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| ![]() Tut Religion der Psyche gut?6. Mai 2009 in Spirituelles, keine Lesermeinung Der Vortrag des Psychiaters Raphael Bonelli bei der Fachtagung Liturgie und Psyche in Heiligenkreuz. Von Stefan Beig. Wien (kath.net/Zenit) Eine kollektive Zwangsneurose oder auch Kindheitsneurose war Religion für Sigmund Freud. Sie wäre Ausdruck des regressiven Wunsches nach dem Schutz eines übermächtigen Vaters, ihre Lehren Illusionen, Erfüllungen der ältesten, stärksten, dringendsten Wünsche der Menschheit; das Geheimnis ihrer Stärke ist die Stärke ihrer Wünsche. Vor rund 300 interessierten Zuhörern erläuterte Raphael Bonelli, Facharzt für Psychiatrie und psychotherapeutische Medizin, der in Wien eine Privatpraxis hat, als erster Vortragender der Tagung Liturgie und Psyche am Sonntag im Zisterzienserstift Heiligenkreuz im Wienerwald die Wechselwirkung von Psychoanalyse und Seelsorge. Die religiöse Idee eines Übervaters" ist laut dem Vater der Psychoanalyse offenkundig infantil" und wirklichkeitsfremd". Es ist optimistisch genug anzunehmen, dass die Menschheit diese neurotische Phase überwinden wird, wie so viele Kinder ihre ähnliche Neurose auswachsen. Laut Bonelli beging Freud eine Grenzüberschreitung: Es ist nicht Aufgabe der Psychotherapie in die Diskussion über die Existenz Gottes einzusteigen. Im 19. Jahrhundert habe eine Mechanisierung des Seelenapparats eingesetzt. Denker wie Feuerbach hätten Religion als Krankheit und verstaubtes Relikt aus der grauen Vorzeit angesehen, Theologie galt als unwissenschaftlich. Während sie für Freud vorrangig durch Unterdrückung der Sexualität hervorgerufen wurde, sah Alfred Adler in ihr einen Lebensirrtum durch Flucht vor den eigentlichen Aufgaben. Besonders interessant ist aus Bonellis Sicht Fritz Künkels Bestimmung der Neurose als Ichhaftigkeit, Phänomenologisch gesehen seien Neurosen durch Angst gekennzeichnet. Und C. G. Jung meinte: Religion ist unstreitig eine der frühesten und allgemeinsten Äußerungen der menschlichen Seele. Daher kommt jede Art von Psychologie (
) nicht darum herum, wenigstens die Tatsache zu beachten, dass Religion nicht nur ein soziologisches oder historisches Phänomen ist, sondern für eine große Anzahl von Menschen auch eine wichtige persönliche Angelegenheit bedeutet. Viktor Frankl sprach sogar vom unbewussten Gott bei jedem Menschen. Zwischen Seele und Psyche bestehe ein Zusammenhang, freilich kein zwingender: Moralisches Leben macht nicht immer kurzfristig glücklich, so Bonelli. Das Wohlbefinden der Psyche werde auch stark vom Körper beeinflusst. Auslöser für Neurosen sind unter anderem Hirnstoffwechsel. Das hängt ausschließlich mit dem Leib zusammen. Eine weitere Ursache könnten Traumata wie KZ-Erfahrungen oder Vergewaltigungen sein. Doch wie Helmut Hark betont, entstehen solche Vorkommnisse durch Fehlformen der Frömmigkeit. Damit wird nicht gesagt, dass die Kirche und die Religion krank machen. Ein Beispiel für Fundamentalismus und Terrorismus ist die geistliche Anleitung im Gepäck des Anführers der Attentäter vom 11. September, Mohammed Atta: Zeige keine Anzeichen von Verwirrung und nervlicher Anspannung, sondern sei froh, glücklich, heiter und zuversichtlich, weil du eine Tat ausführst, die Gott liebt und die er gutheißt. Danach wird der Tag kommen, den du mit Gottes Erlaubnis mit den schwarzäugigen Jungfrauen im Paradies verbringen wirst. Und lächle dem Tod ins Gesicht, junger Kämpfer, denn du gehst gleich in die ewigen Gärten. ( ) Du darfst nicht meinen, dass diejenigen, die um Gottes willen getötet worden sind, wirklich tot sind. Sie verdienen den Tod wirklich, sie sind ja Freunde Satans und Feinde Gottes. Der Wiener Arzt spricht hier von ichhaftem Machtmissbrauch des Namens Gottes für eigene Zwecke. Ähnlich erschreckend war das Wirkung der Movement for the Restoration of the Ten Commandments of God, die im März 2000 hunderte Anhänger während des Gottesdienstes in einer Kirche in Kanungu tötete. Oft gehen uns unsere Launen gegen den Strich. Es hilft uns, wenn wir erkennen, dass wir endliche Wesen sind, die nicht alles erreichen können, was sie wollen. Bescheidenheit, aber gleichzeitig auch Zielstrebigkeit helfen uns dabei, unsere Ziele zu erreichen. Gerade ein religiös bestimmter Tagesplan könne zur Überwindung von Launen, Selbstmitleid oder Egoismus führen. Wir sind für Gott und die Anderen da, nicht für uns selbst! Freilich gelte es nicht in Perfektionismus zu verfallen. Ordnung ist nicht das höchste Gut, nicht Selbstzweck. Schuld an den eigenen Fehlern sind immer die anderen, oft eben auch die Kirche oder die Erziehung. Egozentrik verhindert echtes inneres Wachstum, echte Verinnerlichung, echte Askese, echte Nächstenliebe, so Bonelli. Voraussetzungen für gesunde Spiritualität sind daher Sachlichkeit, Hingabe und Ordnung. Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal! ![]() LesermeinungenUm selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen. Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder. | ![]() Mehr zuRaphael Bonelli
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