilarin aus.

Die Neunzigjährige reckte sich hoch: „Eine Begebenheit muss ich jetzt doch erzählen! Aber ihr dürft mich nicht missverstehen“. Vor einigen Tagen hatte sie einen Traum. Jemand war einfach in ihr Schlafzimmer gekommen. Ob durch die Tür oder von der Seite des verwaisten Bettes ihres verstorbenen Ehemannes, das wisse sie nun nicht zu sagen. Jedenfalls stand dieser Jemand einfach im Raum und habe ihr gesagt: ‚Ich komme, sie zu holen!’ Das habe ihr anfänglich die Sprache verschlagen, zudem ihr nicht klar war, wer dieser Jemand nun war. Ihr ward angst und bange, da dieser ungebetene Eindringling es ja nicht einmal für nötig hielt, sich vorstellen zu müssen.

Etwas in ihr habe sich dann aber aufgerafft, sie habe sich gefangen und fest und bestimmt gerufen: „Was wollen Sie eigentlich in meiner Wohnung? Wer hat Sie hier hereingelassen!? Machen Sie, dass Sie aus meiner Wohnung herauskommen! Geh weg von hier!“

Die Erinnerung an die nächtliche Begegnung habe sie verfolgt, gestand sie und des Nachts sei sie grübelnd aufgewacht. Nun wisse sie, wer der Unbekannte gewesen sei: „Der Tod!“, rief sie triumphierend, „und ich habe ihn weggeschickt! Er soll weggehen, habe ich zu ihm gesagt“. Ihre jüngere Schwester nickte, „genau, den Tod soll man nach Hause schicken!“ Zum ersten Male an diesem herbstlichenTag, der schon zur Neige ging, waren sich die beiden älteren Damen einig.

„Aber ehrlich, das Leben ist manchmal doch arg mühselig!“, meinte die 90 Jährige. „Nein, sagen wir es doch, wie es ist, bekräftigte die jüngere bestimmt: es ist schrecklich, wenn du einfach nicht mehr so kannst, wie du willst, es ist be ..“, brach sie ab.

Mutter Margaretha, schien aus dem Bilderrahmen zu lächeln, sodass ihre Tochter nach dem Bild ihrer Mutter griff, die ganz in Schwarz gekleidet war. „Sie war fast immer in Trauer“, rief die älteste Tochter aus „Sie musste drei ihrer elf Kinder als Erwachsene zu Grabe tragen“, erklärte die 90jährige. „Der Tod von Papa, der nach dem Krieg direkt an Lungenkrebs gestorben war, hat sie doch arg mitgenommen“, bestätigte ihre Schwester. „Ach geh, diese Ehe war bestimmt nicht ideal“, erwiderte die Frau, die den Tod weggeschickt hatte, aber dem Leben doch so arg kritisch und misstrauisch gegenüber stand.

Sie suchte in den vielen Prospekten, Zetteln und Papieren, bis sie den Pfarrbrief fand. Sie zeigte auf ihren Namen. „Gehst Du noch zur Messe“, fragte die Münchnerin. „Nein, nicht so oft, der Weg ist zu weit“. – „Warum nimmst du denn kein Taxi?“. Jetzt blieb es einige Sekunden doch still. „Ich meine doch nur. Ich gehe ja schon lange nicht mehr regelmäßig in die Kirche, obwohl ich ja eine direkt neben meiner Wohnung habe. Ich mache mir da keine Sorgen. Auf die Liebe kommt es an! Wenn ich sterbe, denke ich, dann werde ich vom Herrgott schon richtig eingeordnet“.

„Du kannst schön reden“, meinte das Geburtstagskind. „Was weiß Du schon, Du liest ja keine Kirchenzeitung!“
Ich saß mittlerweile am Schreibtisch und hatte es geschafft, kurz über meine Mobiltelefonkarte ins Internet zu gehen und meine Mails im Computer abzurufen. Mein Blick blieb an der Nachricht von Caritas Internationalis über die Opfer von Dürre und Gewalt im Sudan hängen. Dort wird niemand auf den Tod vorbereitet. Er packt einfach zu. Menschen können nichts aufräumen, sie müssen einfach um ihr nacktes Leben laufen. Ein Tod, an dem wir mitschuldig werden können.

Ich schaue auf die beiden: Der Tod wird kommen, mitten in diese Lebendigkeit hinein. Unerbittlich. Und trotzdem, auch ich schreibe weiter Tagesmeldungen, die je nach Gehalt bleiben oder morgen Schnee von gestern sind.

„Was ist mit Dir?“, fragt meine Tante. Mir kommen spontan Zeilen aus einem Gedicht von Carl Zuckmayer in den Sinn… „Alte Menschen werden manchmal wach, und wissen, dass sie sterben müssen, dann wird ihr Herz bang, denn sie wissen jeder muss sterben …und wenn sie weise sind, dann beten sie, und schlafen weiter!


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu

Eschatologie

  1. Alle sind eingeladen!
  2. Ein Abglanz der künftigen Herrlichkeit
  3. Klaiber: Der biblische Hinweis auf die Hölle ist ein Warnruf
  4. Interesse für eschatologische Fragen ist neu erwacht
  5. Das Weltgericht Gottes – eine Frohbotschaft?
  6. Das ewige Leben im Himmel wird keineswegs 'langweilig'
  7. Die Welt wird nicht durch Zufall enden
  8. ‚Sind es viele oder wenige, die gerettet werden?’
  9. ‚Der Limbus bleibt eine theologische Erklärung’
  10. Auf der Reise in die Ewigkeit







Top-15

meist-gelesen

  1. Werden Sie Schutzengerl für kath.net für mindestens 2024 und 2025!
  2. KOMMEN SIE MIT! EINMALIGE REISE - 13. Oktober 2024 in Fatima + Andalusien!
  3. ,Ich habe Pornographie gemacht – jetzt mache ich Rosenkränze!‘
  4. Eine kleine Nachbetrachtung zu einer Konferenz in Brüssel
  5. Der Mann mit Ticketnummer 2387393
  6. Das Mediennetzwerk Pontifex, gegründet 2005 als "Generation Benedikt", beendet seine Tätigkeit
  7. Nur 4 deutsche Bistümer sagen NEIN zum 'Synodalen Irrweg/Ausschuss'
  8. Bistum Trier entlässt AFD-Landtagsabgeordneten Schaufert aus einem Kirchengremium
  9. Klarer als die Deutsche Bischofskonferenz!
  10. Taylor sei mit Euch
  11. US-Präsident Biden macht Kreuzzeichen bei Pro-Abtreibungskundgebung
  12. Großes Interesse an Taylor Swift-Gottesdienst in Heidelberg
  13. Papst: Pius VII. leitete die Kirche mithilfe seiner Unterwäsche
  14. Höchstgericht entscheidet über Bibel-Tweet von Ex-Ministerin Räsänen
  15. Deutsche Jugend: GRÜNE PFUI, AFD HUI?

© 2024 kath.net | Impressum | Datenschutz